Vibrato?

Begonnen von ukemouse, 01. Dez 2016, 12:09:00

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ukemouse

Jetzt muß ich doch mal fragen, vielleicht hör ich ja nur einfach schlecht......

In vielen Youtube Videos sieht man Spieler wild ihre Hand hin und her schütteln bei gedrückter Saite (hab ich jetzt extra so geschrieben, denn ich finde es sieht einfach dämlich aus, oft wird das ganze Instrument dabei mit geschüttelt LOL).

Ich kenn das natürlich von der Geige, wo man dadurch ein deutlich hörbares Vibrato erzeugt. Aber eine Geige hat keine Bünde und da funktioniert das eben auch. Bei der Uke hör ich da einfach nix. Bin ich taub oder was?
Wenn ein Vibrato mit lechtem hoch und runter benden erzeugt wird höre ich das natürlich auch, aber dieses alberne hin und herschütteln der Hand ist doch bei Bundinstrumenten völlig sinnlos. Und noch dummer finde ich dieses Instrument geschüttel. Was soll das? Wozu machen die das?

Ich hör da wirklich rein nix, gar nix, Null. Vielleicht muß mir mal einer der das macht gegenüber sitzen, dann vielleicht. Aber in Videos hör ich gaaaaar nix.
Geht euch das auch manchmal so? Oder können das manche nur einfach nicht richtig und ich hör darum nix? Es geht nur um dieses Vibrato in Saitenrichtung, nicht in Richtung der Bundstäbchen (das leuchtet mir ja auch ein und das höre ich auch)

Old Boy

Hast du mal ein Beispiel (YouTube URL)?
Bei mir hängen mehr Ukulelen am Haken, als ich Akkorde fehlerfrei beherrsche ... soeben ist schon wieder eine dazu gekommen!
Ich arbeite aber eifrig daran, das Verhältnis umzukehren ... und das nicht nur durch den Verkauf von Instrumenten ;)

ukemouse

Muß ich später zuhause eins raussuchen. Hier läuft youtube nur voll lahm und Lautsprecher hab ich hier auch nicht.

allesUkeoderwas

#3
Oft ist beides wohl nur ein bei der Luftgitarre abgeschauter Showeffekt.  :D

Das Vibrato mit dem "Zitterfinger" ist richtig gemacht nicht so leicht zu erkennen. Es ist so eine Art von Mini-Bending, die man aber als solches optisch nicht gleich erkennt: Saite runterdrücken und leichte re/li  Drehbewegung.

Kann man optisch und akustisch am besten beim Bass nachvollziehen...
https://www.youtube.com/watch?v=2rmRgkL8hPg
Bitte nicht vom Hospitalismusschaukeln des Bassisten anstecken lassen - Macht einen ja kirre!  :D

Das gekonnte Schütteln bei akustischen Saiteninstrumenten basiert physikalisch auf dem Dopplereffekt und kommt besonders gut beim Tahiti Banjo, wo auch noch die variable Bierbauchdämpfung beim rückwärtigen Schalloch zur Wirkung kommt.
https://www.youtube.com/watch?v=lMtWBgKXILs

Ukulelen: Nur Schrott

Ole Lele

Das Vibrato auf der Lele ist real. Ich mag es und wenn ich vor mich hinspiele kriege ich das auch ganz gut hin - vor der Kamera aber leider gar nicht. Ich muss es wohl mehr üben.
Anders als das Violinvibrato ist der Effekt aber eher subtil. Man verleiht dem Ton vor allem mehr Nachdruck, er singt mehr und klingt auch länger nach.
Meine Technik kommt ohne Gefuchtel aus und folgt ungefähr diesem Gitarrenvorbild, wo man es zumindest gut sehen, aber auch hören kann, selbst wenn diese Aufnahme des jungen Estarellas auch ohne Vibrato schon etwas jault:



allesUkeoderwas

Zitat von: Ole Lele am 01. Dez 2016, 13:47:33
Das Vibrato auf der Lele ist real.

Auch und gerade bei Bünden entsteht dieses "Minibending" allein schon durch das Runterdrücken der Saite auf's Griffbrett. Wenn man dann noch wippt, hat man diesen soft schwebenden Ausklang, oder Übergang des Tones. Anfänger bekommen das meist ungewollt als Eiern der Saite hin, wenn sie die Saite mit Gewalt auf's Griffbrett pressen.

Ukulelen: Nur Schrott

ukelmann

Wie schon gesagt: Vibrato geht auch mit Bünden. Man presst so die Saite näher oder weiter entfernt vom Bund herunter, und dadurch ändert sich die Spannung. Ein bisschen "Gezitter" in höheren Bünden ist sofort zu hören.
Plinke-ti plinke-ti plinke-ti PLING

Ukebychance

Auf bundierten Instrumenten ist der Vibratoeffekt natürlich subtiler als auf Streichinstrumenten.
Man kann dabei auch unterscheiden zwischen Vibrato wie es klassische Gitarristen ausführen in Richtung der Saite, und Vibrato wie es E-Gitarristen ausführen in Richtung der Bundstäbchen.

Die erste Variante dient eher dazu, den Ton etwas zu verlängern, wie zum Beispiel Samantha Muir hier auf der Ukulele. Dadurch setzt sich dei Melodie etwas besser von der Begleitung ab und wird gesanglicher.


Die zweite Variante ist dramatischer, funktioniert aber besser auf Stahlsaiten, weil die sich beeser "benden" lassen.  Die Bewegung kommt da nicht alleine aus dem Finger, sondern die ganze Hand wird irgendwie geschüttelt.

ukemouse

@ukebychance
Das Vibrato in deinem zweiten Video leuchtet mir ein, das höre ich auch (auch bei Uken). Mir geht es wirklich nur um das "Vibrato" in die andere Richtung. Da hör ich wirklich auch in den bisher gezeigten Videos nix.
Die Dame in deinem ersten Video macht ja optisch eine recht hübsche Bewegung, sieht hier sogar ganz nett aus, aber ich bezweifel daß man diese kleine Bewegung auf einem bundiertem Instrument großartig hört, besonders bei diesen teilweise doch recht kurzen Tönen. bei denen sie das anwendet.

Vielleicht ist es ja eine Mischung aus schlechtem Gehört (obwohl immer alle sagen ich hör Flöhe husten...komisch) und nicht deutlich hörbar, daß ich da nix höre.

Juttalele

#9
Interessant ... ich habe gerade einen Test gemacht. Als ich das Video mit der Ukulelenspielerin das erste Mal sah, dachte ich, das Vibrato ist doch sehr deutlich zu hören.

Dann habe ich eben den Test gemacht und es nur gehört, ohne hinzuschauen. Schon verschwand diese Deutlichkeit. Wirklich gehört habe ich es nur bei dem hohen g.

Anschließend wieder mit Hinschauen: Und der Effekt stellte sich erneut ein, dass ich mehr Vibrato hörte, indem meinen Augen mit"hörten".

Also ganz von der Hand zu weisen scheint mir der Einwand von ukemouse nicht. Unabhängig davon: Die Bewegungen von Musikern dienen nicht immer dem Klang oder Endergebnis, sondern sind auch körperlicher Ausdruck ihrer inneren Regungen ...

Es gibt auch Pianisten, die ihre Finger auf der niedergedrückten Taste "vibrieren" (wie nennt man so eine Bewegung?) oder andere komische Bewegungen machen ...

wwelti

Da ich es nicht mehr fertig bringe, mich aus dieser Diskussion herauszuhalten, habe ich jetzt einfach mal ein paar Töne und ein paar Tonfolgen aufgenommen.

Es kommen viele Töne mit und viele Töne ohne Vibrato darin vor. Welche jeweils, verrate ich nicht.

Ein guter Kopfhörer oder ein guter Lautsprecher ist allerdings schon sinnvoll um die Unterschiede gut hören zu können. Ein Laptop-Lautsprecher wird wahrscheinlich nicht ausreichen.

Ich bin mal gespannt was ihr dazu sagen werdet. Das ist direkt mit dem PCM-D100 aufgenommen und nur normalisiert, keinerlei klangverändernde Maßnahmen, keine Effekte, keine Kompression.

https://app.box.com/s/hjabqer5wt1tx0nj9r075rp3uqup77db

Viele Grüße
  Wilfried

Juttalele

Sehr, sehr, sehr gut, Wilfried, vielen Dank!

Und die Unterschiede muss ich nicht benennen, die sollte jeder hören können.

Das war auch noch eine Bemerkung, die ich bisher zurückgehalten habe: Es kommt auch auf das Instrument, die Saiten und vor ALLEM auf den Spieler an.

:)

Augustine

Zitat von: wwelti am 03. Dez 2016, 13:41:03
Da ich es nicht mehr fertig bringe, mich aus dieser Diskussion herauszuhalten, habe ich jetzt einfach mal ein paar Töne und ein paar Tonfolgen aufgenommen.
;D

Danke WahWahWilfried, sehr eindrücklich.

Ich könnt mir vorstellen, dass das Vibrato in manchen Youtube-Clips einfach nicht mehr hörbar ist, weil es die Aufnahme nicht hergibt. So wie man klangliche Unterschiede von Ukulelen bei Youtube auch oft nur stark reduziert oder gar nicht mehr wahrnehmen kann.


Ukebychance

Bei Wilfried hört man das Vibrato sehr deutlich, Danke für die Demonstration!

Für mich gibt es beim Melodiespiel auf der Ukulele aber noch einen weiteren Grund auf das Vibrato zu verzichten:
Ich bemühe mich ja Melodien meistens im Campanella Stil zu arrangieren mit vielen Leersaiten.
Und denen gegenüber finde ich es irgendwie ungerecht, wenn ich gegriffene Töne vibriere und die auf Leersaiten einfach so in den Raum stelle. (OK, OK schwache Entschuldigung ;))

Frolicks

Das sehe bzw höre ich genauso. Gerade bei den ersten, langen Tönen ist es wirklich sehr gut zu hören, welche Töne mit und welche ohne Vibrato gespielt sind. Wunderbar.

Und ich höre den Unterschied auch bei Samantha Muir, allerdings kann ich da auch nicht den von Jutta beschriebenen Effekt ausschließen: wenn man's sieht, hört man's auch. Allerdings höre ich auch was mit geschlossenen Augen, aber da fehlt mir gerade die Möglichkeit, das zu überprüfen, weil ich mit geschlossenen Augen so schlecht sehen kann. Allerdings sehe und höre ich acuh einen Unterschied beim selber Spielen. Töne, gerade längere, mit Vibrato treten einfach deutlicher hervor, vermutlich spielt man unbewusst aucch akzentuierter, wenn man sich schon beim Spielen vornimmt, bestimmte Töne mittels Vibrato deutlicher hervor zu heben.

Schönes Thema auf jeden Fall.
I plink, therefore I am.