Weihnachtsgeschenke - Die Zeiten ändern sich...

Begonnen von allesUkeoderwas, 07. Dez 2017, 17:54:39

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allesUkeoderwas

Ich stamm noch aus einer Zeit, wo vieles selbst gebastelt wurde.
Zum Teil auch Weihnachtsgeschenke.
Papa hat bereits Weihnachtsgeschenke gebastelt.
Nicht unbedingt weil wir zu arm waren, aber es gab halt Dinge, die man auch mit Geld nicht kaufen konnte.
Es ist nicht allzulang her, da galt das auch noch für Saiteninstrumente.
Eine Cigarbox oder Tincan Gitarre, oder Ukulele, eine Banjolele, oder ein Minibass gab es nicht an jeder Ecke.
Selbst ist der Mann war angesagt.
Das war selbst vor 5 Jahren noch so...

Jetzt gibt's das alles für Jedermann und für billig Geld im Überfluß im Onlineversand.
Selbst beim großen T  gibt's 'ne CigarBox Ukulele.
79 €.
Wird bestimmt noch billiger!

Na und?
Wird manch einer sagen...
Und was heißt besondere Seele durch selbstgebastelt?
Blödsinn!
Ist doch nur gebastelt.
Basteln is billich und unvollkommen...
Industrieell ist da viel besser und sauberer!
Da gleicht ein Ei dem anderen!
Meist ordentlich am Fließband gefertigt...
Machen die Chinesen...
Warum soll man sich da die Finger schmutzig machen?

Sorry, mir war grad so!
Hatte grad sentimentale 5 Minuten, als ich folgende Anzeige sah...

https://www.thomann.de/de/harley_benton_cigarbox_ukulele.htm?gclid=EAIaIQobChMIyMHWiKf41wIVKzLTCh3UJwc1EAEYASAAEgKdZfD_BwE

Hübsche Ukulele!





Ukulelen: Nur Schrott

Andreas Fischer

DAS hat mich auch gewundert, fertige Cigarboxen .... tststs
Aber mich hats auch gewundert hier letztens zu lesen dass von hjemandem extra feines Tonholz für die Decke einer Cogarbox verwendet wird damit sie auch gut klingt.
Da lob ich mir deine Dachlattenukulele, dir darf noch so klingen wie eine Dachlatte eben klingt.

Für mich ist das auch bei Cigarboxen so und deshalb steht auf meinem Wunschzettel das hier
https://www.thomann.de/de/hal_leonard_the_blues_box_guitar_kit.htm
Ok auch was (halb)fertiges da muss ich dann aber zumindest noch basteln und bekomme ein Buch dazu um das zu lernen was ich damit anstellen will.
Andreas Fischer
"Niveau ist keine Creme"

Claudilele

Du hast die noch billigere Bier-Ukulele vergessen (das wurde früher ja auch noch selbst gebraut  :D ;)):

https://www.thomann.de/de/harley_benton_aloha_beer_ukulele.htm

Nee, im Ernst, hast schon recht. Bei uns waren in Kindertagen sogar nur selbstgebastelte Geschenke an die Eltern gestattet, alles andere (nein, wir trauten uns nicht mal etwas anderes anzuschleppen ;)) wurde mit einem enttäuschten Blick quittiert. Ob das nun das Non Plus Ultra war, sei mal dahingestellt, aber den Ansatz, Kindern zu vermitteln, dass Zeit zu schenken (denn die braucht mal ja zum Gestalten eines Geschenkes) eben viel wertvoller ist und die Wertschätzung gegenüber einer Person zeigt als eben mal schnell gekaufte Sachen, finde ich schon richtig.

Auch unser Opa hatte und mein Vater hat (und tut es noch) sehr viel selbst gezimmert und Mama näht und strickt nach wie vor viel selbst. Wurde und wird von uns Töchtern immer gerne angenommen. Ich bin also noch in die selbst ist die Frau / der Mann - Generation reingewachsen. Bis heute ist Selbstgemachtes (ob Pralinen, ein hübsches Kissen, Musikaufnahmen ...) zu Weihnachten bei uns noch gerne gesehen.

Leider ist allerdings nie jemand auf die Idee gekommen, klein Claudi mal ein Instrument zu bauen - ich glaube, das hätte ich großartig gefunden  :).

Aber es stimmt, das ist heutzutage nicht mehr üblich, leider. Ein mir neulich leicht übel aufgestoßener Dialog in einer Facebook-Flohmarktgruppe (inhaltlich wiedergegeben):
"Suche für meine Tochter Schleich-Bauernhof-Scheune"!
Antwort einer Leserin: "Hey, bei Euch wohnt doch der alte Mann mit im Haus, der würde doch bestimmt gerne einen Bauernhof für Deine Tochter zimmern. Der hätte da bestimmt Spaß dran und zumal wäre es ein Unikat, das sonst keiner hat und mit Liebe gemacht!"
Antwort der Mutter: "Nee, auf keinen Fall! Meine Tochter wünscht sich eine Scheune von Schleich, und wenn das Kind diese Scheune haben will, dann bekommt es die auch!"

Echt jetzt? Ich konnte nicht anders, da erst mal auf das Profil zu gucken. Töchterchen war maximal fünf Jahre alt, insgesamt machte das Profil der Dame nicht den Eindruck mit Kohle überdimensional gesegnet zu sein (und selbst wenn ...) und da muss es dann UNBEDINGT dieses megateure Spielzeug sein, wenn man etwas mindestens genau so schönes Selbstgebautes haben könnte, das noch dazu einem Senior das Gefühl geben würde, gebraucht zu sein?
Nee, ist offensichtlich nicht mehr modern so was.
Schade!

Hummel

Selbstgestrickte Socken sind doch immer noch die Renner! Zusammen Plätzchen backen! Letztes Jahr wie eine Dulle erst Umstandsklamotten und dann Babybuxen selbst genähmaschint-nach Einfachstschnitt ohne Computer und singende tanzende selbsteinfädelnde Overlock. Dieses Jahr einer Tochter zum Nikolaus eine ebenfalls ganz simple Joggingbuxe mit Starwarsmotiven genadelt- das Aufwendigste war es ein bezahlbares Stück Stoff mit Starwarsmotiv zu finden. War der Wunsch der Guten und ich wette die wird sie zur Fimpremiere im lokalen Kino anziehen!  :D
Fünfjährige brauchen alle genau das was alle haben und das ist das was prestigebewusste Muttis und die Werbung ihnen einlabern. Unsere hatten damals eine selbstgemachte Puppenwiege auch von einem älteren Herrn getischlert. Ich habe sie blau angemalt und die Kinder haben sie dann mit Poesiealbumsbildchen beklebt. Ein eigenes kleines Gartenbeet anlegen und mit den Kindern pflegen, im Wald Distelblüten sammeln und daraus lecker Marmelade kochen, selber Korn mahlen und Brot backen etc , all das habe ich auch versucht zu vermitteln. Es ist aber reichlich gegen den Zeitgeist.
Aber das ist auch ein Generationenbruch. Die 68er bis frühen 80er waren bewußt alternativ kreativ und konsumkritisch. 


DerHans

Wenn ich den Beitrag von Hummel lese, könnte man den Eindruck bekommen,das die ganze Generation der 68 bis 80 kreativ und konsumkritisch war. Das war bei weitem nicht so. Ja unter Studenten und einem Teil der Schüler war das so, der Grossteil der Bevölkerung hat genau das gemacht wie heute. Karriere und Mammon. Das mag bei Hummel anders gewesen sein ,aber so habe ich besagte Zeit empfunden.

Auch wurde bei uns zu Hause nicht gebastelt ( ich bin Jahrgang 1959) und ich kann mich nicht erinnern jemals selbstgebastelte Geschenke bekommen zu haben.Selbst damals gab es auch unter Jugendlichen eine Art Konsumzwang. Es musste das Bonanzarad sein ,sonst wurde man Aussenseiter.Wenn man so wie ich aufgewachsen ist, wie soll grade ein junger Mensch erkennen was so ein mit Zeit und Mühe hergestelltes Geschenk bedeutet?In meinem damaligen Wertesystem war etwas selbstgemachtes ein Zeichen dass man sich nichts anderes leisten konnte.Ich kannte den Wert doch gar nicht.
Kann es vielleicht sein,dass jetzt das gleiche Problem auftritt,das der Wert schlicht nicht erkannt wird....Ja klar und dann kauft man und bastelt nicht selbst.

Die Zeiten mögen sich ändern,der Mensch hat sich seit der Antike kaum entwickelt. Es geht um Ansehen ,Macht ,Geld.Keine Generation war besser als die andere,sondern ein Resultat der Zeitumstände.
Ich meine sogar genau über das Thema das früher alles besser war gab es mal ein antikes griechisches Schauspiel.
Und liebe Hummel ich verehre Dich,aber hier muss ich Dir mit Respekt widersprechen ;)
Der Schwache kann nicht verzeihen. Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken.
aus Indien

Noelanj

Hmm. Also, mein erster Eindruck war, dass viele Ukulelisten nicht unbedingt konsumkritisch sind. Die ganze ,,UAS und stolz darauf"-Mentalität hat mich anfangs, gelinde gesagt, etwas schockiert... Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Instrumente teilweise (oft) aus Tropenholz hergestellt sind, oder? Sorry, ich will niemandem seine/ihre Ukulelen-Sammlung madig machen  :-\ Ist nur so ein Eindruck von Aussen...  Aber Tschuldigung, jetzt bin ich wohl off topic abgedriftet.

Jedenfalls berührt mich (82er) Selbstgebasteltes deutlich mehr, als mal eben schnell Gekauftes. Das Endprodukt ist eigentlich egal, aber zu wissen, dass jemand still an dich gedacht hat, sich Zeit (der neue Luxus) genommen hat, was für dich ausgedacht hat - das ist (wäre) schön.

allesUkeoderwas

Gäb es einen "Gefällt mir" Button, würde ich ihn jetzt drücken!  ;)

Beim Thema Tropenholz gibt es bestimmt größere Schädlinge, als so eine kleine Ukulele, aber es läppert sich natürlich.

Ich war ausgangs eigentlich nur erstaunt, das der Markt jede noch so kleine Niesche bedient, in der Hoffnung, ein paar Dollars zu machen.
Einerseits schön, andererseits aber auch traurig, denn wo bleiben dann Kreativität und manuelles Geschick?
Kohle ausgeben und damit protzen kann ja wohl jeder (sofern die Kohle vorhanden ist).

Na was solls, ich bin ja kein Weltverbesserer, will es bestimmt auch nicht mehr werden!

Wie sagte doch Opa Hoppenstedt?  Früher war mehr Lametta! Stimmt!  :D
Ukulelen: Nur Schrott

Bluesopa

#7
Zitat von: Andreas Fischer am 07. Dez 2017, 18:26:57
DAS hat mich auch gewundert, fertige Cigarboxen .... tststs
Aber mich hats auch gewundert hier letztens zu lesen dass von hjemandem extra feines Tonholz für die Decke einer Cogarbox verwendet wird damit sie auch gut klingt.
Da lob ich mir deine Dachlattenukulele, dir darf noch so klingen wie eine Dachlatte eben klingt.

Für mich ist das auch bei Cigarboxen so und deshalb steht auf meinem Wunschzettel das hier
https://www.thomann.de/de/hal_leonard_the_blues_box_guitar_kit.htm
Ok auch was (halb)fertiges da muss ich dann aber zumindest noch basteln und bekomme ein Buch dazu um das zu lernen was ich damit anstellen will.

Im Prinzip ist das genau auch meine Meinung ...
Aber ein Cigarbox-Bausatz ist auch nicht viel besser als eine fertig angebotene.
Cigarbox-Instrumente sind nun mal Instrumente, die sich damals Leute die sich nicht mal die billigsten Versandhaus-Instrumente für 2 oder 3 Dollar leisten konnten aus Gebraucht- und Abfallmaterial selbst gebastelt haben um Musik machen zu können ...
Fertig gekauft oder gar Edel-Cigarboxen aus hochwertigen Materialien sind da einfach ein völliger Stilbruch.
Der Reiz liegt doch gerade darin, das ein bisschen nachzuempfinden in Respekt vor den Musikern damals, sich gerade darauf einzulassen, selber mal auf diese Weise zu bauen, und mit SO einem Instrument Musik zu machen.
Heute wird das gerade wieder zu Kommerz pur missbraucht ...  >:(

Hummel

Die selbstgebauten Edelcigarboxes haben für mich schon eine Berechtigung weil sie denen die eine schöne Uke bauen möchten sich aber nicht an den Komplettbau trauen eine Chance geben. Daneben auch die echten Abfallverwertungsinstrumente zu bauen und zu schätzen ist kein Widerspruch.
Bei UAS lasse ich jedem seinen Weg. Meine hat einfach dadurch Grenzen dass ich a weinig Platz habe, b es mag einen persönlichen Bezug zu meinem Instrument zu haben und last not least Massivholzinstrumente regelmäßig bespielt werden sollten.

Andreas Fischer

Zitat von: Bluesopa am 08. Dez 2017, 09:45:44
... Cigarbox-Instrumente sind nun mal Instrumente, die sich damals Leute die sich nicht mal die billigsten Versandhaus-Instrumente für 2 oder 3 Dollar leisten konnten aus Gebraucht- und Abfallmaterial selbst gebastelt haben um Musik machen zu können ...
Fertig gekauft oder gar Edel-Cigarboxen aus hochwertigen Materialien sind da einfach ein völliger Stilbruch.
Der Reiz liegt doch gerade darin, das ein bisschen nachzuempfinden in Respekt vor den Musikern damals, sich gerade darauf einzulassen, selber mal auf diese Weise zu bauen, und mit SO einem Instrument Musik zu machen.
Heute wird das gerade wieder zu Kommerz pur missbraucht ...  >:(


Stimme dir da voll und ganz zu.
Und das ist es ja eigentlich was ich an cigarboxen so toll finde, aus wenig was machen, egal wie es kling , ... ganz anders als der wahn heute wo jeder der keinen akkord sauber greifen kann ein 1000 euro instrument braucht weil alles andere nicht taugt...
Aber ein komplett Selbstbau, das schaff ich im Moment nicht. Und eine fertige möchte ich nicht. Daher mein kompromiss. Lerne ich das Ding zu spielen, so habe ich vor dann auch selbst welche zu bauen.
Trotzdem deine Aussage sollte nochnmal unterstrichen werden. Daumen hoch dafür!"
Andreas Fischer
"Niveau ist keine Creme"