Idealer Bunddraht für Nylonukulele

Begonnen von Al Barrett, 27. Apr 2012, 15:19:39

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Al Barrett

Hi,

baue gerade meine erste Ukulele (und allgemein Instrument). Bei den ganzen unterschiedlichen Bunddrähten verliere ich den Überblick. Was ist denn der ideale Bunddraht für eine Nylonsaiten-Ukulele und wo kann man den möglichst günstig beziehen ?

LG,

Al

faltukulele

#1
Hallo, Al, willkommen im Forum!

OT: Ein Forum ist kein Selbstbedienungsladen - mehr ein Platz, wo man sich trifft, um sich gegenseitig auszutauschen. Du bekämest mehr und nettere Antworten, wenn Du umgekehrt auch Dich und Dein Projekt mit ein paar freundlichen Worten hier eingeführt hättest. Außerdem gibt es nur einen Thread entfernt in der Bastlerecke auch schon eine Linksammlung für den Eigenbaubedarf, in den Du ruhig mal hineinschauen darfst. Gern kannst Du auch das Internet bemühen, die Lieferbarkeit und die Preise feststellen und uns danach das Ergebnis Deiner Bemühungen mitteilen :mrgreen:

Bunddraht gibt es in der Tat in vielen Varianten - hart und weich, von der Rolle oder in Stücken, gerade oder im Radius des Griffbrettes vorgebogen, und natürlich in verschiedenen Abmessungen.
Die Härte spielt nur für die Bearbeitung eine Rolle, wesentlich härter als eine Nylonsaite ist auch der \"weiche\" Bunddraht. Hohe Bunddrähte sind leichter abzurichten, und Du kannst sie, wenn nötig, auch ein paar mal nacharbeiten, bevor sie \"alle\" sind. Und Du kannst mit mehr oder weniger Fingerdruck die Töne stärker verziehen - das aber natürlich auch unabsichtlich.
Schmale Bundstäbchen passen besser zur kurzen Mensur der Ukulele, knabbern aber auch mehr an den Saiten. Wenn Du stimmstabile Fluorcarbonsaiten verwendest, könnte das ein Grund sein, den Bunddraht etwas breiter zu wählen.
Im Prinzip ist Meterware natürlich günstiger. Wenn Du erst einmal nur eine Ukulele bauen willst, dürfte eine der günstigsten Quellen diese sein: http://www.thomann.de/de/goeldo_ws240_bunddraht.htm

Viel Spaß beim Basteln!

Ole Lele

#2
Da wird Dir jeder eine andere Antwort geben. Optik, Greiftechnik, Allergiepotential, Klang und Deine  Werkzeugausstattung sind außer dem Preis wohl die wichtigsten Einflussfaktoren. Darüber kann man lange reden.

Der beste Bunddraht für mich stammt von Ferd. Wagner aus Deutschland. Die verkaufen aber nicht mehr an Endverbraucher, genausowenig wie G. Knauer, ihr Grossist. Optimal finde ich ihr Profil 9740 in EVO, das ist ein golden schimmerndes Material, das ursprünglich für Brillengestelle entwickelt wurde, sehr strapazierfähig ist und hypoallergen. Bin damit sehr zufrieden. Die Profilmaße entsprechen dem Standard-Mandolinenbunddraht bei Stew-Mac (Nr.764) oder in etwa Dunlop 6310: ca. 1,4 mm breit und 1 mm hoch. Für Sopran empfinde ich das als die richtige Größe. (Der Göldo WS240 entspricht Dunlop 6150 und ist etwa doppelt so breit, also  zu breit, finde ich.)

Leichter als in Deutschland bekommt man diesen Wagner-Bunddraht aus den USA, wo er unter dem Namen Jescar vertrieben wird (Typ FW37053-230-EVO). Endverbrauchermengen findet man auch  bei eBay.

Soweit zum \"idealen\" Bunddraht. Vielleicht genügt für ein Erstlingswerk aber auch schlichter Mandolinendraht von Dictum.

Viel Erfolg
Ole

Dieter

ich hab mandolinendraht genommen, da ist einer ab und zu in der bucht, da kostet der meter nur 3euro und ebbs..

ich mag die bundstäbe nicht so hoch und breit..
Gruss Dieter

Al Barrett

#4
Hi,

das hilft doch schonmal sehr weiter. Ich tendiere jetzt zu einem eher flachen und mittelbreiten Bunddraht. Mit Abnutzung ist bei Nylonsaiten ja eigentlich nicht wirklich zu rechnen, oder ? Stellt sich nur die Frage vom Klang, verhält sich der proportional zum Material ? Also weicher draht macht den Ton weich, harter eher weich/perkussiv ?

Und: Nur so als Richtwert, welche Größe versteht man denn landläufig so unter schmal/breit und hoch/niedrig ? Also in mm ?

Noch zu faltukulele: Der OT-Teil ist mir klar ;) Nur leider hat die Suchfunktion nicht die gewünschten Infos gebracht. Und mit Preisvergleich und Googlesuche kommt man nicht weiter, wenn man nicht weiß, nach was man eigentlich genau sucht ;) Zum Projekt eröffne ich selbstverständlich einen Thread, sobald es wirklich los geht. Gestaltet sich aber momentan noch recht schwer (Mietwohnung ohne Werkstatt, noch kaum Werkzeug). Kommt dann auch mit entsprechenden Bildern zu den Bauabschnitten. Soweit schonmal als kleine Info: Es wird eine Thinline-Stratocaster mit Piezo. Ich weiß, viel Spaß beim Biegen der Zargen, sicher nicht das leichteste als Erstlingswerk, aber wenn schon denn schon ;)

LG,

Al

faltukulele

#5
Hallo, Al,

wenn Du nicht gerade eine Nickel-Allergie hast (danke, Ole, für diesen Aspekt) mach Dir nicht zu viele Sorgen um die Legierung. Ein Freund von mir scheint eine besondere Hautschweißzusammensetzung zu haben - der zersetzt (ohne dagegen allergisch zu sein) Bunddrähte, Armbanduhren und Brillengestelle, die bei mir viele Jahre halten, in Monaten.

Ansonsten findest Du am Markt (neben Messing und Edelstahl) fast nur Neusilber in hart, mittelhart und weich. Hartes Material für Sättel und Stege macht den Ton perkussiv, richtig. Aber in dieser Hinsicht kannst Du den Bunddraht im Vergleich mit Plastik, Holz, Hartholz und Knochen getrost als hart betrachten - ich höre keinen Unterschied zwischen den Legierungen. Harter Draht hält länger, ist aber nur beim Einklopfen angenehm - in jeder anderen Hinsicht bei der Bearbeitung wirklich lästig.

Abnutzung ist bei Nylonsaiten - je nach Oberflächenrauhigkeit der Bundstäbchen - durchaus ein Problem. Wie schon gesagt, bei schmalem Bunddraht und stimmstabilen Saiten kann das alle 3 Monate eine a-Saite kosten. Schalte mal Deine E-Mail-Adresse frei, dann kriegst Du ein Foto. Tinypic will heute nicht mit mir reden.

Heute klappt es besser:
http://i49.tinypic.com/2aesfhv.jpg

Wenn Du versuchst, die Strat-Dimensionen auf die Ukulele zu übertragen, liegst Du mit flach und mittelbreit schon ganz richtig. Wobei das für die Ukulele (an welche Mensur hattest Du gedacht?) etwa unter 1 mm Höhe und 1,7 m Breite bedeutet. Über 1,4 mm würde ich als hoch, 2 mm als breit empfinden.

Die Mietwohnung ist nicht das Problem (wenn Du im Bad lackieren darfst und ein bißchen Schleifstaub ansonsten den Hausfrieden nicht gefährdet). Ein paar Werkzeuge wirst Du anschaffen müssen, und ohne Maschinen mußt Du halt ziemlich viel Zeit investieren. Für das Biegen der Zargen würde ich die Hölzer in den Kurven ausdünnen. 20 mm Radius gehen - je nach Holz - bei 1,4 mm Materialstärke noch ganz gut, für die Hörnchen würde ich die Zargen auf kaum über 1 mm dünn schleifen.

In der Tat: Viel Spaß beim Biegen der Zargen!

Christoph

Edit: Bild eingefügt

Al Barrett

#6
Top Antwort, danke ! Jetzt kann ich mir den Bunddraht suchen und die entsprechende Bundsäge kaufen. Dann kanns weitergehen.

Mit Abnutzungsproblemen meinte ich die Bunddrähte selbst. Die dürften von den Nylonsaiten ja unbeeindruckt bleiben. Ab und an die Saiten zu wechseln stört mich nicht...

Werkzeuge kauf ich demnächst, bin aber demnächst bei meinen Eltern, da habe ich noch einiges liegen und schaue mal was davon noch brauchbar ist. Für Fräsarbeiten werde ich in die Werkstatt meiner Schwiegereltern gehen. Das wäre aber für ALLE Arbeiten zu umständlich. Lackieren werde ich wahrscheinlich mit Pinsel oder mit der Airbrush ebenfalls in der Werkstatt der Schwiegereltern. In meinem Bad wird das definitiv nicht funktionnieren. Dort ist ca. ein halber qm bis max. 1 qm Platz zum stehen ;) Das typische Hamburger Schaluchbad...Und leider sind in unserem Altbau die Wände so dünn, dass ich selbst beim Schleifen von Hand manchmal Angst habe, die Nachbarn klingeln gleich...Tja, ist schon ne Umstellung, wenn man vom Elternhaus aufm Land mit 2 Werkstätten in die Stadtwohnung mit 40qm zieht ;)

Kurzes OT: Klingt jetzt vielleicht sehr abenteuerlich, aber: Ich überlege gerade wie man ohne Gasbrenner (wie im Kochbuch beschrieben) ein Biegerohr bauen könnte. Da bin ich im Saturn an den Lockenstäben vorbeigelaufen...Meint ihr damit könnte man irgendwie was basteln, oder hat das sogar schonmal jemand probiert ? Wenn die Dinger heiß genug werden, könnte man ein Metallrohr drüberstülpen, was man in den Schraubstock spannt oder so...

Die Biegestellen der Zargen nochmal dünner zu machen ist ne gute Idee. Werde ich tun. Holz ist Kirsche.

LG,

Al

Jutta

Bin schon auf deine Fotos gespannt! ;)  :D

faltukulele

Hallo, Al,

an Vorschlägen für preiswerte Biegeeisen herrscht kein Mangel: http://www.ukulelenclub.de/Forum/UseBB/topic.php?post=75400#post75400 .

Einen Lockenstab hatten wir hier, glaube ich, noch nicht - nette Idee, besonders für die rattenscharfen Rundungen, die Du im Sinn hast. Heiß genug müßten die Dinger wohl werden, und regelbar sind sie ja wohl auch schon ab Werk (?). Ob die Leistung auch dann noch reicht, wenn Du damit ein dickwandiges Rohr beheizt, weißt Du natürlich erst hinterher. Was kostet denn so ein Stäbchen?

Billige Heizstäbe bekommst Du in der Bucht des Vertrauens, solche für Waschmaschinen haben meistens schon eine dritte Bohrung für den Thermostaten in der Befestigungsplatte. Als Thermostat paßt vom Temperaturbereich her der von einem alten Bügeleisen. Noch einfacher geht es - so vorhanden - mit dem Heißluftföhn : http://www.ukulelenclub.de/Forum/UseBB/topic.php?post=123513#post123513 .

Allen diesen Lösungen gemein ist, daß Du damit wesentlich mehr Wärme in die Wohnung pustest, als zum Beheizen des Eisens nötig wäre. Luft ist halt ein denkbar schlechter Wärmeleiter.
Wenn Du den Heizstab in dem Alurohr vergießt (z. B. mit Gips), führt die meistens viel zu hohe Heizleistung nur zu einer extrem kurzen Aufheizzeit, danach (je nach Trägheit des Thermostaten) nur noch zu tolerierbaren Schwankungen.

Solltest Du allerdings über ein nennenwertes Einkommen verfügen (40 m²  8) ), soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, daß eine mit vernünftiger Leistung elektrisch beheizte Silikonheizmatte (mit der Du beide Zargen, die Randeinlagen und vielleicht sogar noch die Reifchen in einem Arbeitsgang biegen kannst) heute nur noch ein Drittel dessen kostet, was Du für ein ordentliches Biegeeisen anlegen mußt.

Kirsche klingt gut. Wenn sie nicht zu wild geriegelt ist, sollte das klappen. Ich würde mir trotzdem schon mal ein halbes Dutzend Ahorn-Zargen zum Üben zurechtmachen :mrgreen: .

Gutes Gelingen!

Christoph

P. S. Die Suchfunktion in diesem Forum ist eine ausgemachte Katastrophe. Mit einer externen Suchmaschine (\"suchobjekt\" site: ukulelenclub.de) findest Du aber fast jeden Mist, der hier mal verzapft wurde, recht flott.

Al Barrett

Hellas,

also, mir gefällt diese Lösung zwar nicht, aber nachdem sie ja wenigstens zu funktionnieren scheint, werde ich wohl Variante Heißluftföhn versuchen. Achja, in Hamburg braucht man leider sogar für so ne kleine Butze ein nennenswertes Einkommen. Die Mietpreise hier machen echt keinen Spass mehr...

So, werde jetzt erstmal Bunddraht und entsprechend dünne Sägeblätter kaufen. Und wenn es dann los geht, werde ich einen entsprechenden Thread eröffnen.

Greets, Al

Al Barrett

Hi nochmal,

habe mich noch immer für keinen Bunddraht entschieden, aber fast. Um etwas Licht in die Sache zu bringen eine Frage: In vielen Shops gibt es für die Bunddrähte keine Maßangaben, aber es gibt immer eine zahl in Kammern (z.B. (6150)). Da ist doch ein System dahinter, oder ? Was gibt diese Zahl denn an ?

LG,

Al

Ole Lele

Diese Nummer ist einfach der vergleichbare Dunlop-Typ.
Bei lutherie.net gibt es eine Vergleichstabelle.

Viele Grüße
Ole