Wie spielt man eigentlich Lieder im Radio mit?

Begonnen von Bebopalula, 26. Jul 2020, 10:34:08

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Bebopalula

Manchmal hört man Lieder im Radio oder auf anderen Tonträgern, bei denen man gerne mitspielen, mitschrammeln, möchte. Wie macht man das? Einige haben ein so gutes Gehör, dass sie die richtige Tonart erkennen können, was ich leider nicht kann. :'(
Um die Tonart herauszubekommen, mache ich das so: Während der Song läuft, spiele ich auf der A-Saite alle Töne nacheinander an, also A A# B C C# D D# usw., bis ich den Ton finde, der das Stück dominiert. Das ist dann meist auch die Tonart, in der das Stück steht. Die gängigsten Tonarten sind A, C, D, F oder G. Viele Songs bedienen sich des 12-Takt-Blues-Schemas (I IV V, also Tonika, Subdominante, Dominante), so dass ich dann z.B. bei C-Dur die Akkorde C, F und G anspiele und feststelle: Es ist C-Dur! :)
Nun kann ich mich auf den Rhythmus und die Struktur des Stückes einstellen und mitspielen.

Gibt es noch andere Methoden? Wie macht ihr das? :)
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https://www.youtube.com/user/BebopalulaUke/videos

torstenohneh

Ist doch ein tolles System und scheint bei dir auch zu funktionieren.
Ich würde sagen Daumen hoch und weitermachen. Irgendwann stellst du bestimmt fest, dass die "Einarbeitungszeit" in den Song immer kürzer wird.
Denn dein Gehör wird auf diese Weise recht gut trainiert.
Ich für meinen Teil finde die Tonart meistens heraus indem ich Tonleitern dazu spiele (also z.B. C-Dur).
sobald ein Ton dabei ist, der nicht wirklich passt wechsle ich einfach die Tonleiter. Wenn alle Töne passen hat man dann die Tonart gefunden (also dann Dur oder die entsprechende Moll Parallele).
und immer dran denken: Übung macht den Meister.

Liebe Grüße
Torsten
Verfechter der tiefen G-Saite und bekennender Ukulelenpolygamist

Floyd Blue

#2
Mir hilft es oft, zuerst die Grundtöne der Akkorde auf dem Bass herauszufinden. Danach ergeben sich die Akkorde meistens aus musiktheoretischen Betrachtungen, die man natürlich erlernen sollte. Es hilft auch, bekannte Akkordfolgen zu lernen und diese anzuwenden.

allesUkeoderwas

Ich handhabe es wie Floyd.

In jungen Jahren (Grundschule) hab ich bereits gelernt, Blockflöte nach Gehör nachzuspielen, später dann Saxophon. In der Internetlosen Zeit mußten wir damals alle unsere Songsheets per Gehör von der Schallplatte erarbeiten. Ich kann mir nicht vorstellen, daß das ohne Gehörschulung klappt.
Ukulelen: Nur Schrott

Floyd Blue

Zitat von: allesUkeoderwas am 26. Jul 2020, 13:08:19
...In der Internetlosen Zeit mußten wir damals alle unsere Songsheets per Gehör von der Schallplatte erarbeiten. Ich kann mir nicht vorstellen, daß das ohne Gehörschulung klappt.

Beruhigend ist, dass sich nach einer gewissen Zeit eine gewisse Routine einstellt. Und ja - Grundlagen in der Gehörbildung einhergehend mit praktizierter Musiktheorie, sprich das theoretisch angelesene auch auf einem Instrument nachvollziehen, erleichtern das Heraushören. Ansonsten kommt man sicher auch mit Ausprobieren ein Stück weit dem Ziel näher, aber eben langsamer.

ukelmann

Ich liege irgendwie zwischen Bebop's und Floyds Methode: ich suche in der Melodie (refrain-/strophenorientiert) einen markanten (Abschluss)-Ton, dann den Akkord, der dazu passt. Anschließend taste ich mich mit der üblichen C/F/G-Stufenlehre, also Tonika, Subdominate, Dominante der jeweiligen Tonart an die anderen Akkorde. Da hilft das ABC, und schöner wär's, wenn ich es auch rückwärts könnte 🙄 (vielleicht in 50 Jahren  ;D).

Je komplizierter das Lied, umso mehr Gefummel. Und es klappt nicht immer. Aber Floyds Bass-Methode muss ich mal aufgreifen, die scheint für mich gut zu sein.

Durch meinen geringen Stimmumfang bin ich häufig gezwungen zu transponieren, was aber den Vorteil hat, dass ich mich durch die Tonarten wühle (was ich auf Gitarre fingerbedingt vermieden hatte) und selbst staune, was ich inzwischen so er-höre. Kein Wunder, dass Profimusiker derartig versiert werden. 

Letztendlich ist Gehör-Schulung ja nichts weiter, als das ständige Vergleichen und Ausprobieren und Anpassen. Und Mitspielen bringt auch noch gute Laune  :)
Plinke-ti plinke-ti plinke-ti PLING

isso

Bei mir läuft's ungefähr wie bei Bebop, aber zuerst versuche ich herauszubekommen, in welchem Verhältnis der 1. Melodieton zum 1. Akkord (meist der Grundakkord) steht. In der Regel ist dieser Melodieton Bestandteil der Grunddreiklangs, also Grundton, Terz oder Quint - allesamt sehr charakteristisch, besonders in der Melodiefortführung. Gelegentlich ist es auch ein Vorhalt, also Sekunde, Quarte oder Sexte. Hört sich viel komplizierter an, als es ist.

Bebopalula

Danke für eure Rückmeldungen und eure Vorgehensweisen. Viele Wege führen offensichtlich zum Erfolg! Ich finde es immer wieder schön, wenn man sich in Stücke begleitend einbringen kann. Und das Gehör wird automatisch mitgeschult. :)

Ich habe oben ja zunächst die Tonart-Suche beschrieben und meine Vorgehensweise beim gängigen 12-Bar-Blues-Schema (I IV V). Löst sich ein Song allerdings von diesem Schema, was bei Pop- und Jazz-Stücken vielfach so ist, wird es für mich schwieriger. Dann muss man die Progressionen rausfinden, was z.B. bei einem I VI IV V-Schema noch einfach ist, insbesondere, wenn der Vamp das ganze Stück über durchgespielt wird. Wenn die Akkordfolgen allerdings zwischen Vers, Chorus, Bridge u.a. wechseln, wird es schon schwieriger. Dann ist für mich eine wirkliche Begleitung nicht mehr möglich. Ich klimpere dann nur noch im Einzeltonspiel die Dur-, Moll- und Blues-Pentas versuchsweise durch, in der Hoffnung, dass etwas passt. :)
Macht das jemand von euch auch so?
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Lydia

...oder man benutzt die App "Chordify". Und nein, die ist nicht nur für Faule, sondern auch für Leute, die sich schon öfter einen Song erarbeitet haben, ihn dann aber letztendlich doch nie wirklich gespielt haben, weil er ihnen vom immer und immer wieder Hören schon aus den Ohren hingt..... Und selbst mit dieser App hat man manchmal noch Arbeit bzw. ist ein gewisser Feinschliff notwendig, da manche Griffe nicht wirklich gut klingen. Und dieses Gepfriemel reicht mir schon  ;D

Lydia
Wer nach allen Seiten hin offen ist, kann nicht ganz dicht sein...

Buhnenhuper


4-strings

Ich finde chordify für viele verschiedene Situationen auch super - geht schnell und man kann sofort seine Lieblingssongs mitspielen :D eine andere Seite, die ich gerne zum Akkorde-herausfinden nutze, ist ultimate-guitar. Da gibt es auch Tabs und Chords für Ukulelen ;)
Um die Grundtonart herauszufinden, ist aber ein bisschen Musikwissen notwendig... Häufig verlasse ich mich beim Improvisieren und Mitspielen der Radiolieder auf mein Gehör und "probiere einfach aus". Meist findet man da schnell die richtigen Töne ;D
Ukulove!

Fischkopp

Ich gebe einfach bei Google ein z.B. "Originaltonart Hot Love T.Rex" und schon hab ich ein Ergebnis ohne lange rumzusuchen.
https://www.youtube.com/user/BerndDombrowski (Eigene Lieder, Traditional, Ärztelieder usw.  170 Videos)
https://www.youtube.com/user/RollinUke#g/u (Gecoverte Lieder 291 Videos)

kmklw

Beim Berliner Ukulele-Festival habe ich zum Thema "Spielen nach Gehör" mal einen Workshop gehalten, den es auch in Schriftform als pdf gibt. Diesen gebe ich gerne weiter. Bei Interesse schreibt mir einfach eine pm.

4-strings

Die meisten Chorder gibt es im Internet ganz leicht zu finden, klar im Vorteil sind Menschen mit einem guten musikalischen Ohr. https://www.musiklux.de/musik-konzentration/
Ukulove!

Floyd Blue

Zitat von: 4-strings am 25. Sep 2020, 20:32:58
... Chorder ...

Was ist/sind Chorder?

Wenn ich im Internet danach suche, taucht der Begriff im Zusammenhang mit MIDI-Effekten (Steinberg Cubase) oder als Bandname auf.