Welcher Ukulenenbauer soll mir eine Tenorukulele bauen? (+ kurze Vorstellung)

Begonnen von kleiner wolf, 27. Jul 2019, 22:30:21

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kleiner wolf

Guten Tag,

ich bin seit einiger Zeit hier stiller Mitleser und möchte mich an dieser Stelle kurz vorstellen und mich auch gleich ratsuchend an euch wenden.
Ich wohne in Berlin, bin 38 Jahre alt und spiele seit ca. 25 Jahren klassisch Gitarre. Vor etwa einem halben Jahr habe ich mir nun nach längerem Drum herumschleichen eine Tenorukulele zugelegt. Da ich noch keine Ahnung hatte was ich drauf spielen wollen könnte und ob mich das Thema Ukulele auch wirklich packt wurde es zunächst die recht günstige Islander MT 4 aus laminiertem Mahagoni. Auf der Gitarre beschäftige ich mich schon länger mit alter Musik und so bin ich auf Rob McKillops Heftchen mit seinen Bearbeitungen von 20 Stücken von Gaspar Sanz gestoßen. Das hat mich nun tatsächlich total gepackt, es macht mir riesigen Spaß diese Musik auf der Ukulele zu spielen. Ich bin prinzipielle mit der Islander recht zufrieden (für den Preis finde ich klingt sie erstaunlich gut), aber ich stoße mit den Sanz-Stücken eben doch immer wieder an deren klangliche Grenzen, vor allem in den höheren Lagen. Nun regt sich also langsam der Wunsch nach einem besseren Instrument. Der nächste logische Schritt wäre jetzt vielleicht die vollmassive Islander MST 4, aber irgendwie lässt mich der Gedanke nicht los, ob ich mir nicht eine vom Ukulelenbauer bauen lassen will.

Und genau da brauche ich jetzt euren Rat. Einer meiner ersten Gedanken war Claus Mohri. Was ich über seine Instrumente gelesen und an Aufnahmen gehört habe, passt eigentlich genau zu meinen klanglichen Vorstellungen. Was mich dabei ziemlich abschreckt ist jedoch die doch sehr lange Wartezeit. Was Alternativen angeht blicke ich aber kaum durch. Da mein Budget bis maximal 1500 € gehen würde, fällt z. B. jemand wie Tom Ziegenspeck eher raus. Sehr interessant finde ich Wunderkammer Instruments, aber da kann ich schlecht einschätzen, inwiefern die klangliche Ausrichtung mit meinen Vorstellungen zusammen passt. Liam Kirby selbst hat mal gesagt er mag laute, knallig klingende Instrumente. Irgendwie befürchte ich ein wenig, dass seine Art zu bauen nicht kompatibel ist mit meiner Vorstellung einer eher intim und feingliedrig klingenden Ukulele. Andererseits, wenn ich mir die Aufnahmen von Samantha Muir anhöre, dann klingt das schon toll. Ihr seht, ich bin etwas ratlos. Was würdet ihr raten? Das Abenteuer mit Wunderkammer eingehen (irgendwie würde sich das nach Abenteuer anfühlen, was aber ja auch spannend wäre)? Doch bis zu drei Jahre auf eine Mohri warten und mir in der Zwischenzeit eine Islander MST 4 zulegen? Was gibt es in Deutschland noch an relevanten Alternativen? Ich hab zwar noch einige Namen gefunden, aber die Infos die man auftreibt sind zum Großteil sehr dünn.

Vielen Dank schon mal für eure Hilfe!

Viele Grüße

Clemens

Old Boy

Moin Clemens, schön dich an Bord zu haben!

Auch Ukulelenbauer berechnen ihre Preise ja i.A. nach dem Aufwand, der für den Bau erforderlich ist, sowie nach den Zutaten, die verwendet werden.

Wenn man auf optischen "Schnickschnack" verzichtet, wird der Aufwand zwangsläufig kleiner und der Preis geht runter.
Klar ist eine aufwendig geschmückte Ukulele schöner ... aber kommt es nicht eigentlich auf den Klang an!?

Ich würde Tom Ziegenspeck anrufen und deine Vorstellungen schildern ... ich bin sicher, man kann sich annähern!

Dann wäre da noch unser BUGLE dessen Instrumente wesentlich schlichter "komponiert" sind, aber klanglich keinen Vergleich scheuen müssen.

Alternativ wäre noch KIWIDJANGO und die Kloster-Ukulelen eine ernst zu nehmende Alternative!
Ausser einer Woche Urlaub kommt da ein deutlich kleineres Geldpaket dazu... und da hast du dein Trauminstrument sogar "weitestgehend" selber gebaut ... auch da wirst du optisch und klanglich deiner Vorstellung nahekommen.

Wichtig ist, mit den 3 "Jungs" zu sprechen ... die sind super nett, verstehen ihr Handwerk und beraten dich gerne!

Also, einfach alle drei mal anrufen und deine Vorstellungen nennen ...
und du wirst garantiert eine Entscheidung treffen können, die zeitlich deutlich näher liegt als 3 Jahre!
Bei mir hängen mehr Ukulelen am Haken, als ich Akkorde fehlerfrei beherrsche ... soeben ist schon wieder eine dazu gekommen!
Ich arbeite aber eifrig daran, das Verhältnis umzukehren ... und das nicht nur durch den Verkauf von Instrumenten ;)

Mick

Ich bin nicht Objektiv, aber ich würde dir zu folgendem Raten:
Ruf Tom Ziegenspeck, Thorsten Sven Lietz, Andreas Isaak oder Raphael Rössel an. Mach Termine und spiele mal die Ukes von denen an oder suche jemanden, der eine hat, damit du mal alles testest. Alternativ kommst du zur RUhrkulele, denn da sind alle da. Danach wirst du vielleicht noch etwas sparen müssen, aber ansonsten wirst du dann richtig glücklich sein.

Alternative wäre noch wie oben schon gesagt Volker (Bugle Ukulele) und Dirk mit seinen Klosterworkshops. Kommen im übrigen auch beide zur RUhrkulele.

Ich selbst bin Tom hörig und absolut glücklich mit meiner Entscheidung (Bericht hier im Forum). Wenn du in Essen bist, komm rum. Spiele meine Ziege an und wir besuchen Thorsten.

wwelti

Hallo Clemens, herzlich willkommen!

Ich melde mich hier zu Wort, da mir alte Musik mit Ukulele besonders am Herzen liegt. Bei Dir sehe ich den Wunsch, diese Musik adäquat spielen zu können, daher drängt es mich, Dir ein paar Ratschläge zu geben.

Vor vielen Jahren habe ich mal geglaubt, daß ich eine große, teure Tenor-Ukulele benötige, um "vernünftig" spielen zu können. Diesen Trugschluß habe ich längst abgelegt...

1.) Die Instrumente, die zur Zeit von Gaspar Sanz gespielt wurden, hatten nicht allzu viele Bünde und auch keinen allzu großen Tonumfang. Gerade bei Gaspar Sanz ist die normale rückläufige (High-G) Stimmung mit einer ganz normalen Ukulele mit "nur" 12 Bünden nicht nur vollkommen ausreichend, sondern sogar besonders empfehlenswert.

2.) Hast Du sehr große Hände oder Finger? Wenn ja, macht eine Tenor für Dich vielleicht Sinn. Aus klanglicher Sicht bin ich jedoch seit langem der Überzeugung, daß eine gutklingende Sopran deutlich näher an mein persönliches Klangideal für die Musik der Renaissance herankommt. Kleine Mensuren harmonieren auch gut mit der für Sanz' Musik sinnvollerweise zu wählenden rückläufigen Stimmung.

3.) Du kennst das sicher von der klassischen Gitarre her: Es ist vor sehr wichtig, daß sich das Instrument gut einstellen lässt. Das gilt insbesondere auch bei der Ukulele, vielleicht noch mehr als bei der Gitarre. Denn Intonation ist bei der Ukulele etwas haariger als bei der Gitarre, und eine präzise Einstellung ist eigentlich zwingend erforderlich, damit Campanella-Arrangements hübsch klingen. Denke immer daran daß bei der Ukulele Saiten enorm wichtig sind, was Klang und Intonation angeht. Mit den richtigen Saiten lebt eine Ukulele klanglich in erstaunlichem Maße auf. Auf der anderen Seite kann es leicht passieren, daß einem eine einzelne schlecht intonierende Saite die Intonation versaut.

4.) Eine etwas überraschende Beobachtung, die sich für mich immer wieder aufs Neue wiederholt hat: Der Klang einer Ukulele hat nur sehr wenig mit dem Preis zu tun. Ich erlebe immer wieder in schöner Regelmäßigkeit teure Instrumente, die sehr verhalten klingen, aber auch sehr billige Instrumente, die zu überraschenden klanglichen Leistungen gebracht werden können.

Was kann man da tun? Mein Ratschlag: Viele Leute mit Ukulelen treffen, an Hotspots, Treffpunkten usw. aufkreuzen, und möglichst viele Ukulelen mal praktisch in die Hand nehmen. Gerne auch durch ein paar große gutsortierte Läden tingeln und einfach mal ein paar Dutzend Ukulelen durchprobieren. Eine meiner Beobachtungen: Jedes Instrument ist ein Individuum. Hängt da 10x dasselbe Modell? Jedes einzelne Exemplar wird ein wenig anders klingen und leichte Unterschiede haben, welche die Spielbarkeit und Einstellbarkeit betreffen. Und auf diese Dinge sollte man sehr, sehr genau achten. Darum habe ich seit langem schon kein Instrument mehr im Internet gekauft.

Ich wünsche Dir jedenfalls viel Erfolg und freue mich mehr von Dir zu hören!

Viele Grüße
  Wilfried



LokeLani

Hallo kleiner Wolf

Schön, dass du zur Ukulele gefunden hast.
Bisher nicht erwähnt als deutscher Ukulelenbauer : www.guitars.de ,
Werner Kozlik baut u.a. auch sehr gute Ukulelen. Ich habe vor einigen Jahren meine Konzertukulele dort bauen lassen, nachdem ich viele Ukulelen probiert hatte, auch teure Modelle.

Chill

https://youtu.be/HvP-8kO6okQ

Ich habe so eine und finde den Klang toll. Gibts als Konzert oder Tenor bei Thomann, allerdings nicht mehr mit diesen Wirbeln (meine hat die noch). Kosten vergleichsweise wenig, gemacht in Pakistan glaube ich.

Passen auch zu alter Musik, nicht nur optisch. Falls Du mal in Lübeck bist kannst Du meine gerne mal ausprobieren.

Nachtrag: Thomann führt die nicht mehr. Die im Video ist wie meine die Sopran in früher Version. Eine Konzert mit modernem Kopf dümpelt seit langem in den Kleinanzeigen:

https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anzeige/roosebeck-concert-baroq-ulele-lauten-ukulele/948737548-74-8166

Uhu

Ich empfehle Bugle. Ich habe eine seiner ersten Ukulelen und bin seit sechs Jahren sehr zufrieden, vor allem klassische Stücke klingen bis in die hohen Lagen angenehm.  Eine Klangprobe mit zwei Bugle-Ukulelen findest du hier, spontan in Winterswijk entstanden und ohne Aufwand mit IPad aufgenommen.
https://youtu.be/18i9UbA0-Ao

Ukador

Hallo und willkommen im Forum !

Wenn es auch ein Bauer von etwas weiter weg sein darf, dann würde ich Gareth Yahiku empfehlen. Er hat lange für G-String Ukulelen gearbeitet und sich dann mit Ana'Ole Ukulelen selbständig gemacht.

http://www.anaoleukulele.com

Ich würde ihn mal anschreiben und deine Situation freundlich erklären. Natürlich auch deine preisliche Obergrenze erwähnen. Habe ich selbst schon getan und jedesmal einen im Vergleich extrem guten Preis enthalten. Das Produkt stimmt natürlich auch. Und wenn es klappt, dann hast du eine top Ukulele made in Hawaii ;)

Kannst dir auch auf https://www.instagram.com/anaole/ einen ganz guten Eindruck machen.
- Ana'ole Mango/Spruce 6 String Tenor

Hawe49

@Wilfried
Sehr gut auf den Punkt gebracht ... einer der besten Beiträge, die ich seit langem gelesen habe!

kleiner wolf

Hallo Old Boy,

vielen Dank für die ausführliche Antwort. Deine Anmerkungen haben mich tatsächlich nochmal dazu angeregt noch in andere Richtungen zu denken. Vor allem "Bugle" finde ich sehr interessant und sympatisch, aber auch Ziegenspeck könnte evtl. doch eine Option sein. Mal sehen. Klosterukulele fällt aus Zeitgrunden eigetlich raus. Ich kann schlecht mit drei kleinen Kindern mal für eine Woche zum Ukulele bauen verschwinden :).

Viele Grüße

Clemens

kleiner wolf

Hallo Wilfried,

vielen Dank für die ausführliche Antwort und die Ratschläge.

Einiges davon ist mir bereits bewusst gewesen. Anderes war mir eher neu. Das mit der rückläufigen Stimmung ergibt sich durch die ja auch in den Originalen sehr präsenten Campanella-Passagen im Prinzip von selbst. Meine Islander intoniert da eigentlich recht überzeugend. Ich setzte das bei einer teuren handgabauten Ukulele auch einfach mal vorraus, dass Setup und damit Intonation passen sollten.

Was Tenor oder Sopran angeht bin ich von persönlichen Empfinden her geneigt Dir evtl. ein wenig zu widersprechen. Klar hat eine fünfchörige Barockgitarre (für die Sanz ja komponiert hat) weniger Bünde als eine Tenorukulele, aber auf der einen Seite ist sie eine Quarte tiefer gestimmt und hat einen deutlich größeren Korpus. Damit klingt sie auch voller und breiter. Ich meinen Ohren müsste eine Tenorukulele diesem Klangcharakter näher kommen. Ich muss allerdings zugeben, dass ich Gaspar Sanz' Musik noch nicht auf einer Sopran gespielt habe. Das steht definitiv noch aus, bevor ich mich für eine Ukulelengröße entscheide. Klanglich und auch was die Größe des Instruments angeht, passt das an sich mit einer Tenor für mich schon, auch im Vergleich mit den Barockgitarren, die ich bisher in der Hand hatte. Auf der anderen Seite geben Dir grade Deine wirklich tollen Aufnahmen mit Sopranukulele auch wieder recht. Ich glaube insgesamt, um diese Musik adequat spielen zu können kommt es eh weniger auf das konkrete Instrument an (also ob Sopran- oder Tenorukulele oder barockgitarre usw.), sondern viel mehr auf stilistische Kenntnisse und vor allem auf eine sehr bewusste Phrasierung. Ohne bisher den Test mit einer guten Sopran gemacht zu haben vermute ich stark, dass das eher auf persönliche klangliche und auch haptische Vorlieben ankommt.

Ich werde demnächst mal hier in Berlin ins Leleland schauen und eine Reihe Ukulelen anspielen. Vermutlich bin ich dann wieder etwas schlauer.

Was die Saiten angeht, so waren auf der Islander Aquila Super Nylgut drauf und die passen für mich momentan eigentlich perfekt, sowohl was den Klang, als auch was das Spielgefühl angeht. Aber ins Thema Saiten habe ich mich auch noch nicht sehr vertieft, das scheint mir ein ziemlicher Urwald zu sein.

Viele Grüße

Clemens




kleiner wolf

Hallo LokeLani, Chill, Uhu, Lokador,

vielen Dank für eure Antworten und Tipps. Im Moment zieht es mich zu "Bugle", aber ich merke auch, dass ich nichts überstürzen sollte und das auch nicht muss.

Viele Grüße

Clemens

wwelti

Hallo Clemens!

Daß für mein Empfinden Sopran-Ukulelen am besten passen, ist wahrscheinlich eine persönliche Sache. Bei mir ist es jedoch tatsächlich so, daß ich mit Sopran-Ukulelen gerade auch in klanglicher Hinsicht regelmäßig sehr gute Erfahrungen gemacht habe und auch immer noch mache -- nicht nur komme ich meiner klanglichen Idealvorstellung sehr nahe, sondern es bietet sich mir auch mit verschiedenen Sopran-Ukulelen, kombiniert mit unterschiedlichen Saiten, eine große Fülle an verschiedenen Klangcharakteren, die mich viele Musikstücke immer wieder aufs Neue entdecken lassen. Es ist auch für mich immer wieder überraschend, welche Klangvielfalt mit einem kleinen Sopran-Korpus möglich ist. Größere Mensuren kommen mir inzwischen mit der Ukulele irgendwie sperrig und unpassend vor. Aber das heißt natürlich nicht daß sich das für andere Spieler genauso darstellt.

Eine Sache fällt mir jedoch oft und immer wieder aufs Neue auf: Gelegentlich schaue ich mir in Musikgeschäften oder auch bei anderen Gelegenheiten verschiedene Ukulelen etwas genauer an, und oftmals spiele ich dabei Instrumente verschiedener Mensuren kurz an. Mit schöner Regelmäßigkeit klingt dabei das Sopran-Modell (oft aus derselben Baureihe) zwar ein wenig leiser, aber dafür runder und auch wärmer als die größeren Mensuren -- was man ja eigentlich intuitiv so nicht erwarten würde. Das wurde mir dann auch oft von Zuhörern bestätigt. Vielleicht liegt es einfach daran, daß meine Spielweise am besten mit Sopran-Ukulelen funktioniert. Vielleicht hat es aber doch auch ein bisschen mit der Bauform zu tun.

Der Sopran-Korpus scheint jedenfalls klanglich gut zu funktionieren, interessanterweise auch, wenn er mit größeren Mensuren kombiniert wird. Ich habe schon einige wirklich schön klingende Longneck-Sopranos in der Hand gehabt. Trotzdem komme ich irgendwie immer wieder zur Standard-Form zurück: Normale Sopran-Maße, normale Griffbrett-Breite... und auch was die Anzahl der Bünde angeht; in letzter Zeit habe ich nur sehr selten mehr als 12 Bünde verwendet. Ausnahmen bestätigen zwar auch hier die Regel, aber nur 12 Bünde zu haben, hat auch Vorteile. Man hat mehr Freiraum mit der rechten Hand, was mir im Laufe der Zeit immer wichtiger wurde. Es erleichtert auch das Spiel mit den "Klangregistern" der Ukulele, was gerade auch in Verbindung mit Stufendynamik sehr schön zu alter Musik passt. Höhere Töne lassen sich mit der Ukulele oft schöner als Flageolett-Töne spielen.

Klar ist, daß die fünfchörige Barockgitarre trotz gewisser Ähnlichkeiten auch große Unterschiede zu einer "modernen" Sopran-Ukulele hat. Das Problem ist natürlich: Woher will man genau wissen, wie die Instrumente damals wirklich klangen? Kann man die damals verwendeten Saiten wirklich genau rekonstruieren? Weiß man wirklich genau, auf welchen Kammerton Sanz gestimmt hat? Schon leichte Abweichungen machen einen großen Unterschied! Es gab damals Anleitungen der Art, daß man die erste Saite so hoch stimmen soll, bis sie kurz vor dem Zerreißen ist. Eine sehr präzise Reproduzierbarkeit ergibt sich aus meiner Sicht bei solchem Vorgehen nicht. Für mich ist daher entscheidend, wie ich die Musik nach meinem persönlichen Empfinden gut zum Klingen bringen kann. Das ist aber eben eine sehr persönliche Angelegenheit, und wohl auch nicht gut reproduzierbar.

Was Saiten angeht, verwende ich nicht viel Zeit darauf, die "beste Marke" zu finden. Meistens greife ich auf Worth und Aquila zurück, weil ich damit gute Erfahrungen gemacht habe, trotzdem habe ich (mehr oder weniger zufällig) auch andere Fabrikate im Einsatz. Aber wichtiger als die Marke ist mir der grundsätzliche unterschiedliche Charakter zwischen Fluorcarbon, Nylgut und normalem Nylon. Und noch wichtiger ist mir, daß die Saiten auf einer Ukulele alle in Ordnung sind -- nicht selten hatte ich den Fall, daß mal eine einzelne Saite schlecht intonierte, auch bei teuren Marken-Saitensätzen. Da muß man dann halt was machen. Ein Trick der überraschend oft funktioniert hat: Die betroffene Saite einfach umdrehen! Wenn das nicht hilft, muß sie halt getauscht werden. Davon abgesehen halten Saiten bei mir sehr, sehr lange. Ich tausche Saiten nur dann, wenn ich wirklich klangliche Einbußen feststelle, und das dauert viele Jahre.

Ich wünsche Dir viel Freude und Erfolg auf Deiner Suche. Und auch hier ist schließlich der Weg das Ziel. ;) Viel Spaß auch im Leleland, falls ich mal nach Berlin kommen sollte, muß ich da auch mal hin. :)

Viele Grüße
  Wilfried

kiwidjango

ich sach mal so:
Schmale Gratwanderung zwischen Eigenwerbung und Fachwissen:

Wie schon viele der anderen Antwortenden sagten: Finde DEINEN TON und deinen HALS, DEINE HAPTIK.....und das geht nur über eigene Erfahrung und nicht über gutgemeinte und auch sehr fachliche, kompetente Beratung. Es sind alles nur " WEGWEISER!"

Der GRÖSSTE Fehler von " Unsicheren", "Suchenden", "Inspirierten ", "Ambitionieten" ist es, einer namhaften Marke ausschließlich auf Grund des " Namens" ihr Vertrauen zu schenken.

Beim  Spielen eines Instrumentes geht es um den "Wohlfühlfaktor" und der heißt: EINS werden mit dem Ding...aber auch : Eigene, spielerische Markel nicht auf Klang und Bedienbarkeit des Instrumentes zu projizieren ...ein oft gemachter Fehler.

Gut gebaute Instrumente führen zu vermehrtem Üben, Spielen, Besserfinden, Schönerklingen etc. etc.....und deshalb fühlt man sich einfach wohler auf teuren und besser verarbeiteten
Instrumenten....das erlebe ich täglich in gleicher Weise im Gitarrenbereich. ( wenn da nix an den Bundenden kratzt oder die Saitenlage sooooo flach ist)

Wenn dir also in einer Riesen- Auswahl, die 150,-€ Tenor besser für dich geeignet erscheint, als die 1200,- Hawaii-Koa mit viel Spritzgebäck, dann schau nicht auf das Firmenschild.
Wenn du auf diese Weise fündig wirst: Sei glücklich und mach vor Allem gute Musik!!!

Anderseits( und jetzt kommt die Eigenwerbung): Wir haben bisher in den Klosterukulelen-Kursen schon die tollsten karierten Maiglöckchen gebaut,..Longneck, shortneck, 12.Bund , 14. Bund, Hals extradünn, Baseballschläger.....ABER die DINGER klingen !!!! und waren für den Hersteller schlussendlich SEIN Traumteil.....( Werbung ende)
Gruß aus der Werkstatt

Bugle

Zitat von: kleiner wolf am 29. Jul 2019, 12:06:44
Hallo LokeLani, Chill, Uhu, Lokador,

vielen Dank für eure Antworten und Tipps. Im Moment zieht es mich zu "Bugle", aber ich merke auch, dass ich nichts überstürzen sollte und das auch nicht muss.

Viele Grüße

Clemens

Ich schließe mich allen Vorrednern an, besonders denen die für eine langsame und bedachte Auswahl werben. So viele verschiedene Instrumente wie möglich sichten, anspielen und anhören ist genau der richtige Weg DIE Ukulele zu finden.

Würde mich natürlich sehr freuen wenn Du schlussendlich was im Bergischen Land bauen ließest. ;D