Wann ist man \"gut\"? ... also das Ukulelespiel betreffend.

Begonnen von Henk, 05. Jul 2007, 16:09:52

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Henk

Einfache sehr philosophische Frage mit unterschiedlichsten Antwortmöglichkeiten.
Wann ist man \"gut\"?

Wenn ein James Hill sagte, er wäre \"gut\", dann wäre das ja eine offensichtliche Untertreibung (womit wir auch beim Understatement wären ;) ).

Oder bezeichnet man jemanden, der nur drei Akkorde klampfen kann, damit aber die schönsten Lieder untermalt, als guten Ukulelespieler? So Three-Chords-and-the-Truth-mäßig?
 
Kurz: Wo fängt denn gut an? Hat es eher etwas mit der Technik zu tun? Oder mit dem, was man aus seinen Fähigkeiten macht? Ist das etwa eine ganz und gar subjektive Geschichte?

Und: Ist \"gut\" jetzt eher weit oben oder eher in der Mitte? Sprich: Geht das nach Schulnoten (da ist ja \"gut\" schon eher oben), oder kommt über \"gut\" noch \"toll\", \"genial\", \"Weltklasse\"... usw.?

Ich freue mich über Eure Meinungen ;)

der_rudi

#1
Da würde ich unterscheiden zwischen technisch gut und ob derjenige sich gut präsentiert (Präsentation ist halt die halbe Miete). Es gibt Leute, die treffen beim Singen keinen Ton und schrammeln ewig die gleichen drei Akkorde auf der Gitarre und trotzdem fühlt man sich besser unterhalten als bei anderen, die sehr ausgefeilt spielen aber einfach keine Präsenz haben... 8)

Ansonsten glaube ich das die Grenze nach oben hin offen ist... deswegen dürfte es schon ziemlich schwer sein da genau zu unterscheiden (ausgezeichnet, sehr gut, gut ......), aber ein James Hill oder Jake Sh. spielen sicher in der oberen Liga mit, wobei wenn ich von meinem Spiel ausgehe, es auch hier im Forum so einige davon gibt...

der_rudi

P.S.: Und ja, es ist einfach rein subjektiv, Musik, Schönheit usw.... das ist nunmal subjektiv. Wie gut jemand eine Technik beherrscht kann man vielleicht noch mit objektiven Maßstäben messen, aber das garantiert noch lange nicht ob es dem Individuum gefällt...

susa

Henk...das ist Gedankenübertragung...gerade hab ich gedacht, dass ich diese Frage mal ins Forum posten müsste...

Also...dann erzähl ich mal von meiner Chorleitungsprüfung an der Uni. Wir waren als Prüflinge auch die Sänger für unsere Mitstudenten, die also dann dirigieren mussten. Vierstimmige Chorsätze etc. Wir haben alle bestanden - außer einer...bevor der zur Prüfung hereinkam, grinste sich die Prüfungskommission schon an.

Der Student sah schon älter aus als wir und flog haushoch durch die Prüfung.

Rein \"technisch\" berherrschte er sehr wohl das Taktanzeigen. Aber er dirigierte eckig, ohne Gefühl und ohne sich selbst einzubringen.

Ich hab dann nach meiner Prüfung die Professoren gefragt, warum meinen Mitstudenten so streng behandelt hätten. Sie erzählten mir, er würde schon das dritte Mal die Prüfung nicht bestehen, weil er einfach nicht musikalisch dirigiere, sondern wie ein PC...

Ich fands trotzdem fürchterlich gemein, den immer wieder durchfallen zu lassen.

Aber: Gut musizieren heißt für mich nicht etwa nur einseitig technisch zu spielen. Wer einfache Dinge spielt, die jedoch musikalisch gestaltet oder einfach witzig sind, warum soll der nicht gut sein? Bekanntlich kann man auch mit drei Akkorden Wirkungen erzielen.

Und wenn beim Ukeln Virtuosität dazukommt, ok, dann ist es eine Gabe vom Himmel und viel Übung, auch gut. Und: Für alle, die von James Hill verlangen, er solle Leichteres spielen, um uns nicht zu deprimieren, dem antworte ich frech: Neid ist in Deutschland die höchste Form der Anerkennung!

Gut und schlecht...

Schlecht wär vielleicht, wer seine Uke irgendwie wirklich misshandelt, aber das tun wir ja nicht.

Der Gallier hat ja auch einen gaaaanz weichen Ventilator genommen...ja...ja...er ist auch gut.

Also, was ist gut und schlecht? Wahrscheinlich ist das letztendlich relativ.

Und dann...Schulnoten geben für das Ukespielen? Nein! Nein! Niemals!

Erzieht die Kinder liebevoll und konsequent, macht die Gesellschaft freundlicher, dann braucht auch die Schule keine Zensuren mehr!

Grüße,

Susa\'

Uki-Zwucki

Gutes ukeln ist sicher nicht meßbar, sondern subjektiv. Da schließ ich mich an.

Ich finde, gut ist jemand, der so spielt, daß für sich selbst eine innere Zufriedenheit vorherrscht, welche optimalerweise auch an den Tag kommt, die dann auch Andere bemerken können, und sich im Idealfall auf Andere überträgt.

Auch schon öfters gehört: Gut ist das Gegenteil von Gut gemeint - however!

MistaPista

ZitatIch finde, gut ist jemand, der so spielt, daß für sich selbst eine innere Zufriedenheit vorherrscht, welche optimalerweise auch an den Tag kommt, die dann auch Andere bemerken können, und sich im Idealfall auf Andere überträgt.

jawoll! so sehe ich das auch!

RISA

Zitat von: Uki-Zwucki...
Ich finde, gut ist jemand, der so spielt, daß für sich selbst eine innere Zufriedenheit vorherrscht, ...

Komisch, das sehe ich ganz anders. Denn wer mit sich selbst zufrieden ist bzw. sich selbst für gut hält, der arbeitet nicht ausreichend an sich weiter, um wirklich gut zu werden.

Sicherlich ist \"gut\" sehr relativ. Wie Einstein schon sagte: \"Drei Haare in der Suppe sind relativ viel, aber drei Haare auf dem Kopf sind relativ wenig.\" Man darf eben nicht vergessen, dass James Hill auch relativ viel übt, denn das ist sein Beruf. Manchmal fragen Leute mich, wie lange sie brauchen, bis sie so gut sind, wie z. B. James Hill. Ich mag dann gar nicht sagen, dass sie nie eine Chance haben, weil sie nicht mit 6 Jahren begonnen haben, 6 Stunden am Tag üben und dazu noch talentiert sind.

Sind Künstler, wie Jürgen von der Lippe oder Mike Krüger gut? Sie können nicht viel auf der Gitarre und haben sicherlich keine super Stimme. Trotzdem verkaufen sich \"Guten Morgen liege Sorgen\" oder \"Der Nippel\" millionenfach. Kann das dann schlecht sein? Sind die Gewinner von DSDS gut oder nur hinreichend gefördert? Sind Weltstars wie B. B. King wirklich gut, nur weil sie einigermaßen ihr Ding singen können und immer wieder Pentatoniken rauf und runter dudeln? Oder ist jemand gut, nur weil er den Minutenwalzer in 50 Sekunden runter spielt? Ich will damit sagen, dass \"gut\" nicht mit irgendeinem Kriterium zu fassen ist. Trivialste Songs z. B. \"dadada\" aus der neuen deutschen Welle sind gut oder kommen zumindest gut an. Andererseits kann die höchste Virtuosität in Kombination mit dem besten Taktgefühl einfach nur schlecht sein.

Uki-Zwucki

Gefällt mir, die Skala.

\"Denn wer mit sich selbst zufrieden ist bzw. sich selbst für gut hält, der arbeitet nicht ausreichend an sich weiter, um wirklich gut zu werden.\"
Also ich finde, mich immer wieder zurückzulehnen, zufrieden zu sein, mir zu denken \"ich bin gut\" und das üben mal bleiben zu lassen, ist äußerst ok.

H a n s

Will ich eigentlich gut sein ????

Nein, eigentlich nicht !!!

Natürlich will ich auf einem Instrument was zustande bringen, aber ich will weder ein Star, ein Solist oder
ein Berufsmusiker werden. Ich klimper einfach zum Spaß auf allen möglichen rum. Und wenn das dann
als Melodie erkennbar ist, dann bin ich mir gut genug.

Und dieses \"bin ich gut??\" oder \"bin ich gut genug??\" scheint wohl wieder mal so ein \"typisch deutsch\" Phänomen zu sein. Daß etwas einfach nur Spaß macht, das zählt scheinbar nicht.

Am öftesten bekomm ich sowas auf den Ukulelen Treffen und Hot Spots mit:

da traut sich doch tatsächlich einer auf die offene Bühne........
Und egal wie gut oder schlecht dieser \"mutige\" Mensch ist, alles (fast alles) sitzt wie
versteinert im Publikum, versucht die Grifffolgen gedanklich nachzuvollziehen, oder ist
baff ob der wahnsinns Leistung, aber ein Feedback während der Vorführung bleibt in der
Regel aus. (Wie war da doch die alte Hitparade gut, wo wenigstens alle mehr oder weniger gut
im Takt mitgeklatscht haben).

Auf der anderen Seite, wenn ich vor \"Nicht Uklern\" spiele, so am Lagerfeuer oder in irgend einer anderen
Runde, dann dauert es gar nicht lange, und es wird mitgeklatscht, gepfiffen, mitgesungen oder auf allen
möglichen oder unmöglichen Sachen mit musiziert. Dann war ich zwar immer noch nicht gut, aber die ganze
Session war sogar sehr gut.

Und jetzt GUT ist\'s
Lebe Deine Träume, als ein Leben lang nur zu träumen !!

Uketeufel

Ich schließe mich dem Dudelhans an: Wer allein vor sich hin spielt, kann spielen, wie er will, da muss er selbst beurteilen, ob das gut ist. Aber wer vor anderen Menschen auftritt bzw. in einem Kreis von Menschen singt/spielt, der muss das Feuer der Begeisterung zünden. Dann ist er gut - egal, wie schlecht er gespielt hat. :)
Ich bin ein Prootcher!

http://www.prootchers.de
www.facebook.com/Prootchers

moskeeto

Zitat von: GoschiWenn überhaupt eine Skala oder Abstufung, dann vielleicht so eine (von Minus nach Plus):

Unsauber und lustlos gespielt
Sauber, aber lustlos gespielt
Unsauber, aber mit Spaß gespielt
Sauber und mit Spaß gespielt

word.

Finde ich sehr gut. Also deinen Beitrag;)

Naja, Rigk hat das Hauptproblem schon angesprochen: Kann Musik denn schlecht sein, wenn sie Zuhörer bewegt und glückllich macht?

Und die anderen haben es ja auch erwähnt: Die Präsentation und die Kommunikation ist (mindestens) die halbe Miete. Es geht doch letztlich um Gefühle und Stimmungen die vermittelt und kommuniziert werden. Technik ist dabei natürlich ein wichtiges Mittel... aber eben nur zum Zweck!

Earlyguard

Zitat von: DudelhansUnd dieses \"bin ich gut??\" oder \"bin ich gut genug??\" scheint wohl wieder mal so ein \"typisch deutsch\" Phänomen zu sein. Daß etwas einfach nur Spaß macht, das zählt scheinbar nicht.

Das sehe ich haargenauso!! Eine Messbarkeit ist nicht nur subjektiv sondern auch überflüssig. :D
Spaß sollte es machen. Im Idealfall dem Zuhörer genauso wie dem Spieler :D

Viele Grüße
Thomas

Henk

Da mögt ihr recht haben. Aber ab wann ist man denn gut? ;)

Earlyguard

Zitat von: HenkDa mögt ihr recht haben. Aber ab wann ist man denn gut? ;)

Subjektiv = kommt drauf an wen man fragt ;)

nanja


RISA

Zitat von: nanjaAb morgen?  :mrgreen:

Und das gilt natürlich jeden Tag! Schöne Einstellung: \"Morgen bin ich zwar noch immer nicht gut, aber ein bisschen besser!\"  ;)