gewölbtes Griffbrett, Nachteile?

Begonnen von djuke, 23. Jul 2018, 21:42:55

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djuke

Hallo, ich bevorzuge gewölbte Griffbretter - Barree geht besser- habe aber auch "normale" Uken.
Warum gibt es selbst bei hochwertigen Uken kaum gewölbte Griffbretter als Standard? Gibt es grundsätzliche Nachteile? Natürlich herstellungsmässig einen höheren Aufwand, aber bei manchen Preise dürftes dieser Aufwand zu verkraften sein. Vielleicht lässt man die vergoldeten Mechaniken... weg.
Ich meine aber spieltechnische Gründe.
Liebe Grüße

Knasterbax

Ich hatte bisher erst eine Uke mit gewölbtem Griffbrett in der Hand, eine Mabuhay Mango Concert. Da fand ich das gewölbte Griffbrett zum Baréegreifen sehr bequem, allerdings waren bei diesem Instrument die Bundstäbchen so flach, dass ich keinen vernünftigen Ton rausbrachte.
Insofern ist dieser Beitrag kann wirklich konstruktiver zum Thread... 🤔
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

kiwidjango

Ich wölbe meine Griffbretter mit einem Radius von 14" oder 16". Auch die Klosterukulelen bekommen von den Erbauern diese Radien. Wenn nachher über das
Spielgefühl berichtet wird, empfinden sie es es als " angenehmer, als gerade ".
Dieses Adjektiv " angenehmer" trifft es eigentlich sehr gut.   Kein überschwänglicher Hype, sondern schlicht : ...fühlt sich gut an!

Fender hat früher einern Radius  von 7,25 " gehabt und heute 9,5 "...Gibson macht 12".
Herr Fender dachte doch nicht im Leben daran, dass Gitarristen die Saiten ziehen würden...die dann, gerade in den hohen Lagen zum "Absterben" neigen. Deshalb
auch der Wechsel zum flachen 9,5". Häufig wird heute auch ein Radius von 10" auf 16" angeboten...also compound

Gemacht wird es , um das Barré Spiel zu erleichtern. Selbst manche Konzertgitarren werden mittlerweile gewölbt angeboten.

Uku-Hersteller scheuen die Mehrarbeit und die Traditionalisten sagen: "Es war immer gerade und so bleibt es!"
Gruß aus der Werkstatt

Fischkopp

Ich habe nur eine Uke mit gewölbtem Griffbrett (Toby Chenell) und kann beim Spielen keinen Unterschied feststellen, ganz anders als bei Gitarren, bei denen ich einen gravierenden Unterschied zwischen gewölbten und nicht gewölbten Griffbrett feststellen kann.

Ich würde behaupten das gewölbte Griffbrett bei Ukulelen erleichtert für Anfänger Bareegriffe.
https://www.youtube.com/user/BerndDombrowski (Eigene Lieder, Traditional, Ärztelieder usw.  171 Videos)
https://www.youtube.com/user/RollinUke#g/u (Gecoverte Lieder 302 Videos)

LokeLani


Die neueren Modelle von Ponos und Maestro haben sogar serienmässig gewölbte Griffbretter.
Meine Stevens hat auch ein gewölbtes Griffbrett, das war u.a. ein Kriterium, sie zu kaufen.
Nachteile? Meines Erachtens keine, eher nur Vorteile!

Nun, klassische Gitarren haben meistens immer noch gerade Griffbretter, selbst Meistergitarren.
Hingegen haben Stahlsaitengitarren meistens gewölbte Griffbretter. Bei Stahlsaiten mag der Vorteil wohl grösser sein, vielleicht hat es auch andere Gründe
::)

Hawe49

Auch meine Gitarren - überwiegend kleine Bauformen wie Parlor-Gitarren - haben meist ein flaches Griffbrett. Für komplexeres Fingerstyle-Spiel find ich die flachen angenehmer, bei viel Barré-Spiel leicht gewölbte.
Bei den Ukulelen ist es für mich egal.

Dieter

Meine Uk von Claus Mohri hat auch ein gewölbtes.. Spielt sich viel angenehmer als die flachen...
Gruss Dieter

Jogibär

Ich habe eine Maestro mit gewölbtem Griffbrett. Im direkten Vergleich mit flachem Griffbrett finde ich das gewölbte Griffbrett angenehmer zu spielen. Barree´s - aber auch andere Akkorde - gehen (zumindest ist das mein Empfinden) spürbar besser von der Hand, weil die Wölbung der natürlichen Fingerkrümmung entgegen kommt. Jedesmal, wenn ich die Maestro in die Hand nehme, macht sich die Wölbung sofort positiv bemerkbar. Ich finde, dass die Wölbung der Greifhand schmeichelt.
Ich sehe es auch so wie Kiwidjango, dass die Traditionalisten eher ihrer Linie treu bleiben. Jüngere Hersteller wie Maestro sind da sicherlich etwas innovativer und experimentierfreudiger.
Everybody should play and have a 'UKE'. — George Harrison

djuke

Hallo, vielen Dank für die vielen Anrworten.

Meine Zusammenfassung: Alle finden ein gewölbtes Griffbrett angenehmer und Barre geht besser. Nachteile gibt es wohl nicht, außer beim Ziehen der Saite (werde ich mal testen). Wird aber nur beim Blues - Solo, Licks oder Riffs - genutzt. Also im Prinzip zu vernachlässigen.

@ King.Kalauer   Kividjango
Gibt es eine physikalische Erklärung für das Problem beim Ziehen?

@ LokeLani
Bei zwei "gleichwertigen" Uken wäre das Griffbrett auch mein Ausschlusskriterium.

@ Dieter
Claus Mohri baut meines Wissens nur Customs, hat er Dir zum Griffbrett geraten oder war es Dein Wunsch?

Zum Schluss ein Appell an die Ukenindustrie, bitte weniger Design, dafür aber ein gewölbtes Griffbrett.
Aber leider kauft das Auge mit und das gewölbte Griffbrett springt ja nicht direkt ins Auge :-))

LG

kiwidjango

Die Begründung ist einfacher, als du vermutest: Geometrie!!!

Meistens werden die drei Diskantsaiten der Gitarre gezogen...davon mehr die h und e1.  Wenn ich , z.b. die e1 im 14. Bund in Richtung Griffbrettmitte ziehe, kommt die schwingende Saite durch die Griffbrettwölbung
ca. mit dem Bundstäbchen des 17./18. Bund in Berührung und "stirbt" ab. Grob gesagt, hat es mit Tangenten an Kreisen zu tun.
Gruß aus der Werkstatt

LokeLani

Ich habe mir übrigens das Griffbrett eines Cavaquinhos bei W.Kozlik (dem Erbauer meiner Stevens Ukulele https://guitars.de ) überarbeiten lassen.
Die Brasilianer machen ziemlich dicke Hälse und Griffbretter, und der Hals des Cavaquinhos hatte sich zudem verzogen.
Der Aufwand, den Radius ins Griffbrett zu schleifen sei nicht grösser, er könne das so an der Maschine einstellen, hatte er mir damals mitgeteilt.
Der Aufwand hatte sich wirklich gelohnt: ein zuvor praktisch unbespielbares Instrument hat nun Topqualität!


djuke

Danke für die Antworten

@ Kiwidjango
Da hätte man ja nach zwei Minuten nachdenken selbst drauf kommen können :-)). Geometrie, natürlich!!!

@Lokelani
Wenn es so wenig Aufwand ist, verstehe ich nicht warum manche Firmen/Ukenbauer doch recht kräftige Aufschläge für die Option gewölbtes Griffbrett wollen.

Liebe Grüße

Hawe49

Zitat von: King.Kalauer am 25. Jul 2018, 10:15:02
... ganz einfach nervig, beim Ziehen mit der Fingerkuppe einer Wölbung folgen zu müssen - sonst wird das nämlich auch nix, mit dem Ton.
Andererseits habe sämtliche E-Gitarren die ich kenne ein - meist sogar relativ stark - gewölbtes Griffbrett ... und da wird ja nahezu ständig  gebendet ...

Dieter

Zitat von: djuke am 24. Jul 2018, 22:16:22



@ Dieter
Claus Mohri baut meines Wissens nur Customs, hat er Dir zum Griffbrett geraten oder war es Dein Wunsch?

Zum Schluss ein Appell an die Ukenindustrie, bitte weniger Design, dafür aber ein gewölbtes Griffbrett.
Aber leider kauft das Auge mit und das gewölbte Griffbrett springt ja nicht direkt ins Auge :-))

LG
Sowohl als auch - Hab auch ein elevatet Fretboard und Nullbund - was ich auch als sehr gut empfinde
Gruss Dieter

gerald

#14
Ich glaube, dass bei der Frage nach einer Wölbung und falls ja, wie stark
die Wölbung sein soll, sehr stark persönliche Vorlieben und auch Gewohnheit
eine Rolle spielen.

Weiterhin bin ich der Meinung, dass es schwierig bis unmöglich ist, das
Griffbrett anhand eines solchen Kriteriums losgelöst zu beurteilen. Beim Bau
einies Instruments müssen die einzelnen Parameter geplant und durchgeführt
werden. Aber beim Spielen kommt meiner Meinung nach die Kombination
aus allen Parametern zum Tragen, d.h. Halsdicke und -profil, Art des
Bunddrahts, Halswinkel etc. Und beim Griffbrett spielen am Ende auch noch
mehr Dinge eine Rolle neben dem Profil, zumindest fühlt sich für mich Nuss
völlig anders an als Ebenholz und beides wiederum völlig anders als
Ahorn.

Bei einem fertigen Instrument würde ich daher nur die Bespielbarkeit
insgesamt beurteilen und ausprobieren, aber nicht nach den Details fragen,
wie der Gesamteindruck zustande kommt.
Wenn es um die Spezifikation eines Custom-Instruments geht, vermute ich,
dass ein guter Instrumentenbauer hier beraten kann. Außerdem würde
ich in einer solchen Situation den Instrumentenbauer auch danach
auswählen, wie mir (persönlich) Instrumente von dem jeweiligen Instrumentenbauer
von der Bespielbarkeit gefallen haben.

@djuke, der (Mehr-)Aufwand für ein bestimmtes Merkmal wie hier gewölbtes
oder flaches Griffbrett liegt auch in der Art der Herstellung. Werden die
Griffbretter z.B. mit einer CNC-Fräse hergestellt, ist der Aufwand völlig anders als
z.B. beim Schleifen per Hand.

@Hawe49, einerseits ist es bei den Spieler(inne)n von E-Gitarren persönliche
Vorliebe und Gewohnheit, anderserseits hat kiwidjango bereits oben für ein paar
Modelle typische Wölbungen und die Unterschiede der Wölbungen dargestellt.