Aquila Carbon Black -- Erste Eindrücke

Begonnen von Wolfgang von Bockenheim, 07. Apr 2017, 17:29:45

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema. (21 Antworten, 4.630 Aufrufe)

Wolfgang von Bockenheim

Nachdem ich vor wenigen Tagen zwei Sätze dieser neuen, noch schwer erhältlichen Saiten in Empfang nahm, konnte ich es gar nicht erwarten sie aufzuziehen. Gesagt, getan:  Zuerst wanderte ein Tenor-Satz auf eine Kanilea K-2T.

Erster Eindruck: Die Saiten sind relativ dünn, ungefähr wie die Aquila Red. Sie sind deutlich dünner als die Aquila Super Nylgut, mit denen die Ukulele vom Hersteller ausgestattet wurde.

Die Oberfläche ist nicht glänzend, wie etwa bei den Super Nylgut, sondern leicht matt, allerdings nicht so rauh und uneben wie die der Aquila Red, sondern feinkörniger umd gleichmäßiger. Die mattschwarze Färbung wirkt sehr elegant. Der Hersteller propagiert diese Saiten als "emotionale" Alternative zu Flurocarbon, was sich zwar in der kompetitiven Namensgebung widerspiegelt, allerdings legt Aquila nicht offen, aus welchem Material die Carbon Black tatsächlich bestehen. Vielleicht verfügt jemand über bessere Quellen als ich. Ich vermute, es handelt sich wiederum um Nylon mit einer Beimischung, ähnlich wie bei den Reds.

Beim Aufziehen verhielten sich die Carbon Black ziemlich gutmütig, d.h., sie konnten ohne zu reißen mit den Händen gedehnt werden und hielten bald danach die Stimmung recht gut. Trotzdem sollte man auch hier exzessives Reiben in den Sattelkerben vermeiden, ähnlich wie bei den Reds.

Die Spannung ist recht hoch, so dass eine ordentliche Lautstärke erreichbar ist. Das Spielgefühl ist sehr präzise, insbesondere im Vergleich zu den Super Nylgut, die sich für mich vor allem in den höheren Lagen irgendwie klobig anfühlen. Wegen der matten Oberfläche gibt es leichte Fingergeräusche, allerdings weniger als bei den Aquila Red.

Der Sound ist kräftig und brilliant, ähnlich dem der Aquila Red, allerdings mit weniger Neigung zu betonten Höhen, sondern einen Hauch runder, mit ordentlichem Punch.

Alles in allem wäre diese Saite für mich eine interessante Alternative zu den Reds und den fetten Nylguts, wenn ich nicht ein echtes Problem mit der Intonation festgestellt hätte. Vorgenannte Kanilea war plötzlich in den höheren Lagen kaum wiederzuerkennen. Die A-Saite war am 12. Bund ca. 20 cents zu niedrig, die E-Saite hingegen ca. 20 cents zu hoch. Die C-Saite war am 12. Bund ca. 5-8 cents zu hoch, was bei einer Ukulele gerade noch akzeptabel ist, zumal man selten auf der C-Saite so hoch spielt. Die High G letztlich war am 12. Bund ebenfalls ca. 20 cents zu niedrig, ähnlich wie die A.

Auch das Stimmen war mühsam, da insbesondere bei der E-Saite die Anzeige des Stimmgeräts nie zum Stillstand kam, sondern im Laufe des Sustain mehrfach hoch und runter hüpfte. Wegen der starken Abweichungen waren Kompromisse kaum möglich; wenn ein Akkord akzeptabel klang, tönten andere verstimmt und umgekehrt. Melodien klangen eher unerquicklich, da die A-Saite in den hohen Lagen hörbar flat war.

Das war für mich deswegen so überraschend, weil Kanilea (1) Aquila-Saiten als Standardausstattung benutzen, (2) einen gewissen Aufwand betreiben, um ihre Ukes oktavrein herzustellen und (3) ich diesen Effekt mit anderen Saiten nicht hatte. Die Vermutung lag nahe, dass die Saiten die Ursache darstellten.

So entfernte ich den Satz nach einem Tag von der Kanilea und montierte ihn auf meiner Kala 5-string, mit einer Aquila Red als low G (siehe Foto). Dabei ging ich allerdings mit der A-Saite etwas grob um, so dass diese einen weiteren Tag später riss und mit einer Aquila Red ersetzt wurde. Ich will aber nicht behaupten, dies sei dem Saitenmaterial geschuldet, dazu besteht kein Anlass. Es erklärt jedoch, warum man auf dem Foto nur drei statt vier schwarze Saiten erkennen kann.

Auf der Kala, die sicher kein Wunder an Präzision ist, aber nicht nur meines Erachtens über eine für ihre Klasse erstaunlich gute Intonation verfügt, war es im Grunde genau wie oben beschrieben. A und High G deutlich zu niedrig, E deutlich zu hoch, C ganz OK. Stimmvorgang schwierig, ausgewogener Kompromiss kaum herzustellen.

Ich kann momentan nur mutmaßen, dass die Rezeptur des Saitenmaterials noch nicht ausgereift ist, so dass der Ton gleich nach dem Attack unreine Obertöne entwickelt, was auch die hüpfende Anzeige des Stimmgeräts erklären würde. Für Tenor kommen die Carbon Black daher aus meiner Sicht nicht in Frage, trotz der vorgenannten Charakteristiken. Ich habe noch einen Concert-Satz; mal sehen, wie der sich macht.

Danke fürs Lesen.



Ukelix

Das klingt ja gar nicht mal so gut.  ::)

Und den Namen find ich auch nicht so prickelnd, weil er etwas vorgaukelt, das nicht drin ist. Viele Käufer werden nämlich den Namen mit Fluorcarbon assoziieren und nicht als reine Farbbeschreibung, also kohl(enstoff)-schwarz.
mag: Brüko, Cheapo, Outlaw Country, Punkrock, (Anti-)Folk. Velvet Underground, Grateful Dead, Misfits, Jeff Lewis, Hank Williams I-III.
Käptn Offline bei Youtube

Ludwig.

Hey,

danke für die ausführlichen Worte!

Ich hab' die Saiten auch seit ein paar Tagen auf einer Koa-Sopran und hatte anfangs genau die gleichen Intonationsprobleme, wie du sie beschreibst. Die sind mittlerweile verflogen, genau wie der dumpfe Klang der ersten Tage. Das scheint den Saiten, aus welchen Gründen auch immer, inhärent zu sein. Im Ukulele-Underground-Board gibt es auch einen Faden dazu, in dem Leute von grausigen ersten Tagen schreiben.  ;D

Den warmen Klang mit Punch kann ich bestätigen. Auch das Reds-ähnliche, aber nicht ganz so raue Feeling gefällt mir. "Very traditional", würde ich sagen. Gefallen mir auf besagter Koa-Sopran deutlich besser als die Martins, die vorher drauf waren. Von daher: klare Empfehlung von mir! :)

Wolfgang von Bockenheim

#3
Vielen Dank für die Rückmeldung. Da war ich vielleicht zu ungeduldig. Mal sehen, wie sich die drei verbliebenen Anmerk. Mod. da ein Leser den Ausdruck als rassistisch empfindet, ersetze ich ihn mit "schwarze Saiten"  auf der Kala entwickeln. Den Thread im UU werde ich mir bei Gelegenheit mal reintun.

Tuke

Seit gut einer Woche habe
ich sie auf einer Tenor
und finde sie
kurz gesagt
gut.

:-X
"Die Normalität ist eine gepflasterte Straße: Sie ist bequem zu gehen, aber auf ihr wachsen keine Blumen." - Vincent van Gogh

Ukelix

#5
Zitat von: Wolfgang von Bockenheim am 07. Apr 2017, 21:30:29
[...]die drei verbliebenen "schwarze Saiten"[...]


Ernsthaft? :(


Edit Mod: Ausdruck wurde geändert, aufgrund rassistischer Ausdrucksweise
mag: Brüko, Cheapo, Outlaw Country, Punkrock, (Anti-)Folk. Velvet Underground, Grateful Dead, Misfits, Jeff Lewis, Hank Williams I-III.
Käptn Offline bei Youtube

apfelrockt




Ernsthaft? :(



Habe ich auch gedacht, danke fürs aussprechen
es ist bereits alles gesagt, nur noch nicht von jedem

Frolicks

Bin da auch hängen geblieben, und war unsicher, ob und wie ansprechen... daher auch von mir ein Dank,, Ukelix.


Und noch was anderes: Wo kriegt man denn diese Wunder-Saiten nu her? In Deutschland habe ich bisher noch keine Bezugsquelle gefunden. Also direkt von Aquila?
I plink, therefore I am.

Ludwig.

#8
Exquisite.fr und southernukulelestore.co.uk haben sie schon da.

Turtle

Aloha!
War am Freitag in FRA auf der Musikmesse und habe bei Aquila  diese neuen schwarzen Supersaiten  exclusiv ergattern können. Zuhause habe ich sie direkt auf meine Koaloha aufgezogen und bin entgegen aller Berichte total begeistert und will nichts anderes mehr. Klare Kaufempfehlung!
VG Turtle

bigfellow

Da gibt's im Ukulele Underground Forum "nen" interessanten Thread dazu.
Aktuell geht's darum, dass da wohl Saiten gerissen sind...

https://forum.ukuleleunderground.com/showthread.php?125756-The-new-aquila-Carbonblack-strings/page10

Hummel

Ich kapier nicht , was mit emotional gemeint sein soll ? Das Aussehen oder der Klang?

Wolfgang von Bockenheim

Anscheinend sind die Carbonblack Saiten bis auf weiteres nicht erhältlich.

wildshake

Zitat von: Wolfgang von Bockenheim am 25. Feb 2019, 02:22:44
Anscheinend sind die Carbonblack Saiten bis auf weiteres nicht erhältlich.

Doch, "Martin Guitars" hat das Format von Aquila übernommen und verkauft sie nun unter "Martin Premium Ukulele Strings". Quellen kann ich hierzu leider keine mehr finden, bilde mir aber ein das genauso vor ungefähr nem Jahr gelesen zu haben.

Wolfgang von Bockenheim

In dem bereits zitierten Thread in Ukulele Underground sagte Mimmo dazu:

,,martyn same of carbon blaks? no."