Solid U-Bass aus China frisch aufs Sofa

Begonnen von stephanHW, 22. Feb 2016, 20:23:32

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema. (31 Antworten, 12.146 Aufrufe)

stephanHW

Der Mahalo MEB1 wurde in der Vergangenheit in dieser Rubrik vorgestellt, und ich mochte ihn vom ersten Augenblick. Den Körper, den Hals, den äh... Kopf, na ja gut, man kann nicht alles haben.
So richtig günstig ist er derzeit auch nicht wirklich, und da ich Pyramid, nicht jedoch so gerne Gummi spiele, würden auch noch Bastelarbeiten anfallen.

Vor einiger Zeit begegnete ich im Netz einem Solidbody U-Bass aus China, der dem Mahalo verblüffend ähnelt, und zum Geburtstag gab es kein Halten mehr, ich beschenkte mich mit diesem Instrument:



Die Kosten incl. Zoll, Einfuhrumsatzsteuer und Wegelagerei - Verzeihung - Importabwicklung durch die GDSK (ja, hätte ich selber machen können, war ich zu faul, keine Zeit, ja ja)
beliefen sich auf rund  €250,-.
Von der Bestellung bis zum Sofa dauerte die Prozedur sieben(!) Werktage. Das war beeindruckend.

Der kleine Bass entspricht in der Konstruktion und in vielen Details dem Mahalo, der Korpus ist jedoch ein flaches Brett, nicht so wunderbar gewölbt, wie beim Mahalo.
Die kantige Form trübt ein wenig den Spielkomfort. Da der Korpus jedoch insgesamt recht klein ist, kann man damit recht gut leben.
Die Gestaltung der Kopfplatte verzeiht dafür.
Das ganze Instrument ist ordentlich verarbeitet, Perfektion sucht man jedoch, wenig überraschend, vergeblich.



Im Elektronikfach sieht alles recht ordentlich aus und der Bass tönt verstärkt über alle Saiten gleichmäßig laut!
Der Vorverstärker wird von einer 9V Blockbatterie gespeist und produziert ein sehr kräftiges Signal.
Mit den drei Potis regelt man Lautstärke, Höhen- bzw. Bassanteile.
Am kleinen Phil Jones Double Four verursacht der Bass ein leises, etwas nerviges Nebengeräusch, das am Computer nicht nachvollziehbar ist.
Direkt über das Interface gespielt sind keinerlei Nebengeräusche zu hören. An den anderen Verstärkern werde ich das noch überprüfen.



Die Bundenden sind etwas scharf, nicht jedoch so, das bei ambitioniertem Spiel Hautfetzen daran hängen blieben.
Das kann man mit dem bewährten Nail-Buffer leicht entschärfen.
Dank des langen oberen Hörnchens hängt der Bass recht gut am Körper, er ist nur ein klitzekleines bisschen kopflastig, was leicht z.B. mit einem einfachen Baumwollgurt zu kompensieren ist.

Was mich am meisten irritiert, ist die fehlende Übereinstimmung zwischen Griffbrettradius und Radius am Steg.
Zwar kann man am Steg eine art Rundung erkennen, die stimmt jedoch keinesfalls mit der des Griffbrettes überein.
Das scheint bei vielen U-Bässen der Fall zu sein. Ein flaches Griffbrett, wie bei meinem akustischen Korala, scheint mir bei der verwendeten Brücke und Stegeinlage stimmiger zu sein.
Ich weiß noch nicht genau, wie ich das lösen werde, ein Ergebnis kann ich hoffentlich noch nachreichen.



Die Saitenlage ist gummibasstypisch atemberaubend hoch. So hoch, das eine ganze BMW-Isetta drunter durch passt!



Im Hinblick auf den absehbaren Saitenwechsel werde ich also Brücke und Stegeinlage bearbeiten müssen, um eine zufrieden stellende Saitenlage in Verbindung mit Pyramid-Saiten zu erreichen.
Das scheint alles machbar zu sein. Vorschläge werden gerne entgegengenommen, liebe Bastler!



Mag man diesen Solidbody Gummibass als Gummibass spielen, ist das direkt aus der Kiste mit geduldigem Stimmen und einer 9V-Batterie gut möglich.
Ich hoffe, das ich ihn mit wenig Bastelei auch mit Pyramid-Saiten gut spielbar hinbekomme.

Warum sollte man überhaupt einen Solidbody U-Bass spielen?

- Man bekommt deutlich weniger vom Piezo aufgenommene Nebengeräusche/Griffgeräusche
- Die Spielposition näher am Körper ist sehr bequem.
- Rückkopplungen sind kein Problem.
- Das Instrument ist sehr kompakt. Trotz einer Mensurlänge von 53cm passt es in eine geräumige Tenor-Tasche.

Ich freue mich auf den direkten Vergleich mit dem Mahalo. Die kleinen Unsauberkeiten in der Verarbeitung interessieren mich eigentlich nicht, aber auf die phantastische Wölbung im Korpus werde ich vermutlich immer neidisch sein.

Tuke

Danke Stephan für die schöne Beschreibung!
Bin gespannt, wie's weiter geht..
"Die Normalität ist eine gepflasterte Straße: Sie ist bequem zu gehen, aber auf ihr wachsen keine Blumen." - Vincent van Gogh

ickebins

Der sieht auf den Fotos ja sehr ordentlich aus; die fehlende Rundung kannst du ja auch gut tragen.

Ist der Korpus kräftiger, oder sieht das nur so aus? Mein Mahalo Bass wiegt etwas über 2kg, wir vergleichen demnächst mal.

allesUkeoderwas

#3
Hallo Stephan,

zuerstmal alles Gute nachträglich und Glückwunsch zum Neuerwerb!

Wie immer schöne Fottos.
Mir persönlich gefällt er besser, als der Mahalo.
Warum sollte man auch Mahalo's fälschen? Mahalo ist ja nicht grad die Rolex unter den Ukulelen.  :D
Die Hölzer (Farbe und Streifen) von Hals zu Korpus sind farblich dezenter und die Kopfplattenform finde ich persönlich auch weniger übertrieben.
Aber Geschmackssache.

Die Isetta erklärt Unwissenden endlich mal bildlich den Unterschied zwischen Brücke und Sattel.

Und nun zur Modifikation der Brücke:

1.
Um den Radius anzupassen müßtest Du die beiden äußeren weißen Plastikpinökel, die auf den Piezoplättchen sitzen wohl oder übel mit der Schlüsselfeile bearbeiten. Die Pinökel kann man dazu bei Bedarf aus der Metallschine herauspuhlen, aber Vorsicht, nicht die darunter liegenden losen Piezoplättchen vertauschen.

2.
Brücke läßt sich wie folgt absenken: Beide Schrauben mit Brücke herausschrauben. Eigendlich müßten die Schrauben aus 2 Teilen bestehen (Irgendwie muß die Spezialschraube ja durch's Holz gekommen sein) - Auseinander nehmen und von der Brücke entfernen. Brücken-Holz von unten maximal abschleifen und dann mit normalen Gewindeschrauben befestigen. Feinjustierung kann mit Unterlegscheiben erfolgen.

Auf den Klangunterschied Pyramid's elektrisch mit/ohne Resonanzkörper bin ich natürlich auch gespannt.

Und wenn die Nylonwound's inzwischen intonationsfreundlicher überarbeitet wären, gäbe es ja noch eine ganz andere Idee: Holz ausfräsen, fette/r Humbucker und die da...
http://www.ebay.de/itm/4-Einzel-String-Bass-Bridges-Brucken-Set-Schwarz-7512-/330568473277?hash=item4cf76a9abd:g:hDsAAOSw37tWCt3O
Liegt zumindest bei mir halbfertig gebastelt als Sommerprojekt auf Basis "Halbresonanz" MPM Designeruke in der Kiste.

Gruß, Jogi
Ukulelen: Nur Schrott

Guchot

Bei meinen Recherchen im Land der Chinesen ist mir dieser Bass auch aufgefallen. Schön das sich einer getraut hat :) Ich hab ja den Mahalo, von daher war kein Handlungsbedarf meinerseits vorhanden ;) Ich warte auf eine Ukulele aus dem Reich der Mitte. Wenn die da ist werde ich mich auch zu Wort melden :)

stephanHW

@Tuke: Saiten müssen noch bestellt werden, Mechaniken sind unterwegs, es wird noch etwas dauern.
Von allen Gummibässen, die ich bisher hier hatte, macht mir dieser vom Spielgefühl am meisten Spaß.
Klanglich fehlt der `akustische´ Charakter. Ob das im Ensemblespiel auffallen würde, sei dahingestellt.

@ickebins: Sollten wir bald mal machen!

@Jogi: An der Brücke werde ich mich ähnlich wie beschrieben zu schaffen machen, das müsste mit Säge und Schleifpapier gut möglich sein.
Bei radikaleren Umbauten hätte ich eher eine feste Brücke wie bei anderen Akustikbässen im Sinn.
Bugle hat bei seinem tollen Eigenbau vorgemacht, wie das gehen kann.
Auch bei Stevens oder beim Kirkland wird so eine Brücke verwendet.
So eine Lösung, für Pyramid-Saiten adäquat kompensiert, fände ich am elegantesten, bekomme ich jedoch nicht selber hin.
Ich probiere daher zunächst mal die einfachste Lösung, bevor ich den Weg zu Gary antrete.

Die Isetta ist natürlich nur ein Spaß, selbstverständlich wissen wir alle, das die Saitenlage zwischen der Oberseite des Bundstäbchens und der Unterseite der Saite gemessen wird.

@Gochot: Die Versuchung war zu groß.

ickebins

Auf die Waage hast du sie jetzt aber nicht gelegt?

stephanHW

Hallo Guido,

leider besitze ich keine Waage, ich habe aber heute im Leleland den Mahalo noch mal gesehen und würde sagen, es ist eigentlich der gleiche Korpus, jedoch ohne das Shaping. Also ist der Bass definitiv dicker und schwerer, als der Mahalo.

goldmecki

magst du vielleicht mal ein soundbeispiel einstellen ... bin doch zu neugierig, wie der solid-bass im Vergleich zu meine Kala klingt   :)
Lieben Gruß von Jutta

stephanHW

Das ist derzeit der Stand der Dinge:

Gummi ist runter, Mechaniken gewechselt und Pyramids sind noch nicht drauf, da werde ich mir voraussichtlich einen Satz wickeln lassen müssen.
Den Steg habe ich deutlich tiefer gelegt und nach einiger Zeit des Grübelns fiel es mir dann endlich wie Schuppen aus den Haaren:

Man hat die chremefarbene Plastik-Stegeinlage des Piezos falsch herum eingebaut!
Jetzt habe ich das Ding gedreht und das ganze wirkt schon etwas harmonischer, auch wenn die Radien von Griffbrett und Stegeinlage deutlich unterschiedlich sind.

Also: Im Moment weder Gummi noch Pyramid Soundbeispiele. Ich bin aber noch guter Hoffnung.

Mazarin

Jetzt aber vielleicht noch ne doofe Frage von mir: aber darf/kann man ein Saiteninstrument längere Zeit ohne Besaitung liegen lassen ohne das dem Hals was passiert, sich dieser verzieht oder so? Irgendwie hört man mal dies und mal das, aber so richtig sicher wäre ich mir da nun nicht, ohne Saiten das längere Zeit zu lassen. Wie sind da die Erfahrungen?

Guchot

Zitat von: Mazarin am 16. Mär 2016, 08:09:25
Jetzt aber vielleicht noch ne doofe Frage von mir: aber darf/kann man ein Saiteninstrument längere Zeit ohne Besaitung liegen lassen ohne das dem Hals was passiert, sich dieser verzieht oder so? Irgendwie hört man mal dies und mal das, aber so richtig sicher wäre ich mir da nun nicht, ohne Saiten das längere Zeit zu lassen. Wie sind da die Erfahrungen?

Ich würde sagen... kommt drauf an ;D Einer Westerngitarre mit 12er Stahlsaiten oder einer Mandoline, die ja durch die Saiten einen sehr starken Zug auf dem Hals haben, tut langes Liegen ohne Saiten vielleicht nicht so gut. Obwohl, Gitarren haben ja i.d.R. einen verstellbaren Halsstab mit dem man Veränderungen am Hals ausgleichen kann. Der hier abgebildete Bass hat aber durch die ab Werk augezogenen Gummisaiten einen so geringen Zug auf dem Hals das dem das völlig wurscht sein dürfte ob der mit oder ohne Saiten rumliegt. Auch bei Ukulelen würde ich persönlich mir keine Sorgen machen

stephanHW

Zitat von: Guchot am 16. Mär 2016, 08:28:52
...das dem das völlig wurscht sein dürfte ob der mit oder ohne Saiten rumliegt.
So sehe ich das auch. Der Saitenzug ist gering, die Mensur ist kurz , das Halsprofil sehr kräftig und es ist eine besonders stabile mehrstreifige Konstruktion.
Wenn du das Ding in der Hand hältst, kommst du nicht auf den Gedanken, das sich da irgendetwas verziehen könnte.
Es vermittelt sich eher das Gefühl, das man vermutlich auch ohne stabilisierenden Halsstab auskäme.
(Tatsächlich ist der ggf. zur Justage natürlich herzlich willkommen).
Das Ding fühlt sich einfach nur stabil an, jeder Jazzbass-Hals erscheint dagegen wie ein Essstäbchen.
Der Korpus vertrüge vermutlich auch problemlos Stahlsaiten.

HEiDi

Zitat von: Mazarin am 16. Mär 2016, 08:09:25
Jetzt aber vielleicht noch ne doofe Frage von mir: aber darf/kann man ein Saiteninstrument längere Zeit ohne Besaitung liegen lassen ohne das dem Hals was passiert, sich dieser verzieht oder so? Irgendwie hört man mal dies und mal das, aber so richtig sicher wäre ich mir da nun nicht, ohne Saiten das längere Zeit zu lassen. Wie sind da die Erfahrungen?

Also, der Geigenbauer, den wir mal vom Neujahrs-Ukulelentreffen in Langerringen aus besucht haben,
erklärte uns damals, das sei nur bei Streichinstrumenten gefährlich.
Bei Zupfinstrumenten dürfe man ruhig alle Saiten gleichzeitig entfernen und sie auch eine Zeit lang so lassen.

Meiner Plastik-Carnival-Ukulele tat das sogar ganz gut: In ein paar Wochen ohne Saiten wurde die bedrohlich
gewölbte Decke wieder hübsch glatt, so dass die neuen Saiten (mit geringerer Spannung) sie nicht gleich wieder
verbeulen konnten. :-)
Aber bei Plastik ist das sicher nochmal etwas anderes als bei Holz - und vor allem einem Solid-Instrument wie
diesem Bass sollte das überhaupt nichts ausmachen.
HEiDi mit MAjA, UkuLily & wir_holen_den_cup

Mazarin

Ok, dann vielen Dank an alle informativen Antworten. Man sieht aber halt auch immer mal z.b. bei YouTube Videos, wo sogar beim Saitenwechsel angeranten wird, nur jede Saiten einzeln zu tauschen und niemals alle komplett abzunehmen. Und bei so einem Saitensatzwechsel reden wir ja von paar Minuten. Daher meine Unsicherheit. Und auch öfters kann man sowas in Büchern lesen und dann ist das sogar egal, ob es sich um eine E-Gitarre, Aktustikgitarre oder Ukulele oder was auch immer handelt. Daher bezog sich meine Frage garnicht EXAKT auf das hier besprochene Instrument, sondern das war gerade die passende Gelegenheit, wenn schon eines saitenlos abgebildet ist.

Aber dann kann ich ja zukünftig beruhigt sein.

Vielen Dank also für die zahlreichen Rückmeldungen!

Ulrike