Handgelenk Haltung *autsch*

Begonnen von Noelanj, 09. Aug 2017, 10:30:44

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema. (44 Antworten, 12.774 Aufrufe)

Noelanj

Liebe Leute

Jetzt spiel ich also seit gestern Ukulele und habe schon eine dringende Frage: Ich habe mal die Akkorde C, F und G7 versucht zu greifen. Das klappt meistens auch, ausser das die E-Saite öfters etwas scheppert. Dann versuche ich den Zeigefinger anders zu positionieren bis es reiner tönt.

Mein Problem ist, dass sich mein Handgelenk bemerkbar macht. Ok, gestern hab ich's vielleicht auch ein bisschen übertrieben, da ich den ganzen Nachmittag mit der Ukulele rumgeübt habe. Jedenfalls ist das Handgelenk bei mir ständig irgendwie abgeknickt und schmerzt dann nach ner Weile.

Wie sieht eine korrekte Haltung der linken Hand aus? Ist der Ellenbogen nah am Körper mit der Hand senkrecht von unten kommend oder macht der Arm mehr einen Bogen, Ellenbogen also nicht am Körper, mit der Hand dann leicht schräg von unten kommend?

Eigentlich wollte ich Fotos anhängen, leider ist der Anhangspeicher hier voll. Ich hoffe, ihr könnt es euch auch so vorstellen...

Freue mich über euren Rat (und bitte lasst mich wissen, wenn ihr findet, dass ich mit meinen Threads grad das Forum zuspame)

Noelanj

wwelti

Hallo Noelanj,

Eine gute Spielhaltung finde ich sehr wichtig. Das linke Handgelenk sollte definitiv nicht abknicken!

Das Problem ist, daß die Spielhaltung eine "ganzheitliche" Sache ist. Man kann das nicht auf die Haltung eines einzelnen Gelenks o.ä. reduzieren. Ich empfehle die Verwendung eines Gurtes, um eine vorteilhafte Haltung zu unterstützen, bei der der Hals der Ukulele schräg nach oben zeigt. Hierdurch ergibt sich, daß das linke Handgelenk völlig gerade und entspannt bleiben kann.

Einige Worte habe ich mal hier dazu geschrieben:
http://www.ukulele-arts.com/lernen/spielhaltung/

Hilft das weiter?

Davon abgesehen: Wenn etwas weh tut, aussetzen! Sowas sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Lieber ein bisschen pausieren und sich informieren und Gedanken machen, woher das kommt. Wenn Haltungsfehler zu dem Problem geführt haben, sollte man auf eine bessere Spielhaltung hinarbeiten.

Auch empfehle ich, eher in vielen sehr kurzen Einheiten zu üben, als zu lange am Stück!

Viele Grüße
  Wilfried

Patrick aus Berlin

du solltest auch die typische Akkord-lern-Haltung (wenn du das Griffbrett so anwinkelst das du draufgucken kannst) vermeiden

LG Patrick

Hummel

#3
Wie weit du Abstand mit dem Ellbogen vom Körper brauchst ist individuell. Die klassische Sopran- Haltung zum Schrammeln hieße Uke in Brusthöhe gerade mit rechtem Unterarm der auch fast gerade von der Seite kommt einklemmen und links Ellbogen körpernah . Hand und Unterarm ungefähr in einer Linie hoch Daumen unter die Uke und die anderen Finger wie in einer Art Zangengriff parallel drüber. wie weit der Daumen dann in der Mitte des Halses liegt oder bis vorne hin geht hängt auch von deiner Handgröße ab.
Bei den anderen Größen kommst du mehr in Richtung klassische Gitarrenhaltung. Uke etwas tiefer, schräger, rechte HAnd kommt auch eher von schräg oben als gerade.
Wichtig: es gibt keine starren Regeln  aber es gibt Haltungen die unergonomisch und unökonomisch sind. Wenn du dir mal die Anatomie des Arms und der Hände vor Augen führst wird sofort klar , dass Abknicken im Handgelenk nicht gut kommt. Kraftübertragung . Beweglichkeit, Belastung. Wenn du das einmal begriffen hast musst du weder darüber diskutieren noch es dir bewußt merken.
Dazu die normalen Anfängerfehler- Finger links zu viel bewegen zu hoch abheben, zu feste andrücken.
Mir hilft da eine ganz einfache Übung. Finger auf eine Saite legen ohne Druck. mit der rechten Hand anschlagen. Da kommt erst mal nix oder so ein dumpfes Geräusch. LAngsam imer fester drücken bis ein sauberer Ton kommt. Fester als das musst du nicht drücken! Mehr ist nicht besser. Dann rückwärts immer weiter locker lassen bis gar nichts mehr kommt. Der Finger müsste dann ein ganz klein wenig über der Saite schweben. Viel höher musst du nicht zum sauber Umgreifen.
Schau dir einfach mal youtubes an mit egal welchen Instrumenten. Bei Profis hast du wildes Gewedel höchstens als Showeffekt. Sonst sind das ganz knappe präzise Bewegungen.
Weniger ist mehr- übrigens auch bei Übungszeiten. Mein Tipp:Fang mit 15 min täglich an und steigere dich wöchentlich um je 5 Minuten. Du hast lange nicht gespielt und das Instrument ist noch relativ neu.
Eine Sehnenscheidenentzündung bringt dich auch nicht weiter. Wenn du dich nach so kurzer Zeit noch nicht von deiner Uke trennen kannst, dann befasse dich so mit ihr. Schau sie ganz genau an,  mach dir ihren Aufbau bewußt. Streichel sie ruhig ein bisschen, dabei bekommst du ein Gefühl für ihre Proportionen und dafür wo die Bundstäbchen sitzen. Auch mal mit geschlossenen Augen.
Dann kannst du anfangen darüber nachzudenken was du da machst wenn du die Akkorde schrammelst. Wo sitzt welcher Ton. Wo finde ich ihn noch mal an anderer Stelle usw.
Von den anderen Uklern kommen bestimmt auch noch Tipps!
Hab grad gesehen da kam schon Einiges richtig Gutes während ich schrub! Naja falls was doppelt ist überlies bei mir halt! WWelti ist ein ganzes Ende besser und erfahrenr als ich! Ich spiele seit ich seine Seite kenne auch die Sopran leicht schräg, das kommt beim Fingerpicking bei mir viel besser.
Zu Patricks Beitrag als Ergänzung: dazu kombiniert mancher  auch gern den berüchtigten Schwiegermuttergriff der E- und Folk- Gittler. Oberste Saite mit Daumen weil es im ersten Moment schneller geht, aber am Ende hast du nur längere Wege zum nächsten Griff und ein schlechte Angewohnheit mehr.
Ein Gitten youtube eines eigentlich sehr guten E- Gittlers mach das für mich sehr deutlich.
https://www.youtube.com/watch?v=mdx42zDniTo
Da noch nachvollziehbar weil auch ein Finger für den Slide gebraucht wird und auch sauber und sparsam ,wenn du das auf ein sanftes nylonbespanntes Ukulchen übeträgst völlig widersinnig. Passiert trotzdem. Mir schon mehrmals mit der Fünf-Saitigen.

ukelars

Hallo Noelanj,

das sind eine Menge Tipps, und alle sind gut.
Ich möchte noch etwas ergänzen: Wenn du gerade erst angefangen hast und einen Nachmittag intensiv spielst, sind solche Nebenwirkungen in gewissem Rahmen normal!
Aus mehreren Gründen:
Deine Finger machen ungewohnte Bewegungen. Dadurch werden deine Muskeln und Sehnen ganz anders belastet als sonst. Außerdem greift man als Anfänger oft etwas krampfiger, weil man die Finger in die richtigen Griffe bringen will, und das geht am Anfang nicht so leicht, besonders beim Griffwechsel. Das ist alles normal am Anfang, wirkt sich aber belastend aus. Also immer wieder Pause machen und Geduld haben; irgendwann finden die Finger selbständig die richtigen Poitionen und alles wird lockerer und entspannter.
Übrigens habe ich auch schon erlebt, dass ich ähnliche Symptome bei einem neuen Instrument bekam, weil das Griffbrett breiter war und dadurch die Finger in einem etwas anderen Winkel gespreizt wurden ... das war aber eine Gitarre, da ist das noch stärker.
Alles in allem: Immer wieder Pause machen, und dann geduldig weiter üben. und auch wenn du die vielen  Tipps hier probierst: Nicht verkrampfen, weil du alles  "richtig" machen willst, sondern immer locker bleiben.

Noelanj

Wow! Danke euch allen für die wertvollen Tipps! Das ist richtig klasse  ;D

Also, einen Gurt habe ich zum Glück und ich meine Ukulele ist eine Tenor, das heisst das Griffbrett ist nicht direkt vor dem Körper, sondern steht links etwas über. Ich glaube, den erwähnten Akkordlergriff mache ich nicht. Jedenfalls nicht bewusst.

Ich versuche mal darauf zu achten das Handgelenk immer gerade zu halten und beherzige natürlich auch eure anderen Tipps:
15 Minuten üben und langsam steigern
Schauen, ob die Finger zu hoch abheben oder zu fest drücken (gut möglich)
und immer locker bleiben (bin ich bestimmt nicht)

Ich mag mich errinnern, dass ich beim Geigespielen einen verkrampften linken Daumen hatte, was ich mir immer wieder bewusst machen musste. Gut möglich, dass das bei der Ukulele auch wieder unbewusst passiert. Vor allem jetzt, wo alles noch so ungewohnt ist.

Danke euch allen nochmals herzlich!

ukemouse

Ich kenne einen Anfänger (ok nu isser keiner mehr, aber damals halt...) der hat am Anfang viel zu fest die Saiten gedrückt und hatte dadurch auch Schmerzen in der Hand/Handgelenk. Ich habe dann mit ihm locker greifen geübt.
Man muß nämlich gar nicht so fest drücken. Da muß man am Anfang erstmal das Gefühl für kriegen.
Ich weiß jetzt nicht ob das oben schon irgendwo stand. :)

Noelanj

Ja, möglicherweise drück ich auch zu fest. Ich denke, ein Lehrer wäre schon extrem nützlich, um an solchen Sachen zu arbeiten und sie überhaupt erst aufzudecken. Aber hier im Forum wurde mir natürlich auch schon super weitergeholfen!

Hummel

Das muss dann ein guter Lehrer sein der auf den einzelnen eingeht.

Noelanj

Leute, gestern hat mein Handgelenk nicht mehr geschmerzt. Hab schön darauf geachtet locker zu greifen und ich hab die Ukulele auch etwas steiler gehalten, damit es bequemer wird. Und ich hab den Timer auf 20 Minuten gestellt und danach strikt eine laaange Pause eingelegt. Eure Tipps waren also goldrichtig!

Ich hab auch einen klaren Unterschied gemerkt, ob ich einen Akkord am Vortag schon mal gegriffen hatte oder ob er neu war. Bei Letzterem fiel mir eine entspannte Handhaltung viel viel schwerer und hätte ich lange daran weitergeübt, wären die Schmerzen wohl wiedergekommen. Aber ich akzeptiere jetzt, dass neue Akkorde für meine Hand harte Arbeit sind.

Heute geht's mit 25 Minuten am Stück weiter  :) Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie wunderschön meine Uke klingt - ein Traum!

Noelanj

Ich hol den Thread nochmals rauf, denn jetzt habe ich ein neues Wehwechen, dass sich beim Ukulele spielen angemeldet hat: meine rechte Schulter. Fühl mich grad zum ersten mal ein bisschen alt...  :(

Meinem Handgelenk geht es super, seit dem ich eure zahlreichen Tipps anwende. Jetzt also die Schulter. Nun wollte ich mal in die Runde fragen: habt ihr auch Erfahrungen mit Schulterschmerzen beim Ukulele spielen? Was könnte die Ursache sein (ausser untrainiert sein)? Gibt es evtl auch typische Anfängerfehler, die der rechten Schulter zusetzen?

Ich spielte bis jetzt übrigens ausschliesslich im Stehen und mit Gurt. Ich habe auf meinem Ipad ein paar Ukulele-Lektionen angeschaut, wobei das Gerät dabei flach auf dem Tisch lag und ich zum Üben vornüber auf den Tisch geguckt hab.

Seit ich die Schulter spür, hab ich angefangen, mich vor dem Ukulele spielen etwas aufzuwärmen  :-[

Knasterbax

Kann mich gut an erste körperliche Irritationen erinnern, als ich mit Ukeln angefangen hab.... ::)
Vornüber gucken - aufs Griffbrett oder iPad - bringt natürlich die Schultern vorn zusammen, wo sie eigentlich nix verloren haben.
Beobachte mal: Ziehst Du die Schultern hoch beim Spielen? Unten lassen...  ;)

Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

DerHans

Guten Morgen :)

Also ich habs mal ausprobiert. Ich kann mir das nur so erklären das es sich um einen Haltungsfehler handelt,denn die Schulter wird beim spielen ja kaum bewegt.
Schau doch mal ob eventuell dein rechter Unterarm  richtig auf dem Instrument liegt und Du vielleicht unbewusst die Schulter hochziehst.

Sollte das auch nichts helfen würde ich einfach mal im sitzen spielen . Hier wird das ganz gut erklärt:

https://www.youtube.com/watch?v=EpQwtLKHIlM

Der Schwache kann nicht verzeihen. Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken.
aus Indien

wwelti

#13
Hallo,

Aufrecht stehend Ukulele spielen -- gut, kein Problem!
Aber dabei auf ein Ipad linsen, das auf einem Tisch liegt? -- Weniger gut!

Ich weiß natürlich nicht wie hoch der Tisch ist und wie groß Du bist, aber wenn ich das so machen würde, wären Probleme vorprogrammiert. Ich würde unbedingt empfehlen, eine ergonomisch lesbare Vorlage zum Spielen zu verwenden. Optimal wäre ein Notenständer, den kann man dann auch auf die richtige Höhe einstellen. So ein Teil kostet nicht die Welt! Mir genügt auch so ein einfaches Ding zum Zusammenfalten.

Edit: Knasterbax: DerHans: Den Empfehlungen aus diesem Video würde ich nicht uneingeschränkt zustimmen. So wird da gleich munter der Daumen um den armen Ukulelenhals herumgewürgt. Eine sehr ungünstige Handhaltung, durch die die Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt wird.

Äh... und was nennt der Mann da "Wechselschlag" und "Alternate Picking"? Das kann er ja wohl nicht ernst meinen.

Leider ist mir das schon oft aufgefallen daß es einige "Tutorials" gibt, die nicht uneingeschränkt empfehlenswert sind.

Viele Grüße
  Wilfried




Knasterbax

Hallo Wilfried,
ZitatEdit: Knasterbax: Den Empfehlungen aus diesem Video würde ich nicht uneingeschränkt zustimmen.
Ich hatte kein Video empfohlen...  Den Schwiegermuttergriff würde auch ich nur dem Haltungsversierten zum gelegentlichen Einsatz bei Rock-/Bluesstücken anraten. 8)
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)