Meine Urlaubs- Ukulele

Begonnen von Hummel, 30. Jul 2017, 11:07:17

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Hummel

Da mir meine palisanderlosen Customs zu edel für eine Urlaubsuke sind bin ich mal auf die Suche gegangen was es da standardmäßig gibt. Günstig, robust und spielbar. Erster Gedanke war eine Plaste. Die echten Outdoor- Ukulelen gibt es hier aber nicht direkt und die anderen Exemplare erschienen mir doch eher naja.
Das einzige was ich fand war die Pro- Natura Silver Series. Die wurde hier schon mal angesprochen. Klangbeispiele fand ich im Net nur für die Gitarren und für die Bariton- Ukulele. Die Bariton- mit Living -Water - Saiten klang gar nicht schlecht.
Da ich mir noch nie eine Uke aus der Bucht gefischt oder in den unendlichen Weiten des WWW erbeutet habe war ich schon unsicher.
Zum Verkauf angeboten wurden nur Sopran und Bariton. Sopran habe ich schon genug, will nicht noch eine. Bariton habe ich gar nicht auf dem Schirm.
Bliebe noch Konzert und Tenor. Konzert fand ich nirgendwo, Tenor nur selten und war dann meist schon aus, bzw gerade nicht im Angebot.
Das machte mich schon nachdenklich. Sind das Geheimtipps die immer gleich weg sind oder solche Gurken dass die gar nicht mehr produziert werden? Schließlich war noch eine stark herabgesetzte Tenor als B- Ware über Musikhaus Korn zu beziehen.
Also los.

Hummel

Vorab: alle Abbildungen im Net bei Tenor und Sopran sahen gleich aus. 
Als Stimmung wurde angegeben adfish bzw bei Bariton halt Klampfenstimmung.
Saiten bei allen Pro Natura - Instrumenten Savarez bzw Hannabach.
Hier die beim Händler angegeben Daten zu meinem Imstrument.
    Decke: Fichte, massiv
    Boden & Zargen: Walnuss
    Mensur: 404 mm
    Gesamtlänge: 630 mm
    Sattelbreite: 34 mm
    Halsbreite am Hals-Korpusübergang: 44 mm
    Kopfplattenauflage: Walnuss
    Schallloch-Holzeinlagen
    Hals: Ahorn, 17 Bünde
    Griffbrett & Steg: Akazie
    Mechanik: Kluson-style
    Stimmung: g, c´, e´, f´
    Lackierung: Seidenmatt

Übrigens ist meine dann nur 61 cm lang, das Griffbrett geht am 12. Bund in den Korpus über und endet kurz vorm Schallloch. Wie man die verbliebenen Bünde ohen Cutaway vernünftig bespielen soll weiß ich nicht aber da turne ich sowieso nicht ständig herum.
Die Angabe der Stimmung hielt ich schlicht für einen Druckfehler.
Selbiges war ein Denkfehler.

Hummel

#2
Ich drückte auf bestellen und es ging los.
Die Bestätigungsemail kam  prompt mit der Bitte mich zu melden falls die Lieferung nicht innerhalb 3 Tage da sei. Ich rief aber gleich an fragte nach einem Konzert- Modell. Da wusste aber niemand von. Vielleicht gab es gar keins (mehr). Ich muss sagen, das ist ein super netter hilfsbereiter Service, auch bei meinen folgenden Kontakten.
In den 3 Tagen sorgte ich für Staubtuch, Griffbrettöl, supersanfte Saiten falls sie doch mehr "B" als erwartet sein sollte und suchte ihr ein schönes urlaubs- und wandertaugliches Gigbag aus. Freute mich und sorgte mich, stellte mir die schrecklichsten Dinge vor. Eingefallene Decke, schiefe Brücke, Risse in der Fichte usw.
Als sie kam- Erleichterung.
Die  Gebrauchsspuren waren wirklich nur kleine oberflächliche Dings und Dongs. Die Fichtendecke ist einteilig, etwas dunkler als auf den Abbildungen, entweder leicht gebeizt oder schon natürlich nachgedunkelt. Keine beeindruckende Maserung aber das macht dem Klang ja nix. Bei Boden und Zarge ist das Laminat aussen hüsch gemasert und innen ist auch Nussbaum. Griffbrett mitsamt Bundstäbchen ohne Fehl und Tadel wie überhaupt alle metallenen und hölzernen Bestandteile. Super- sauber gearbeitet und offensichtlich beim Händler auch bei guter Temperatur und Luftfeuchtigkeit aufbewahrt. Da wo die Decke aufliegt kein Binding , dort wo Zargen und Boden - beide zweiteilig- aufeinandertreffen ein ganz schmales perfekt eingefügtes helles Holz-Binding.

Hummel

Aber dann!
Sattel und Stegeinlage sind aus einem speziellen Kunststoff Bentonit oder Bontonit oder so ähnlich. Es  soll die Qualität und das Aussehen von Knochen nachahmen. Sieht fast wie Knochen aus, fühlt sich angenehmer an als andere Kunststoffdinger. Sattel gut, vielleicht werde ich beim nächsten Saitenwechsel noch ein bisschen nachschleifen. Stegeinlage grottigst! Sie kam mir beim Abnehmen der Saiten gleich entgegen, sie war etwas kürzer als der dafür vorgesehene Schlitz, unten total unregelmäßig riefig wie schlechter Wellenschliif. Oben extrem stark angeschrägt, huppelig, und riefig.
Zu den Saiten: sie war tatsächlich in einer Art Low- Stimmung ich schätze es sollte eine Adfish sein. d bis h helle Plastikschnüre, die so steif waren, dass sie leichte  Abdrücke in Stegeinlage und Brücke hinterlassen hatten, die Low - Saite irgendwas leicht Angerostetes. Bei Querschnittsbetrachtung wohl kein umsponnenes Nylon sondern wirklich rein Metall. Sie passte ganz knapp auf die Mechanik mit nur einer Umdrehung.
Die einzige Erklärung die mir einfiel war, dass jemand da total laienhaft versucht hat, auf Low zu stimmen und dabei gleich die Stegeinlage passend bzw total unpassend anzuschrägen für die  Low- Saite. Brücke und Stegeinlage jedenfalls hatten gepflegte Abdrücke.
Das wären für mich dann  keine leichten Gebrauchsspuren mehr sondern Ukenschändung. Und das Thema Bundreinheit lasse ich mal aussen vor.
Also rief ich schon leicht auf Dampf den Kundendienst an, teilte mit, dass ich das Teil behalte und mir die Einlage zurechtschleifen oder erneuern würde aber die Sache mit der Metallsaite und der Stegeinlage nicht toll finde und  nirgends so eine Stimmung finde für Tenor und dass da auch definitiv keine Metallsaiten draufgehören und überhaupt und tschüss. Der Service konnte das auch nicht nachvollziehen und wollte bei der Filiale nachfragen aus der die Uke kam.
Ich dachte eigentlich , die sind froh, dass sie die Uke trotzdem an mich losgeworden sind und melden sich nie wieder.


Hummel

So war es aber nicht . Noch am gleichen Abend während ich an der Uke rumwerkelte kam eine sehr freundliche und ausführliche Mail samt Beweisfoddo der Tenor - Uken wie sie vom Werk geliefert werden.
Erst mal haben sie sich ganz freundlich für das Missverständnis entschuldigt und erklärt dass die Tenöre tatsächlich ab Werk in Low ausgeliefert werden und zwar mit umsponnenen Saiten oder auch Stahlsaiten. Wer die andere Stimmung möchte zieht eben die entsprechenden Saiten auf.
Ich habe dann auch entsprechend geantwortet, dass eine umsponnene Low Saite für mich nicht so das Problem gewesen wäre sondern die Stahlsaite mit der verhunzten Stegeinlage und die seltsame Angabe zur Stimmung. Aber das liegt ja beim Werk und nicht beim Händler.  Ich konnte ihnen sagen dass es der Uke beim Musikhaus wohl gut gegangen ist und alles paletti.
Jetzt aber mal wieder zur Uke.

Hummel

#5
Maßnahmen- Saiten runter, staubwedeln, Griffbrett ölen erst mal ganz liebe Saiten drauf, die D'addario Supernyltecs, die ich auch zur Zeit auf meinem Brüko- Ahörnchen habe. Stegeinlage raus, sauber geschliffen und oben die Schräge fast ganz weg, immer wieder probiert bis zufrieden. Die Saitenlage ist jetzt für mich recht tief, aber angenehm zu spielen, die Uke ist komplett bundrein und nirgends ein Dead Spot zu hören. Klang ist in Ordnung, ich denke der wird bei Fichte noch besser, wenn sie länger gespielt wird. Auf Dauer möchte ich Fluor- Carbon und vielleicht wirklich mal Low, das hat ihr ja an sich nicht schlecht gestanden.

Hummel

#6
Fazit
Es hat sich gelohnt- ich mag die klein geratene Große, komme mit dem größeren Griffbrett auch besser klar als befürchtet.
Das Instrument an sich ist schön gemacht, aber von vornherein in Low auszuliefern und dabei auch schon mal zur reinen Stahlsaite zu greifen ist in meinen Augen keine gute Idee weder für die Uke noch für's Marketing. Was nun genau als Stimmung angepeilt war- keine Ahnung auch wurscht. 
Händler Musikhaus Korn finde ich supersympathisch. Der schon am Anfang mitgeschickte Gutschein gleicht die Kosten für neue Saiten und Schmirgelpapier aus.  ;)
Zur Herkunft ist nur Europa angegeben aber Gerüchte gehen in Richtung Rumänien zu einer Adresse die mit H anfängt.
Fotos kommen mal in nächster Zeit.

ukemouse

Ich hatte schon mal so ein Teil in der Hand, allerdings eine Sopran.

Mein Tip: Druck dir irgendwas offizielles aus, aus welchen Materialien die gebaut ist. Zöllner sind keine Holzprofis und werden sicher nicht erst nachforschen. Und da Griffbrett und Steg doch sehr nach Palisander aussehen für Laien, könnten die auf dumme Ideen kommen.

Ich fahr ja in die Schweiz und die geben vor, daß man für Instrumente möglichst eine Bescheinigung mitbringen sollte, wo die verbauten Hölzer aufgeführt sind. Ich hab mir das auch, obwohl ja nix dunkles verbaut ist, auf die Rechnung schreiben lassen. Hat Hr. Pfeiffer auch gemacht, wirklich toll.

Normal soll man ja bei den meisten Ländern ja eh eine gewisses Gewicht an Palisander mitnehmen können. Erstens verlasse ich mich da aber nicht drauf und zweitens habe ich gelesen, daß die Schweiz das nicht mitmacht. Ob das nun stimmt oder nicht......echt ich war es so leid mich darüber zu informieren, daß es mir lieber war mir ne Uke bauen zu lassen. Und hätte ich nicht noch meine Sonderwünsche einbauen lassen, dann wär es wegen dem Steg mit Stegeinlage nur 10,- mehr als ne Standard Uke geworden.
Ich habe da gar nicht überlegt, da kam nur ne Brüko in Frage.......
Und mal ehrlich, wir sind doch froh über jeden Grund ne neue Uke anzuschaffen/anschaffen zu müssen.  ;)

Hummel

#8
Das mit den europäischen Hölzern steht sogar innen drin auf dem Aufkleber. Die Brücke ist eindeutig Akazie, das sieht man eigentlich aber beim Griffbrett könntest du recht haben mit der Ähnlichkeit. Jedenfalls danke für den Tipp. Welchen Eindruck hattest du denn von der Sopran?
Und kennt jemand diese g 'c 'e 'f - Stimmung?

ukemouse

#9
Das ist ja praktisch, daß das drin steht. Ich hatte auch mal eine 3/4 Gitarre in der Hand, aus dieser Serie. Da fand ich ganz toll.
Die Sopran allerdings weniger. Die war etwas leise und gar nicht mein Fall.
Für mich persönlich käme sowieso keine Uke mit Fichtendecke als Reise-Uke in frage. Ich brauch was stabiles, da ich mit Bus oder Bahn reise und ich keine Lust habe auf die Uke wie ein rohes Ei aufzupassen. OK, mit Koffer würde das gehen, aber ich schlepp sicher nicht auch noch nen Ukekoffer mit, ich muß ja umsteigen, das Zeug länger schleppen usw. daher geht auch nur Uke.

ukemouse

#10
Ich hab mal geguckt. Mit der Hora ist sie dann aber wohl nicht baugleich (ich denke mit H war Hora gemeint), denn die hat ein Palisander Griffbrett und Steg.
Dafür gibt es die als Konzert guck,
http://www.ebay.de/itm/HORA-Walnut-Konzert-Ukulele-Massivholz-Fichtendecke-made-in-Europe-/401019388297?hash=item5d5e9e4189:g:uscAAOSwI-BWMkOR

Ich hab übrigens grade gesehen, daß die Sopran wohl etwas verändert wurde. Ich habe die gespielt
https://www.musik-steinbach.de/Zupfinstrumente/Ukulelen-sale/Pro-Natura-Sopranukulele-Silver-Series-512895-Fichtendecke-massiv-natur-ABVERKAUF.html#.WX3LqylpzIV 
Andere Mechaiken, Binding und wer weiß was noch geändert wurde.

Die neue sieht ja so aus
https://www.musikhaus-korn.de/de/pro-natura-silver-series-made-in-europe-sopran-ukulele/pd/47800

Hummel

#11
Die ganz unten ist die kleine Schwester von meiner. Der Gag: jetzt wo ich weiß worauf ich achten muss kann man zumindest ahnen, dass die eine Saite etwas anders aussieht. Aber aucg dann wäre ich nicht reine Metallsaite gekommen höchstens umwunden, weil ich mir das einfach nicht vorstellen könnte ausser halt bei diesen Jazz- Instrumenten. Die Fichtendecke ist natürlich nicht so toll für Bus und Bahn, aber bei uns geht es um Autofahren und wandern. Und ausserdem gab es nur die und ganz ausserdem lechze ich heimlich nach Fichte und sie hat mich irgendwie an meine erste Gitarre erinnert. Eine 3/4, die mit einem Schlitten und einem Plüschtier unterm Weihnachtsbaum lag.
Noch 2 Sachen: Größenvergleich sie ist tatsächlich kleiner als die Ortegas. Das kommt wohl davon, dass die am 14ten in den Korpus übergehen und einen sehr ausgeprägten Kopf haben mit dem Ortega- Logo. Sie passen auch kaum in ein normales Konzertgigbag.
Noch was Seltsames: die Mechaniken haben vorne 2 Löcher. Auf den Bildern ist unten eingefädelt und nach oben  gewickelt. Ich habe mal beide Varianten ausprobiert und beide funzen.

ukemouse

Zitat von: Hummel am 30. Jul 2017, 19:46:11
Größenvergleich sie ist tatsächlich kleiner als die Ortegas. Das kommt wohl davon, dass die am 14ten in den Korpus übergehen und einen sehr ausgeprägten Kopf haben mit dem Ortega- Logo. Sie passen auch kaum in ein normales Konzertgigbag.
Noch was Seltsames: die Mechaniken haben vorne 2 Löcher. Auf den Bildern ist unten eingefädelt und nach oben  gewickelt. Ich habe mal beide Varianten ausprobiert und beide funzen.

Ach die Urlaubs-Uke ist jetzt doch ne Konzert? Ich dachte die ist eine Tenor. Du mußt echt Fotos mit einstellen  ;D

Die Mechaniken mit den 2 Löchern sind eigentlich nichts seltsames, die Mechaniken können dann eben an Flachkopf oder an Fensterkopf verbaut werden, da passen dann nämlich die Löcher in den Wellen von Flachkopf nicht.
Ich würde, egal welches Loch du benutzt, immer nach unten wickeln.....Einfach weil dann weniger Zug auf dem Zahnrad ist.....Thema Hebelwirkung....Weiter oben=längerer Hebel= mehr Kraft....
Auch wenn das nur so wenig Unterschied ist, ich hab da auch mal nicht drüber nachgedacht und hatte dann nach längerer Zeit ausgeschlagene Wellen, die wackelten wie Lämmerschwanz und waren auch nicht mehr festzudrehen. Seitdem wickel ich nach unten und es war nie wieder was.
Wer soll denn bitte darauf kommen, daß da bei derm kurzen Weg was passieren könnte? Naja hinterher ist man immer schlauer

Hummel

Sie ist eine Tenor! Hat auch einen entsprechend großen Korpus und die Mensur . Aber durch die schlichte Kopfplatte und dadurch dass das Grifffbrett am 12ten in den Korpus übergeht ist sie tatsächlich 1 cm kleiner als die Ortega Konzertanten. Die haben mal eben 62 cm Gesamtlänge. Das ist für Konzert reichlich. In Gigbags die nicht von Ortega sind passen sie so gerade eben.
Fotos gibt es sobald ein Kind mit knipstauglichem Handy kommt.
Jetzt ist alles erst mal gut, Saiten haben sich gesetzt und sie liegt zufrieden in ihrem Gigbag. Ich muss mich mal wieder den Brükos zuwenden sonst fühlen die sich vernachlässigt.

ukemouse

Zitat von: Hummel am 31. Jul 2017, 20:29:30
Ich muss mich mal wieder den Brükos zuwenden sonst fühlen die sich vernachlässigt.

Hihi, hier ist es momentan umgekehrt. Ich glaube meine Hamano weint schon leise vor sich hin. Bevor die Brüko hier einzog, war sie diejenige die ich immer als erste gegriffen habe......
Ich krieg die Woche eine RUACA zum Testen. Bin schon neugierig. Das ist wohl aber eine Tenor. Mein Kollege war sich nicht sicher, die gehört seinem Sohn und er kennt sich nicht aus. Leider ist der Kollege grad beruflich in der Türkei. Ich glaub Mittwoch oder Donnerstag kommt er wieder.....