Erfahrungen mit Sonderanfertigungen

Begonnen von Ludwig., 24. Jul 2017, 21:15:54

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Ludwig.

Ich nehme mal Bebopalulas Anregungen auf, sporadisch ein eigenes Thema anlässlich eines Ukulelezeit-Beitrags aufzumachen.

Aktuell geht es um meine Erfahrungen mit Ukulelenbauern.

Ich habe mittlerweile sechs handgemachte Instrumente - zwei davon habe ich nach eigenen Vorstellungen in Auftrag gegeben.

Meine Eindruck ist, dass man eigentlich nur enttäuscht werden kann, da man, wenn man ehrlich ist, nur in den seltensten Fällen weiß, was am Ende rauskommt. Insbesondere, weil viele Ukulelenbauer nicht protestieren, auch, wenn man eher "blöde" Wünsche hat. Davon abgesehen neigt man gerne dazu, sich zu teils unnötigen Extras hinreißen zu lassen (vor allem, wenn sie günstig sind). Im Ergebnis ist das Binding dann vielleicht nicht ganz perfekt, die Rosette etwas robust und das Finish an einigen Stellen ungleichmäßig. Eine 400 Euro Ukulele kommt eben doch nur selten ran an eine 800 oder 1000 Euro Ukulele mit derselben Ausstattung.

Mein Fazit ist jedoch, dass kleine Ungenauigkeiten völlig irrelevant sind, solange der Klang stimmt. Beispiel: Seit ein paar Tagen habe ich meine neue Wunderkammer-Sopran-Ukulele von Liam Kirby (ausführliche Besprechung folgt). Die Verarbeitung ist durchaus nicht ganz perfekt, vor allem das Finish. Aber: Der Klang ist wunderbar und die Kleine hat einfach mal halb so viel gekostet wie eine Kamaka in derselben Ausstattung. Damit kann ich super leben. Vor allem, da das Vorbild eine 100 Jahre alte Ukulele ist. Für das Alter ist der Zustand phänomenal.  ;D

Was sind eure Erfahrungen mit Sonderanfertigungen/von euch beim Ukulelenbauer in Auftrag gegebenen Instrumenten? Seid ihr schonmal enttäuscht worden?

(Den Ukulelezeit-Beitrag zum Thema gibt es hier: http://ukulelezeit.de/was-man-bei-der-wahl-des-ukulelenbauers-beachten-sollte/)

Bebopalula

@Ludwig.
Ich fand den Artikel sehr interessant, ebenso wie den vorherigen über die Carbon-Ukulelen. Dabei ist mir klar geworden, dass ich selbst eine individuelle Anfertigung gar nicht möchte, weil ich nicht weiß, welcher Klang dann tatsächlich aus der Uke herauskommt. Du schreibst es oben ja auch. Mir ist es lieber, hintereinander verschiedene Instrumente in die Hand nehmen zu können, sie auszuprobieren und mich dann für die Beste für den von mir gewünschten Spielzweck zu entscheiden. Das kann ohne Frage auch eine Carbon-Form-Uke sein, wenn mir alles daran gefällt, oder eine Uke vom Meister, wobei ich aber auch da gerne eine gewisse Auswahl haben würde. Die optische Seite spielt bei mir eher eine Nebenrolle, auch wenn ich ein schönes Teil durchaus zu schätzen weiß. :)
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https://www.youtube.com/user/BebopalulaUke/videos

Ludwig.

Zitat von: Bebopalula am 25. Jul 2017, 00:18:59
@Ludwig.
Dabei ist mir klar geworden, dass ich selbst eine individuelle Anfertigung gar nicht möchte, weil ich nicht weiß, welcher Klang dann tatsächlich aus der Uke herauskommt.

Claus Mohri ist überhaupt der Erste, der mal gefragt hat, was ich mir denn klanglich wünsche. Das Ergebnis kenne ich noch nicht, aber ich bin recht zuverlässig, dass es glücklich macht. ;)

Davon abgesehen, schafft der ein oder andere es ja schon, eine Art "signature sound" zu kreieren. Ich behaupte mal, dass meine Howlett wie eine Howlett klingt; und meine Timms wie eine Timms. :)

LokeLani

Ich habe mir vor einigen Jahren bei Stevens Guitars München eine Ukulele bestellt, dies, nachdem ich ein Ansichtsexemplar nach Hause geliefert bekam. Zu jener Zeit war ich im Besitz einer Kamaka HF2, die meines Erachtens einen erheblichen Mangel hatte. Ich fand das Modell von Stevens für mich perfekt. Ich habe daraufhin meine Kamaka verkauft  und eine Stevens bestellt! (Es war eigentlich das Standardmodell jedoch ohne Cut-away) Ich habe diesen Schritt nie bereut und die Stevens war nicht teurer als die Kamaka (heute ist eine Kamaka noch teuerer, während die Preise bei Stevens für dieses Modell gleich geblieben sind!)

Mein Fazit: Es ist wichtig, eine teure Ukulele vor dem Kauf zu probieren, ob sie einem liegt, ob der Klang gefällt. Eine Sonderanfertigung nur als Variante einer schon getesteten Ukulele bestellen.

Dieter

Ich habe eine Ukulele von Claus Mohri, extra angefertigt,
die beste die ich hatte und habe!


Das ist wie mit dem Arzt: Nur zu dem Deines Vertrauens gehen.

Alle anderen nutze ich seither fast gar nicht mehr, deswegen kommen die alle nach und nach unter den Hammer.


Gruss Dieter





Gruss Dieter

UkeD

vor einigen jähren war meine Sammlung auf über 15 Ukulele angewachsen. Als mir klar wurde, dass die Ursache dafür nicht Sammelleidenschaft sondern Unzufriedenheit war, habe ich mich auf derzeit 5 Ukulelen reduziert.

Darunter ist eine Semi-Custom Kamaka und eine Ko'olau CS. Ich bin von beiden Ukulelen total begeistert. Während die Kamaka nur ein upgrade der HF-3 ist, wurden bei der Ko'olau alle meine Wünsche verwirklicht.

Zitat von: LokeLani am 25. Jul 2017, 08:02:05
Mein Fazit: Es ist wichtig, eine teure Ukulele vor dem Kauf zu probieren, ob sie einem liegt, ob der Klang gefällt. Eine Sonderanfertigung nur als Variante einer schon getesteten Ukulele bestellen.

Den "Klang im Sack" würde ich auch nicht kaufen. Bei der Kamaka wusste ich was ich bekomme, hier habe ich nur einige Holzer ändern lassen. Die Ko'olau habe ich Vorort bei Noa Bonk bestellt. Das dauerte 4 Stunden, 3 Stunden haben wir nur über Klang geredet und viele Hölzer ausprobiert, zu Schluss wurde dann die Optik besprochen. 9 Monate später war mein Glück perfekt.

Für mich ist eine Sonderanfertigung eine gute (kompromisslose) Möglichkeit die Ukulele zu bekommen, die ich wirklich will.

Hummel

Es ist halt immer beides- wissen was ich will und mich auf das einlassen was ich bekomme. Meine Erfahrung bei Custombuild-Ukulelen beschränkt sich auf 2 Uken - beide von Brüko.
Meine Custom, die ganz genau macht was ich wollte- schön für Melodiespiel, Campanella und Arpeggios. Der einzelne Ton kommt nicht ganz so direkt wie bei meiner Standard, eher leise, aber trotzdem mit Sustain, klingt gut nach, die Töne legen sich angenehm aufeinander. Sie verbinden sich aber nicht so verschmelzen nicht zum saftigen  vollen Akkord. Sollen sie ja auch nicht.
Sachen wie Canzone Danza v. Wandrowsky oder Dance of the Sugarplumfairy spiele ich am liebsten mit ihr. Da wirkt der Klang durchsichtig, klar. Beim reinen Akkordschrammeln klingt das gleiche Instrument dünn.
Die andere ist eine Custom die ursprünglich einem anderen gehörte. Die kann genau das was die erste nicht kann. Schöne volle Akkorde auch kräftiges Melodiespiel .
Nr 1 exakt nach Wunsch. Nr 2 ein Ü-Ei, dass ich wollte, weil ich mich in das Holz verliebt hatte. Das hätte auch passieren können, wenn ich sie in Auftrag gegeben hätte- ich wollte einfach irgendwann dieses Holz. Was rauskommt hätte ich auch in dem Fall als Überraschung akzeptiert.
So passen sie gerade als Gegensätze toll zusammen.

Old Boy

@Hummel, könntest du vielleicht noch die Materialkombinationen von 1 und 2 ergänzen?


Ich glaube, eine die ALLES gleichermassen hervorragend kann, wird es wohl nicht geben, wäre ja auch zu schön  :(
Bei mir hängen mehr Ukulelen am Haken, als ich Akkorde fehlerfrei beherrsche ... soeben ist schon wieder eine dazu gekommen!
Ich arbeite aber eifrig daran, das Verhältnis umzukehren ... und das nicht nur durch den Verkauf von Instrumenten ;)

Ludwig.

Zitat von: Old Boy am 25. Jul 2017, 16:05:13
@Hummel, könntest du vielleicht noch die Materialkombinationen von 1 und 2 ergänzen?


Ich glaube, eine die ALLES gleichermassen hervorragend kann, wird es wohl nicht geben, wäre ja auch zu schön  :(

Ich lasse mich von Claus Mohri bald gern eines Besseren belehren. :)

Ne, mal ehrlich, ich denke, oft ist die Anschaffung einer neue Ukulele auch nur die stille Hoffnung, dass sie einem irgendwie das Üben abnimmt.

Hummel

Alles können? Inklusive auf Campingtour gehen, spontane Jamsession in der Kneipe, Familienfete mit neugierigen Kleinkindern etc pp ?
Die 1a Mohri Outdoor- Konzertsaal- und Stilles Kämmerlein- Uke mit Teleskophals von Sopranino bis Bariton. Einfach umzumontierende Steck-Wechseldecken in Fichte, Mahagoni und Koa werden gegen Aufpreis mitgeliefert.  ;)
Dat Dingen will ich sehen!!

Hummel

Old Boy
Die übernommene Custom findest du hier
http://www.ukulelenboard.de/index.php?topic=21959.0
Ich wäre nie auf die Idee gekommen, mir eine Uke so bauen und umbauen zu lassen- aber sie passt perfekt. Zwetschge ja, aber Longneck, Fivestring, und Stringthrough? Erst mal "NÖ" gedacht, dann immer wieder geguckt- Zwetschge und durchgehende Feder lockten, kurz nach dem Klang gefragt und Zugriff! Dead Spot habe ich keinen gefunden. Rein theoretisch hat das ja jede Uke aber es kann ja auch irgendeine absurde Frequenz  sein, die in unserer Tonleiter gar nicht vorkommt.
Meine Wunschcustom ist eine Sopran mit Bäuchlein. Vogelaugenahorn- Korpus, Ahornhals, Griffbrett Sattel und Steg Schwarznuss. Die Hölzer sind aus den Achtzigern und frühern Neunzigern. Da der Vogelaugenahorn mit den Jahren nachdunkelt und die Schwarznuss heller wird ist es kein harter Kontrast, sondern sehr harmonisch. Mit den Jahren sollten sie sich noch mehr annähern. Fand ich passend als Uke zum Älterwerden. Sie hat eine Stegeinlage weil Herr Pfeiffer das  bei Customs so macht und ich zu spät dran gedacht habe, dass ich das nicht unbedingt brauche. Standard- Friktion- Tuner, keine Segelohren. Minimaler Deadspot an völlig egaler Stelle.

Old Boy

Hören sich gut an, die Komponenten deiner "Wunsch-Custom" ... :)

Und daß die "Übernommene" so gut ist, ist sicher auch auf die geschickten Finger von BUGLE zurückzuführen, dessen CBU meine meist gespielte Ukulele ist... der Junge weiß, was er macht. Nicht umsonst liegen bei mir 2 seiner Angebote auf dem Tisch, für die nur noch die Euronen gesammelt werden müssen... zumindest für eine von beiden ;)
Bei mir hängen mehr Ukulelen am Haken, als ich Akkorde fehlerfrei beherrsche ... soeben ist schon wieder eine dazu gekommen!
Ich arbeite aber eifrig daran, das Verhältnis umzukehren ... und das nicht nur durch den Verkauf von Instrumenten ;)

Hummel

Bugle ist tatsächlich die eine  Adresse die ich noch im Auge habe. Volker hat da richtig gute Aufbauarbeit geleistet auf der auch sehr soliden BRÜKO- Basis.  Na und die  gute Idee zum Ganzen hatte halt der Vorbesitzer.

UkeDude

Das mit der Custom Ukulele ist in der Tat eine knifflige Sache. Das Problem daran ist eigentlich, das der Kunde, also ich, im Grunde nicht weiß was er will oder es bzw nicht so äußern kann wie es ein Instrumentenbauer es versteht. Auch das einige dieser Gilde einfach das bauen was der Kunde will ohne zu sagen: Das macht keinen Sinn und das klingt dann nicht, macht das ganze nicht besser.

Meine Custom Ukulelen Historie ist wie folgt:

Ich hab mir eine Brüko zusammen gesellt und vom Hr. Pfeiffer bauen lassen. Ein tolles Instrument, aber egal wie oft ich damit gespielt habe, ich wurde nicht warm mit dem Instrument. Ich musste mich dann ( zur hoffentlichen Freude des Nachbesitzers) von Ihr trennen.

Danach hatte ich die JazzBox Ukes von Toby Chennell entdeckt. Ein tolles Instrument, schaut richtig Geil aus, aber trotz unzähliger kleinerer "Anpassungen" durch den lokalen Instrumenten Meister ist auch hier der Funke nicht über gesprungen. Ich kann auch nicht mal sagen an was es liegt. Immer wieder wird sie in die Hand genommen und eigentlich passt es, aber Schluss endlich wird dann doch wieder die Ken Timms für den Auftritt hergenommen.

Jetzt ist eine Bugle in Auftrag gegeben worden und der große Unterschied zu den vorherigen Customs war, das ich mich recht lange mit Volker in Winterswijk unterhalten habe und wir ZUSAMMEN eine Ukulele definiert haben. Auch war hier sehr hilfreich das er verschieden Uken mit verschieden Setups dabei hatte. So konnte man z.B. dann sagen:Was ist der beste Hals für mich, was ist die optimale Saitenlage, wie dick und breit darf, soll der Hals sein, etc...  Die ist in der Mache und ich freu mich schon wie Bolle drauf.

Ein Fazit hier zu ziehen ist sehr schwer, weil es so unglaublich viele Faktoren gibt die da einem die Suppe versalzen können und von einem muss man sich, glaube ich, verabschieden: die Perfekte Ukulele gibt es nicht, irgendwas ist immer. :D 

Ludwig.

Zitat von: UkeDude am 26. Jul 2017, 07:28:51

Jetzt ist eine Bugle in Auftrag gegeben worden und der große Unterschied zu den vorherigen Customs war, das ich mich recht lange mit Volker in Winterswijk unterhalten habe und wir ZUSAMMEN eine Ukulele definiert haben. Auch war hier sehr hilfreich das er verschieden Uken mit verschieden Setups dabei hatte. So konnte man z.B. dann sagen:Was ist der beste Hals für mich, was ist die optimale Saitenlage, wie dick und breit darf, soll der Hals sein, etc...  Die ist in der Mache und ich freu mich schon wie Bolle drauf.


Auf die bin ich gespannt. Sopran und komplett aus Mahagoni? :)

...ich habe gerade einen Termin mit Volker ausgemacht und werde ihn im August in seiner Werkstatt besuchen. Der Arbeitstitel der Geschichte steht schon: Am Horn von Solingen ;D