APC Ukulelen-Banjo

Begonnen von stephanHW, 23. Nov 2014, 23:25:35

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stephanHW

Zum APC-Ukulelen-Banjo, das im Nachbarthread nachgefragt wurde, hat sich mittlerweile einiges an Erkenntnisgewinn angesammelt, so dass ich mir erlaube, einen neuen Thread aufzumachen.
So präsentiert sich das gute Stück auf der APC-Homepage:
http://apc-instruments.com/2013/index.php?route=product/category&path=103_62_187
Beim großen T. bekommt man es für um die €170,-, bei Amaz. ist es noch etwas günstiger erhältlich.

Der Hals und die sichtbaren Teile des Korpus bestehen aus Portugiesischer Akazie, die von APC fälschlicherweise als Koa bezeichnet wird.
Das nur gute fünf Zoll messende Fell wird von einem innen liegenden Spannring mit Hilfe der auf der Oberseite befindlichen Schrauben gespannt, ein verchromter Blechring, der mit zwei Schrauben am Korpus befestigt ist, bildet mit dem Fell die auffällige Decke des Banjos.


Der hölzerne Steg ist recht massiv und völlig falsch dimensioniert. Auch bei gering gespanntem Fell ist die Saitenlage unspielbar hoch.
In der Bastelkiste fand sich noch ein Banjo-Steg, der leicht angepasst werden konnte. Der Höhenunterschied zwischen den beiden Stegen beträgt gute vier Millimeter.


Für den etwas rustikalen Steg lassen sich andere schöne Verwendungsmöglichkeiten finden.


Die Saitenlage geriet mir ein wenig flach. Das ist kein Unglück, doch man merkt, das das Banjo mit etwas höherer Saitenlage etwas kräftiger klingt. Das dürfen für meinen Geschmack 3-3,5mm im 12. Bund sein. Ich habe jetzt eine Sportbanjolele (in der Bildmitte befindet sich der 12.Bund).


Der Hals ist mit schwarzen Streifen eingefasst, trotzdem fallen beim spielen scharfkantige Bünde auf. Auch der Sattel, der aus Knochen zu bestehen scheint, ist extrem scharfkantig und wenig charmant. Wenigstens waren bei meinem Exemplar die Sattelschlitze gut ausgeführt.
Die Kopfplatte ist dunkel furniert und mit den APC-typischen Hörnchen verziert, die der Säge zum Opfer fielen. Die übersetzten Mechaniken sind hakelig, aber hübsch anzusehen.


Am unteren Ende der Banjolele finden die Saiten Halt an einem Mandolinen-Saitenhalter. Der ist prima für Mandolinen-Saiten, erweist sich jedoch als Saitenschneider für Ukulelen-Saiten. Die scharfkantigen Metallhäkchen knabbern sich beständig in das Saitenmaterial und sind so klein dimensioniert, das es unmöglich ist, an dieser Stelle abzupolstern.

Die jeweils außen liegenden Saiten rutschen zusätzlich in einen kleinen scharfkantigen Schlitz am Rand der Saitendurchfuhrung, man erkennt ihn ungefähr in der Bildmitte. Die Saiten landen unweigerlich immer wieder in diesem Schlitz. Sollten sie also nicht am Häkchen reißen, spätestens dort tun sie es. Bei Martin M600 dauerte es gute 48h, die original Aquilas halten möglicherweise etwas länger durch.


Der unsägliche Blechwinkel musste einer sehr schlichten Bastellösung weichen.


Kann man jetzt endlich unbeschwert spielen?
Durch den niedrigeren Steg hat sich auch der Winkel zwischen Steg und Kesselrand verändert. Die Saiten liegen jetzt leicht auf dem zum Fell hin hochgebogenen Kesselrand auf, bevor sie den Saitenhalter erreichen. Das führt zu interessanten Schnarrgeräuschen an dieser Stelle bei kräftigerem Anschlag. Ich denke, das Problem lässt sich mit einer leichten Polsterung beheben.

Nach all der Bastelei muss sich das kleine Banjo erst mal wieder finden. Es klingt mit den dünneren Martin-Saiten sehr hell, ausgewogen und transparent.  Spannt man das Fell stärker, wird der Ton dünn, blechern und höhenlastig. Etwas mehr `Fülle´ bekomme ich bei mäßig gespanntem Fell. Wie zu erwarten ist das Sustain sehr kurz. Jenseits des 7.Bundes scheint es zur Herausforderung zu werden, einen schönen Ton zu produzieren.
Ich hoffe, das ich ein Klangbeispiel nachreichen kann.

Mir persönlich gefällt das kleine Banjo immer noch sehr gut, ich hatte mich nach den ersten kurzen Kommentaren auf Basteleien eingestellt.
Ich denke jedoch, das man es im Auslieferungszustand nicht verwenden kann. Es ist eigentlich eine Zumutung und müßig darüber nachzudenken, ob es sein Geld wert wäre. In diesem Zustand dürfte ein Instrument nicht verkauft werden.

Knasterbax

#1
 Schön, dass dieses spezielle Banjolelchen hier noch mal besondere Beachtung bekommt.  :D

Seh ich die APC-Bilder, fällt mir der silberne Buckel in der Mitte der Kesselrückwand auf. Wozu ist der gut? Meine hat sowas nicht.  :o

Saitenhalter als Saitenschneider:
Meine Aquila Reds sind nach 2 Tagen alle noch alle dran; aber ich denke auch schon über Basteleien nach.
Saiten, die auf dem Kesselrand aufliegen, muss man ja eigentlich auch nicht haben; ob sich die Kanten des Blechwinkels vielleicht doch glätten lassen? Mikrochirurgen vor!  ::)
Oder vielleicht lassen sich kleine Metallringe in die Haken einhängen, durch die man dann die Saite führt?
Oder nutzt man die Ball-Ends von ausrangierten Gitarrenstahlsaiten? Oderoder...

Zum Klang: Für mich neu ist der Aspekt, dass höhere Fellspannung nicht zwangsläufig mit schönerem Ton einhergeht. Hier bin ich gespannt auf einen Live-Klangvergleich beim Stammtisch.  ;)

Bundstäbchen: Ich musste tatsächlich beiderseits des Griffbretts alle Stäbchen mit meiner gepimpten Nagelfeile bearbeiten.

Saitenlage: Sie ist mir am Steg auch etwas zu flach geraten. Insbesondere habe ich nicht berücksichtigt, dass der Steg zur G-Saite etwas ansteigen darf, damit man beim Zupfen/Strummen nicht immer am Griffbrett hängen bleibt *. (Da ich das Fell aber erst zum Ende der Basteleien gespannt habe, kam der Steg nun wieder etwas höher, und gut war's.)

* Der kundige Andreas David berichtete bei seinem (Ich-mag-keine-)Clawhammer-Technik-Workshop beim 100. Berliner Stammtisch, dass manche Banjos eine sog. \"frailing scoop\" haben, eine Aussparung am Griffbrett, wo dieses an den Kessel stößt (www.12fret.com/wordpress/wp-content/gallery/hartman-2011-dobson-ring/hartman-2011-dobson-ring-frailing-cutout-1.jpg), so dass man auch überm Griffbrett problemlos clawhammern kann. Ich liebäugle mit dem Gedanken, der Kleinen sowas zu verpassen...   ::)
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

allesUkeoderwas

#2
ZitatSeh ich die APC-Bilder, fällt mir der silberne Buckel in der Mitte der Kesselrückwand auf. Wozu ist der gut? Meine hat sowas nicht. :shock:
Also: Wenn es bei diesem Banjo nicht nur \'ne Verzierung ist, ist es normalerweise eine Mutter, damit man den Resonator abschrauben und somit auch ohne Deckel Krach machen kann.

Wenn man den Resonatordeckel abgeschraubt hat, kann man dann normalerweise auch den Neckangel und die Halshöhe im Innern einstellen, der Hals scheint hier aber verleimt zu sein, somit ist Stephans Brückenbastelei die einzige Möglichkeit, die Saitenlage zu korrigieren, womit sich aber der Druck auf das Fell reduziert.

Da das Banjo eigentlich ganz nett aussieht, wäre mir vamutlich der Gedanke gekommen, den Hals vom Rumpf zu trennen und neu mittels Schraubbolzen höhen- und neckangelverstellbar mit dem Kessel zu verbinden. Bei 160 Öcken hätte ich das eigentlich auch so von Haus aus erwartet. Bei meinen Sopran Banjolelen hab ich die Saitenlage allerdings im vergleich zu Ukulelen recht hoch gewählt (ca. 5 mm) um bei meinen Klauhammer(braucht man nicht) Versuchen nicht am Griffbrett hängen zu bleiben, was jedoch besonders bei meinem Stahsaiten Majestic zu apartem Eiern des Tones führt - \'Ne längere Mensur wär vamutlich sehr hülfreich.

Daß Aussehen ist alten Mandolinenbanjos aus den 20ern nachempfunden. Gab es mit und ohne Metallrosette oben. Ähnlich...

http://www.ebay.de/itm/Rare-Catania-Carmelo-8-String-Mandolin-Banjo-/181570821478?pt=LH_DefaultDomain_0&hash=item2a4676dd66

Ich hab noch so ein altes 4-Saitiges Ding von Majestic im Keller rumzuliegen, hat ein 5 1/2 Zoll Fell/Head, was den Ersatz/Austausch gegen Remo problematisch bis unmöglich gestaltet - Aber vielleicht gibt\'s die ja jetzt von APC.  :roll:

Zitat... \"frailing scoop\" ...problemlos clawhammern kann. Ich liebäugle mit dem Gedanken, der Kleinen sowas zu verpassen... :twisted:
Is so\'ne Sopran Banjolele nich \'n bischen zu fipsig für so \'n Vorhaben? Da is ja der halbe Hals (in der Länge) wech..  ;)

Und Klauhammer (braucht man nicht) auf \'ner Sopran... Bin Gespannt, auf einen der nächsten Stammtische.
Ukulelen: Nur Schrott

Dieter

Die scharfen Kanten an den Metallhaken sollten sich mit einer Rundfeile doch beheben lassen und den scharfkantigen Schlitz würde ich mit Uhu Endfest füllen bzw etwas einkleben..
Gruss Dieter

-Jens-

Zitat von: stephanHWIch denke jedoch, das man es im Auslieferungszustand nicht verwenden kann. Es ist eigentlich eine Zumutung und müßig darüber nachzudenken, ob es sein Geld wert wäre. In diesem Zustand dürfte ein Instrument nicht verkauft werden.
Eine schöne Beschreibung für winterlichen Bastelspaß! Wünsche erfolgreiches, zufriedenstellendes Gelingen. Auf dem ersten Blick (Bild1) ist das Instrument ja recht hübsch.

LokeLani

Zitat.... In diesem Zustand dürfte ein Instrument nicht verkauft werden.

Ein interessantes Review!
Bei T. muss Kunde ja annehmen, dass die Instrumente ohne grosse vorherige Kontrolle ausgeliefert werden.
So etwas vom Fachhandel geliefert zu bekommen, wäre noch viel bedenklicher!

howein

#6
Zitat von: LokeLani
Zitat.... In diesem Zustand dürfte ein Instrument nicht verkauft werden.
Ein interessantes Review!
Bei T. muss Kunde ja annehmen, dass die Instrumente ohne grosse vorherige Kontrolle ausgeliefert werden.
So etwas vom Fachhandel geliefert zu bekommen, wäre noch viel bedenklicher!
Ja, sehr interessantes Review! Schade dass das eigentlich wirklich schöne Instrument in der Praxis wohl eher untauglich ist ...
 
Warum nicht sowas auch mal direkt als Bewertung bei Thomann schreiben ...?
Das wäre doch eine wichtige Information, gerade für Normalkunden/Nichtbastler die davon ausgehen dass ein neues Instrument spielbereit ist und allenfalls noch etwas besser eingestellt werden muss ... was bei mir auch der Normalfall bei Thomann ist, seit nun ca. 15 Jahren, zuletzt vor 2 Wochen.

Knasterbax

Die Saitenhalte-Idee mit den Stahlsaiten-Endballs funzt!  :D
Wie man sieht:

Steht und fällt (ZOIIIING!) natürlich mit der Qualität der Stopperknoten.
Gut geht ein mehrfacher Überhandknoten (4-5mal durchgezogen, je nach Saitenstärke). -> https://de.wikipedia.org/wiki/Mehrfacher_%C3%9Cberhandknoten

ZitatWarum nicht sowas auch mal direkt als Bewertung bei Thomann schreiben ...?
Bzw. bei Amazon - gute Idee! Zeitfrage allerdings...  :roll:
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

Knasterbax

#8
@Jogi, Frailing scoop:
ZitatIs so\'ne Sopran Banjolele nich \'n bischen zu fipsig für so \'n Vorhaben? Da is ja der halbe Hals (in der Länge) wech..
Hast recht. Und man hat ja auch noch Anderes zu tun...  ;)
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

allesUkeoderwas

Jenau...
Sich langsam uf Weihnachtslieda eingrooven...
Hab da grad \'ne Banjo Idee...
Wird dann Weihnachtsmann Episode 12  :mrgreen:
Ukulelen: Nur Schrott

stephanHW

#10
Da sind ja einige Ideen zusammengekommen.
@Dieter: Danke für die Tipps. Ich hatte natürlich auch zunächst daran gedacht, den Saitenhalter zu entschärfen, mir fehlt jedoch das passende Werkzeug. Diese Häkchen sind wirklich sehr klein und schmal. Man könnte sie bestimmt noch weiter aufbiegen, ich bin mir aber nicht sicher, ob ich z.B. mit den üblichen Conrad-Nadelfeilen-Sets dann dort weiter käme.

@Jogi: Der Hals ist tatsächlich mit zwei Bolzen verschraubt. Zusätzlich findet man im Kessel an der Verbindungsstelle zum Hals merkwürdige, großzügig verteilte Kleberreste. Der Hals-Korpus-Winkel wäre auch nach meiner Meinung die entscheidende Verbesserung. So weit, das ganze Instrument zu zerlegen, ging mein Basteltrieb jedoch nicht.

@Matthias: So einfach kann eine Lösung sein. Manchmal denkt man nicht in die richtige Richtung, weil das passende Material nicht zur Hand ist. Oder ist die richtige Lösung die, die man sofort umsetzen kann und die einen weiter bringt? Bin auf den Vergleich auch neugierig. Ich vermute jedoch, die Saiten werden den größten Unterschied machen.

Was Produktbewertungen und Händler angeht, ich hatte das Banjo bei Amazon bestellt, nicht jedoch bei T. Bei letzteren ist es noch nicht lieferbar und man kann sich kein Urteil bilden, in welchem Zustand es von dort ausgeliefert wird. Der Kundenservice und das Bewertungssystem von T. gefallen mir sehr gut und ich habe dort bereits einige Bewertungen abgegeben. Es wird Aufgabe der T.-Kunden sein, Rückmeldungen bezügl. des APC-Banjos zu geben. Produkte, die wenig Freude bereiten, verschwinden ja auch recht schnell aus dem Sortiment. Wäre halt schade.

Bei Amazon werden eh nur Pakete verschickt, was ich insofern interessant finde, als das es deutlich zeigt, was bei APC in welchem Zustand die Fabrik verlässt. Ein europäischer Hersteller mit erklärter Instrumentenbautradition. Scheint mir etwas viel, was die Fachhändler da nachzubessern haben, das kann letztlich auch nicht ihre Aufgabe sein.
Das Feedback sollte direkt an APC gerichtet werden.

Knasterbax

#11
Hier kommt ein kleiner Nachklapp... APC hält seinen "Standard"  ;D, was dieses Banjolelchen angeht:

Ende August hab ich nach bierseligem Stammtisch meinen Koffer samt Uke nächtens irgendwo stehen gelassen und nicht mehr wieder gekriegt. Trotz Handynummer im Koffer...
Schön blöd. :-[

Da ich den Verlust nicht verknusen konnte - schließlich ist die Kleine mein Stammtisch-Zweitinstrument, quasi - und ich nach all dem Gebastel ja jetzt wusste, wie man sie in ein echtes Instrumentchen verwandelt, hab ich sie mir kurzerhand nochmal gekauft. (Vor 3 Wochen noch für 95 Öre, jetzt will man bei den wehrhaften Frauen stolze 143,63 dafür!)

Und wieder gab es Einiges zu tun: Den Sattel entschärfen, die Bundstäbchen entgraten, den Mandolinensaitenhalter austricksen s.o. (Danke für die Ball-Ends, Jürgen/BEBOP Guitars!), eine rauhe Stelle am Hals glätten. Mangels flachem Banjosteg in der Grabbelkiste wurde das braune Klötzchen auf eine angemessene Höhe runter geschliffen.

Mit moderater Fellspannung und roten Aquilas klingt auch dieses gute Stück jetzt richtig knackig!

Fehlt mir nur noch der Koffer. Und ein paar Handschellen...  ::)
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

allesUkeoderwas

#12
Glückwunsch zum neuen Teekannenuntersatz!

Zitat von: Knasterbax am 25. Sep 2015, 17:07:30
Handschellen...  ::)

Bringt bestimmt frischen Wind in's Schlafzimmer.  :D

Bei seniler Vergeßlichkeit empfehle ich aber eher sowas...
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Gibt's im Dutzend bestimmt noch billiger - Sichert vor Verlust von...

- Ukulele / Banjo
- Brieftasche
- Kinder
- Frau
- Hund
- Katze
- Meerschweinchen

Hab ich was vergessen?  ::)

@Edit: Scheint so... Der Koffer... Jetzt jeht dit bei mir ooch schon los...

Meine Empfehlung: Al Capone Style - Koffer mit Mäntelchen, absolut unverwüstlich und äußerst cool und sicher durch X-Hill...





Billich für 'n paar Evros vom Trödel.
Passende Tommy Gun gibt's in der Bay:
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Ukulelen: Nur Schrott