Muss es immer Koa sein?

Begonnen von kiwidjango, 18. Jan 2019, 14:49:18

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema. (44 Antworten, 7.574 Aufrufe)

isso

#30
Wirklich Psychoakkustik? Vielleicht sollte sich hier nochmal ein Ukulelenbauer zu Wort melden. Ich als Laie denke mir das so: Das Einschwingverhalten einer Decke hängt doch wohl nicht unwesentlich von deren Dicke ab, je dünner, desto schneller die Reaktion der Decke auf den Anschlag des Tons. Wenn nun, wenn ich Kiwidjango recht verstanden habe, Laubhölzer eher ungünstig für die Herstellung einer dünnen Decke sind, eignen sie sich im Punkt Reaktion/Response (oder wie immer man das nennen will) weniger als z.B. Fichte oder Zeder.

Pazukulele

Man beachte hierzu, was The Leonardo Guitar Research Project in einer gut dokumentierten Studie mit akustischen Gitarren herausgefunden hat:

ZitatErfahrene Gitarrenspieler und Hörer konnten tropische und nicht tropische Hölzer lediglich zufällig unterscheiden. Alle Blindtests zeigen, daß es möglich ist, sowohl aus tropischen als auch aus nicht-tropischen Hölzern gleich gut klingende Gitarren herzustellen.
(https://sites.google.com/site/leonardoguitarresearch/research-report-lgrp)

Nur wenn Gitarrenspieler und Hörer die Instrumente sahen, konnten sie die Unterschiede auch verläßlich hören ...



The LORD was ready to save me: therefore we will sing my songs to the stringed instruments all the days of our life in the house of the LORD. (Isaiah 38:20)

Hawe49

Wie sollte man Holz auch "hören" können ...
Aber wenn man das Instrument spielt, kann man es spüren und hören wie es anspricht, wie es schwingt, wie dynamisch es reagiert, wie laut es bei dezentem oder kräftigem Anschlag ist, im Vergleich zu einem anderen.
Ob das nun mit bestimmten Hölzern oder einer gekonnten Bauweise oder beidem erreicht wurde - wie sollte man das heraushören können, und wozu überhaupt ...
Klingen muss es (und natürlich gut bespielbar sein), sonst garnix  :)

Hummel

#33
Hm der Test besagt aber auch dass die Spieler Unterschiede eher warnehmen konnten als die Hörer- direkt unter Result. Ausserdem muss ich unterscheiden über welche Unterschiede ich diskutiere- die zwischen Tropenhölzern und Nichttropenhölzern oder die zwischen Laub- und Nadelholz. Fichte und die im Gitarrenbau verwendete Zeder sind beides nichttropische Nadelhölzer.  Ausserdem wird ja selten ein Intrument nur aus einer Holzart hergestellt- Koa- Uken und Mahagoni- Uken zum Beispiel. Eine Uke nur aus Fichte gab es auch mal von Barnes & Mullins. Akustikgitarren haben meist eine Fichten- oder Zederndecke. Faith ( durfte mal bei Kiwidjango hören, lecker!) baut einmal eine Serie Fichte/Trembesi und eine ganz aus Trembesi. Das ist jetzt übrigens  wieder um 3 Ecken mit Koa verwandt. Das wäre ein sinnvoller Vergleich- hört man die gut eingespielte Fichtendecke  raus gegenüber der Komplett- Trembesi? Da wäre wenn man die gleiche Form nimmt alles andere wirklich gleich.
Da laut wikipedia Trembesi = Monkeypod gibt es hier im Forum zumindest eine Uke komplett aus dem Holz inklusive Hörbeispiel.

Pazukulele

Zitat von: Hawe49 am 03. Feb 2019, 17:26:31
wozu überhaupt ...
Vielleicht, um gut klingende Instrumente bauen zu können?
The LORD was ready to save me: therefore we will sing my songs to the stringed instruments all the days of our life in the house of the LORD. (Isaiah 38:20)

Pazukulele

#35
Zitat von: Hummel am 03. Feb 2019, 21:28:17
Hm der Test besagt aber auch dass die Spieler Unterschiede eher warnehmen konnten als die Hörer
Und dennoch im Bereich des Zufalls ...

Wer will, kann ja mal sich folgendes anhören und dann sagen, wie viele verschiedene Gitarren zu hören sind:



Die Auflösung gibt's hier:

https://www.youtube.com/watch?time_continue=78&v=RPgpioRTO34

Es gibt übrigens noch weitere Untersuchungen, die in dieselbe Richtung weisen. Das Institut für Musikinstrumentenbau in Zwota hat 2001 eine Untersuchung mit Gitarrenbauern, Gitarristen und Laien durchgeführt, deren Ergebnisse zeigen, "dass der Einfluss des Ausgangsmaterials auf die Fertiginstrumente deutlich geringer ausfällt als allgemein angenommen." Auch dort wurden die Instrumente letztlich nach Optik bewertet.

Die Studie weist außerdem noch auf etwas anderes hin: "Man kann leicht nachrechnen, dass die bei Gitarren oft verwendete Hauptdiagonalleiste allein bereits ein höheres Flächenträgheitsmoment aufweist als die Decke selbst." Die Beleistung spielt also eine ganz wesentliche Rolle bei der Resonanz. Eine noch so schwingfähige Decke ist nichts wert, wenn sie wegen der Leisten nicht schwingen kann.
The LORD was ready to save me: therefore we will sing my songs to the stringed instruments all the days of our life in the house of the LORD. (Isaiah 38:20)

ukelmann

Zitat von: hilli2 am 20. Jan 2019, 18:44:32
Erst gestern habe ich eine Kiwaya KS-0 den ganzen Nachmittag ausprobieren dürfen vor einer Kaufentscheidung - und das ist für mich wichtig! Sie hat sich "richtig" angefühlt. Sie klingt richtig geil! Und sie sieht ......naja.....einfach aus  ;). Kein Schicki, keine Schnörkel, kein Curly, kein Koa, keine Maserung. Sie ist nicht mal aus Massivholz. Aber sie spielt sich richtig richtig toll und der Klang ist fantastisch!!! (Danke noch mal an Kat!!! :))
Die hätte ich auch genommmen, tolle Uke!
Und da sie mich so überzeugt hat, habe ich sie wie Tuke  in Japan geordert. 8) :D 8)
Plinke-ti plinke-ti plinke-ti PLING

Hawe49

#37
Zitat von: Pazukulele am 04. Feb 2019, 00:29:06
Vielleicht, um gut klingende Instrumente bauen zu können?

Du hast doch selbst zuvor geschrieben:

Zitat von: Pazukulele am 03. Feb 2019, 15:58:49
Man beachte hierzu, was The Leonardo Guitar Research Project in einer gut dokumentierten Studie mit akustischen Gitarren herausgefunden hat:

ZitatErfahrene Gitarrenspieler und Hörer konnten tropische und nicht tropische Hölzer lediglich zufällig unterscheiden. Alle Blindtests zeigen, daß es möglich ist, sowohl aus tropischen als auch aus nicht-tropischen Hölzern gleich gut klingende Gitarren herzustellen.
(https://sites.google.com/site/leonardoguitarresearch/research-report-lgrp)

Nur wenn Gitarrenspieler und Hörer die Instrumente sahen, konnten sie die Unterschiede auch verläßlich hören ...

Warum jetzt das reine Heraushören ohne gleichzeitig zu sehen, das lt. deinem eigenen Beitrag eigentlich nicht möglich ist, plötzlich DOCH wichtig oder zumindest sinnvoll sein soll "um gut klingende Instrumente bauen zu können", verstehe ich nicht.

Louis0815

Zitat von: ukelmann am 04. Feb 2019, 09:48:58
Und da sie mich so überzeugt hat, habe ich sie wie Tuke  in Japan geordert. 8) :D 8)
Soll ja jetzt unter dem neuen Freihandelsabkommen richtig günstig sein.....


BTT: Insgesamt bin ich allerdings der Überzeugung, dass gerade bei Ukulelen und ihrer nicht vorhandenen Größe die Bauart und das Können des Spielers einen wesentlich messbareren Einfluß auf den Klang haben als das verwendete Holz.
Eine Ukulele muss vor allem gut in meiner Hand liegen und zu meiner Laune passend klingen (Achtung: hier kommen die Saiten als zusätzlicher Faktor ins Spiel) - wenn sie dann auch noch "toll" aussieht (was wiederum eine reine Geschmackssache ist), ist das ein netter Bonus.
::===( o ו )  ( ו o )===::
Sopranino: Antica Ukuleleria Allegro
Sopran: Makala MK-S, Kala SSTU-FMCP, Makala Waterman, Firefly Banjolele, Flight TUS-50, Flight WUS-3, Kala Bambus
Konzert: Flea M-42, Blackbird Clara, ukuMele Akazie I (CGDA), Big Island KTO-CT, Noah 8string, Kiwaya KPC-5K, Risa Stick, Romero STC-X, Brüko K021
Tenor: Pono MTDX8, KoAloha KTM-25
Bass: Kala UBass EM-FS (Aquila Red)


(Jeder kann mitsegeln, auch ohne Vorkenntnisse: www.alex-2.de)

Hummel

Dass die Verarbeitung ein große Rolle spielt durfte ich feststellen als ich noch ernstlich versucht habe in die Welt der G--- zurückzukehren; einzige sinnvolle Option -3/4 . Aber bitte mit minnigstens 5 cm Sattelbreite, womit sämtliche Akustik/Westernteile aus dem Rennen sind. Klassische werden fast nur als Schülerinstrumente hergestellt mit der Notwendigkeit etwas robuster zu bauen. Endergebnis- die schönste LaMancha oder Ruben Schülergitarre mit toller Fichten- oder Zederndecke und spanischem Halsfuß klingt im Direktvergleich vor Ort schlicht lahmarschig gegen eine nicht eigentlich bessere teilmassive  "Senorita". Die 2 cm Mensurunterschied machen es wohl kaum, der Korpus ist bei beiden Arten etwas kleiner als normal. Aber Senoritas traut man wohl einen sorgfältigeren Umgang mit dem Instrument zu.  Neben Holzart spielen bei Bridgepin  die Pins durchaus eine Rolle. Da wußte ich bis vor kurzem auch nicht ob Voodoo oder Wahrheit. Aber meine Mini M brauchte neue Saiten und die Plastiknöppels waren nicht mehr die besten. Also bekam sie kurzerhand welche aus Glockenmessing. Ob die bei der Western Jumbo, die heute noch vergeblich auf sie wartet, einen Unterschied machen würden weiß ich nicht. Bei der Kleinen hauen. sie fast schon zuviel rein.  Jede Menge Sustain klingt allerdings ziemlich metallisch.

isso

@ukelmann, hilli2
Wenn die KS-0 eine ähnlich geringe Latenz-Zeit nach dem Anschlag hat wie meine KS-5, dann wäre zu bedenken, dass sie im Guten wie im Schlechten im Vergleich zu mittelmäßigen Instrumenten verstärkt: ein ausgerutscher Anschlag, den letztere vielleicht "verzeihen", wird bei den Instrumenten mit gutem Response (zumindest bei meinen) gnadenlos ehrlich wiedergegeben. Gut gespielt, bringt es die Kiwaya genau auf den Punkt, zumal auch die Bundreinheit stimmt. Es braucht indes ein wenig Geduld, um den entsprechenden Anschlag zu kultivieren - falls man nicht sowieso schon gut spielt. Für Leute, deren rechte Hand noch ungeübt ist, wäre dann eher ein mittelmäßiges, "gutmütiges" Instrument wie etwa die Ukumele Akazie II zu empfehlen, womit wir fast schon wieder beim Koa wären.

Bebopalula

Gut, dass auch mal auf das spielerische Können eines Musikers hingewiesen wird. Gerade die Blindtests zeigen doch, wie subjektiv man meist entscheidet und wie anders es ist, wenn man nur hört. 8)
Nur wenige von uns interessieren sich für die Marke oder den Preis der Gitarre der gut gespielten Musik eines Sologitarristen. Da geht es ausschließlich um das Gehörte, das Berührende, der dem eigenen Empfinden gerecht werdende Hörgenuss.
Und seien wir einmal realistisch. Wenn ich in einem Klavierkonzert einem Solisten zuhöre, interessiert es mich nicht, ob der Flügel von Steinway, Bechstein oder Yamaha ist, sondern, ob der Virtuose gut spielt. Der Klavierspieler selbst hat eine ganz andere Empfindung. Aus sehr unterschiedlichen Gründen ist er vielleicht der Meinung, ein Bechstein klinge am besten, auf einem Bechstein würde er besonders gut spielen, sein Spiel sei heute schlechter, weil der Saal nicht über einen Bechstein verfüge...

Ähnlich verhält es sich bei der Ukulele. Höre ich ein Stück, dann lobe ich vielleicht den Stil, das Können, die Performance, den Gesang, das Feeling oder den Groove, den der Spieler rüberbringt, und mir ist es gleich, auf welcher Marke und auf welchem Holz er musiziert. Spielt jemand schlecht, dann wird die Ukulele nichts rausreissen, spielt jemand besonders gut, dann wird nicht die Ukulele ausschlaggebend sein. Für den Spieler selbst ist wichtig, dass ihm die Ukulele klanglich und haptisch liegt und beim Kauf auch optisch gefällt, alles andere ist seine Fähigkeit, ein Stück so, wie von ihm gewollt, aufzuführen.

Würde uns nur bestimmtes Holz oder besondere Hochwertigleit/Hochpreisgkeit gefallen, dann müssten 95% aller Uken auf dem Müll landen und die meisten Hobby-Ukler weltweit müssten mit dem Musizieren aufhören. Zum Glück ist das nicht so. Wir haben eine große Bandbreite an passabel spielbaren Instrumenten, an Preisen, an Materialien, an Fertigungstechniken. Jeder kann seine Wunschvorstellung verwirklichen. Wer Spezielles will und/oder es sich leisten kann, der sollte es tun. Aber auch ohne kann man ein glücklicher Ukulist werden. :)
___________________________________________
https://www.youtube.com/user/BebopalulaUke/videos

Hawe49

#42
Wichtig ist, das Instrument muss einem selbst gefallen, optisch, klanglich, und vom Anfass- und Spielgefühl her. Auf so einem Instrument spielt man einfach auch lieber, und auf einem solchen Instrument fällt auch das Üben leichter und man spielt ganz automatisch auch anders und besser ... Da braucht es keine (pseudo)wissenschaftlichen Beweise oder Erklärungen ... das Instrument muss einfach zu einem selbst "passen", und das ist völlig unabhängig von Preis, Edel- oder Bio-Holz oder Markennamen ...

(Ich erlebe das übrigens grad auch selbst wieder: Eine relativ preiswerte einfache aber bildschöne kleine Gitarre klingt und spielt sich überraschenderweise besser als eine mehr als eine doppelt so teure massive mit einem großen Namen ... ich spiele fast nur noch auf der, und werde die teurere wahrscheinlich sogar verkaufen ... wenigstens ist mit großen Namen ein guter Preis zu erzielen ...  ;))

isso

Toller Rat, dass man sich eine Ukulele zulegen soll, die einem gefällt. Wäre man von allein nie drauf gekommen. Aber was genau sind es denn für Eigenschaften, die ein Instrument ausmachen, das man mit Freude spielen kann? Einfach nur zu äußern, dass man Spaß hat oder der Klang gefällt, ist doch sehr langweilig, beliebig und letzlich unkommunikativ weil gehaltsarm. Ich denke, dass der Austausch über Bauweisen, Holzarten und auch Marken im Verhältnis zu den Eigenschaften (Lautstärke, Sustain, Brillanz, Dynamik etc), die dem eigenen Spiel förderlich sind ergiebiger sind als Manifestationen einer Pseudoliberalität, die letzten Endes mit der immer gleichen Parole "die Geschmäcker sind verschieden" daherkommt.

HEiDi

Zitat von: isso am 05. Feb 2019, 15:11:03Ich denke, dass der Austausch über Bauweisen, Holzarten und auch Marken im Verhältnis zu den Eigenschaften (Lautstärke, Sustain, Brillanz, Dynamik etc), die dem eigenen Spiel förderlich sind ergiebiger sind [...]

;D :D ;D
Ich fühle mich gerade in alte Zeiten zurückversetzt:
2008, mein erstes Ukulelentreffen.
Auf dem Schulhof von N.-Büssau stehen in der Pause zwei Grüppchen unter dem Ukulelenbaum:
die Männer, die Ukulele spielen und über Holz diskutieren,
und die Frauen, die "nur mit" sind und über die Männer schmunzeln.
Und dazwischen ich - unentschieden, welcher Gruppe ich mich anschließen soll.  ;D
HEiDi mit MAjA, UkuLily & wir_holen_den_cup