Gut klingende Ukulelen müssen aus bestem Massivholz sein! ... Blödsinn!

Begonnen von Old Boy, 20. Okt 2017, 17:14:50

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Old Boy

Es mag ja sein, dass es an meinem ehemaligen Beruf liegt, dass ich grundsätzlich alles in Fragestelle was i.A. mit "Das machen wir immer schon so!" oder "Das muss so sein!" angepriesen wird.
Speziell seit dem vor ca. einem Jahr extrem brisant gewordenen CITES-Thema war für mich klar, es muß doch auch anders gehen, als mit den rar gewordenen Hölzern!

Natürlich gefällt mir schönes Holz mit toller Maserung besonders gut, wer meine alten Blockflöten sieht, wird bestätigen, edles Holz - dazu noch 80 Jahre alt - ist schon was Feines und hat einen besonderen Klang.
Aber trotzdem, wie wollen wir der Abholzung seltener Baumbestände Einhalt gebieten, wenn wir weiter nur Rio-Palisander und Co. wollen?
Also habe ich jeden guten Rat in den Wind geschrieben und habe im Internet (lange) gesucht ... und bin fündig geworden.



Das gezeigte Trio gehört zu meinen meist gespieleten Ukulelen und ich bin von ihrer Qualität sehr angetan. Alle drei liegen klanglich weit über dem Durchschnitt. Zugegeben das ist natürlich rein subjektiv, aber eine andere Meinung habe ich nicht zu bieten!

Spitzenreiter in jeder Hinsicht ist meine BUGLE CBU, die keinerlei Vergleich zu scheuen braucht. Obwohl als Basis für den Korpus eine simple Zigarrenkiste (ja, die ist allerdings aus massivem Holz) herhalten mußte sind die restlichen Komponenten meisterlich zu einer wirklich tollen Ukulele zusammengefügt und das zu einem Preis (für eine handgearbeitete Uke) bei dem man sich fragt, warum man eigentlich etwas anderes kaufen sollte ... besser geht nicht, zumindest nicht bei gleichem Preis!

Die KIWAYA Pineapple ist zwar "nur" aus laminiertem KOA, was von dem meisten Ukulele-Jüngern auch nicht als vernünftige Lösung akzeptiert wird, aber sie ist von Leuten gebaut worden, die wissen, was sie machen und wie man hauchdünnes Laminat zu einem wirklich wohlklingenden Instrument zusammensetzen muß. Wer es noch nicht versucht hat... unbedingt mal nachholen, zumal  auf dem Gebrauchtmarkt die Preise dafür relativ zivile sind!!

Bei der MARTIN 0X Bamboo besteht selbst der Hals aus einem "Birkenlaminat" - igitt - lediglich Steg und Griffbrett sind aus massivem Holz (Nein, nicht ein Gramm Bambus wurde da verarbeitet!), der Korpus selber ist aus einem mehrschichtigen Papier-Laminat, aus dem auch die Fronten von Küchenschränken hergestellt sind... und was soll ich sagen: Ein beachtlicher Klang, nach meiner Meinung besser als das hölzerne Pendant heutiger Fertigung!
"Ja aber für eine Laminat-Uke so viel Geld auf den Tisch legen?" höre ich euch empört rufen.
Alles Vorurteile, das blaue Ding ist unempfindlich gegen Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen, erstklassig verarbeitet und dazu klanglich klasse... und DARAUF kommt es MIR vor Allem an!


Wenn ihr ebenfalls Ukulelen besitzt, die zwar nicht den üblichen Qualitätsstandards entsprechen, aber trotzdem SPITZE klingen, traut euch ... und her mit euren Fotos!


PS
Ja, natürlich habe ich auch welche aus wunderschönem, massiven (Ton-)Holz ... aber das ist ein anderes Thema  ;)
Bei mir hängen mehr Ukulelen am Haken, als ich Akkorde fehlerfrei beherrsche ... soeben ist schon wieder eine dazu gekommen!
Ich arbeite aber eifrig daran, das Verhältnis umzukehren ... und das nicht nur durch den Verkauf von Instrumenten ;)

Hummel

Meine Koki'o Ebony Tenor hat mich ja schon fast im Landeanflug wieder verlassen, aber der neue Besitzer hat sich ja nicht umsonst in sie verliebt! Und der steht sonst auf richtig fette IGitten! Sehr schön verarbeitet, ich hätte sie so spielen können, aber jetzt ist sie doch tiefergelegt - null Problem bei einer sauber verarbeiteten Knochenstegeinlage. Die Sattelschlitze sind ziemlich flach, mehr Führungen als richtige Schlitze. Die moppelige Aquila -C-Saite guckt etwas  raus. Funktioniert aber einwandfrei- nix schnarrt und die Saiten machen sich auch nicht selbständig. Klang erstaunlich warm, mittlere Lautstärke, bisschen weniger Sustain als die Vollmassiven. Der Hals ist nur leicht gewölbt, superleicht zu greifen. Ich habe Barrées hingekriegt die ich auf der anderen Tenor nicht sauber hinbekomme, obwohl die eine sehr flache Saitenlage hat. Bilder habe ich nicht aber sie ist ja leicht zu ergoogeln. Und das alles noch als B- Stock mit minimalen Schönheitsfehlerchen und reichlich Preisnachlass.
Ach so ja-im französischen Forum wurde sie verrissen, hier schon mal recht gut bewertet von Tschwebberwocky. Solche Dinge sehe ich inzwischen nicht mehr so eng. Ich muss mit der Uke klar kommen bzw die Person, der ich sie weitergebe.
Die Ru5 ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Brot- und Butter- Uke. Sie hilft mir bei meiner Arbeit und ohne die wäre mit Vollmassiv und Custom schnell Essig. Aus dem Werkraum ins Regal dann in den wonnig warmen Tagesraum, heute schrammeln auf dem Balkon , morgen ganz leise klimpern am Bett und immer wieder "Darf ich auch mal? " mit arthritischen Händen. Und immer schön sauber und sehr stimmstabil. Warmer Mahagoni- Klang.
Falls mir jemand für den Job seine vollmassive Edeluke Konzert- oder Tenorgröße! zur Verfügung stellen möchte- gerne. Ich schätze aber dass das höchstens eine Brüko aushalten würde.  :P
Soviel zu Laminat. Teilmassiv wäre auch ein gutes Thema. Da gab es mal ein Experiment ich glaub es war Torres.

Andreas Fischer

#2
Also ICH finde ja, in den meisten Fällen, ist das "gut klingen" nicht so wichtig.

WAS?

Ja, es gibt wichtigeres!
Oft schön hörte ich Leute virtuos auf einer tollen Ukulele spielen und dazu schief singen.
Oder einfach schlecht spielen.
Und da ist es mir wichtiger das einer gut spielt und eventuell gar noch toll dazu singt.
Und dann lobe ich mir, selbst meine Aldiukulele. Wohl meine meistgespielte, weil die immer griffbereit am Notenständer neben dem Sofa hängt.
Klar gut gespielt auf einer tollen Ukulele und dazu gut gesungen; ist dann ein Schritt weiter. Aber DAS hört man selten wie ich finde ;-)

Und nach dem was ich hier so lese, finde viele die Ukulele doch so toll, weil sie so "lustig" so "einfach" ist, ... und da muss es dann aber immer "tolles tonholz" und "massiv" sein,... komisch
Andreas Fischer
"Niveau ist keine Creme"

Andreas Fischer

Andreas Fischer
"Niveau ist keine Creme"

Old Boy

Da gebe ich dir schon recht... besser auf einer schlechten Uke GUT spielen als mit einer SpitzenUke nur miese Musik machen!


Allerdings war DAS ja nicht das Thema, an dieser Stelle  ;D
Bei mir hängen mehr Ukulelen am Haken, als ich Akkorde fehlerfrei beherrsche ... soeben ist schon wieder eine dazu gekommen!
Ich arbeite aber eifrig daran, das Verhältnis umzukehren ... und das nicht nur durch den Verkauf von Instrumenten ;)

Hummel

Hören kann ich Ukulelen abgesehen vom eigenen Geschrammel und dem meiner Lieben eigentlich nur hier bei den Membersounds und wenn die schlecht sind dann bin ich grottenschlecht. Freiwillig singen tue ich nur in Gegenwart von garantiert schwerhörigen Mitmenschen über 90 bevorzugt mit fortgeschrittener Demenz. Trotzdem möchte ich ein Instrument dessen Klang ich mag, wenn ich es spiele.
Gut klingen an sich ist eine Sache, gut klingen bei einem bestimmten Spieler oder in einer bestimmten Situation ist eine andere.
Jede halbwegs ordentliche Laminat ist bei ungünstigen Temperaturbedingungen/Luftdruck- und feuchtigkeitsschwankungen  geeigneter als Massivholz . Und bei strömendem Regen am Bushäuschen lobe ich mir meine Plastileila.
Damit eine Uke bei einem bestimmten Spieler gut klingt muss sie angenehm in der Handhabung sein und seine Spielweise und ihre Eigenheiten zusammenpassen.
Das war meine Lektion in der letzten Zeit- die Koki 'o und eine der hier vorübergehend untergebrachten Sechsaitigen- eine Teilmassive- lagen perfekt in der Hand. Also klangen sie auch gut wenn ich darauf herumgeklimpert habe obwohl sie mir eigentlich zu groß sind. Merke- Material, Mensur, Saitenhöhe, Halsform- alles nur Parameter, man muss herausfinden was für einen selbst wichtig ist.
Mein Ergebnis für mich- ich liebe persönlich Vollholz, aber aus Vernunftgründen nur bis Konzertgröße und nur für eine begrenzte Anzahl Instrumente.
Für bestimmte Situationen sind Laminat und Plaste einfach sinnvoller.
Damit - unabhängig vom Material- mein Geklimper was taugt brauche ich einen eher flachen, leicht gewölbten Hals und ein eher breites Griffbrett. Die Höhe ist für mich tatsächlich nicht so wichtig.

Hummel

Zu gut klingend und nicht volllst massiv habe ich als Beispiel
1 Die Ruacca- Serie von Ortega - alles massiv bis auf die Zargen- klingt klasse!
Klar, Ukumele Akazie und die Hawaiianer können noch besser. Aber brauche ich das und kann ich wirklich alles herausholen was in so einem  Instrument steckt?
2 Die Hora- Schätzchen mal abgesehen von produktionsbedingten Schlampereien an bekannten Stellen - die massive Decke mit ordentlichem Laminat bringt auch genug Klang fürs Geld.
Und weil hier gerade auch mal die großen Cousinen kampieren OldBoy ich hoffe es ist ok?
1. Eine unsäglich schludrig lackierte mit teilweise schief geklebten Plastikbindings versehene Lindenlaminatgitte vom Besitzer für 30 Euro aus der Bucht gefischt. Sie intoniert absolut sauber und hat einen recht akzeptablen Klang.
2. Die teilmassive Aria die ich woanders schon erwähnt habe. Nach dem Schriftzug auf dem Bipscher zu schließen noch in Japan hergestellt beim gleichen Produzenten der zu der Zeit auch Fender und Ibanez produzierte. Ähnliche Instrumente werden in der Bucht als Billig- Vintitsch zwischen 100 und 200 Euro verscherbelt und an den Macken im Laminatkorpus herumgenörgelt. Wenn ich noch so eine 4/4 meistern könnte würde ich mir lieber so ein Instrument holen sofern die Decke ok ist  als eine neue. Übrigens ist die auch so ein Handschmeichler auf dem auch schwierige Sachen klappen.
Und da ist für mich auch die eigentliche Falle beim Massivthema.
Massiv musse sein und ganz neu und dann möglichst Custom. Massivholz kann sehr gut altern und einige Hölzer vor allem Fichte werden mit der Zeit erst richtig gut. Wie wäre es denn mit Recycling? Bei Cigarboxes wird es vielleicht schon gemacht auf privater Ebene, aber so allgemein?

Andreas Fischer

Andreas Fischer
"Niveau ist keine Creme"

kiwidjango

Antonio Torres hat einen Gitarrenkorous aus Pappmache gebaut. Nur die Decke hat er wie gewohnt aus Fichte gemacht. Häufig sogar aus vielen Teilen

Die Pappmache-Gitarre steht im Museum und ich aus Stabilitätsgründen nicht mehr spielbar.
Um 1850 klang sie aber so verblüffend  gut, daß Torres´Idee untermauert war: Es kommt bei der Tonentfaltung lediglich auf die Decke
an.

Wenn man heute hochwertig hergestellte Sperrhölzer verwendet, sollte ein respektabeler Klang das Resultat sein.

Gruß aus der Werkstatt

Fischkopp

In meinen Ohren toll klingend sind Fluke und Flea. Beide mit Korpus aus Kunststoff und laminierter Decke.
Die Fluke ist nicht mehr in meinem Besitz, aber die beiden Fleas gehören zu meinen Lieblingsukulelelen und werden
häufig von mir gespielt, allerdings stehe ich dabei auf Holzgriffbretter.



https://www.youtube.com/user/BerndDombrowski (Eigene Lieder, Traditional, Ärztelieder usw.  170 Videos)
https://www.youtube.com/user/RollinUke#g/u (Gecoverte Lieder 291 Videos)

Old Boy

Ja, so eine Flea mit Griffbrett aus Nußbaum-Holz könnte mir auch gefallen  :)

Bisher ist es in europäischen Shops aber noch nicht gelungen, eine entsprechende Konzert-Version aufzutreiben.
Für sachdienliche Hinweise in dieser Richtung wäre ich deshalb sehr dankbar!
Bei mir hängen mehr Ukulelen am Haken, als ich Akkorde fehlerfrei beherrsche ... soeben ist schon wieder eine dazu gekommen!
Ich arbeite aber eifrig daran, das Verhältnis umzukehren ... und das nicht nur durch den Verkauf von Instrumenten ;)

Fischkopp

Zitat von: Old Boy am 21. Okt 2017, 10:15:49
Ja, so eine Flea mit Griffbrett aus Nußbaum-Holz könnte mir auch gefallen  :)

Bisher ist es in europäischen Shops aber noch nicht gelungen, eine entsprechende Konzert-Version aufzutreiben.
Für sachdienliche Hinweise in dieser Richtung wäre ich deshalb sehr dankbar!

Ja, das ist so gut wie unmöglich. Da muss man direkt an den Hersteller ran.
https://www.youtube.com/user/BerndDombrowski (Eigene Lieder, Traditional, Ärztelieder usw.  170 Videos)
https://www.youtube.com/user/RollinUke#g/u (Gecoverte Lieder 291 Videos)

Bluesopa

Die schönste Fluke ist für mich die "Golden Koi Fluke" (Tenor) die ich mal von unserem Mitglied "Sora" bekommen habe ... von ihr wunderschön handbemalt, und klingen tut sie auch noch gut! Auch wenn ich schon lange nicht mehr Tenor spiele ... sie hat einen Dauer-Ehrenplatz bei mir ...


Claudilele

Zitat von: King.Kalauer am 21. Okt 2017, 12:50:39
,,Golden Koi Fluke"! Boah! Die ist ja mal appetitlich!:)

Hier wird gegessen, was auf die Uke kommt!  :D ;)

Bluesopa

Nix da ... Kois und Ukulelen sind Haustiere, die gehören zur Familie, da wird nix gegessen ...  >:(