Fingerpicking Anfängerfrage

Begonnen von Herbstwolf, 17. Jan 2017, 19:57:05

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema. (39 Antworten, 11.151 Aufrufe)

Herbstwolf

So, wie in meiner Vorstellung angedroht, hab ich natürlich jede Menge Fragen an die Fachleute, Profis und ambitionierten Amateure.
Wenn man ein Instrument lernt, am besten noch autodidaktisch, eignet man sich ja immer so seine persönliche Komfortzone ein, wie man sich wohl fühlt. Das ist oft, nicht immer, aber oft, totaler Murks der da am Ende raus kommt, aber man fühlt sich wenigstens wohl damit.
Ich lerne über Yousician, ist vielleicht bekannt, stelle ich aber auf Nachfrage auch gern mal vor.
Jetzt wird da in den ersten Lektionen eigentlich nur mit Daumen gepickt, jedenfalls wird es in Videos so gezeigt. In späteren Kapiteln, wenn man sich seine gemütliche Daumen- Pick- Komfortzone eingerichtet hat, erklären sie einem "alternatives picken" mit dem Rest der Hand. Da haut es mich gerade noch total raus.

Ich bin jetzt natürlich nicht völlig gaga, natürlich ist mir klar, das man bei Mehrstimmigkeit in der Melodie auch andere Finger benutzt, aber wie spielt ihr Melodie? Nur Daumen? Alle Finger? Ist es überhaupt möglich, Achtel, Sechzehntel zu spielen, wenn man nur einen Finger benutzt, und wie macht das der Gitarrist, der benutzt ja auch nur EIN Plek, und nicht vier?  Muss ich nochmal von vorn beginnen, aber diesmal richtig?

Vielen lieben Dank für eure Antworten, ich bin sehr gespannt

olenizole

#1
Mit irgendwas muss man ja anfangen. Also warum nicht mit dem Daumen.
Stück für Stück kommen neue Dinge dazu. Manchmal fällt es einem leicht und manchmal muss man ein bisschen kämpfen.

Geh mit der Geschwindigkeit ganz runter, dass du für jeden Finger genug Zeit zum Nachdenken hast und ihn rechtzeitig findest, wenn er dran ist. Schön sauber und ordentlich, einer nach dem anderen. Und wenn es in Zeitlupe klappt, kannst du nach und nach das Tempo steigern.

Übrigens benutzen nicht alle Gitarristen nur ein Plektrum. Manche zupfen auch mit den Fingern. Oder sie tragen künstliche Fingernägel und haben im Prinzip tatsächlich an jedem Finger ein Plektrum.
Mit ein bisschen Übung sind aber Achtel und Sechzehntel auch mit dem Daumen oder mit dem Plektrum zu schaffen. Man muss nur langsam anfangen und das Tempo ganz allmählich anziehen.

snoopy

Hallo, am besten verwendet man wohl Daumen, Zeige-, Mittel- und Ringfinger.
Meistens lasse ich aber den Ringfinger weg.
Könnte daher kommen, dass ich bei Lied Begleitung gern Travis-Picking mache und daher die Kombination Daumen-Zeige-Mittelfinger mehr geübt ist.

Tuke

Mike kann das gut erklären, z.B. so:
https://youtu.be/r39ebDrQbw0

Viel Spaß
TT
"Die Normalität ist eine gepflasterte Straße: Sie ist bequem zu gehen, aber auf ihr wachsen keine Blumen." - Vincent van Gogh

wwelti

Das Schöne an der Ukulele ist, daß es viele verschiedene Methoden gibt, sie zu spielen. Letztendlich gibt es auch keine festen Konventionen, was man "darf" und was nicht. Wichtig ist daß es Spaß macht, optimalerweise auch langfristig. Möglich ist jedenfalls vieles. Schau Dir Virtuosen wie z.B. James Hill, John King, usw. an...

Ich empfehle aber, alle Finger von Anfang an zu trainieren, nicht nur den Daumen, und bitte auch nicht den Ringfinger weglassen. Denn sonst haben die Finger, die man erst auslässt, nachher einen so großen "Trainingsrückstand", daß es einfach keinen Spaß macht, sie noch sinnvoll ins Spiel zu bringen. Nur der kleine Finger der rechten Hand wird üblicherweise nicht genutzt, er ist halt auch in der Regel deutlich kürzer als die anderen.

Es gibt einige "Unarten", die man sich angewöhnen kann, und die für manche Arten zu spielen vielleicht sogar als normal angesehen werden. Zum Beispiel, den kleinen Finger auf die Schalldecke aufzusetzen. Ich rate davon ab, da es die Beweglichkeit der rechten Hand einschränkt.

Viele Grüße
  Wilfried

kmklw

Wie schon gesagt wurde, gibt es so viele verschiedene Möglichkeiten wie es wohl Spieler/innen gibt und was für den einen unabdingbares Muss ist, ist für den anderen allenfalls eine Option oder vielleicht sogar nicht empfehlenswert.

Ich bediene mich auch gerne der Fingerpicking-Technik, lege häufig sogar den kleinen Finger auf der Decke ab. Dies hilft mir bei der Orientierung beim "Blind-Spielen". Manchmal lege ich auch den Handballen auf dem Steg ab, was beim Travis-Picking sehr hilfreich ist.  Da ich die rechte Hand beim Zupfen rund mache - so, als hielte ich einen Tennisball in der Hand, sind die Fingerspitzen sowohl der langen als auch der kurzen Finger auf einer Ebene. Da lässt es sich auch mit dem kleinen Finger gut zupfen. Da die Ukulele nur vier Saiten hat, braucht man das ja eigentlich nicht.
Ab und zu halte ich aber ein Plektrum zwischen Daumen und Zeigefinger, dann benutze ich eben auch den kleinen Finger zum Zupfen. Dann kann man wunderbar verschiedene Techniken mixen.

Spiele ich Melodien mit dem Plektrum nutze ich meistens - je nach Tempo und Notenwerten - den Wechselschlag. Mit dem Daumen spiele ich in der Regel bloß, wenn die Stücke nicht allzu schnell sind. Sonst wechsle ich Daumen und Zeigefinger, bzw. Zeige- und Mittelfinger ab. Normalerweise spiele ich dann alle Noten auf den Zählzeiten mit dem Daumen, alle Noten auf den +zeiten mit dem Zeigefinger. Das gibt mir eine gewisse rhythmische Sicherheit. Bei kürzeren Notenwerten passe ich dann entsprechend an.

Ich sag mal: jeder wie es ihm nutzt. Viel Spaß beim Ausprobieren.

Gruß Michael

Andreas Fischer

Zitat von: Herbstwolf am 17. Jan 2017, 19:57:05

Ich lerne über Yousician, ist vielleicht bekannt, stelle ich aber auf Nachfrage auch gern mal vor.
Würde mich interessieren.
Habe gerade versucht mich da anzumelden aber es nahm keine meiner mailcdressen an.
Gibts nur ne Testversion und später kostet es etwas oder gibt es ausser Premium auch eine kostenlose Version. Und falls ja, was kostet es?
Andreas Fischer
"Niveau ist keine Creme"

Herbstwolf

Vielen Dank für die Antworten bisher, ich bin ganz begeistert vom Travis Picking, das werde ich wohl mal verstärkt und langsam als Training anfangen
Zitat von: Andreas Fischer am 18. Jan 2017, 13:08:18
Zitat von: Herbstwolf am 17. Jan 2017, 19:57:05

Ich lerne über Yousician, ist vielleicht bekannt, stelle ich aber auf Nachfrage auch gern mal vor.
Würde mich interessieren.
Habe gerade versucht mich da anzumelden aber es nahm keine meiner mailcdressen an.
Gibts nur ne Testversion und später kostet es etwas oder gibt es ausser Premium auch eine kostenlose Version. Und falls ja, was kostet es?
Angemeldet hab ich mich da über Facebook, das war relativ unkomliziert. Es gibt das Programm in drei Varianten. Premium kostet 9,99€ im Monat und umfasst jederzeit vollen Zugang zu allen Songs und Trainingseinheiten, die Möglichkeit, eigene Lieder zu basteln usw. ABER der Beitrag wird jährlich abgebucht, also 119€ sind auf einem Schlag weg. Für einen Monatsbeitrag gibts das auch, der liegt dann bei knapp 30€, was ich dann schon ganz schön happig finde.
Ich nutze das ganze frei ohne Kosten, das Programm zeigt einem ab und an dann Werbung für sich, man hat 30 Minuten Zugriff auf die Trainingseinheiten und kriegt in der Zeit Feedback, es zeigt einem in der Zeit dann falsche Töne an. Man hat nach den 30 Minuten Feedback aber auch weiterhin Zugriff auf die Songs, die man schon frei geschaltet hat, aber hat halt kein Feedback mehr.

Ich war lange hin und her gerissen, 9,99 ist ok, ein Musiklehrer kostet deutlich mehr (Ich koste mit meinen Trompetenjungs ja schon mehr,und ich muss nicht mal von leben). Aber was ist, wenn ich irgendwann sage, das ich doch nicht so die Lust hab, dann ist der Jahresbeitrag futsch.
Und mir als Anfänger reichen gerade die 30 Minuten Einheiten, gerade zu Anfang ist das schon hart, sich länger auf Bewegungen zu konzentrieren,die ungewohnt und fremd sind. Ich bleibe bei der freien Variante und nutze parallel dazu Bücher

cascadian

Ich habe auch mit yousician angefangen, bin jetzt sowohl in picking als auch strumming in level 4, also noch nicht sehr weit.

Ich finde es ist eine schöne Ergänzung/Abwechslung zum sonstigen üben, aber mir ehrlich gesagt die 120€ nicht wert. Für 10€/Monat würde ich vielleicht nachdenken es ein paar Monate zu machen, 20 pro Monat ist es mir auch nicht wert. Die Feedback funktion ist ganz schön, aber nicht 100% zuverlässig, und ich habe das Gefühl dass ich beim freien Lernen mit hilfe von youtube einerseits und rumprobieren andererseits mehr lerne.


Herbstwolf

Zitat von: cascadian am 18. Jan 2017, 15:00:47
Ich habe auch mit yousician angefangen, bin jetzt sowohl in picking als auch strumming in level 4, also noch nicht sehr weit.

Ich finde es ist eine schöne Ergänzung/Abwechslung zum sonstigen üben, aber mir ehrlich gesagt die 120€ nicht wert. Für 10€/Monat würde ich vielleicht nachdenken es ein paar Monate zu machen, 20 pro Monat ist es mir auch nicht wert. Die Feedback funktion ist ganz schön, aber nicht 100% zuverlässig, und ich habe das Gefühl dass ich beim freien Lernen mit hilfe von youtube einerseits und rumprobieren andererseits mehr lerne.


Benutzt du das über Tablet oder PC? Ich benutze das am PC mit einem ganz guten Headset und das läuft eigentlich.

cascadian

Tablet, wusste garnicht, dass es auch eine Desktop version gibt, werde ich bei Gelegenheit mal ausprobieren.

Herbstwolf

Ich hab das auch auf dem Handy,aber selbst im WLAN ist das manchmal eine Katastrophe, das stimmt wohl

ukemouse

Zitat von: Herbstwolf am 17. Jan 2017, 19:57:05
Ist es überhaupt möglich, Achtel, Sechzehntel zu spielen, wenn man nur einen Finger benutzt, und wie macht das der Gitarrist, der benutzt ja auch nur EIN Plek, und nicht vier?  Muss ich nochmal von vorn beginnen, aber diesmal richtig?

Mit einem Plek geht das schon sechzehntel zu spielen, auch blizteschnell......machen Mandolinenspieler ja auch. Das Geheimnis ist da der Wechselschlag. Aber mit Daumen wird das wohl eher nix. Das nur zur Info, du hast gefragt.  ;D
Ich würde bei Uke auch von Anfang an alle Finger trainieren.

Herbstwolf

Ich hab jetzt auch nochmal von vorn angefangen. Macht ja auch Sinn, wenn jede Saite einem Finger zugeordnet ist, spielt es sich ja auch viel geschmeidiger, als wenn ich vorher mit Daumen noch die Saiten suchen muss

wwelti

Herbstwolf: Auch das würde ich unterlassen. Jede Saite einem Finger zuzuordnen ist zwar verlockend, aber langfristig nicht zielführend. Die Technik der rechten Hand wird umso anspruchsvoller, je fortgeschrittener man ist. Ich muß da mal Samantha Muir erwähnen, sie vermittelt mit ihren Heften eine sehr gute Technik für die rechte Hand.

Im Prinzip ist es ganz einfach: Man versucht zu vermeiden, daß in schneller Folge hintereinander gespielte Töne mit demselben Finger gezupft werden. Beim Daumen kann man am ehesten Ausnahmen machen, da der Daumen der stärkste Finger ist.

Viele Grüße
  Wilfried