Identifizierung "alte" Ukulele

Begonnen von hinnerk, 21. Jan 2017, 08:52:17

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hinnerk


auf Wunsch jetzt auch die Rückseite. Wie gesagt, wenn jemand was dazu weiß kann er das gerne mit mir teilen. LG hinnerk

hinnerk

Hallo, habe inzwischen von Herrn Pfeiffer eine Einschätzung bekommen (vorbehaltlich einer persönlichen Inaugenscheinnahme): Er ist sich sicher, daß es sich um eine BRÜKO aus früheren Jahren handelt. Gestaltung, kleine Details und die gesamte Verarbeitung sprechen dafür. WICONA hat Anfang der achtziger seine Ukulelenfertigung eingestellt und hatten so eine nicht im Programm.
Im nächsten Frühjahr werde ich ihn besuchen mit dem Instrument, um letzte Zweifel auszuräumen.
LG hinnerk

TooOldForRockNRoll

Hallo Hinnerk,

Du kennst dich ja wirklich sehr gut mit alten Ukulelen aus.

Daher frage ich dich (oder andere Mitleser) ob du vielleicht eine Ahnung hast was das für eine Ukulele ist die ich für wenig Geld erstanden habe. Sie ist leider nicht gemarkt.

Ich habe vor sie wieder spielbar zu machen wenn ich es schaffe die Brücke und den Hals schonend zu entfernen und wieder neu zu verleimen. Wenn ich das hinbekomme überlege ich mir noch ob ich den Lack erneuere oder so lasse wie er ist. Wobei mir klar ist dass das Instrument außer dem Charme des Alters nichts hochwertiges zu bieten hat, auch wenn sie mit den (leider) montierten Stahlsaiten gar nicht schlecht klingt. Die habe ich jetzt natürlich entspannt.

Zusätzlich zu den Bildern kann ich sie noch folgendermaßen beschreiben:
Der Korpus ist höchstwahrscheinlich aus Laminat bzw. Sperrholz. Die Zarge sieht von außen so aus als ob sie aus einem Teil gemacht sei. Decke und Boden sind ohne zusätzliche Verleistung direkt auf die Zarge geleimt. Eine Verleistung im Korpus kann ich nur am Boden gegenüber des Schallochs erkennen. Da wo der Hals auf den Korpus trifft ist innen ein Holzblock, aber ich glaube das ist bei jeder Ukulele so.








Liebe Grüße
Peter

Music is my best friend

Bluesopa

Ja, den "Charme des Alters" hat sie eindeutig!
Obwohl ich selber ja auch gern alte Instrumente wieder "spielbar mache" ... ich glaube die hier würd ich einfach so im Originalzustand lassen ...

TooOldForRockNRoll

"Lohnen" tut sich das Restaurieren sicher nicht, aber für 5 € ist es ein geeigneter Patient für einen Operateur ohne jegliche Erfahrung.  :D
Die Erfahrung kann ich vielleicht an diesem Instrument sammeln.
Music is my best friend

skiffle

Alte Brücke runter, neu draufgeleimt mit Ponalholzleim. N Satz Saiten nach Geschmack drauf, staunen und freuen, was man so alles Schönes und selbst wiederbelebt hat.
Da kann nix schief gehen. Selbst der Hals wird bestimmt nicht wegbrechen.
Ne Stradivarie isses ganz bestimmt nicht. Aber ich find se putzig. Glückwunsch.

Bluesopa

Schade um das nette Instrumentchen ...
Wundert mich manchmal, dass man hier so gar kein Gefühlt für solche Dinge hat ... für mich sind Instrumente, grad alte, viel mehr als nur ein totes Stück Holz um das es eh nicht schade ist ...

skiffle

Manchmal ist es aber auch sinnvoll, der hier und da stattfindenden Glorifizierungen der Ukulele etwas die Luft zu nehmen. Mit etwas Mut und gebotener Vorsicht geht einiges, was man selbst reparieren kann. Das Wichtigste an dem Teil ist doch, dass sie spielfähig bleibt oder eben wieder wird. Also nur Mut und losgebastelt.  Die kann was aushalten. ;-)

TooOldForRockNRoll

#23
Skiffle, so werde ich es versuchen. Das heißt wenn ich die Brücke gut herunterbekomme werde ich das auch beim Hals probieren. Ich denke es ist besser wenn der Hals gerichtet ist bevor die Brücke neu angebracht wird. Wobei sich die Decke vor der Brücke durch den Zug der Stahlseiten etwas gesenkt hat. Das macht das neue Verleimen wahrscheinlich etwas schwieriger.
Ich glaube solche Fehler wie Stahlsaiten montieren werden heute nicht mehr so oft gemacht. Heute sind Infos zu einem Instrument auch von Laien und Dilettanten wie mir  ;) dank Internet viel leichter zu bekommen. Aber egal, die Ukulele ist zunächst "gerettet", wer weiß was mit ihr passiert wäre wenn ich sie nicht gekauft hätte. Vielleicht den Weg alles Irdischen.
Music is my best friend

hinnerk

Hallo Peter, gratuliere, da hast Du ja einen schönen Fund gemacht. Zur Identität kann ich leider auch anhand der Bilder nichts beitragen.
Vorkriegsmodell sehr wahrscheinlich, paßt vom Design und Fertigungsmerkmalen her ins Vogtland/Schönbach. Auch die Kopfform war so Standard. Schön ist der Randstrich. Das mit den Stahlsaiten war durchaus üblich, noch heute werden Ukulelen im Vogtland hin und wieder noch mit Stahlsaiten bezogen.
Es war üblich bzw. sogar vorgeschrieben, keine Herstellersignatur anzubringen. Das war den Händlern vorbehalten. In den Händlerkatalogen die ich zuhause habe sind soviele Varianten verzeichnet, das führt nicht weiter. Die Abbildungen stammen in der Regel aus Klischee-Katalogen und haben mit dem wirklichen Instrument nichts zu tun.
Ich würde das Instrument schonend wiederherstellen, die Substanz ist ja gut erhalten, und keine zu großen Erwartungen an den Klang haben.  An der Patina würde ich nichts machen, weder schleifen noch mit irgendwas einlassen oder dergleichen.
LG erstmal, hinnerk

Bluesopa

#25
Zitat von: skiffle am 04. Mär 2018, 22:36:54
Manchmal ist es aber auch sinnvoll, der hier und da stattfindenden Glorifizierungen der Ukulele etwas die Luft zu nehmen. Mit etwas Mut und gebotener Vorsicht geht einiges, was man selbst reparieren kann. Das Wichtigste an dem Teil ist doch, dass sie spielfähig bleibt oder eben wieder wird. Also nur Mut und losgebastelt.  Die kann was aushalten. ;-)
Wenn es um eine Aldi- oder sonstige Billig-Ukulele geht gebe ich dir recht. Oder auch wenn es um eine Art behutsamer Restaurierung geht, die das Original Flair des Instruments erhält. Grad auch um praktische Erfahrung mit solchen Arbeiten zu bekommen. So hab ich auch angefangen und mache ich es bis heute. (Allerdings bisher nur mit alten Gitarren, eine interessante alte Ukulele ist mir leider bisher nicht zugelaufen).

Das hat nichts mit irgend einer "Glorifizierung" zu tun ... eher mit respektvollem Umgang mit schönen oder interessanten wirklich alten Stücken ... völlig unabhängig von irgenwelchem "Wert" ...

Aber ok ... das ist MEINE Meinung ... ich lass euch eure ;)
Mir ist schon klar, dass sowas wohl heute den meisten unverständlich ist, ich erlebe es ja auch im eigenen Umfeld nicht anders ... :(

Nachtrag:

Zitat von: hinnerk am 05. Mär 2018, 07:57:53
Ich würde das Instrument schonend wiederherstellen, die Substanz ist ja gut erhalten, und keine zu großen Erwartungen an den Klang haben.  An der Patina würde ich nichts machen, weder schleifen noch mit irgendwas einlassen oder dergleichen.

Danke!
Wenigstens noch EINER ...

Old Boy

Nein, nein, @Bluesopa, es ist nicht nur einer!!!

Bei den "Kids" ist so eine Denkweise nicht vorgesehen ... waren wir vor 50 Jahren anders?

Warte ab, die Zeit wird es ändern ... aber wir werden es wohl nicht mehr erleben, befürchte ich  :(
Bei mir hängen mehr Ukulelen am Haken, als ich Akkorde fehlerfrei beherrsche ... soeben ist schon wieder eine dazu gekommen!
Ich arbeite aber eifrig daran, das Verhältnis umzukehren ... und das nicht nur durch den Verkauf von Instrumenten ;)

Bluesopa

Zitat von: Old Boy am 05. Mär 2018, 10:36:06
Nein, nein, @Bluesopa, es ist nicht nur einer!!!
Bei den "Kids" ist so eine Denkweise nicht vorgesehen ... waren wir vor 50 Jahren anders?

:)

Bei mir war das tatsächlich als Kind schon so - ich hab vieles "gerettet" was als "alter Kram den keiner mehr braucht" weggeworfen werden sollte, habs wieder repariert oder zumindest optisch wieder schön hergerichtet ...  ;)
Einige Sachen habe ich heute noch ...

Aber ich denke, ich war auch damals schon eine Ausnahme. Endweder man hat ein Gefühl für solche Dinge, oder eben nicht ... damals wie heute ...

TooOldForRockNRoll

Hallo Hinnerk, lieben Dank für deine Infos. Jetzt weiß ich deutlich mehr. Das Alter ist z.B. sehr interessant. Der Nullbund ist auch eher eine Spezialität deutscher Hersteller, oder? Jetzt wo ich mehr weiß werde ich sicher besondere Sorgfalt beim Überarbeiten walten lassen. Wenn ich sie nicht neu lackiere ist dann vielleicht nach dem Neuaufbau ein Behandeln mit einem Öl oder etwas ähnlichem empfehlenswert? Der Lack ist ja ziemlich porös.
In meiner Stuttgarter Uke-Grupe gibt es 2 Mitglieder nit etwas Erfahrung im Restaurieren, die geben mir noch Tipps und ggf. Werkzeug.
Herzliche Grüße
Peter
Music is my best friend

hinnerk

Da ist mir wieder was untergekommen, eine SCHUSTER von ca. 1930.



LG hinnerk