künstliche Alterung/Reifung von Instrumenten - ToneRite

Begonnen von djuke, 25. Jul 2018, 22:55:30

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema. (44 Antworten, 5.561 Aufrufe)

djuke

Hallo,
Vor einiger Zeit gab es mal einen Faden über Selbstbauteile zum o.a. Thema. Wenn ich mich richtig erinnere, ging es um brummende elektrische Teile (Netzteile ?).

Jetzt habe ich vor Ort in einem Musikgeschäft ein amerikanisches Geràt (ToneRite, kein Schreibfehler) zur Reifung von Instrumenten gesehen. Das Gerät war für Gitarren und auch nicht verkàuflich.

Die ToneRite Website verspricht wahre Wunder, aber kennt jemand dieses Teil.

Zum spontanem Kauf ist es mit ca. 150€ plus Porto plus Zoll vielleicht nicht ganz einladend.

Liebe Grüße

kiwidjango

Es SOLL das Einspielen einer Gitarre(also die Schwingung der Decke) imitieren.  Andere Leute bauen sich eine Schallkammer mit Lautsprechern und stellen
die Gitarren hinein. Beschallen dann mit festgelegten Frequenzen oder einer Mischung aus Musik.

Da soll es noch andere Leute geben, die spielen einfach ihre Instrumente, damit die Zellinhaltsstoffe der Fichtendecke sich sortieren.
und nur bei Nadelhölzern soll es wirken.....also nicht bei der komplett Koa-Fliegenklatsche oder Mahagoni-Martin

Aber der Mensch meint ja mittlerweile alles künstlich beschleunigen zu wollen....ein weites Diskussionsfeld.
Gruß aus der Werkstatt

lelopa

alles was künstlich "gealtert" wird, kommt dem originalem Alterungsprozess nicht sehr nahe:Kleidung zB Jeans, Holz, Patina an Metallgegenständen, etc.....
kann mir gut vorstellen, dass "normal" eingespielte Instrumente auch "besser" sind, klingen, aussehen.

bei mir ist dann auch immer das Wissen dabei: "das ist ein Blender.... das ist ein Blender"

Gut Ding will Weile haben!

Fischkopp

Mittlerweile gibt es ja Gitarrenhersteller die ihre Tonhölzer im "Thermo-Aged" -Verfahren künstlich altern lassen, dort werden die Hölzer im Vakuum erhitzt oder gebacken.

Ob das etwas an Tonqualität bringt kann man eigentlich nur beurteilen, wenn man eine nicht behandelte und eine behandelte Gitarre gleicher Art direkt vergleichen kann. Möglicherweise ist das auch nur ein neuer Marketingtrick.
https://www.youtube.com/user/BerndDombrowski (Eigene Lieder, Traditional, Ärztelieder usw.  171 Videos)
https://www.youtube.com/user/RollinUke#g/u (Gecoverte Lieder 302 Videos)

kiwidjango

...bei den Thermohölzern gibt es am unverbauten Holz messbare Ergebnisse der Schwingungseigenschafften.
Man beschleunigt den Ablagerungsprozess, das " Austoben" der Spannungen im Holz über die Jahre seiner Lagerung.

Darf man den Ohren von Testpersonen glauben, kommen die Instrumente aus Thermohölzern , älteren Instrumenten recht nah.

Abzuwarten bleibt, wie sich die verbauten Hölzer nach zehn Jahren verhalten.

Brechen wir es auf die Physik herunter: Hätte ich als Schreinermeister vor 20 Jahren auch nicht für möglich gehalten..... aus Buche oder Esche eine Terrassenbeplankung zu montieren.
Da war der Pilzbefall vorprogrammiert. Thermohölzer lehren uns etwas anderes. So können bei in vielen Bauaufträgen auf Bankirai verzichten.

Also: Abwarten und Marketing von Physik trennen!
Gruß aus der Werkstatt

djuke

Hallo,
Boooaaah seid ihr schnell, danke.
Die Skepsis überwiegt.
Instrumentenbauer gehen von 1 bis 2 Jahren aus, bevor sich durch regelmäßiges spielen etwas tut.

Vielleicht kennt ja doch jemand das Gerät.
Liebe Grüße

kiwidjango

Wenn du Geld verbrennen möchtest,...nur zu!


Ist nur ein weiterer Gimmick, der die Faulheit unterstützt.
Gruß aus der Werkstatt

lelopa

Zitat von: kiwidjango am 26. Jul 2018, 15:18:41

........................


Ist nur ein weiterer Gimmick, der die Faulheit unterstützt.

Ein wundervoller Satz, der sich auf sehr viele "moderne" Phänomene & Dinge anwenden lässt!

jazzjaponique

#8
 ;)In jedem Fall einen Versuch wert.

kiwidjango

Die Argumente kenne ich von meinen Kunden, die selbst " relicen"..... Resultat all dieser Alterungsbeschleuniger ist, dass der Mensch sich nach solchen
Maßnahmen mit dem Instrument "wohler" fühlt . Aus diesem Empfinden heraus meint !!! er dann, dass der verkratzte Korpus besser klingt...

Parallelen dazu : Günter Anders : "Die Antiquiertheit des Menschen Bd.I- Über die Seele im Zeitalter der zweiten industriellen Revolution"
                           von 1956

Dort findet man auch Erläuterungen, warum wir zerrissene Jeans und "Shabbylook" Möbel besser finden...und was diese " abgetragenen" Dinge
in uns hervorrufen......
Schizophren in Zeiten, in denen um jedes bißchen Jugend gekämpft wird...sei es chirurgisch oder pharmazeutisch.

Soll ja auch Leute geben, die Ihren neuen Porsche zerkratz und dreckig gemacht haben, damit er vor dem Golfclub nach "3x Paris-Dakar" aussah
Gruß aus der Werkstatt

Hummel

Entgraten, rauhe Kanten schmirgeln, etc um das Instrument haptisch angenehmer zu machen ist doch ok. Bin ja auch froh, das  sich zum Beispiel seit dem Workshop bei Dirk meine Tenor schmerzfrei bespielen lässt. Was die Lackentfernung angeht kann ich gar nicht mitreden. Ausser bei einer Makala Dolphin und der Moselele gibt es bei mir keine dicken Lackschichten. Eine spürbare Klangveränderung könnte doch nur entstehen wenn die Decke verändert wird oder verstehe ich das falsch.
Was Shabby- Look angeht - unsere Kücheneckbank war jahrelang olmösch weil weiß lackiert Ausserdem hässlich weil abgestoßen. Wir haben durchgehalten und seit einer Weile ist sie total in dank Shabby Chic. Sie sieht aber definitiv viel echter aus als das Vintagezeugs im  Laden. Abgeschmirgelt und abgebeizt habe ich bisher nur mal Möbel und in einer früheren Wohnung Fensterrrahmen. Meine Erfahrung - Farbe wirklich bis in die kleinsten Poren rauszubekommen ohne dem Holz zu schaden ist gar nicht leicht. Ohne fachliche Aufsicht würde ich das jedenfalls nicht bei einer massiven Ukendecke machen.

allesUkeoderwas

Wenn's denn hülft...  ;)

Scheint ja so, als gäbe es hier High End Musiker, bei denen es auf jedes mü ankommt...
Und sei es ein psycho-mü...
Ich würd ja gern mal was von denen hören!

Vermutlich ist es wie überall im Leben. Man glaubt, es liegt am Material, daß nix gescheites rüberkommt, dabei liegt's meist am Menschen. Schlechte Tänzer kaufen teure Tanzschuhe, Pistenneulinge haben die edelsten Ski...

Nach langjährigem Musizieren hab ich für mich persönlich festgestellt, daß bei meinem Können allemal eine billige, gut abgehangene und gereifte Plastikuke reicht, daß spart viel Geld!

Allerdings hab ich bereits selbst festgestellt, daß 10-Jährige, damals labberige Ukulelen- und Classicguitar Nylonsaiten ohne ihre ursprünglichen Weichmacher plötzlich wie Carbonsaiten klingen. Man gut, daß ich sie aufgehoben hab.

Gleiches gilt für unsachgemäß in der Laube aufbewahrte, verhältnismäßig billige Ukulelen und Classicgitarren. Die meist dröge Luft und der Hitze-/Kältestress hat vermutlich die weichen Harze in den Holzfasern zu hartem Bernstein verwandelt. Attac und Brillianz bei massiver Fichte und Zederndecke haben deutlich hörbar zugelegt. Und selbst eine ungeliebte, alte Mahagoniuke hat klanglich dazugewonnen.

Dagegen...

Ein alter Braunrasierer, mit Ducktape auf der Decke fixiert (Ich denk mal ToneRite macht nix anderes) hat dagegen selbst nach stundenlanger Bebrummung bei meinen Instrumenten keine Klangverbesserung erzeugt. Gleiches gilt für Lautsprecher auf Decke und stundenlange Berieselung mit meiner aktuellen Lieblingspunkband OXO 86, wobei ein Versuch mit Beethoven evtl. bessere Ergebnisse zeitigen könnte.  ::)

Aber was solls - Warum nicht mal etwas Voodoo ausprobieren?  :D
Zumindest ein scheinbar gutes Thema für's Sommerloch!
Ukulelen: Nur Schrott

Bebopalula

Zitatnach stundenlanger Bebrummung bei meinen Instrumenten keine Klangverbesserung erzeugt.
;) ;)

Bei der Mode, z.B. bei den Destroyed Jeans oder beim Used Look , geht es wohl darum, sich von der breiten Masse durch Individualisierung der Kleidung abzugrenzen. Und auch beim Autodesign kann sowohl der sündteure Porsche als auch der Scheunenfund-Porsche das befriedigende Gefühl des ,,Eigenen" erzeugen, was ja nichts Schlechtes sein muss, wenn man sieht, wie konfektioniert die Dinge unseres Alltagslebens in der Regel sind.
Insofern halte ich die optische Bearbeitung von Musikinstrumenten, hier Ukulelen, sei es durch Bemalung, Entlackung, durch Farbigkeit von Saiten, durch Vintagisierung oder auch durch Beschallung ebenfalls für einen Versuch, dem geliebten Gegenstand eine Eigenständigkeit zu geben, was man bei den Tausenden China-Uken, die den Markt derzeit überschwemmen, durchaus verstehen kann. Hinzu kommt das befriedigende Gefühl, etwas Eigenes, Produktives, geleistet zu haben. Das ist alles menschlich. Ob sich daraus objektiv eine bessere Klangfärbung ergibt, kann dahingestellt bleiben, denn ,,das Auge hört mit".  :)
___________________________________________
https://www.youtube.com/user/BebopalulaUke/videos

Hummel

In den unendlichen Weiten des www bin ich vor kurzem auf einen Link zu so einem Klangverbesserer gekommen, der dein Instrument für schlappe 770 Ocken klangoptimiert- samt Deadspotbekämpfung.  ::)

djuke

@allesUkeoderwas,
ab welcher Könnensstufe "darf" man denn eine "gute" Uke spielen?

Wie überall empfohlen, sollte man zum Start eine doch nicht ganz so billige Uke wählen, um nicht den Spaß zu verlieren. Wenn man dann fit ist, kann man dann ja auf eine Plastikuke zurück greifen.

Nichts für ungut, was fürs Sommerloch:-)))))
Liebe Grüße