Kann ein Stimmgerät falsch liegen?

Begonnen von K.Berger, 14. Mai 2022, 20:39:58

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K.Berger

Hallo!

Ich habe ein ungewöhnliches Phänomen hier und brauche mal eure Einschätzung.

Ich habe eine neue Pono concert bekommen und sie bisher immer nur per Daddario Clip-On Tuner gestimmt. Sie klang von Anfang an wunderbar und intoniert toll.

Heute morgen war es ruhiger im Haus(die Kids waren nicht da) und ich habe sie mit meinem Korg TM-60 Stimmgerät via dessen eingebautem Mikrofon gestimmt.

Auf einmal klang vor allem ein G-Dur Akkord furchtbar. So furchtbar, dass ich dachte an der Ukulele muss über Nacht etwas kaputt gegangen sein. Da Problem war die E-Saite. Exakt gestimmt mit dem Korg, zeigte es das gegriffene G im dritten Bund plötzlich um die 10Cent zu hoch an.

Jetzt das kuriose:
Stimme ich die E-Saite NICHT mit dem Korg und dessen internem Mikro, sondern mit dem Clip-On Tuner oder der Guitar Tuna App exakt, klingt die Ukulele wieder einwandfrei!
Gerade in der App sieht man einen deutlichen Unterschied zum Stimmgerät. Dort stimmt die E-Saite sowie deren Intonation auf einmal einwandfrei.

Das schiefe Ergebnis erreiche ich nur unter Verwendung des Korg Stimmgerätes!

Daher meine Frage:
Kann es sein, dass diese spezielle Ukulele vielleicht Frequenzen auf der E-Saite erzeugt, die das Stimmgerät durcheinander bringen? Erstaunlich ist auch, dass die Anzeige des Stimmgerätes genauer wird, je weiter ich mich von ihm entferne. So als würde es in unmittelbarer Nähe zum Instrument falsche Frequenzen aufschnappen. Neue Saiten habe ich schon ausprobiert mit dem exakt selben Phänomen.

Ich komme zu dieser Annahme, da ich das ganze mit einem Referenzton überprüft habe.
Das Korg Stimmgerät bietet ja die Möglichkeit, diverse Referenztöne abzuspielen.
Lasse ich das Stimmgerät nun ein ,,E" Abspielen und stimme die Saite, bis sie perfekt mit dem Ton übereinstimmt, zeigt dasselbe Stimmgerät danach im chromatischen Modus wieder an, dass die Saite zu tief gestimmt sei.
Die App dagegen, zur Überprüfung,  zeigt danach eine perfekt gestimmte E-Saite an und so klingt auch das Ergebnis.

Kommt mein Tuner einfach nicht mit der Ukulele klar? Bei allen anderen Instrumenten, sei es Gibson E-Gitarren, diverse Akustikgitarren, diverse andere Ukulelen, funktioniert das Korg einwandfrei!

Lasst mich mal eure Meinung hören. Denn ich überlege die Ukulele deshalb zurück zu geben. Wobei es mich stutzig macht, dass sie laut App, Refrenzton oder Clip-On Tuner einwandfrei ist.

Knasterbax

#1
Hallo K.,

warum eine Ukulele zurückgeben, von der Du schreibst:
Zitat"Sie klang von Anfang an wunderbar und intoniert toll."
?

Zitat"...ich überlege die Ukulele deshalb zurück zu geben. Wobei es mich stutzig macht, dass sie laut App, Refrenzton oder Clip-On Tuner einwandfrei ist."
Ist sie das auch, wenn du sie nach Gehör stimmst? Das verlässlichste Stimmgerät sind m. E. immer noch unsere Ohren. Und wenn du diese Pono nach einem 440 Hz-A so stimmen kanst, dass deine Ohren entzückt sind, kann die Uke nicht das Problem sein.

Zitat"Kann es sein, dass diese spezielle Ukulele vielleicht Frequenzen auf der E-Saite erzeugt, die das Stimmgerät durcheinander bringen?"
Glaube ich nicht. Und selbst wenn: Solange die nur das Korg-Gerät stören, nicht aber dein Gehör, ist doch alles okay mit der Pono. Ich vermute, das dein Korg eine Macke hat. Welche, kann ich nicht beurteilen - ich bin kein Ton-Ing.

Interessant fände ich noch, ob sich diese Diskrepanzen mit einer anderen Uke replizieren lassen - ob es also wieder nur das Korg ist, das behauptet, diese Uke sei nicht in tune.

Viel Spaß mit der Pono!  ;)
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

K.Berger

Zurückgeben deshalb, weil das ganze kein gutes Gefühl hinterlässt. Ich werde morgen nochmal schauen, aber bei keiner meiner anderen Uken ist mir ein derartiges Verhalten des Stimmgeräts aufgefallen. Es ist für mich persönlich eine relativ teure Ukulele mit knapp 600€ und in Sachen Ukulele im Moment meine teuerste. Daher hinterlässt das ganze irgendwie ein schlechtes Gefühl.

Wenn ich die E Saite anhand eines Referenz-,,E" stimme, ist alles im grünen Bereich. Das bestätigt ja sogar diese App. Also bisher gilt:
1. Korg Tuner internes Mikro = E-Saite komplett daneben, über 10Cent zu hoch.
2. Clip-On Stimmgerät = Alles normal, klingt wie sie sollte, keine Abweichung zwischen E-Saite im dritten Bund und der leeren G-Saite.
3. E Saite nach Referenz gestimmt = gleiches Ergebnis wie bei 2.
4. Stimmgerät App = gleiches Ergebnis wie bei 2.

Ich habe dem Korg seit zwei Jahren immer vertraut. Normalerweise stelle ich damit die Intonation meiner E-Gitarren ein und hatte nie Probleme.





Ich höre (laut meinem Stimmgerät) Abweichungen von ungefähr 2Cent und gehöre damit wohl eher zur pingeligen Sorte.

Knasterbax

OK, das Gefühl - gerade bei einem eher teuren Instrument - muss stimmen.
Trotzdem komme ich über den Satz nicht hinweg: "Sie klang von Anfang an wunderbar und intoniert toll."

Wäre das Korg nicht ins Spiel gekommen, wäre dann nicht alles gut?
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

K.Berger

Absolut, dass ging mir auch schon durch den Kopf.

Ist die E-Saite perfekt gestimmt, ist das G im dritten Bund maximal 1Cent zu hoch, eher weniger bis nicht feststellbar.

Daher war ich von der Intonation direkt begeistert.

Bis ich sie dann einmal mit dem Korg gestimmt habe. Das Ergebnis lag klanglich dermaßen daneben, dass ich die Uke nicht mehr wiedererkannt habe und wirklich nach Rissen oder anderen groben Defekten gesucht habe.

Ich habe mir gerade mal schnell das Kontaktmikrofon von Korg bestellt, welches in die Input Buchse des TM-60 gesteckt werden kann. Dann wird das interne Mikro abgeschaltet und nur noch via Kontaktmikrofon gemessen.
Ich bin gespannt, was dabei herauskommt und ob der Fehler auf das interne Mikrofon zurückzuführen ist

UkeDude

Da würde ich eher das Stimmgerät zurückgeben alls die Uke.

K.Berger

Das Korg Kontaktmikrofon kam eben an. Hab es direkt mal ausprobiert.

Mikrofon in das TM-60 gesteckt, an die Kopfplatte geklemmt und die E Saite exakt gestimmt. Hierbei fällt schon auf, dass die Nadel des Stimmgeräts wesentlich ruhiger agiert.

Danach dann das gegriffene G überprüft, ca 1-2Cent zu hoch. Damit kann ich leben.

Dann habe ich das Mikrofon wieder rausgezogen und geschaut, was nun das interne Mikrofon des Stimmgeräts zu der zuvor perfekt gestimmten Saite sagt: in der Tat sagte es mir nun, dass die Saite 8-10 Cent zu tief gestimmt sei.
Diese beiden Angaben stammen wohlgemerkt vom selben Gerät.

Das zeigt mir, dass das Stimmen via internem Mikrofon von irgendwelchen Frequenzen dieser einen Ukulele behindert/gestört wird. Mit dem Klemm-Mikro, angeschlossen an dasselbe Gerät, ist das Ergebnis einwandfrei und die Anzeige nicht so hektisch.

Eine Abweichung von 1-2 Cent scheint mir im Rahmen der akzeptablen Toleranz. Da spielt ja einiges rein, Saitenspannung, Saiten-Typ, Zustand der Saite usw.

Was meint ihr? Mit der Uke scheint ja alles zu stimmen. Oder würdet ihr sie zurückgeben, wenn das gegriffene G auf der E-Saite 1-2 Cent zu hoch ist?


barksist

Ich glaube, dass bei mir mehrere CT Abweichung dadurch verursacht werden, mit welchem Druck und in welchem Winkel ich meine Wurstfinger auf die Saiten presse. Manchmal sogar hörbar. Die Ukulele scheint Dir zu gefallen, sie hat lediglich Krach mit einem Stimmgerät. Ich würde sie behalten.

TooOldForRockNRoll

#8
Katrin, ich würde nicht nur auf die Reinheit im 3. Bund der E-Saite schauen sondern auch prüfen ob diese Bundunreinheit sich in den oberen Bunden noch weiter verstärkt. Und wie es um die Oktavreinheit im 12. Bund bestellt ist, zunächst mal rein akustisch mithilfe von Flageolett-Tönen überprüft. Und dann würde ich auch mal nur akustisch prüfen, wie sich nach dem Stimmen das G auf der E-Saite zusammen mit der offenen G-Saite gezupft anhört. Wenn sich bereits das in deinen Ohren "schief" anhört würde ich die Ukulele zurückgeben.
P.S.: Wenn die Nadel meiner Stimmgeräte bei mir zu sehr wackeln versuche ich immer die anderen Saiten zu dämpfen damit sie nicht mitschwingen können. Ich habe verschiedene Stimmgeräte, auch teurere. Mein Bestes ist immer noch das Giveaway vom Ukulelencamp in Berlin.  :)
Music is my best friend

Waldfolk

#9
Wurde die Batterie des Stimmgeräts schon überprüft bzw. gewechselt. Wenn ein Stimmgerät spinnt, wäre mein erster Gedanke: Batterie lässt nach!

crianlarich

Ist das denn haltbar? es handelt sich um digitale Elektronik, die entweder ganz oder gar nicht funktioniert, im Rahmen ihrer Grundkonfiguration, versteht sich.

Exakte Methodik erfordert, dass das Mikrophon des Korg-Gerätes in verschiedenen Umgebungen geprüft würde. Es könnte an anderen, eventuell elektromagnetischen Störeinflüssen liegen und ich halte es für unfair, das einer wahnsinnig guten (und teuren) Ukulele anzulasten.

Zur Ausgangsüberlegung zurück: du hast mit dem D'addario Glück. Ich hatte eins, das zwar für Sopranukulele brauchbar, bei einer D und H-Saite (Bariton, Gitarre) aber daneben lag. (ein Batteriefresser auch, schade, es war das fast schicke, das sich hinter der Kopfplatte verstecken lässt)

ukemouse

Zitat von: K.Berger am 16. Mai 2022, 19:01:52

Danach dann das gegriffene G überprüft, ca 1-2Cent zu hoch. Damit kann ich leben.


Ich finde ja diesen Satz spannend. Die meisten Stimgeräte zeigen gar keine 1-2 Cent so genau an, noch kann das Otto Normal Mensch hören. Außerdem kann man durch zu starkes greifen einen Ton bei einem bundierten Instrument viel mehr verziehen als 1-2 Cent.

Wenn du alles so genau möchtest, dann solltest du vielleicht über ein Instrument mit Fanned Frets nachdenken, dann bei ganz normalen Bünden ist das einfach so genau wohl kaum möglich. Infos über Fanned Frets findet man zwar mehr über Gitarren, aber das gilt ja für Ukis gleichermaßen.
Hier ein Beispiel https://www.stollguitars.de/de/faecherbunde-multiscale-griffbrett-fanned-frets/

wwelti

Ich will mich nur kurz auf die Eingangsfrage beziehen:

Kann ein Stimmgerät falsch liegen?

Ja, absolut. Denn die bestmögliche Stimmung ist nicht die, bei der der Zeiger eines Stimmgerätes auf 0 zentriert ist. Dafür gibt es eine Menge Gründe. Davon abgesehen sind in der Praxis viele Stimmgeräte gar nicht so besonders genau, auch dafür kann es viele Gründe geben. Es kann auch Fälle geben, in denen ein Stimmgerät eine deutlich fehlerhafte Anzeige produziert.

Würde ich wegen so etwas eine Ukulele zurückgeben? Ganz bestimmt nicht.

Ich empfehle nach wie vor, nach Gehör zu stimmen, z.B. mit einer Stimmgabel. Denn Intonation ist nicht nur eine Sache der Einstellung und Stimmung einer Ukulele, sondern auch der Spieltechnik. Sich auf digitale Hilfsmittel zu verlassen, bringt einen da nicht unbedingt weiter. Die Verwendung von Stimmgeräten habe ich mir seit langer Zeit abgewöhnt. Ist irgendwie auch bequemer so.

Wenn man wirklich analytisch vorgehen will, kann man einen Strobe Tuner verwenden, der auch die Obertöne mit berücksichtigt. Dann wird's aber teuer und kompliziert.

Viele Grüße
  Wilfried

Knasterbax

ZitatIch empfehle nach wie vor, nach Gehör zu stimmen, z.B. mit einer Stimmgabel.
Jau. Mein Reden!
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

gerald

#14
Wie wwelti schon schrieb, Stimmgeräte können falsch liegen und meist liegen sie sogar falsch.
Normalerweise ist das kein Problem, weil sie in sich passen und die Abweichungen auch so gering sind, dass es viele (die meisten?) Menschen nicht stört.
Einfach einmal (bei einem Treffen) eine Ukulele mit zwei vermeintlich gleichen Stimmgeräten stimmen und Du wirst die Abweichungen feststellen.

Bei einem Markengerät von Korg, das ja zudem auch recht teuer ist, hätte ich nicht erwartet, dass es größere Probleme gibt. Und Dein Hinweis, dass Du es für andere Instrumente gern benutzt führt auch ein wenig in die Irre. Da benutzt Du es ja offenbar auch nicht mit dem internen Mikrofon, sondern schließt die E-Instrumente per Kabel direkt an.

Auch wieder von wwelti angedeutet, die Herausforderung mit den "normalen" Stimmgeräten ist, dass die E-Saite nicht einfach den Ton E erzeugt, sondern hauptsächlich den Ton E und zusätzlich eine ganze Menge an Obertönen. Für das menschliche Gehör hört sich der Ton erst damit richtig voll und gut an, beim Stimmen nach Gehör haben wir gelernt, auf den Hauptton zu achten. Das Stimmgerät misst die Frequenzen und dabei muss es technisch die Frequenz des Haupttons aus den anderen Frequenzen ausfiltern. Das hat mit dem internen Mikrofon bei der E-Saite offenbar besser funktioniert, wenn der Abstand etwas vergrößert wurde, wie Du bereits geschrieben hast.
Vielleicht ist das interne Mikrofon einfach nicht für Ukulele geeignet, vielleicht ist es ein ungünsitger Zufall.
Probiere doch einmal, wie es mit dem Stimmen des Flagoletttons im 12. Bund klappt.

Aber es ist eher ein Problem mit dem Stimmgerät als mit der Ukulele. Da Du ja aber genügend andere Stimmgeräte hast und auch mit dem Stimmgerät mit einem Anklemmtonabnehmer auch gute Ergebnisse erziehlst, würde ich sagen, dass Du beides behalten solltest, jedoch das Stimmgerät nicht mehr mit dem internen Mikro für die Ukulele benutzen solltest.
Wobei es hier auch sein kann, dass ein Batteriewechsel wahre Wunder bewirkt...