Ab wann ist eine Ukulele bundrein? Meine wohl nicht ...

Begonnen von gagasignor, 05. Apr 2013, 18:24:22

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gagasignor

Hallo,
ich spiele schon seit längerem immer wieder ein bisschen auf meiner LAG Konzert Ukulele. Seit ich das etwas intensiver betreibe und mein Gehör nun auch ein wenig trainierter ist, fällt mir auf, dass manche Akkorde schräg klingen.
Mit dem Stimmgerät habe ich nun herausgefunden, dass die Bundreinheit wohl nicht so toll ist. Hier mal ein paar Messergebnisse der ersten Bünde bei richtig gestimmter offener Saite:

(low)G:+10,+8,+8,+5,+6,+6,0
C:+6, +6,+6,+4,+5,+3,+8
E:+10,+9,+9,+13,+15,+18,+16
A:+10,+12,+11,+10,+8,+13,+14

Angaben in Cents ...

Kurz gesagt: Alle zu hoch gegenüber der jeweils offenen Saite. Natürlich kann man jetzt einfach alles ein Stück hinunterstimmen, aber da ich ja doch meistens die einfachen Griffe ohne Barree nehme, habe ich dann doch wieder einen Fehler drin ...

Woran kann das liegen? Kann man das ändern (ich bin zu allem bereit ;)?
Und gibt es Richtwerte, was denn tolerabel ist?

Danke und liebe Grüße,
Christian

Anke

Hallo gagasignor,

nein, ganz bundrein ist Deine Ukulele leider nicht, wenn Deine Werte stimmen.
Ich würde nun folgendes versuchen:
- Vergleich mit einem anderen Stimmgerät (nur um auszuschließen, dass vielleicht der Tuner nicht genau misst)
- miss mal die Saitenlage im 1. und im 12. Bund. Ggf. ist einfach die Saitenlage zu hoch und die Saiten \"verziehen\" sich beim greifen der Akkorde zu sehr, das könnte man aber beheben.
- vielleicht übst Du beim greifen der Akkorde insgesamt zuviel Druck auf die Saiten aus?

Welche Saiten sind aufgezogen? Ggf. können auch bessere Saiten (z.B. Flourcarbon) etwas Besserung bringen.

Viele Grüße,
Anke

stephanHW

Zitat von: gagasignorUnd gibt es Richtwerte, was denn tolerabel ist?
Anke hat alles wichtige beschrieben.
Tolerabel ist, was richtig klingt. Auch und insbesondere ggf. im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten.

Bei den von dir vorgestellten Messergebnissen vermute ich, das Problem ist eine Mischung aus zu hoher Saitenlage am Sattel und zu kräftigem Druck beim Spiel.

wwelti

Stephan hatte mal zwei sehr schöne Videos zum Thema Ukulelen-Setup gemacht. Vielleicht möchtest Du die mal anschauen:
http://www.youtube.com/watch?v=Zbp7dApxAuE
http://www.youtube.com/watch?v=SGGz14ohX9Y

Viele Grüße
  Wilfried

howein

Zitat von: wweltiStephan hatte mal zwei sehr schöne Videos zum Thema Ukulelen-Setup gemacht. Vielleicht möchtest Du die mal anschauen:
http://www.youtube.com/watch?v=Zbp7dApxAuE
http://www.youtube.com/watch?v=SGGz14ohX9Y
SEHR guter Tipp, sowas hab ich lange gesucht ...

gagasignor

#5
Tutorials ist mir wieder eingefallen, dass ich bei der Ukulele ja schon nach dem Kauf den Steg und den Sattel korrigiert hatte nach so einer Anleitung. Und das passt m.E. nach wie vor ... ja und bessere Aquila Nylgut Saiten habe ich damals auch aufgezogen, low G ist eine alte Gitarren-D-Saite.
Interessant ist ja, dass wenn man die offenen Saiten etwas tiefer stimmt, die Bundreinheit generell deutlich besser wird, auch bzgl. der Oktave - abgesehen dann natürlich von der offenen Saite selbst.
Kann es eigentlich sein, dass einfach der Sattel zu weit oben ist und damit nur der Abstand zum ersten Bund zu groß? Oder ist der Gedanke abwegig?

hoaloha

#6
Mit dem Fretcalculator kannst du einfach deine Bünde nachmessen
und somit zumindest überprüfen ob diese richtig sitzen.  8)

LG Tom

wwelti

Vom Fretcalculator würde ich hier eher absehen, der ist fürs Berechnen eines Griffbretts gut. Der Fretcalculator berücksichtigt übrigens die dringend notwendige Kompensation der Brücke um ca. 2 mm nach hinten nicht, die notwendig ist, um die leicht erhöhte Spannung gegriffener Saiten auszugleichen. Diese muß man beim Bau des Instruments zusätzlich berücksichtigen.

Um welche Ukulele handelt es sich eigentlich?

Der \"normale\" Test, um festzustellen, ob gegriffene Bünde zu hoch zu intonieren, ist: Vergleiche im 12. Bund gegriffene Töne mit Flageolett-Tönen. Pass dabei auf daß Du nicht zu stark drückst beim Greifen. Man drückt jeweils nah am Bund (Richtung Korpus), und nur so stark wie nötig, daß es beim Zupfen nicht schnarrt.

Es kann (auch bei Aquilas) vorkommen, daß einzelne Saiten etwas daneben liegen, aber daß alle 4 Saiten im 12. Bund zu hoch klingen, bedeutet im Allgemeinen, daß die Ukulele selbst das Problem darstellt. Man müsste dann die Brücke ein wenig nach hinten verschieben (was man aber nicht gern macht). Ein kleines bisschen kann es helfen, die Stegeinlage etwas flacher zu machen (was aber nicht beliebig weit geht, ohne zu schnarren), oder sie so zu bearbeiten daß die Saiten etwas weiter hinten darüberlaufen.

Leider ist das von Dir beobachtete Phänomen nicht so selten, wie es mir lieb wäre. Ich habe sowas schon oft gesehen.

Viele Grüße
  Wilfried

gagasignor

Danke für den Calculator. Der hat jedenfalls ergeben, dass mein erster Bund ca. 2mm zu weit vom Sattel entfernt ist. Die anderen Bünde (jedenfalls die ersten) stimmen dann relativ zueinander. Ich finde, das passt zu meiner Beobachtung. Wie das zu korrigieren ist, weiß ich allerdings noch nicht ... eine Änderung am Steg scheint mir da jedenfalls nicht so plausibel.

Die Ukulele ist übrigens eine Lag Concert Ukulele U44C.

gagasignor

Ein Streichholz und ein bisschen schnitzen (2mm breit ist ja gut, aber 2mm hoch natürlich zu viel) und das Problem ist quasi gelöst! Sensationell!
Danke, Goschi, für den Tipp.

Und als nächstes kommt dann die Säge ...

wwelti

Stimmt Goschi, hatte nicht genau hingeschaut. Ich sah den Wert für den 12. Bund, und dachte: Stimmt ja gar nicht... ;)
Sorry... :roll:

gagasignor

Nochmal ein Nachtrag, ich war heute in einem Geschäft mit einigen Ukulelen und hab mal durchprobiert. Allerdings musste ich sie ja erstmal alle stimmen, was den Händler gefreut hat, auch wenn ich dann keine gekauft habe.
Mit der Handy-Tuner-App habe ich also viel gezupft und gehört und festgestellt, dass bei den meisten eben dieser Abstand zwischen Sattel und erstem Bund nicht so recht stimmt. Also offen Saiten richtig gestimmt, dann deutliche Abweichung beim ersten Bund, weitere Bünde dann konstante Abweichung (das alles sehr ungefähr ...)
Mir scheint das ja doch bedenklich, da alle Ukulelen >100 Euro kosteten, die meisten sogar ca. 200. Und an so einer würde ich dann nicht mehr rumschnitzen wollen (ganz abgesehen davon, dass es für die Saitenlage ebenfalls bei den meisten jedenfalls für meinen Geschmack nötig gewesen wäre).
Hat jemand ähnliche Erfahrungen?

AnRo

Ich bin Händler und importiere auch Ukulelen aus Fernost. Das Problem ist mir leider auch hinlänglich bekannt. Wir haben leider auch immer wieder im höherpreisigen Segment Probleme mit der Bundreinheit. Da bekommt man 12 gleiche Ukulenen für einen VK von jeweils 240 Euro (beispielsweise) und 4 davon haben - und das nur bei 2 Saiten - Abweichungen von bis zu 20 Cent. Natürlich erst einmal nach der visuellen Kontrolle Saitenwechsel - um dann festzustellen, dass es daran nur teilweise lag. Und so fängt man an rumzudoktern, seinen Gitarrenbauer zu bemühen und böse mails an den Herstellern zu schreiben. Leider lohnt es sich noch nicht mal mehr bei solchen Instrumenten diese zurückzuschicken. Das Porto würde mit hin und Rücksendung den kompletten Verdienst auffressen. Ganz zu schweigen davon, dass die Hersteller die Ukulelen nicht zurücknehmen würden. Um Ausreden sind die leider nicht verlegen. Da kann man dann nur auf die eigene Beharrlichkeit setzen und versuchen die Instrumente wieder hinzukriegen. Und dann hofft man auf die nächste Lieferung - und auf das nächstge Treffen mit dem Hersteller auf irgendeiner Messe.
Im Augenblick sitze ich wieder über 5 Ukulelen (irgendwie waren wieder nur die teuren betroffen!) von immerhin 120 gelieferten. Falls ich mal eine geniale Idee habe, melde ich mich wieder.

Aloah
Andreas

Claus

Hallo Andreas,
rede doch einmal mit Deinem Gitarrenbauer und sage ihm, er solle versuchsweise einen Sattelbund an eins der nicht bundreinen Instrumente anbringen. Falls der Steg richtig positioniert ist, könnte das helfen.

Aloah

Claus

howein

Zitat von: gagasignorMir scheint das ja doch bedenklich, da alle Ukulelen >100 Euro kosteten, die meisten sogar ca. 200. Und an so einer würde ich dann nicht mehr rumschnitzen wollen (ganz abgesehen davon, dass es für die Saitenlage ebenfalls bei den meisten jedenfalls für meinen Geschmack nötig gewesen wäre).
Hat jemand ähnliche Erfahrungen?
Gleiche Erfahrungen, quer durch alle Marken und Preislagen ...

Nur selten eine wirklich bundrein, Schwankungen auch zwischen gleichen Instrumenten ... gottseidank höre ich das nicht mehr so genau, und oft ist die Abweichung ja nur geringfügig. Kürzlich hatte ich allerdings eine Honu Rope Concert in der Hand, die hatte Abweichungen von zwischen -20 und -40 cent am 12. Bund ... und das bei ca. 600.- Euro ... der Händler hat sich gefreut ...
Die Saitenlage ist (mir) praktisch immer zu hoch, ich spiele nur fingerstyle und mags schön flach. Nur eine einzige hat mal bereits im Laden \"out of the box\" gepasst, eine Martin 2 Concert ... ist aber normalerweise kein Problem das für die eigenen Bedürfnisse zu optimieren.

Eine Idee kommt mir grad zu der beschrieben häufigen Abweichung am ersten Bund ... würde es was bringen wenn man nicht auf die Leerseiten genau stimmt sondern statt dessen auf den ersten Bund?