Umbau: 6saitige Riesenukulele zu 4saitiger Sub-Bariton-Ukulele

Begonnen von Frolicks, 27. Jan 2021, 23:53:27

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Frolicks

Corona hat einiges in Bewegung gebracht, vermutlich nicht nur bei mir. Aber zu mir kam in der Zeit des ersten Lockdowns ein ziemlich großes Instrument mit sechs Saiten, eine Arschtop-Gitarre von Framus, Modell Studio, aus dem Jahr 1972. Ebay machte es möglich.
Im Lockdown, so dachte ich, hätte ich ja Zeit, mich näher damit zu beschäftigen. So war es auch. Aber das Ergebnis einer zwei-einhalb-monatigen Testphase war eindeutig: Auch nach knapp 30 Jahren sind sechs Saiten immer noch zu viele. Mit 16 hatte ich das schon mal probiert, und war seinerzeit krachend am F-Dur-Griff gescheitert. Der klappt dank des Ukulelen-Bes-Dur-Griffs inzwischen, aber trotzdem dauert es mir viel zu lange, meine vier Finger auf die sechs Saiten zu sortieren, v.a. bei Stücken mit erweiterten Akkorden (Am6, E9 o.a.).

Die Lösung fand ich in einer Facebook-Gruppe, die der - OBACHT: - viersaitigen Tenorgitarre gewidmet ist: Einfach eine passende Gitarre zu einer viersaitigen umbauen. "Passend" heißt in diesem Fall: Der Hals sollte nicht zu dick und v.a. das Griffbrett nicht zu breit sein. Das war bei meiner Framus eindeutig der Fall: Die Sattelbreite beträgt ziemlich genau 4cm. Meine Kala Bariton hat, zum Vergleich, eine Sattelbreite von 3,8cm. Wohl gemerkt: bei zwei Saiten weniger.

Also ans Werk: Erstmal die beiden E-Saiten zu entfernen. Das ist natürlich kein Problem, eher schon, dass sich dadurch die Saitenabstände weder am Sattel noch an der Brücke nennenswert erhöhen. Zwar sind vier Saiten schon mal deutlich übersichtlicher, aber einfach so waren die immer noch zu eng. Also eine andere Brücke dran. Erster Versuch mit einer Brücke von einer anderen Tenorgitarre (also für vier Saiten): Ok, aber zu hoch. Besser: Eine einfache, höhenverstellbare Mandolinenbrücke aus Holz. Knapp 20 Euro auf Ebay. Passt.

Schwieriger ist es mit dem Sattel. Das Original ist aus Metall, vermutlich Messing. Ein passendes Stück Messing zu finden, wäre sicher noch möglich. Aber die Sattelschlitze da hinein zu bekommen ohne Fräse schon schwieriger. Also auf einen Sattelrohling von Graphtech aus sog. "NuBone" zurückgreifen, und mit chinesischen Billigsattelfeilen irgendwie da vier unterschiedlich dicke Kerben reinfurchen. Mit schlechtem Werkzeug eine echte Herausforderung, aber machbar. Dank des originalen Nullbundes reicht auch sehr grobe Arbeit aus. Ohne den Nullbund müsste ich natürlich sehr viel präziser zu Werke gehen.

Und schon hat man ein viersaitiges Instrument. Es stellt sich die Frage nach der Stimmung: gcea-eine-Oktave-tiefer, also eine Oktave unter der einer Tenor-Ukulele mit tiefer G-Saite, habe ich als erstes ausprobiert, weil's am bequemsten zu spielen wäre. Das ist von der Saitenzusammenstellung etwas fummelig, aber machbar, man muss halt Saiten aus verschiedenen Sätzen mischen. Das größere Problem, zumindest in meinem Fall, war der sehr grummelige Sound, dem einfachen die Klarheit und Präzision fehlte.

Besser, und zwar im Hinblick auf Saitenwahl und Stimmung: adfisb, ebenfalls eine Oktave tiefer. Dafür nimmt man einfach die mittleren vier Saiten eines herkömmlichen Gitarrensatzes, und stimmt die g-Saite einen Halbton tiefer. Ich habe mich für 11er entschieden, Argentine von Savarez. Die geben der kleinen Framus einen herrlich-tarantinoesken Sound. Und tatsächlich: der eine Ganzton höher auf jeder Saite macht einen Riesenunterschied: Jetzt die klingt die kleine Tarantino-lele großartig, und auch nicht zu brummelig.

Eine einfache dgbe-Bariton-Ukulelen-Stimmung ginge natürlich auch. Dafür eben die oberen vier Saiten eines Gitarrensatzes nehmen. Aber Bariton-Stimmung habe ich ja schon auf meiner Bariton-Ukulele. Deswegen wolle ich hier etwas tiefer gehen. Für Folkiges und Western-artiges eignet sie sich so großartig, für Swingiges mit erweiterten Akkorden benutze ich einen Kapodaster, am liebsten im 5. Bund, dann ist es eine Standard-Bariton-Stimmung.

Hier sind schon mal Bilder, ein Klangbeispiel reiche ich in Kürze nach:

Erstmal die zwei äußeren Saiten runter, Brücke von andere Tenorgitarre, Sattel noch original:


Sattelaustausch, mit Rohling von Graphtech. An beiden Enden etwas abgesäbelt, in der Höhe muss ich noch nacharbeiten. Fürs Erste ok:


Voilá, meine Framus Sub-Bariton-Ukulele:
I plink, therefore I am.

Floyd Blue


torstenohneh

Bin auch begeistert von deinem Bastelprojekt.
Ich schließe mich FloydBlue an ... eine Klangprobe wäre dringend erforderlich   ;D

LG
Torsten
Verfechter der tiefen G-Saite und bekennender Ukulelenpolygamist

Tuke

"Die Normalität ist eine gepflasterte Straße: Sie ist bequem zu gehen, aber auf ihr wachsen keine Blumen." - Vincent van Gogh


allesUkeoderwas

#5
Uiii...

Schade, damit hättest Du ja gut den Basteltrööt wiederbeleben können.
Da gibt's ja leider nur noch Klosterwerbung.
Hätte vielleicht auch andere motiviert/ermutigt, mal etwas rumzubasteln.
Als bekennender Framus Fan tut mir sowas zwar weh, aber es gibt ja noch genug von diesen schönen, gutklingenden, alten Klampfen.

Ist das mit den Silverwound Copper nun 'ne Peter Kraus Gitarre (Die hatte ja Stahl), oder Ne Jumbo Uke?

Bin auch auf 'ne Soundprobe gespannt!

Wenn's nach Pappe klingt, kannst Du ja immer noch 'n Bass draus machen.
Als Saiten Custom made Pyramid Nylon Flatwounds - Klingt echt super Kontrabassig.
Hab ich bereits mit einer anderen 3/4tel Parlor Gitte durchexerziert.

Ersatz Truss Rod Cover gibt's übrigens für 'n Evro in der Bay - Sieht ja traurig aus!
Ukulelen: Nur Schrott

Frolicks

#6
Euer Wunsch ist mir natürlich Befehl... hier also ein kleines Kalngbeispiel.

Als echten "Bastler", lieber Jogi, würde ich mich aber beim besten Willen nicht bezeichnen. Die wirklich Bastelarbeit beschränkte sich ja hierbei darauf, den Sattelrohling mit der Säge aus dem Laubsägekasten meiner Tochter etwas zu kürzen und mit billigen China-Sattelfeilen ein paar Kerben reinzupfuschen. Zum Glück hat die Klampfe einen Nullbund!

Und seit ich diese Framus hier habe, und mein lieber Kumpel Thomas eine (ebenfalls Archtop) Sorella, bin ich wohl auch zum Framus-Fan geworden. Inspiriert zu der ganzen Bastelei hat mich übrigens eine Zoom-Tenorgitarren-Bekanntschaft aus Los Angeles, der sich aus seiner Framus (!!) eine fünfsaitige Tenorgitarre (in Quintenstimmung) gebastelt hat. Fünf Saiten sind aber ja immer noch eine zuviel, deshalb muss meine jetzt mit vier Saiten auskommen. Ich habe das ganze Projekt aber so angelegt, dass der Umbau auch in aller Kürze rückgängig zu machen wäre, sollte mir doch noch mal der Sinn nach sechs Saiten stehen. Vielleicht wenn ich mal in Rente bin.
Tatsächlich kommt die Kleine jetzt einer Peter Kraus-Tenorgitarre (die ja eigentlich eine Plektrumgitarre mit 63er Mensur war) recht nahe. Ich hatte auch kurzzeitig mal einer geliebäugelt, ab und zu taucht ja mal eine in Reverb oder Ebay auf. Aber die waren dann doch deutlich teurer als die Kleine hier.
Und mit Bassinstrumenten bin ich eigentlich ausreichend ausgestattet, seit ich den Ashbory habe. Und mein alter Fender Jazzbass steht ja auch noch weitgehend beschäftigungslos hier rum...

Und nach Pappe klingt sie eigentlich nicht, finde ich ("normale Bariton-Ukulele mit Stahlsaiten", müsste es natürlich heißen - oder auch "Tenorgitarre in Chicago-Tuning"):

I plink, therefore I am.

Floyd Blue

Klingt gut in meinen Ohren! Den typischen Archtopsound hat sie behalten.

Wie ist denn der Hals? Ist der gerade oder ein Flitzebogen?

Frolicks

#8
Der Hals ist kerzengerade. Bei der Sperrholzbastelei mit Trussrod sollte das auch eigentlich so sein, finde ich.
Der Trussrod sieht zwar ein bisschen rostig aus am einzustellenden Ende, aber da das ja so erstmal passt, habe ich auch keine Veranlassung, irgendwas dran rum zu wurschteln.

Insgesamt ist die in einem ganz hervorragenden Zustand für ihr Alter. Naja, obwohl... sie ist ja nur zwei Jahre älter als ich, also eigentlich noch blutjung...  8)

Abgesehen von den Tunern natürlich, da hat sich inzwischen der erste Plastikknopf verabschiedet. Die werde ich in nächster Zeit noch mal austauschen müssen.
Die Bünde haben, abgesehen vom Nullbund, auch kaum Abnutzungsspuren. Es sieht eigentlich stark danach aus, dass sie die meiste Zeit ihres Daseins in ihrem recht ärmlichen Kunstledertäschchen verbracht hat. Echt eine Schande, bei dem coolen Sound. Allerdings kann ich es auch ein bisschen verstehen, mir waren die sechs Saiten auf 4cm Griffbrettbreite auch echt zu krampfig. Mit 6 Saiten habe ich sie dann nach der Anfangsbegeisterung doch nicht mehr so recht gespielt. Insgesamt finde ich das so einen super Kompromiss.

EDIT: Von hinten hab ich sie euch ja noch gar nicht gezeigt, fällt mir da auf. Hier wenigstens noch ein Foto von Kopfplatte und Hals. Hübsches Sperrholz-Design, finde ich. Zumindest sollte auch dank der Verschraubung da eigentlich nicht viel passieren, denk ich. Ansonsten sieht man bei älteren Framus-Modellen ja auch gern mal den reparierten Halsbruch, meist oberhalb des Halsfußes.

I plink, therefore I am.

Floyd Blue

Ach ja, die hat ja einen Trussrod...

Apropos Mechaniken: Wenn Dir ein Knopf verlustig gegangen ist, steht Dir ja noch eine Ersatzmechanik zur Verfügung.

Bebopalula

Schönes Ergebnis, Patrick! Da dürfen wir ja demnächst noch einige hübsche Songs von dir erwarten, Tom Waits und so...  8) :)
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https://www.youtube.com/user/BebopalulaUke/videos

allesUkeoderwas

#11
Klingt echt super! Ist natürlich auch Deinen begnadeten Fingern geschuldet, Du scheinst ja mit den großen Saitenabständen ganz gut klarzukommen, für mich ist das selbst bei 8-saitigem Umbau sehr gewöhnungsbedürftig.

Der Basteltröt lebte früher von derart "simplen" Bastelideen, die eigentlich "jeder" kann.
Aber die Idee ist es ja, die das Ergebnis ausmacht.
Heute sieht es dort für "Normalbastler" leider öd aus.

Hatte übersehen/lesen, daß die Savarez ja Stahlsaiten sind.
Bei Ukulele dachte ich sofort an Nylons und hab daher pappigen Klang vermutet.

Die Framusse sind übrigens sehr reparaturfreundlich und haben einen super Klang.
Selbst "Schrott" aus der Bay läßt sich leicht reparieren...

- Fehlende Tunerhülsen gibt es als Nietösen im Baumarkt
- Der Hals ist dank Truss Rod fast immer gerade
- Der Hals ist geschraubt, bei altersbedingt gewölbter Decke kann man den Halswinkel und damit die Saitenlage leicht korrigieren.
- Es gibt Hälse in unterschiedlicher Breite und sogar mit Jumbobünden, die man untereinander austauschen kann
- Natürlich kann man auch die "Korpusse" untereinander tauschen, da gibt es Parlor, Jumbo, Archtop, aus Sperrholz, aber auch massiv aus Fichte, oder Zeder.
- Der Nullbund ist auch 'ne tolle Sache

@Edit/Nachtrag

Ich hatte vor geraumer Zeit auch mal in diese Richtung experimentiert.
Allerdings 8-Saitig und in DGHE - War nicht so mein Ding - Die Stimmung und die Saiten machen halt auch viel aus.
Eine Brett"Ukulele" mit Saiten für Irish Bouzouki, hab ich mal für einen Mittelalterfreak gebastelt.
Hab auch gleich eine für mich gebastelt, muß noch irgendwo im Keller rumliegen.
Und eine Reisegitarre mit Ukulelenkorpus hab ich mit Greek Bouzoukisaiten zu einer Greek Bouzouki mit greek Tuning CFAD (DGHE geht auch) umfunktioniert.
Hängt in der Gartenlaube (Hab ab und zu griechischen Besuch).
Kann bei Interesse auch gern mal Bilder machen.

Sorry, ich hoffe, ich mach Dir nicht Deinen Trööt kaputt.

Ukulelen: Nur Schrott