Was ist das für eine Sopran Ukulele?

Begonnen von Claudilele, 01. Aug 2017, 17:26:45

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kiwidjango

...nö,...wegen der Konstruktion und Holzart. Ordentlicher Hersteller arbeitet mit
Bodenzettel.
Gruß aus der Werkstatt

Claudilele

#16
Zitat von: kiwidjango am 02. Aug 2017, 18:19:42
Schade, daß man auf den beiden Fotos die Holzstruktur nicht recht erkennen kann.

Könntest du  vielleicht eines machen, wo man die Perspektive  "schräg von oben auf Decke(Boden)/ Zargen sehen könnte?

Die Reifchen ( so heißt die Aufdopplung) der Zarge, die die Leimfläche von Zarge zu Decke und Boden bilden gibt es in vielen Formen:
https://shop.rall-online.net/Tonholz/Reifchen.
Oft auch aus 2-3mm Massivmaterial gebogen. Hat den Vorteil , daß der Schall im Inneren nicht von den Schlitzen gebrochen( diffus) wird. Hat den Nachteil des Vorbiegens des Spans...bei eingeschnittenen Reifchen, egal ob normal oder reverse, kann man sich das Biegen sparen...dafür muss man aber per Hand oder mittels 1,5 mm Sägeblatt maschinell die Leiste hunderte Mal einschneiden.

Die frühen span. Gitarrenbauer haben auch einzelne Klötzchen aus Dreieckleisten eingeleimt. Kann man dann machen, wenn kein breites
Binding die Stelle später schwächt. Manche schwarzen Bindings sind auch bei günstigen Produktionen ein Tuschestrich.

Die wenigen(nicht mehr vorhandenen) Boden und Deckenleisten könnten sogar ein Indiz für eine Sperrholzkonstruktion sein. Da muss man nicht
viel gegen ein evtl. Reißen von Massivholz tun....aber: nur eine Vermutung.

Gruß aus der Werkstatt....

Aaaah, danke für die fachliche Aufklärung, sehr interessant - der deutsche Begriff war mir bislang keiner!  8)

Das Binding ist in diesem Fall kein Tuschestrich, sondern ein echtes Binding, das sich von Zarge und Decke leicht absetzt. Das Holz von Decke und Zargen ist laut Maserung eindeutig massiv und laut meinem Freund (Kunsthandwerker) handelt es sich um Mahagoni.

Mehr Leisten als diese Sopran-Ukulele hat beispielsweise meine Gretsch massiv Mahagoni Konzert-Uke auch nicht. Der Korpus dieser Vintage-Ukulele ist sogar für eine Soprano ziemlich klein und zierlich (wirkt auf den Bildern etwas größer, als er tatsächlich ist). Ich glaube, die Brüko Sopranos haben auch nicht mehr Querleisten, oder? (Ich weiß, das hier ist eindeutig KEINE Brüko  ;D - aber nur so zum Vergleich)

Der Kleber eines Bodenzettels kann über die Jahre so austrocknen, dass er sich ablöst und der Zettel verloren geht - bei Mandolinen hatte ich das (leider) auch nicht nur einmal.  :( Das würde ich jetzt nicht als Kriterium heranziehen, wenn das Teil schon etliche Jahrzehnte auf dem Buckel hat. Ein Stempel wäre natürlich hilfreich.

Ich werde morgen mal noch ein paar Detailfotos von der Lütten machen.

Old Boy

Wenn ich mir so ansehe, dass das Griffbrett nicht über die Deckenhöhe hinausragt ...
so etwas baute man doch in den 1920er Jahren. Die Farbe/Farbton würde auch passen!

Also keinesfalls als Brennholz verwenden, ehe das geklärt ist! Und natürlich vorerst nix abschleifen, wäre vielleicht schade drum!
Bei mir hängen mehr Ukulelen am Haken, als ich Akkorde fehlerfrei beherrsche ... soeben ist schon wieder eine dazu gekommen!
Ich arbeite aber eifrig daran, das Verhältnis umzukehren ... und das nicht nur durch den Verkauf von Instrumenten ;)

Claudilele

Zitat von: Old Boy am 02. Aug 2017, 19:17:31
Wenn ich mir so ansehe, dass das Griffbrett nicht über die Deckenhöhe hinausragt ...
so etwas baute man doch in den 1920er Jahren. Die Farbe/Farbton würde auch passen!

Also keinesfalls als Brennholz verwenden, ehe das geklärt ist! Und natürlich vorerst nix abschleifen, wäre vielleicht schade drum!

Ja, ich war beim bisherigen Nachforschen auch auf ähnliche Instrumente aus der 20ern gestoßen. Was allerdings nie zu einem bestimmten Hersteller passte, war dieser extrem schmale Headstock. Trotzdem würde ich sie auch in etwa in der Zeit ansiedeln. Rätselhaftes Dingelchen und nein, ich schleife vorerst nicht dran rum.  ;)

Hummel

Es bleibt spannend! Ich wünsch dir und der Kleinen viel Erfolg beim Restaurieren. Und wenn ihr glücklich mit einander werdet ist der Rest doch egal.

Claudilele

#20
Sooo, für die neugierigen Gemüter  ;D hier noch einige Fotos. Beim Fotografieren ist mir ein Haar unter dem Lack des Griffbrettes aufgefallen, das darauf hinweist, dass da mal jemand im Nachhinein mit Lack drübergegangen ist. Bei dem unsauber und übermäßig aufgetragenen Kleber oder Leim im Inneren würde ich darauf tippen, dass die vielleicht schon mal auseinandergenommen und wieder zusammengebaut wurde. Jedenfalls hat die Kleine sicherlich schon so einiges hinter sich.  ;)


















Old Boy

Kannst du den Text lesen auf der Strebe in Foto Nr. 5 ?
Bei mir hängen mehr Ukulelen am Haken, als ich Akkorde fehlerfrei beherrsche ... soeben ist schon wieder eine dazu gekommen!
Ich arbeite aber eifrig daran, das Verhältnis umzukehren ... und das nicht nur durch den Verkauf von Instrumenten ;)

Hummel

Ist das überhaupt Text? Vielleicht ist es ein Eigenbau?

Old Boy

In der Nahaufnahme sieht es so aus, als habe da jemand  "Hand angelegt" und mit Sekundenkleber gearbeitet und den Lack "übertüncht", ohne korrekt vorzubereiten.
Bei mir hängen mehr Ukulelen am Haken, als ich Akkorde fehlerfrei beherrsche ... soeben ist schon wieder eine dazu gekommen!
Ich arbeite aber eifrig daran, das Verhältnis umzukehren ... und das nicht nur durch den Verkauf von Instrumenten ;)

Patrick aus Berlin

könnte aber auch Glutinleim sein und der würde zum alter der Ukulele passen.

Old Boy

Das wäre natürlich prima,
denn dann könnte die Ukulele ja ohne Beschädigung auseinander genommen werden und von Grund auf neu "aufgebaut" werden.
Bei mir hängen mehr Ukulelen am Haken, als ich Akkorde fehlerfrei beherrsche ... soeben ist schon wieder eine dazu gekommen!
Ich arbeite aber eifrig daran, das Verhältnis umzukehren ... und das nicht nur durch den Verkauf von Instrumenten ;)

kiwidjango

Die Fotos sind, schon mal in Bezug auf die Materialien, aufschlussreich:

Das Ganze ist auf alle Fälle mit rötlich, transparentem Lack auf " Mahagoni " getrimmt...mehr aber auch nicht!

Das Griffbrett ist aus Buche und ich vermute einen einteiligen Hals aus Buche.
Schade, daß man die Kante des Schallochs nur unscharf erkennt. Dann könnte man definitiv sagen, ob es Sperrholz ist.
Nach dem Detailfoto des Steges zu urteilen, ist die Decke aus Buchen- oder Ahorn-Sprerrholz. An der Innenansicht ist helles
Ahornholz am Boden zu erkennen. Zargenklötzchen und Halsstock sind mit Warmleim geklebt ( Da hatte der Erbauer wenig Zeit
oder Lust , den Überschuss zu entfernen) Anm.: Viele spanische Werkstätten machen es genauso schlampig, aber die Konzertgitarren klingen
trotzdem.
Die Wirbel sind aus Kunststoff ( Pressnaht ist erkennbar) und die Schlitzschraube deutet auf 50er bis 70er Jahre hin.
Die Lackveränderungen auf dem Steg lassen ein Überpinseln vermuten, wo sich die Lacke nicht sonderlich gut verstanden haben.

.... mehr kann man aus der Ferne und anhand der Fotos nicht feststellen.

Über Klang und  Wert lässt sich nix sagen, aber ich vermute einen Eigenbau oder eher Spielzeug. Manche "Musima" Kindergitarren waren ähnlich
produziert ( ehem. DDR)

Gruß aus der Werkstatt
Gruß aus der Werkstatt

Hummel

Ich als absoluter Laie würde mal probeweise schöne Schlabbersaiten(wg der fehlendenLeisten) aufziehen und probieren ob dir der Klang zusagt und dann entscheiden was du an Arbeit reinsteckst. Wenn du sie nicht magst trotzdem nicht gleich entsorgen oder zweckentfremden-vielleicht mag sie ejmand einfach als interessantes wenn auch nicht teures Sammlerstück. Old Boy oder viellecht Hinnerk.

Claudilele

Vielen liebe Dank für die vielen Einschätzungen!  :-*

Ich denke, ich werde es so machen, wie Hummel sagt - ausprobieren und dann entscheiden. Nein, zu Brennholz machen, würde ich sie auf keinen Fall!!!  ??? Egal, wie und woher, das Teil hat eine Geschichte, und die wirft man nicht einfach so weg.

ukemouse

Übrigens ein Tip für "Schlabbersaiten". Hört sich ja fies an das Wort, hihi. Aber es gibt ja tatsächlich extra Saiten die leichter gespannt sind, ich hatte die mal spaßeshalber ausprobiert und fand sie gar nicht schlecht. Und teuer sind sie auch nicht. Die schimpfen sich Student...
Sind vielleicht für so ein zartes Instrumentchen etwas.

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