Low G. Besser, schlechter, egal???

Begonnen von Lucky _uke, 04. Sep 2021, 10:10:17

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema. (4 Antworten, 1.393 Aufrufe)

Lucky _uke

Hallo miteinander,

ich spiele ja nicht so lange Ukulele (Concert), vor allem Fingerstyle.
Habe mir gedacht, ich probiere mal low G aus...
Also die rote, Kupfergefüllte bestellt, aufgezogen.
(Die, weil es die als Einzel-Saite gibt, wollte nicht gleich einen neuen Satz kaufen. Man weiß ja nie...)

Es hat (für mein Gefühl lange gedauert, bis die Stimmstabil war - aber ich habe ja noch nie neue Saiten aufgezogen, daher weiß ich nicht, wie lange das bei der Ukulele braucht, bis die stabil sind.
Erste Reaktionen:
- Oh je, die fühlt sich ja eklig an. Wenn man mit dem Finger daran langstreicht, gibt es so ein reibendes Gefühl. Iiiigitt. Die Saite ist nicht völlig glatt, sondern ein bisschen rauh. Hoffentlich verliert sich das im Lauf der Zeit.
- Meine Ukulele hat völlig ihren Charakter verloren. Die hört sich nicht mehr Ukulelig an, sondern mehr nach einer kleinen Gitarre. Beim Strumming finde ich das nicht so toll - eine Ukulele soll ja nach Ukulele klingen und nicht nach Gitarre.  :(

Ok, ich spiele ja vor allem Fingerstyle...
Es gibt Stücke, die für low G gesetzt sind - die klingen tatsächlich mit low-G besser. Keine Überraschung. Aber erstaunlich viele Stücke für reentrant Stimmung gehen hervorragend mit low G. Ich würde sagen, Stücke für high-G mit einer low-G Stimmung zu spielen, geht wesentlich besser, wie Stücke für low-G mit high-G zu spielen.
Etwas später ist mir dann aufgefallen: Zumindestens auf dem Level, auf dem ich spiele, lässt sich oft das High-G durch 3.Finger auf E-Saite ersetzen. Ist aber nur notwendig, wenn das g als Melodieton auftritt. Bei den 'Füllsel'-g spiele ich nach wie vor G. Viele Sätze lassen das zu, muss man den Tab halt ein bisschen umdenken.
Also erst mal bleibt die Low-G drauf, erweitert schon den Tonraum und ist recht nützlich im Fingerstyle.

Irgendwie keimt bei mir der Verdacht, dass man tatsächlich beides braucht, eine reentrant gestimmte und eine low-G Ukulele. Aber da Ukulele bei mir aktuell das 'Drittinstrument' nach Saxophon und uBass ist, möchte ich da nicht auch noch eine Sammlung aufmachen... (von den anderen Instrumenten liegen schon genug verschiedene hier rum...)

Wie ist das bei euch? Erfahrung mit lowG Saiten? Umsponnen, nicht umsponnen, Kupfergefüllt? Low G beim Strumming? Ukulele mit Gitarrencharakter, geht das überhaupt?
(Wie viele unterschiedlich gestimmte Ukulelen bei euch rumliegen, will ich lieber erst gar nicht wissen...  ;)

Grüße,

Lucky _uke


TooOldForRockNRoll

#1
Zitat von: Lucky _uke am 04. Sep 2021, 10:10:17
Habe mir gedacht, ich probiere mal low G aus...
Also die rote, Kupfergefüllte bestellt, aufgezogen.
(Die, weil es die als Einzel-Saite gibt, wollte nicht gleich einen neuen Satz kaufen. Man weiß ja nie...)

Hallo Lucky,

diese roten Aquilas sind so weit ich weiß nicht kupfergefüllt sondern es sind Kupferpartikel ins Ausgangsmaterial gemischt damit das Material schwerer wird und dadurch die Saiten relativ dünn produziert werden können. Ich mag die Haptik dieser Saiten auch nicht.
Als Alternative für Low G Einzelsaiten gibt es mit Metall umwundene Nylonsaiten, die durch das spezifische Gewicht des Metalls auch relativ dünn sind, zumindest dünner als eine massive Nylon-, Nylgut- oder Fluorcarbon-Einzelsaite. Je nach Art der Metallumwicklung quietschen diese Saiten mehr oder weniger wenn man mit dem Finger drüberfährt. Um das zu minimieren ist bei manchen dieser Saiten die Metalldrahtwicklung flachgeschliffen. Solche Einzelsaiten gibt es z.B. von Aquila (Nylgut), von Fremont (Soloist) und Pepe Romero. In einer Ukulele-Facebook-Gruppe schrieb mal jemand recht glaubhaft, dass die Fremont und die Pepe Romero die gleichen Saiten wären, nämlich eine D-Gitarrensaite aus einem Saitensatz des Herstellers LaBella. Rein von der Optik trifft das zu, ich hatte schon sowohl von Fremont als auch von Pepe Romero Low G-Saiten. Achja, im Prinzip kannst du jede metallumwickelte Nylonsaite aus einem Gitarrensaitensatz als Low G verwenden, du nimmst hierfür die D-Saite. Gitarrensaiten kann man oft einzeln kaufen. Iso Herquist, der Low G auf seiner Sopran spielt, benutzt gar einen ganzen Gitarrensaitensatz von Savarez, auch hier ist die Low G die D-Saite des Satzes.

Ansonsten, ich habe mehrere Ukulelen und darunter auch welche mit tiefer G-Saite, auf einer wie eine Bariton gestimmten Tenor eine tiefe D-Saite. Alle metallumwunden da die Saiten sonst zu dick für mich ausfallen würden was ich haptisch nicht so mag. Und bei nicht umwundenen Low G-Saiten könnte es passieren dass du den Sattelschlitz breiter feilen müsstest damit die relativ dicke Saite hineinpasst.

Wobei ich schon denke dass der "ukulelige" Klang, den man traditionell erwartet, etwas verloren geht wenn man nicht mit rückläufiger (re-entrant) Stimmung spielt. Aber manchmal gefällt mir eben auch mal ein "gitarriger" Klang. Böse Zungen könnten daraufhin sagen "dann spiel doch gleich Gitarre", aber ich möchte nicht noch ein Instrument lernen, da geht es mir wohl wie dir. Mit 6 Saiten täte ich mich sowieso schwerer. Und manchmal nehme ich z.B. an Workshops vom bereits genannten Iso Herquist teil. Da er auch in seinen Workshops selbst Low G spielt verwende ich dann natürlich auch eine so gestimmte Ukulele. Vereinzelt brauche ich sie auch um ein gutes Fingerstyle Arrangement nachzuspielen, das Melodietöne unterhalb des c' eingebaut hat. Aber ein Fingerstyle-Buch, das voll mit solchen Arrangements wäre, würde ich mir eher nicht zulegen. Ich liebe es halt wenn ich die High G-Saite bei Fingerstyle-Arrangements ins Melodiespiel einbeziehen kann. Das macht das Spielen manchmal einfacher und z.B. bei Campanella-Arrangements, wo man die einzelnen Töne möglichst lang ausklingen lässt, ist es vorteilhaft wenn man die Melodie auf einer Saite mehr spielen kann.

Arrangements für High G lassen sich wie du bereits erkannt hast meist relativ leicht auf Low G umschreiben, man muss halt schauen wie man dann den für die G-Saite gedachten Melodieton auf eine andere Saite (E oder A) legen kann. Viele Arrangements sind auch so geschrieben dass man sie sowohl mit Low als auch High G spielen kann. So zum Beispiel bei Kiyoshi Kobayashi, den ich sehr gern spiele und von dem ich einige Hefte habe. Was zur Melodie gehört wird alles auf den Saiten C bis A gespielt, bei den zwischengeschobenen Akkorden ist es relativ egal ob sie mit High oder Low G gespielt werden. Es hört sich so oder so harmonisch an auch wenn es mir mit High G gespielt meist besser gefällt.

Es grüßt dich
TOFRNR

P.S.:
Für einen weiteren Zweck nutze ich übrigens manchmal auch die Low G-Saite. Und zwar dann wenn ich mir ein Stück gesanglich erarbeiten will, ich es nur mit Akkorden begleite und Melodietöne unterhalb des c' darin vorkommen. Dann hilft es mir als schlechtem Sänger wenn ich die Melodieeinzeltöne exakt so zupfen kann wie sie zu singen sind, und zwar in der richtigen Tonhöhe, also nicht etwas eine Oktave höher. Dafür brauche ich natürlich ein richtiges Liedblatt mit Notation und/oder Tabulatur.

Und noch eins: Wenn man viel spielt kann es sich aus meiner Sicht sehr lohnen wenn man mindestens zwei Ukulelen hat, eine mit High und eine mit Low G.
Music is my best friend

Dada

Hi, interessante Fragen!

Eigentlich wird dir jeder empfehlen, mindestens zwei Ukulelen zu haben, eine davon mit Low-G. Ich finde beides hat seine Berechtigung. Es gibt viele schöne Fingerstyle-Arrangements für Low-G, u.a. auch bei Flamenco-Ukulele klingt das toll. 

Ich habe einen Satz brauner Low-G von Worth auf meiner Flea Concert, das reicht für alles, was ich spielen will. Die G-Saite nicht nicht umwunden, also kein Quietschen. Spielt sich sehr gut. Habe keine anderen Low-Gs probiert, bin mit denen zufrieden (never change a winning team).

Also für mich gibt es kein Entweder-Oder, sondern ganz klar beides, re-entrant und Low-G.
( o ) == ::

Lucky Uke

Hallo "fast Forumsnamensvetter"
Ich kann mich meinen Vorschreibern nur anschließen, nicht entweder oder, sondern sowohl als auch, wird die Lösung sein. Zu den Saiten ist ja schon das Meiste geschrieben. Ich wollte nur auf die Möglichkeit hinweisen das es, sowohl ais auch, auch in Form einer 5-saitigen Ukulele gibt. Meine habe ich im Kloster bei Dirk gebaut und du kannst sie auf Dirks Seite Kloster-Ukulelen.de sehen, eine Beschreibung lesen und als Soundfile anhören.
Ich kann das Konzept nur empfehlen und spiele, seit sie im Hause ist, fast nur noch diese Ukulele. Wenn Selbstbau nicht in Frage kommt, es gibt so etwas inzwischen auch fertig zu kaufen. Da kann ich zur Qualität aber nichts sagen.Auf jeden Fall ist es möglich, mit etwas Übung, beim Melodiespiel auch nur die High oder die Low einzeln zu treffen.Ansonsten ist es natürlich immer gut und auch weit verbreitet mehrere Ukulelen zu besitzen.
Beste Grüße und fröhliches Musizieren
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse aber nicht genug für jedermanns Gier.

Schnabeltier

Huhu,
Ich schließe mich Mal den anderen an: beides hat seine Vor- und Nachteile. Für mich ist es zudem eine willkommene Entschuldigung für mein UAS :-D.
An Seiten kann ich sonst noch Fremont empfehlen. Die haben sehr akzeptable nicht umwickelte Saiten, du bekommst aber auch einzelne umwickelte, die so poliert sind dass sie nicht mehr ganz so doll quietschen.