Erster Eigenbau Konzert-Ukulele - ein Workshop im Kloster hat es möglich gemacht

Begonnen von Anke, 24. Dez 2016, 15:59:26

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Anke

Hallo Zusammen,

in der Zeit vom 09.-15.10.2016 hatte ich die tolle Gelegenheit, am Ukulelenbau-Workshop von Dirk Jungbluth im Kloster St. Maria in Esthal/Pfalz teilzunehmen
(siehe auch hier http://www.ukulelenboard.de/index.php?topic=21150.msg314556#msg314556 und hier http://www.ukulelenboard.de/index.php?topic=21235.msg315557#msg315557).

Seither ist schon etwas Zeit vergangen, dennoch möchte ich im folgenden meine Erfahrungen mit Euch teilen und meine selbst gebaute Ukulele vorstellen.

In den letzten Jahren habe ich erste Eigenbau-Erfahrungen mit meinen Cigarbox-Ukulelen sammeln können. Dennoch oder gerade deswegen hat es mich gereizt, auch mal eine Ukulele in klassischer Form und Bauweise zu bauen.
Dafür war Dirk Jungbluths Workshopangebot genau das richtige: eine Woche Urlaub in Klosteratmosphäre verbunden mit Ukulelenbau. Optimal, wenn sich Urlaub und Hobby vereinen lassen.

Bereits ein Jahr vor dem Workshop habe ich mich daher angemeldet und mir ,,meinen Platz" reserviert. Die Monate vor dem Workshop waren dann durch erste Kontakte und erstes virtuelles Kennenlernen, viele Fragen und natürlich die Planungen und die Zusammenstellung des eigenen Instruments geprägt.

Vorgegeben war im Wesentlichen nur die Bauform/Mensur: es sollte eine Konzert-Ukulele werden. Bei der Wahl und Kombination der Hölzer ließ uns Dirk Jungbluth freie Auswahl, stand dabei jederzeit mit Rat zur Seite und gab Empfehlungen, wenn eine Idee nicht ideal oder ggf. auch nicht praxistauglich war.
Ebenso waren bei der Auswahl der Bindings, des Griffbretts, der Kopfplattenform, der Schalllochumrandung, der Mechaniken etc. den individuellen Wünschen kaum Grenzen gesetzt, was möglich war, hat Dirk Jungbluth auch möglich gemacht und für uns vorbereitet und den Workshop im Vorfeld bestens organisiert.

Im Oktober diesen Jahres hieß es dann endlich: los gehts! Zu Beginn des Workshops hatte jeder Teilnehmer entsprechend seiner individuellen Planung die erforderlichen Hölzer und Teile an seinem Arbeitstisch liegen. Nun war es an mir und meinen Workshopkollegen, daraus etwas ,,spielbares" zu machen.

Kaum zu glauben, dass aus diesem Puzzle: 


am Ende einer Woche eine nahezu lackierfertige Konzert-Ukulele wurde:



Die Abschlussarbeiten (Hals profilieren, Oberflächen- und Schleifarbeiten) wurden im Anschluss des Workshops von jedem Teilnehmer zuhause durchgeführt. Dirk Jungbluth hat dann abschließend in seiner Werkstatt das Finish (Lackierarbeiten, Brücke und Mechaniken) übernommen.

Nur wenige Tage später brachte mir der Postbote dann MEINE fertige Ukulele:

   

 

Spezifikationen:
Boden/Zargen: Pao Ferro massiv, Boden spiegelverleimt
Decke: Haselfichte massiv, spiegelverleimt
Binding: Palisander mit Ahornzierstreifen
Hals: Cedro
Griffbrett: Pao Ferro, 18 Bünde mit Sidedots
Kopfplattenfurnier: Pao Ferro
Steg mit Stegeinlage: Palisander, Stegeinlage Knochen
Sattel: Knochen
Mechaniken: Schaller Mechaniken GrandTune Ukulele VintageCopper/Ebenholz
Saiten: Martin M600 Fluorocarbon-Saiten
Tonabnehmer: keiner

Mensur: 38,0 cm
Gesamtlänge: 60,0 cm
Korpuslänge: 28,5 cm
Korpusbreite: Oberbug 14,5 cm, Unterbug 20,5 cm
Korpushöhe: 7,0 cm
Finish: Lack, seidenmatt

Natürlich verlief im Laufe der Workshopwoche nicht alles fehlerfrei ;-) Natürlich musste ich viel fragen und mir an manchen Stellen auch helfen lassen. Natürlich habe ich zwischendurch geflucht und gezweifelt. Doch neben gelegentlichem Frust gaben die sichtbaren Baufortschritte auch Auftrieb und Motivation. Vieles ist natürlich auch glatt gegangen und mit jedem Stückchen Ukulele wurde ich stolzer auf das, was ich mit meinen eigenen Händen geleistet habe.
Gerade deswegen hat sich der Workshop für mich mehr als gelohnt. Dirk Jungbluth hat mit allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sehr viel Geduld bewiesen, jeden da abgeholt, wo er stand und das nötige Fachwissen und die nötigen Techniken vermittelt.
So war auch gewährleistet, dass keine gravierenden Fehltritte passierten und am Ende jeder eine tolle Ukulele sein eigen nennen kann. Die Ergebnisse sprechen für sich: fünf wunderschöne und individuelle Instrumente.

Fazit:
Mangels Know-how und mangels geeigneter Ausstattung hätte ich mich ohne den Workshop wahrscheinlich niemals daran gemacht, eine ,,richtige" Konzert-Ukulele selbst zu bauen.
Dank der Lernerfahrungen und nützlichen Tipps im Workshop sowie der guten und in jeder Hinsicht fachmännischen Anleitung durch Dirk Jungbluth gelang es mir (und meinen Workshopkollegen natürlich auch), eine optisch und klanglich wunderschöne Konzert-Ukulele innerhalb einer Woche zu bauen. ,,Meine erste selbstgebaute Ukulele"!

Und was soll ich sagen: ich habe ,,Blut geleckt", d.h. im heimischen Keller entsteht gerade eine weitere Konzert-Ukulele, dieses mal in der Kombination Zebrano/Fichte.
Dank meines jetzt erweiterten Fachwissen und der Lernerfahrungen aus dem Workshop, insbesondere auch im Bereich notwendiger Vorrichtungen und auf was man im Instrumentenbau/Ukulelenbau achten muss, traue ich mich nun nochmals an ein Eigenbauprojekt.

Von Klang und Haptik meiner ersten selbst gebauten Konzert-Ukulele bin ich sehr begeistert. Sie spielt sich fantastisch und klingt ausgewogen und voluminös.
Ein Klangbeispiel reiche ich in den kommenden Tagen gerne nach.

Im kommenden Herbst 2017 bietet Dirk Jungbluth (http://www.die-saite.de/) erneut einen einwöchigen Ukulelenbau-Workshop in Esthal an.
Wer Lust darauf hat, sein eigenes Instrument zusammenzustellen und unter fachmännischer Anleitung (und bei Bedarf mit Hilfestellung) zu bauen, dabei handwerklich nicht ganz ungeschickt ist, aber zuhause ggf. nicht den nötigen Platz, das nötige Equipment und das erforderliche Fachwissen hat, für den ist dieser Workshop optimal.
Ich hatte eine sehr schöne Woche, mit vielen neuen und sehr netten Bekanntschaften und langen Abenden in geselliger Runde. Und ganz nebenbei kam noch eine Ukulele dabei heraus  ;).

Liebe Grüße und frohe Weihnachten von
Anke


LokeLani

Deine Mühe hat sich offensichtlich gelohnt! :)
Grautuliere zu dem schönen Eigenbau und viel Freude mit ihr!

Bluesopa

Auch wenn ich mich wiederhole ... ich bewundere wieder einmal dein handwerkliches Talent!