Baubericht einer Cigarbox Ukulele

Begonnen von aGain, 13. Jun 2011, 20:15:14

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aGain

Hallo liebe Ukulisten und Ukulistinnen,

ich möchte euch an dieser Stelle an meinem ersten Bauprojekt in Bildern und Kommentaren teilhaben lassen. Erstellt wird von mir, wie der Titel aussagt, eine Cigarbox-Ukulele. *so die Hoffnung*
Es handelt sich dabei um einen Baubericht in zwei Teilen und dieser Post ist Teil 1, der den Stand der Bauarbeiten bis gestern (12.06) dokumentiert.

Wie ich im Faden von \"ukeman\" (Link) andeutete, habe ich mir neben der wohl unvermeidlichen Cigarbox, einen günstigen Bausatz von grossen \'T\' besorgt. Ich hatte mich beim ersten Projekt für die günstigste / einfachste Variante entschieden. Ein Lindenholz-Bausatz der Firma Hosco für 19,95 EUR. (Link)  

Mein Gesamteindruck zum Bausatz: Preiswert und das meine ich im besten Sinne; Nämlich seinen Preis wert. Die Saiten werde ich wohl eher nicht aufziehen und der Steg ist aus Plastik und wird sicher auch keine Ukulele von mir zieren. Die Mechaniken sind einfach und ich werd es für den ersten Bau mit ihnen versuchen. Der Korpus wird in den nächsten Wochen zu einer Uhr oder ähnlichem Umgebaut und kommt also auch nicht weg.

Als Grundlage meiner Bastelei dient folgende Anleitung die ich auf UU gefunden habe. (Link)


OKi, los gehts:

Bausatz, Cigarbox mit Neckblock, Werkzeug, Modellbau leisten usw. auf meiner kleinen Ecke in der Garage :)


Es folgten die seitlichen Leisten und der hintere Block, an dem später der Gurt-Knopf befestigt wird.


Anzeichnen der Beleistung der Decke und des Schallloches inkl. einem Bohrloch für das Laubsägeblatt. (Mit auf dem Bild, das Qualitätswerkzeug zum Kreisezeichnen - von meinen Kindern nur geborgt)


Zwischenstand: Beleistung im Körper fertig und Schallloch ausgesägt.



Weiter gehts mit der Beleistung der Decke:





Der Neckjoin aus der Bauanleitung war mir zu gewagt. Sprich ich traute es mir nicht zu, den wirklich vernünftig hinzubekommen. Gelesen hatte ich mal, ein einfaches Verleimen würde reichen. Hm. ich entschied mich für eine einfache Holzdübelverbindung.



So, nun war der Hals an der Reihe, ausgiebiges anpassen in Form von Sägen, Raspeln und Schleifen bis hin zur 400er Körnung. Anschließend das Griffbrett draufgeleimt, das ich untenherum auch ein wenig in Form brachte.


Ich stand nun vor der Frage, wie die Brücke gestalten? Wie ich ja schon eingangs erwähnte, wollt ich mir die Kunstoffvariante nicht antun. Mit gewecktem Ehrgeiz wollte ich die Brücke eigentlich selber machen, aber ich hatte echte Probleme ein Stück wirkliches Hartholz (Ebenholz) aufzutreiben, das für den Steg herhalten soll. Also auch hier kurzerhand improvisiert und bei Jan einen Brücke mit Steg bestellt. Diese Art von Kompromissen lasse ich mir selbst, für das erste Projekt noch durchgehen. Im Vordergrund steht für mich erstmal das Lernen. Unter anderem habe ich hier gelernt vorausschauender zu planen und mich rechtzeitig um alle benötigten Materialien zu kümmern. Passt. :)

Beim Heraussägen ist mir leider die Front ziemlich zerkratzt. Man kann es im 4. Bild sehen. Ich entschied mich für die Radikalkur und unterzog die Decke einem ordenlichen Schliff mit anschliessendem Verleimen der Brücke.


Hey, nun konnte ich schon die Decke auf den Korpus setzten und verleimen. Ganz wichtig: Signieren nicht vergessen. Vllt. kommen ja noch weitere dazu :)))


So attacke, nun den Hals mit der ollen Schachtel verleimen und es sieht schon fast aus wie eine Cigarbox Ukulele.





So hier endet Teil 1. Ich habe das Mittel zum Finish per e-b-a-y in GB geordert. Es wird ein Tru-Oil Finish der Firma Birchwood Casey. Nach allem was ich so in den letzten Monaten gelesen habe eines der besten Öle für so ein Instumenten - Finish, auch wenn es originär wohl für Gewehrschäfte gemacht ist. Im Teil 2 kommt dann der Erfahrungsbericht dazu.


Zwischenstand nach Teil 1:

Es fehlen: Sattel einkleben, das beschriebene Finish, Mechaniken anbauen, besaiten und bespielen.
Kosten bisher: Bausatz 19,90 und Brücke samt Steg 10,95 samt anteiligen Porto von 3,00. (die anderen 3,00 gehen zu Lasten der mitbestellten Low-G Saiten)
Zeitaufwand: ca. 4-6 Stunden auf 3 Wochen verteilt.

Danke fürs Lesen und ich hoffe es hat euch unterhalten bzw. eine Anregung gegeben.
Jens

aGain


ukeman1

#2
Hallo Jens !

Gratuliere Dir sieht doch schon wirklich ganz toll aus . Es wäre zwar nicht mein Ding aus einer Zigarrenbox eine Ukulele zu bauen , aber ich bin begeistert  . Tolle Idee , mach weiter so .....

Ich werde weiter mitlesen und bin auch auf eine Klangprobe gespannt !  :P


Gruss Sascha
Musik muss nicht perfekt aber echt sein.....

Kai

#3
Wo hast du denn die Cigarbox her? Oder hast du das irgendwo geschrieben, und ich habe es übersehen? Bin schon gespannt, wie es weitergeht...

aGain

#4
Hallo Kay,

die habe ich aus einem hier ansässigen Tabakwarengeschäft, das nicht nur Zigaretten sondern auch Zigarren vertreibt. Ich bin da rein, habe ihm mein Projekt vorgestellt. Zufällig ist der Besitze dann auch Bassist und fand die Idee gut. Er hat mir eine schöne Box ausgesucht und gut :)

@Sascha: Danke für das Kompliment.. Ich finde deine Bauprojekte auch wirklich spannend und verfolge sie.

skiffle

#5
Gibts schon ein Klangbeispiel? Und ich bin begeistert, wenn ich per Foto sehen darf,
wie mutig allen schicksalshaften möglichem Ungemach trotzend da was Schönes entsteht.
Das ist Schöpfung, meine ich ohne plasphemisch wirken zu wollen.
Meine Hochachtung, um nicht das mittlerweile vernutzte Wort Respekt zu gebrauchen!

skiffle

Hallo Jens, Dein Beitrag hat mir ein wenig Mut gemacht, mich in Kürze
mit einer hiesigen Zigarrenhändlerin zu verabreden, die keine Zedernholzzigarrenkiste
wegwerfen kann und sie im Keller lagert. Alte Ex-DDRler-Sammlermacke,
von der meine Generation beinahe durchgehend gezeichnet ist.
Und das ist gut so!
Ich darf dann demnächst mit ihr in diesem Keller stöbern.
Worauf sollte ich bei der Auswahl der Kiste(n) achten?
Bis zum Beginn des Abenteuers werde ich das beim Bau benötigte Material Stück um Stück ordern.
Ich möchte später den Hals einer Konzert- oder gar Tenoruke verwenden.
Wenn Du Zeit findest, hätt ich bitte gern ein Hörpröbchen Deiner Schöpfung.
Das wird mein Sommerheimwerkerprojekt :oops: !

crianlarich

Hallo skiffle,
die Sammlermacken, die du beschreibst sind eher harmlos. Ich hatte mich in meiner Not an einen Hobby-Ladeninhaber gewandt, der meinte, er könnte mir keine abgeben: von allen Zigarren, die er geraucht (oder verkauft?) habe müsse er die Kiste aufheben. Der Tabakwarenbereich umfasste ca. 30 qm, Kisten bis zur Decke!
Du suchst dir am besten Kisten aus Massivholz. Die kleinste, an der ich mich versucht habe misst 14,5 x 23 cm, darunter machts eher  keinen Sinn (Sopran/Concert, Mensur 34 cm). Tiefe ab 5cm. Der Boden der Kiste wird zur Decke, 2 mm Stärke ist gut für vollen Klang, 1,8 noch besser. Natürlich ist Beleistung - Fichte, zur Not Raketenstock -  dann Pflicht.
Und vergiß nicht, mir eine abzuzweigen.  :mrgreen:
Viel Erfolg schon mal!

aGain

#8
Hi Skiffle,

so zurück aus dem Urlaub kann ich dir was schreiben. Das PDF unter folgendem Link hat mir als Leitfaden gedient.

Allerdings bin ich aktuell sicher kein guter Ratgeber, da dies mein erstes Projekt ist. Ich habe daher fast den selben Erfahrungsstand wie du selbst. Den Hinweis den Boden zur Decke zu machen kannt ich z.B. selbst nicht.   :oops:

Akuell sitzte ich am Finish und kann wohl mit Fug und Recht behauten, dass alles was schief gehen kann auch schief geht. Tja, die Erfahrung ist wohl was bei meinem Bauprojekt zählt.


Es fing an mit meiner Tru(r) Oil Bestellung in der Bucht. Über 6 Wochen Wartezeit und nur durch Einschalten der Buyers-Protection kam ich überhaupt an die Ware..

Dann habe ich begonnen, wie in einigen Anleitungen im Netz beschrieben, das Öl aufzutragen. Dick und dann das nicht vom Holz aufgesaugte Oil mit einem Lappen entfernen. Nur wie lange dauert das Aufsaugen?? Ich entschied mich für ne 1/2 Stunde. Leider war das Öl nach ner 1/2 Stunde schon fast trocken. Einmal schwungvoll mit dem Lappen drüber und.... \"versaut\". Kleine Fetzen von halbtrockenem Öl verzierte einen größeren Teil der Decke. AAAAaaaaaargh!

Sauber.  Also durchtrocknen lassen, alles nochmal abschleifen. Nun das Ergebnis ist leider nicht mehr wie zu Anfang. Es ist einfach nicht mehr so gut hinzubekommen.  - Gut ist, dass ich auch nicht ernsthaft geglaubt habe, hier beim aller ersten Bauversuch ein Meisterstück herzustellen. Aber etwas Entäuschung ist schon vorhanden.

Ich habe nun mit einer anderen Methode begonnen.  Ich mache aus einen Reststoffstück einen Mini-Stempel und trage in winzigen Mengen das Öl in vielen Schichten gaaaanz dünn auf. Ich bin nun erst bei der dritten Runde. Ob es zum Schluß noch mal wieder herzeigbar wird? Ich weiß es nicht. Ich werden in 2-3 Wochen berichten und ein Foto hochladen. Dann folgt auch ein Soundbeispiel.

Trotzdem freue ich mich schon auf den nächsten Versuch den ich wohl dann im Herbst beginnen werde. :)

Jens

skiffle

#9
Hallo crianlarich und aGain habt herzlichen Dank für Eure Berichte und die PDF-Datei von aGain.
So wie da abgebildet, hätt ich sie gern!
Und dennoch bin ich überzeugt (gut Ding will Weile haben), dass Eure Cigarboxprojekte
am Ende gute Stücke mit Seele und Geschichte sein werden.

Ich bin dankbar für die Tipps und natürlich werde ich versuchen, soviel wie möglich Kisten für Abzweigzwecke \"umzulagern\".
Zitatcrianlarich Und vergiß nicht, mir eine abzuzweigen.
Mal schauen, was mir dort begegnen wird.
Dank Deiner Tipps crianlarich hab ich ja schon mal rechtzeitig Auswahlkritrien,
die mich nicht gänzlich ahnungslos machen oder halt nur nach optisch
also ästhetischen Kriterien hätten suchen lassen.

Ich selbst hätte auch nix gegen eine patinierte Verbraucheroberfläche ohne Lack und Öl.
Meine soll, wenn es sie mal geben wird, tollen Sound machen und maximal bundrein sein. :oops:
Wenn mir das nicht gelingt, bin ich geduldfrei bereit, Anzündholz daraus zu machen.
Doch zu erst muß ich noch Material wie Hals, Griffbrett ect, günstig und gut erwerben.
Es soll eine mit Concertmensur werden und mit PiezoTA.

Euch (und allen anderen Projekten im Ukulelenbauwesen) wünsche ich Erfolg mit dem Oberflächenfinish
und dem Bau ansich. Ich freue mich dann schonmal auf die Hörproben. Toi, toi, toi.

skiffle

#10
Die \"Schrottukulele\" ist in der Bucht erfolgreich geschossen und wird bald hier eintreffen.
Und der Keller von Frau Wutschke (Inhaberin des besten Tabakwarengeschäftes in Neubrandenburg)
 http://www.tabak-wutschke.de/
war voller Zigarrenkisten! Und es war schön, mit ihr gemeinsam Kisten zum Ukulelenbau auszuwählen.
Dank Eurer Tipps, wußte ich nun wonach ich zu schauen habe. 8 Stück mußte ich mitnehmen.
2-3 werden zur Ukulele werden. Weitere Besuche zum Stöbern und Auswählen sind verabredet.
Kleine Kistchen, die der Hausmarke, gefertigt in Nicaragua, werden zu akkustischen Eigenkreationen an
Wintertagen beiseite gelegt. Ich bin fröhlich beim Anblick meiner Beute.
Die Zurückhaltung im Keller ist mir sehr schwer gefallen.
Nun als \"Lohn\" werde ich ihrem Wusche entsprechen und eine Dekorationszigarrenboxukulele bauen,
die nicht zu funktionieren brauch. Das sollte mir doch gelingen? ;)  
Also wer dort mal Urlaub macht, sollte sich zumindest den schönen kleinen Tabakladen in der Innenstadt anschauen
und als Nichtraucher zumindest köstliche Alkoholika absorbieren.
Nach meiner Laudatio für die Ukulelenclubisten scheint sie aufgeschlossen,
Teile ihrer kostbaren Kellerlagerung peu a peu gern zwecks  sinnvoller Verwendung abzugeben.
Viel Glück beim nächsten Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern.

skiffle

#11
So. Nun ist sie gebastelt!
Natürlich kann sie keinen vorzeigbaren Klang entfalten. Dazu ist das Kistlein zu klein in seinen Maßen.
Ich dachte mir nur, wenn schon eine Ukulele für´s Schaufenster,
dann eine mit einer Kiste der von Frau Wutschke selbst verlegten Zigarren-Hausmarke aus Nicaragua !
http://www.tabak-wutschke.de/cms/wm-cms,15.html
Auf allen Seiten sieht man ihr hauseigenes branding.
Nur die \"Decke\", de facto die Unterseite der Zigarrenkiste, habe ich mit sinngebender Veränderung besetzt.
Wat mut dat mut! ;)



Ich hab sie unerwartet sogar in Stimmung gebracht!
Fragt nicht wie sie klingt. :?  
Kein Wunder bei den \"technischen\" Voraussetzungen.



So ähnlich wie mein Hund Pico kuckt, so klingt sie auch :| .
Man kann schon auf ihr recht saubere Basis-Akkorde zum Schwingen bringen.
Aber das geht besser!
Diese soll ja auch mehr scheinen als seien!
Die Zigarrenkiste ist eine Schieblade. Den zu öffnenden Deckel habe ich mit einem kleinen Nagel fixiert.
Frau Wutschke wird sie ins Schaufenster hängen.
Nächste Woche ist Übergabe = mein Dankeschön für die mir überlassenen Zigarrenkisten.
Dort in Neubrandenburg soll sie werben für \"guten Geschmack\" und für den 1.ten Deutschen Ukulelenclub.
Beweisfoto folgt!

@aGain Bitte nicht sauer sein, dass ich hier in Deinem Thread rumhausiere.
Wir stellen hier 2 weit auseinander liegende Qualitätspole dar!
2 \"unvergleichliche\" Zigarrenkisten-Ukulelen sind das schon. ;)

Edit: Beim Bau meiner nächsten, dann hoffentlich vorbehaltlos satisfaktionsfähigen Cigarbox-Ukulele,
werde mich eher an den Hinweisen von aGain und crianlarich (siehe oben im aGain-Thread) orientieren! :)

jazzjaponique

#12
Hi Skiffle, sieht doch gut aus. Bist du etwa in Neubrandenburg?
Bin gelegentlich in Feldberg und Burg Stargad.

skiffle

Hi jazzjaponique, danke für das Kompliment. ;)  
Ich bin kein Neubrandenburger, lebe aber eine 3/4 h davon entfernt.
Quasi die entgegengesetzte Himmelsrichtung.