Der Orgasmus-Akkord (Algorithmische "Fake Musik" vs. "richtige" Musik)

[Ukulehrling]

Auf Heise.de läuft gerade eine interessante Diskussion über die künstlerischen Qualitäten von Musik, die "von Algorithmen" erzeugt wird im Vergleich zu massentauglicher Popmusik und "richtiger" Musik von "echten" Künstlern:

"Künstliche Intelligenz: "Fake Music" auf dem Vormarsch
14.07.2017?18:37 Uhr Stefan Krempl"
Quelle: https://www.heise.de/newsticker/meldung/Kuenstliche-Intelligenz-Fake-Music-auf-dem-Vormarsch-3772188.html

Im Forum zum Artikel dazu der nette Kommentar:

,,Was Musik vor allem ausmacht, ist sich von der Masse abzutrennen! Ich sehe da eher Potential zu neuen Ufern!
Musik ist noch lange nicht perfektioniert, vor allem was physiologische Auswirkungen durch Musik angeht! Da ist noch einiges an Luft nach oben und die Branche stagniert schon länger. Der meiste mainstream basiert auf den selben 4 Akkorden, nur weil es ankommt. Hier eine revolution wäre sehr wünschenswert!

Am Ende entdecken wir noch den Orgasmus Akkord!"

(Hervorhebung von mir)

Quelle: https://www.heise.de/forum/heise-online/News-Kommentare/Kuenstliche-Intelligenz-Fake-Music-auf-dem-Vormarsch/Re-Damit-ist-der-Wert-von-Musik/posting-30708269/show/

Ukulele macht ja per se schon gute Laune.
Gibt es den einen Akkord, der besonders glücklich macht?

Andreas

[Old Boy]

Gibt es den einen Akkord, der besonders glücklich macht?

Na klar gibt es den ... (für mich ist das) immer der NEUE, den ich soeben dazu gelernt habe

[Carl]

Ich denke: Wenn - dann ist das Geschmacksache.

Ich versuche mich ein wenig dagegen zu wehren, aber am liebsten habe ich schnelles Spiel mit harmonischen Wechseln. Was dabei Harmonisch ist liegt natürlich auch immer im Ohr des Hörer (Auge des Betrachter).
Etwas kurios dabei ist, das manche "Fehler" sich erstaunlich gut anhören, sich von mir meistens aber nicht so einfach reproduzieren lassen. Griffkombinationen, die eigentlich keinen "bekannten" Akkord darstellen müssen sich dabei nicht zwangsläufig unmöglich anhören. Vermutlich ist dieses "Neue" dann die Kunst.

Wie ist es mit asiatischer der orientalischer Musik, die sich für den "Mitteleuropäer" ja - sagen wir mal - gewöhnungsbedürftig anhört. Es gibt von Zeit zu Zeit ja immer wieder Welthits aus anderen Kultukreisen wie z.B.
Im Nin'Alu - Ofra Haza https://www.youtube.com/watch?v=ZRnzTTYk7_Q ,
oder  Panjabi MC - Mundian To Bach Ke  https://www.youtube.com/watch?v=4C3umDN3voo
welche es auch in die europäischen Charts schaffen.

[Knasterbax]

Ohne die Fake Music-Debatte verfolgt zu haben:
Akkorde, zu denen meine Finger immer wie von selbst hinwollen, sind
Cm7 (0066) und
Dm add4 (0230).

In highG, versteht sich.

Wobei ich hier eher von Trance als von Orgasmus sprechen würde.

[pi]

Also der Akkord, der am glücklichsten macht ist mMn. der letzte Akkord in der Grundtonart bei vielen Musikstücken.

Mach einfach mal die Gegenprobe: lass ihn weg und bleib auf dem davorliegenden Septakkord.

Dann spiel dasselbe nochmal, warte nach dem vorletzten Akkord ein paar Sekunden und spiel dann den fehlenden Schlussakkord.
Der löst die Spannung vom Septakkord auf. "Orgasmus" ist das zwar nicht, aber vielleicht die "Zigarette danach" (nein, ich rauche nicht!).

Gruß
pi

[Ukulehrling]

Danke, pi.

Ja, er hat Recht. Hat er beim 4. Aachener Ukuleletreffen live und in Farbe vorgeführt!
Ist ein bisschen, wie in der Big-Bang-Theory-Folge "Abschlussprobleme" ... 

Andreas

[skiffle]

Im Alter neigt man zum Konservatismus. Nicht nur weil die Libido nicht mehr die gleiche Anmutung wie in der Jugend hat.
Darum ist mein Urteilsvermögen in der Sache möglicherweise untauglich, um hier mitzureden.
Aber ich selbst glaube, dass mich ein solch Akkord kaum berühren würde. Zumindest würde ich mit ihm eher eine Belästigung erwarten.
Vielleicht zu vergleichen mit Viagra, das hier und da auch benutzt wird, weil hier und da Hochleistungsturnen auf dem erotischen Selbstwahrnehmungprogramm notiert ist.

Ich selbst bin genügsamer konstruiert und erquicke mich bislang und wohl auch darüber hinaus mit der Vielfalt, um nicht Unendlichkeit zu sagen,
der bekannten Akkordmöglichkeiten. Einschließlich der, die kaum im üblichen Sinne zu bezeichnen sind.

Aber als Großväterchen hüte ich natürlich auch meine diesbezüglich gehordeten Vorurteile
und bin somit vermutlich im Diskurs selbst disqualifiziert. ;-)
Oder?

[Ukulehrling]

@skiffle:

Schade Alterchen, dass Deine Erinnerungen schon so verblasst sind. </duckundwech>

Ich meinte eher die ganz besonderen Empfindungen, die einen bei bestimmten Farben, Bildern, Klängen o.ä. überwältigen können. Quasi der "Der-Wunderschönste-Sonnenuntergang-der-Welt-Akkord". Da kommste noch mit, oder?

Aber ich selbst glaube, dass mich ein solch Akkord kaum berühren würde.

Dann hast Du vielleicht bloß noch nicht den richtigen gefunden.

Gruß

Andreas

[Hummel]

Skiffle:
Ach gibs doch zu du hast nur Angst vorm  Herzklaps im schönsten Moment. 
Ukulehrling: Sonnenuntergang geht für mich eher Richtung Pfefferminzakkorde mit Schnulzpotential- und jetzt hör ich mal besser auf sonst lande ich in einem Verbalturnaround bei einem Wort dass mit Potential verwandt ist und direktemang zur Fredüberschrift zurückführt. Haben wir eigentlich minderjährige Foris? 

[Ukulehrling]

Haben wir eigentlich minderjährige Foris? 

Wieso? Wir unterhalten uns doch streng sachlich über die schönsten Saiten der Welt. Wir sind doch hier nicht in Trumpistan?

Andreas

[Old Boy]

...
Wieso? Wir unterhalten uns doch streng sachlich über die schönsten Saiten der Welt.
...

Ja, genau ... hier geht's um's UKULELE Spielen

[Hummel]

  Jawollja, und am Besten noch um Lieder auf der Ukulele die ums Ukulele  spielen gehen. Wobei das Original meine ich auf dem Banjo begleitet wurde.

[skiffle]

Ich selbst finde diesen Fred ja amüsant und werte ihn für mich als unerwarteten Quantensprung
im Segment "Wiederbelebung der Abteilung Unterhaltung inklusive vielsaitigster Schattierungen".
Die eine oder andere despektierlich anmutende Formulierung kann ich locker kompensieren.
Wegducken ist dann allerding schlechter, als Arsch in der Hose haben. ;-)
Wir alle wissen, das nix besser geeignet ist Mißverständnisse zu erzeugen,
als der Versuch es mit Sprache zu probieren. Na und?

Solange man wechselseitig respektvoll Erfahrungen, Meinungen austauscht.....
Ä bissel rappeln im Karton hier und da mit Augenzwinkern ist immer noch besser,
als eine ausschließlich sachliche "Friedhofsatmosphäre" mit erstarrtem Friedensrichter_innenfinger im Standbymodus. :-)

Falls ich das hier richtig wahrnehme, ist möglicherweise wieder einiges frisches Ukulelist_innenblut am Fließen?
Ein Motiv für mich, doch öfter wieder hier mal reinzulesen. :-)

Ich jedenfalls beobachte gern den weiteren Fortschritt im o.g. Thema.
Auch wenn ich letztlich noch immer Null Ahnung habe, worum es eigentlich geht.
Zumal ich persönlich den Begriff "Orgasmus-" selbst als Synonym für untauglich halte.
Und das vermutlich trotz oder wegen seines abgenutzten Gebrauchs als originelle Wortgehhilfe.

Als Musikant ist mein eigenes Spektrum akustischer Wahrnehmung in all seinen Wandlungen
von Gefälligkeit bis zur Unerträglichkeit schon ewig breit angelegt.
Da bin ich sicher nicht allein. ;-)
Neugier und die entwicklungsbedingten Positionierungen tun das ihre.
Heißt von konservierten dadaistischen Lautgebungen über FreeJazz in Extremform mochte ich als Verbraucher über die Zeiten fast Alles
einmal sehr oder eben überhaupt garnicht.
Einzige zuverlässige Ausnahme war und ist der von eigenen Vorurteilen zerfressene Schlager
oder diverse angebliche Volksmusik, die Zuhörer für verblödete Schunkeleinzeller hält.

Schön, dass die Ukulele für beinahe jegliche Musik Angebote machen kann,
wenn wer dahinter sitzt/steht, der das Instrument und "beherrscht" oder
wenigstens Hammerspaß am Suchen und Finden hat. So wie ich.

Happy strumming
skiffle

[Hummel]

Hat hier überhaupt einer alles aus dem Link kapiert?
Meine Erkenntnus: du sagst dem Rechner wie Musik funktioniert spezifizierst das Ganze noch - so geht Musik à la Mozart wenns lustig/traurig/spannend sein soll- und der Rechner sortiert die Töne so dass es wie lustiger/trauriger/spannender Mozart klingt. Problem - richtig originell kann der Puter nicht. Im Gegensatz dazu arbeitet der menschliche Komponist auch mit Regeln und Klangvorstellungen aber eben kreativ.
Bachs Werke sind teilweise sehr streng aufgebaut und sind trotzdem originell und haben eine starke Wirkung auf die Menschen.  Letztlich ist doch jede vorgegebene Form in der Kunst ein Algorithmus oder nicht? Fuge Sonnett, der goldene Schnitt und die eigentliche Kunst besteht darin es mit Leben zu füllen und vielleicht die eine kleine Unregelmäßigkeit zu finden die das Ganze erst rund macht und eine Weiterentwicklung ermöglicht.

[Ukulehrling]

Hat hier überhaupt einer alles aus dem Link kapiert?

ALLES? Auf so absolute Aussagen würde ich mich NIE nicht einlassen.

Letztlich ist doch jede vorgegebene Form in der Kunst ein Algorithmus oder nicht?

Exakt! Und nicht nur da! Jedes Kochrezept beschreibt einen Algorithmus, mit dem man zum Ziel - hier Leibgericht oder so - kommt.

[...] und die eigentliche Kunst besteht darin es mit Leben zu füllen und vielleicht die eine kleine Unregelmäßigkeit zu finden die das Ganze erst rund macht und eine Weiterentwicklung ermöglicht.

Genau das ist es! Und: auch solche Unregelmäßigkeiten lassen sich natürlich algorithmisch hinzu fügen. Jeder Computer hat eine Quelle für (Quasi-)Zufallszahlen für genau so etwas.

Es lebe der Zufall!

Andreas