Minimaler Spalt bei vielen Brücken normal?

Begonnen von K.Berger, 23. Mai 2019, 15:52:18

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K.Berger

Hallo!

Ich habe gerade eine neue Ortega RU11 bekommen. Sehr beeindruckend, die Verarbeitung in anbetracht des Preises.

Allerdings hat sie hinten unter der Brücke einen winzig winzig kleinen Spalt. Ebenso meine andere ortega, die RUPR-Tri und eine meiner beiden Kalas hat ebenfalls einen winzigen Spalt.

Ich rede hier von einem geschätzten Spaltmaß von unter einem halben Millimeter.

Ist das heutzutage normal? Meine einzige Ukulele, die nicht einen solchen "nano-Spalt" hat, ist meine Kala KA-TEM.

Und auch der Großteil der Instrumente im örtlichen Musikladen haben zumindest auf einer Seite der Brücke einen winzigen Spalt.

Ist dies jetzt ein Grund, besorgt zu sein, oder sollte ich es einfach so hinnehmen? Zudem die Brücken bei den Ortegas zusätzlich mit zwei Schrauben fixiert sind.

In anbetracht der Tatsache, dass ich schon so viele Ukulelen mit einem solch winzigen Spalt gesehen habe, erhoffe ich mir auch nicht allzu viel von einem Austausch. Denn ehrlich gesagt bin ich keine Freund vom ewigen hin und her schicken :(

Wie sieht das bei euch aus oder wie handhabt ihr so etwas? Bin ich da zu penibel und verwöhnt von meinen Gitarren, wo eine das vielfache einer meiner Ukulelen kostet?
Ich kann einfach nicht glauben, dass die Hälfte meiner Ukulelen, welche ich alle neu gekauft habe, Produktionsfehler aufweisen.

Vielen Dank liebe Leute!

Fischkopp

Ich hab mir mal die Brücken von meinen 10 Ukulelen angeschaut, da hat keine einen Spalt, alle liegen plan auf der Decke auf.
https://www.youtube.com/user/BerndDombrowski (Eigene Lieder, Traditional, Ärztelieder usw.  170 Videos)
https://www.youtube.com/user/RollinUke#g/u (Gecoverte Lieder 291 Videos)

allesUkeoderwas

#2
Das scheint heutzutage bei der Massenproduktion fertigungsbedingt "normal".
Meine persönliche Meinung: Fertigungsbedingter Pfusch in der Massenproduktion.
Übel wird es, wenn sich hinter der Brücke zusätzlich die Decke wölbt.

Wenn die Brücke weggeflogen ist, sieht man, daß erst die Decke lackiert wurde und dann mit einem Oberflächenfräser eine Fläche für die Verleimung der Brücke in die Decke gefräst wurde. Diese Fläche ist allerdings kleiner, als die Brücke und so kann man im schlimmsten Fall rund um die Brücke mit einer Rasierklinge mehrere Millimeter unter die Brücke fahren, bevor man an die Verleimung kommt. Bei neuen Ukulelen sieht man diesen "Fertigungsmangel" meist noch nicht - Erst wenn die Brücke länger unter Spannung steht, wird sie hinten angelupft.

Glücklicherweise gibt es aber auch noch Hersteller, die ihre Brücken ordentlich, flächendeckend verleimen.

Bei billigen Gitarren hat man übrigens oft das gleiche Problem.

Ukulelen: Nur Schrott

Andreas Fischer

Ich nehme mal an du meinst den Steg. (Englisch Bridge)
Es gibt sogar Hersteller teurer Gitarren die da absichtlich (stellenweise) "Luft" lassen und nur punktuell verleimen ... leider erinnere ich mich nicht mehr daran welche Marke das war.... da muss ich mal recherchieren.

Früher habe ich auch immer geschaut ob man ein dünnes Stück Papier unter den Steg schieben kann, eventuell auch nur an den Ecken und dachte das sei (falls der Steg nicht verschraubt ist) ein Zeichen für schlechte Verarbaitung und das könnte/würde sich mit der Zeit lösen.
Manchmal ist das aber sogar Absicht.
Andreas Fischer
"Niveau ist keine Creme"

Hummel

Die Ortegas haben ja auch  teilweise sehr große Brücken, ist der Spalt nur ganz am Rand oder geht er tiefer bis da wo wirklich die Saiten geknüpft werden? Meine Ortega hat das auch und sie erfreut sich immer noch bester Geundheit auch bei ihrer neuen Besitzerin. 

K.Berger

Das ist interessant zu wissen, vielen Dank für die Antworten!

Gerade bei der RUPR-Tri hab ich mir gedacht, dass sie den Steg nachträglich aufsetzen, denn das ganze Teil ist ja in drei Farben und dazu noch Hochglanz-lackiert.

Das bedeutet im Klartext, dass es bei Ukulelen, welche nach dem Lackieren montiert werden, mit großer Wahrscheinlichkeit heutzutage einen Spalt geben wird? Zumindest würde das erklären, warum die meisten matt Lackierten und fast alle Hochglanz lackierten, die ich bisher gesehen habe, einen Spalt hatten.

Ich hoffe einfach mal es passiert nichts. Bisher ist mir in knapp 20 Jahren Musik noch keine Brücke/kein Steg um die Ohren geflogen.

Wie schaut es eigentlich aus, wenn man solche Spalten mit dünnflüssigem Sekundenkleber füllt? Das habe ich bei meiner ersten Ukulele, einer Harley Benton, gemacht und bisher ist der Spalt dicht. Da war allerdings auch nur an der hinteren Ecke der hohen G Saite ein kleiner Spalt.

ukemouse

Zitat von: K.Berger am 23. Mai 2019, 15:52:18
....
Ich habe gerade eine neue Ortega RU11 bekommen. Sehr beeindruckend, die Verarbeitung in anbetracht des Preises. ...

Meinst du den Satz positiv oder ironisch? Ich habe in letzter Zeit 5 Ortegas (allerdings von den ganz neuen Modellen) angesehen und 4 davon waren übel verarbeitet und eine klang einfach schxxxx.
Von scharfen Bundstächenenden, schief übers Griffbrett verlaufende Saiten (woran das lag, konnte ich in kurzer Zeit nicht ausmachen) bis zu furchtbarer Saitenlage, die aber durch schon sehr tief gefeilte Stegeinlage, kaum bis gar nicht mehr veränderbar war., war alles dabei. Unter anderem stank eine (die grüne Tenor) so nach Farbe, das ging mal gar nicht. Da wurde einem beim spielen schlecht vom Gestank.
Bei einem Preis von 150-180,- erwarte ich einfach eine brauchbare Bearbeitung und nicht so ein geschlampe.

Meine Freundin hat eine RU11, eine der ersten Ukulelen die Ortega auf den Markt gebracht hat..... da war die Verarbeitung anscheinend noch gut, denn die ist toll.

Chill

Bei einer Industrieuke würd ich gar nicht gucken. Wenn sie gut spielbar ist und klingt, isses doch egal, nicht? Sie wird kein Sammlerstück. Bei teuren Ukes wärs ein Grund zur Reklamation oder professionellen Begutachtung.

ukemouse

Zitat von: Chill am 24. Mai 2019, 09:21:15
Bei einer Industrieuke würd ich gar nicht gucken. Wenn sie gut spielbar ist und klingt, isses doch egal, nicht? Sie wird kein Sammlerstück. Bei teuren Ukes wärs ein Grund zur Reklamation oder professionellen Begutachtung.

Wegen so nem kleinen Spalt würd ich auch nix sagen, da guck ich nicht mal hin. Aber das, was bei den Uken war, die ich hier hatte, sowas geht einfach gar nicht. Da kann sie noch so gut klingen. Ich gebe keine 150,- aus für Klang-Schrott...ok 2 waren durch die hohe Saitenlage ja eh nur noch in den oberen Bünden spielbar.

K.Berger

Ne ne, mein Satz war durchaus positiv und überhaupt nicht ironisch gemeint. Ich bin, was Verarbeitung anbelangt, enorm pingelig und gebe auch gern zu, dass ich es vermutlich oft übertreibe. Aber die RU 11 und auch die Tri color sind makellos verarbeitet.

Angefangen bei der Kopfplatte mit sauber und symmetrisch gesetzten Mechaniken, über einen wirklich gerade angebrachten Hals, ohne Verzug oder ähnliches. Auch am Halsfuß keine spalten, keine unsaubere Verleimung und selbst im Inneren keine unnötigen Schlampereien.

Die Bindings sind sauber und nicht zu fühlen. Bei der RU 11 hat mich besonders der Sattel beeindruckt, da er ab Werk schon so tief gefeilt ist, wie ich es sonst selbst machen würde. Also perfekt und wesentlich tiefer als die meisten anderen Hersteller. Dadurch ist die Bespielbarkeit natürlich sehr komfortabel und das ganze ohne Schnarren. Und selbst die Oktavreinheit beider Instrumente ist beeindruckend. Da kann meine Sopran Kala nicht mithalten.

Dennoch haben beide Ortegas eben diesen winzigen Spalt am Steg. Aber die Erklärung mit dem nachträglichen ausfräsen des Lacks ergibt Sinn und würde dieses ja schon erklären.

Ich bin etwas beruhigter und werde die Uke vermutlich dann behalten. Denn das Holz ist sehr schön gewählt, sie klingt wunderbar weich und bekommt dann nachher vermutlich mal direkt neue Saiten.

Wie gesagt, vollmassives Mahagoni, gepaart mit der passenden Intonation und einer schönen Bespielbarkeit für 149,-  begeistern mich schon sehr. Vielleicht bin ich dann am Steg zu pingelig. Ich komme von der Gitarre und spiele seit Jahren meine Gibson Paulas usw, da sucht man dann auch immer das Haar in der Suppe...

ukemouse

Das freut mich zu hören, daß deine Uke sonst super verarbeitet ist. Dann ist ja doch noch nicht ganz Hopfen und Malz bei den Ortegas verloren. Ich hatte da nach den 5 von mir getesteten (innerhalb weniger Wochen) da dann doch so meine Zweifel und hatte die Marke schon für mich gestrichen.....
Obwohl wenn ich dann die ca 10 Jahre alte RU11 meiner Freundin ansehen, dann denke ich mir "die können es doch eigentlich.....wieso nur jetzt so?"

K.Berger

Das klingt ja echt gruselig und hätte mich vor der Tri-color definitiv vom Kauf abgehalten.

Ich bin sehr froh über die beiden, da wie gesagt alles passt und vor allem sauber gemacht ist. Die Tri-color Tenor hat vorgestern neue Nyltech Saiten von D'addario bekommen und auf die RU11 werde ich wohl mal ein paar Aquila Red ziehen. Dann ist sie vielleicht ein bisschen weniger weich.

Jetzt versuche ich einfach mal, mir den Steg nicht immer von hinten anzusehen :D

Matze

ZitatDas freut mich zu hören, daß deine Uke sonst super verarbeitet ist. Dann ist ja doch noch nicht ganz Hopfen und Malz bei den Ortegas verloren. Ich hatte da nach den 5 von mir getesteten (innerhalb weniger Wochen) da dann doch so meine Zweifel und hatte die Marke schon für mich gestrichen.....
Obwohl wenn ich dann die ca 10 Jahre alte RU11 meiner Freundin ansehen, dann denke ich mir "die können es doch eigentlich.....wieso nur jetzt so?"

Als Alltagsukulele wollte ich mir eigentlich eine "RU 5 MM holen. Ich glaub, das lass ich lieber.

Gruß
Matze

Dedel

Zitat von: allesUkeoderwas am 23. Mai 2019, 18:00:04
Das scheint heutzutage bei der Massenproduktion fertigungsbedingt "normal".
Meine persönliche Meinung: Fertigungsbedingter Pfusch in der Massenproduktion.
Übel wird es, wenn sich hinter der Brücke zusätzlich die Decke wölbt.

Wenn die Brücke weggeflogen ist, sieht man, daß erst die Decke lackiert wurde und dann mit einem Oberflächenfräser eine Fläche für die Verleimung der Brücke in die Decke gefräst wurde. Diese Fläche ist allerdings kleiner, als die Brücke und so kann man im schlimmsten Fall rund um die Brücke mit einer Rasierklinge mehrere Millimeter unter die Brücke fahren, bevor man an die Verleimung kommt. Bei neuen Ukulelen sieht man diesen "Fertigungsmangel" meist noch nicht - Erst wenn die Brücke länger unter Spannung steht, wird sie hinten angelupft.

Glücklicherweise gibt es aber auch noch Hersteller, die ihre Brücken ordentlich, flächendeckend verleimen.

Bei billigen Gitarren hat man übrigens oft das gleiche Problem.



Das Fräsen der Fläche für das Aufleimen der Brücke ist eigentlich ein gängiges Verfahren. Auch das die Leimfläche etwas kleiner als die Brücke gefräst wird ist üblich, damit auch der Bereich um die Brücker herum ein perfektes Finsh bekommt. Selbst so renommierte Ukulelenbauer wie Chuck Moore von Moore Bettah Ukuleles macht das so, und dessen Ukulelen kosten schnell mal mehrere tausend Euro.

Die andere Variante ist die, den Bereich für die Brücke vor dem Lackieren abzukleben, dann spart man sich das Fräsen. Aber auch hierbei wird der Leimbereich ein wenig kleiner abgeklebt als die Brücke groß ist.

Trotzdem sollte die Brücke natürlich voll aufliegen und keine Fuge zur Decke aufweisen.