Gut klingende Ukulelen müssen aus bestem Massivholz sein! ... Blödsinn!

Begonnen von Old Boy, 20. Okt 2017, 17:14:50

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kiwidjango

...und was ist jetzt mit dem Thread???? Massiv vs. Sperrholz??

vor lauter Walfluken und Karpfenrezepten , schweift es arg ab....

...oder sollte es am Ende wieder achso menschlich heißen: Alles Geschmacksache???
Gruß aus der Werkstatt

Hummel

Iwo, sind schon wieder beim Thema.
Da ist noch ein Punkt, bei dem du wahrscheinlich am meisten Ahnung hast nebst den anderen Instrumentenbauern.
Klang, Bauweise Stabilität. Toll klingende Vollmassive bzw Teilmassive sind ja unter Umständen alles andere als massiv. Dünne Decke und sparsame Beleistung toll für den Klang aber dann auch empfindlich ? Mir tut die arme Ukumele bei den Leihinstrumenten total Leid. OldBoy wird sie aber bestimmt gut behandeln und demnächst werden ja alle gewartet. Ukemouse hat letzthin  ein Ortega - Akazienschätzchen aus den Fäusten eines unbedarften Gitarristen gerettet. Mit einer Laminat oder einer eher robusten Brüko/Hora sind eingefallene Decken kein Problem. Dafür sind die Decken dicker bzw stärker beleistet und der Klang ist nicht schlechter aber halt anders. Wobei mich die kleine Zwetschge wirklich beeindruckt. Longneck, Fivestring und String- through. Die bebt richtig wenn du in die Saiten haust. Aber sie hält es aus.  Gleiche Bauweise des Körpers wie meine anderen Brükos, anderes Holz, mehr Kräfte, die direkter auf den Korpus wirken durch die Befestigung?
Bei den Tenörchen hier haben Hora und Ebenholz- Laminat verschieden auf meine Hände gewirkt. Bei der Hora hatte schon den Eindruck, dass die Decke mehr arbeitet, bei der Laminat war aber auch gut Klang- vielleicht durch den Bauch, größerer Innenraum?
Laminate sind verschieden, Hölzer sind verschieden, die gleiche Holzart unter anderen Umständen gewachsen und geschlagen kann unterschiedlich sein.
Ich habe für mich keine Patentantwort. Es kommen einfach ganz viele Faktoren zusammen - inklusive der Spielweise, die den Klang ausmachen.
Also massiv kontra Laminat/ Kunststoff greift vielleicht zu kurz. Da kannst du bestimmt was zu sagen.
Zum Geschmack- ich mag für mich für den rein privaten Gebrauch zumindest massive Decken haben.  Es muss aber nirgendwo am Instrument  Tropenholz sein. Wenns Holz ist und Töne macht ist es Tonholz.
Ich möchte - alles für den rein privaten Gebrauch!- das Instrument verstehen. Fühlen wie es den Ton macht, nachvollziehen können welchen Weg es genommen hat bis zum Instrument. Ich weiß aus anderen Bereichen dass es Regeln gibt, wie der Standort wirkt und dass viele denken, dass das Holz  auch verschiedene Eigenschaften entwickelt je nachdem wann es gefällt wurde.  Das fasziniert mich. Die chemischen Formeln für die Herstellung der Kunststoffe sind sicher auch interessant, aber nicht so für mich.
Vor Massivholz habe ich Respekt. Laminat bzw Kunststoff sind alltagstauglich. Klang muss zur Musik passen, die man gerade macht.



Patrick aus Berlin

Zum gutem Klang würde ich sagen: man kann eine Massivholzdecke viel besser bearbeiten und somit auch besser Stimmen als eine Sperrholzdecke.
Warum aus bestem Massivholz: wenn man sich schon dafür entschieden hat sich ein edles Instrument anfertigen zu lassen dann ist es für mich ganz klar das man nicht ein Holz wählt das an jeder Ecke wächst.

Patrick aus Berlin

#18
Ich hab noch einen Ansatz...die besten Instrumentebauer arbeiten halt lieber mit Massivholz...darum sind die besten Instrumente auch aus Massivholz.
Die Handwerker unter uns kennen das bestimmt auch....um so hochwertiger der Werkstoff desto mehr mühe gibt man sich.

Hummel

Naja,  aber was wächst an jeder Ecke und was nicht? Die alten südeuropäischen  Instrumentenbauer haben nach Alpenfichte und Ahorn gegeiert wie wir nach Palisander und Koa.
Und ein sorgfältig gewähltes, geschlagenes, gelagertes   und bearbeitetes Holz einer Um-die Ecke- Sorte kann hochwertiger sein als lieblos runtergeschlagenes im Eilverfahren getrocknetes Edelholz. Und dann bist du dran als Spieler.
Es gibt 2 Gittler- Sprüche die wir  auch beherzigen sollten.
1.It's all in your hands. Das gilt für jedes halbwegs brauchbare Instrument.
2. If you wanna have a good instrument play it. Das gilt für Holz. Vor allem für die Um-die - Ecke- Sorten.
Zu Massivholz- für den einzelnen Instrumentenbauer wäre es sehr aufwändig, hochwertige Alternativen selbst herzustellen dazu noch in sehr kleinen Mengen. Es wird aber durchaus  gemacht und zwar bei recht teuren Gitarren. Gregor hat mal einen Ukulelen- Nachbau der Semmler gemacht die Django- Reinhard spielte und zwar samt des speziellen Laminats. Es war nicht unbedingt sein billigstes Instrument. Bei richtig hochwertigen Laminaten geht es nicht darum zu sparen sondern durch das Laminat Eigenschaften der Hölzer zu verbinden. Genauso wie man die massiven Hölzer der einzelnen Instrumententeile kombiniert um einen Klang zu erreichen.

So und jetzt ab ins Bettchen, bald klingelt der Wecker.



kiwidjango

...@Hummel: ...deinen Ausführungen kann ich beipflichten!

Zur massiven Bauweise:
Grob gesagt: Hier wird die Schwingung der Saiten entlang der Holzfaser geleitet !

Zum Laminat:
...auch hier grob gesagt: Die Schwingung der Saiten wird hier durch die 90° verleimten Schichten nicht in eine
Richtung weitergegeben....difuser also.
Es gibt aber Instrumentenbauer, die Zargen schichtverleimen, aber "lang auf lang"...in eine Form "Ihres" Modell. Die Böden machen
sie aber dann wieder massiv.

Zusammengefasst...auch hier nur grob!!: Alles, was die Saitenschwingung TONBILDEND LEITET, sollte meiner! Meinung nach, massiv sein.

...und ich halte es allgemein : Bei jeder für den Instrumentenbau in Frage kommenden Holzart.


Jetzt zur hörbaren, vergleichenden Realität:

Ich besaß keine Bauform für eine Konzert Uke ( Ich bin Gitarrenbauer). Also habe ich mir eine gekauft: Ortega Acacia, 153,-€ bei meinem
Großhändler.
Das Ding auf Pappe gelegt, Umrisse abgezeichnet und dann durch einen sehr guten Freund, die Bauform auf ner CNC fräsen lassen.

Nach dieser Korpusform sind ALLE Kloster-Ukulelen gebaut worden !!!!

ALLE in der gleichen Bauweise, Hals-Korpus-Verbindung, Fichtendecke, Beleistung, Steg, Martin M600-Saiten

ALLE schlagen die Ortega im Klang.

Beim gerade zwei Wochen alten Esthal-Workshop brachten die Teilnehmer wundervoll dünn gearbeitete Instrumente mit:
ALLE klingen hervorragend und ausgeglichen, aber so filligran gearbeitet, daß man seeeeehhhhhrrrrrr vorsichtig mit ihnen
umgehen muss.

Versuch der Darlegung einer (meiner) Sichtweise : Masse schwingt nicht gerne !....also arbeite "dünn", am Rande der Physik. Aber so haltbar,
daß ein Instrument eine ordentliche, dem Preis entsprechende, Lebensdauer hat.

Fazit: Ich höre lieber massive Instrumente.
Gruß aus der Werkstatt

Hummel

@ Dirk :D  Schau an, deshalb finde ich deine so hübsch! Klanglich geben die sicher mehr. Nur weiß auch jeder Händler und Produzent: Wer sich im Laden ein Instrument unter 300 Euro kauft wird das nicht im Köfferchen wegschließen für stille Stunden sondern ordentlich benutzen Da muss der Kompromiss Klang- Haltbarkeit auf einer anderen Ebene liegen als bei deinen.
@ King. Kalauer Leberwurst!! Ja die Opfer der leberbewursteten schwitzigen Gittlerpfoten landen dann schon mal bei mir, zwecks Reinigung und Neubesaitung.

kiwidjango

...hier ist nicht die Rede von Preis/Wert/ Leistungsverhältnis/Klang.....

Die Ausgangfrage bezieht sich auf "Klang" in Bezug auf "Bauweise"......

Es soll keine Darstellung von Individualinstrument vs. Massenware sein...
Gruß aus der Werkstatt

Bluesopa

Zitat von: Patrick aus Berlin am 21. Okt 2017, 22:16:37
... ist es für mich ganz klar das man nicht ein Holz wählt das an jeder Ecke wächst.
Das ist ein schönes Beispiel, um was es hier wirklich am Meisten geht ... nicht um knallharte sachlich/musikalische Fakten ... sondern um Gefühle, um persönliche Einstellungen und Vorlieben ... ;)
Und die sind - zum Glück - bei jedem anders, und machen das Leben bunt ...  :)

kiwidjango

....und genau um diese Umstände wissend, greift uns da die Massenherstellung an....nur so können Marketingstrategen
uns kriegen..... es werden auch bei Ukulelen " Träume " verkauft.


....oder glaubt hier irgendjemand, daß ein SUV ein Freiheitsgefühl auf der verstopften A40 vermittelt....

Ein sachliches Basiswissen verhütet so manchen Irrglauben.

Der Mensch sollte denken, damit der Zufall weniger Chancen hat.
Gruß aus der Werkstatt

Bluesopa

Gar niemand "greift uns an" ...
Noch kann jeder selbst entscheiden was IHM wichtig ist.
Es werden Angebote gemacht, und selbstverständlich will/muss man Geld verdienen ... das ist völlig normal, daran ist nichts schlechtes ... du machst nichts anderes.
Und dass man nicht NUR sachbezogen handelt, sondern dass da auch Gefühle, Ideen, Träume im Spiel sind ... wir sind MENSCHEN, und keine Rechenmaschinen ... und - ich sagte es schon - grad das macht unsere oft so graue Welt ein bisschen bunter ...

HEiDi

Zitat von: Bluesopa am 22. Okt 2017, 12:23:13
Und dass man nicht NUR sachbezogen handelt, sondern dass da auch Gefühle, Ideen, Träume im Spiel sind ... wir sind MENSCHEN, und keine Rechenmaschinen ... und - ich sagte es schon - grad das macht unsere oft so graue Welt ein bisschen bunter ...

Ich bin sogar ziemlich sicher, dass ich noch keine einzige Ukulele aus rein vernünftigen
Gründen gekauft habe.  8) 8) 8)
HEiDi mit MAjA, UkuLily & wir_holen_den_cup

kiwidjango

@ Bluesopa...
Falsch,...ich berate lieber fachlich!    Wer unbedingt Feenstaub haben möchte, bekommt diesen natürlich auch.
Gruß aus der Werkstatt

Claudilele

Zitat von: kiwidjango am 22. Okt 2017, 12:03:35
....und genau um diese Umstände wissend, greift uns da die Massenherstellung an....nur so können Marketingstrategen
uns kriegen..... es werden auch bei Ukulelen " Träume " verkauft.


....oder glaubt hier irgendjemand, daß ein SUV ein Freiheitsgefühl auf der verstopften A40 vermittelt....

Ein sachliches Basiswissen verhütet so manchen Irrglauben.

Der Mensch sollte denken, damit der Zufall weniger Chancen hat.

Für was steht die Abkürzung SUV und was genau meinst Du mit A40?

kiwidjango

SUV: Sports Utility Vehicle ....Personenwagen in der Bauweise eines Geländefahrzeuges....wird gerne mit der " individuellen Freiheit und Fahrspaß, Abendteuer"... etc. beworben....

....und die A 40 ist die Hauptautobahn im Ruhrgebiet: gefühlte 42 km Stau zwischen Duisburg und Dortmund
Gruß aus der Werkstatt