Wie lernt ihr, und welches Vorgehen wäre optimal?

Begonnen von Frosch, 20. Mär 2017, 10:48:47

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Frosch

Liebe fortgeschrittene Ukulisten,
ich möchte euch gerne mal fragen wie ihr vorgegangen seid, um möglichst gut spielen zu können.
Das interessiert mich insbesondere, wenn ihr vorher keinen Gitarrenunterricht genossen hattet.
Ist es zielführend, wenn man NUR tutorials guckt oder sollte man Unterricht nehmen?
Welche Erfahrung habt ihr mit Unterricht? 
Macht es Sinn, bei einem klassischen Gittarristen zu lernen, der Uke nur so nebenbei macht?
Wieviel und was übt ihr denn so?

Ich fände es super, sowohl Fingerpicking klassisch zu können, als auch Solo mit Akkorden im Jazzbereich zu spielen. Das #normale# strumming kann ich, und es wird auf Dauer langweilig.

Sorry, dass ich euch Löcher in den Bauch frage, freue mich aber dolle, wenn ich von eurer Erfahrung profitieren darf. Man kennt das ja.....Uke macht süchtig....
Liebe Grüße von Frosch

Herbstwolf

Ich schieß mal los als Anfänger, aber auch als Lehrer,aber auf anderen Instrumenten.

Ukulele lerne ich autodidaktisch, weil ich berufsbedingt auch keine Möglichkeit hätte, jetzt auch noch Stunden zu nehmen. Vorteil ist, es drängt keiner, man kann in seinem Tempo lernen und da hört es auch schon auf.
Die Nachteile sind vielfältiger. Man gewöhnt sich ganz fix Blödsinn an. Handhaltung, gerade rechte Hand beim Melodiespiel, was man aus Bequemlichkeit dann aber auch nicht mehr aus dem Hirn kriegt. Wird es mal zu schwer, beißt man sich eher nicht rein sondern skippt einfach zur nächsten Seite. Motivation ist ein großes Thema, weil man zwangsläufig an den Punkt kommt, wo man nicht mehr nur rasante Fortschritte macht, sondern auch mal stehen bleibt. Diesen Punkt zu überwinden, da stecke ich nämlich gerade fest. Da hab ich bei meinen Blasmusik - Kids dann andere Möglichkeiten, zu motivieren bzw auch drauf zu schauen, was gerade jetzt denn das Problem ist und an welchen Stellen man schrauben kann.

Ich würde tatsächlich dazu tendieren, eher ein paar Stunden zu nehmen

Knasterbax

Hallo Frosch,

als Ex- ;) Gitarrist bin ich nicht die Zielgruppe Deiner Frage, würde aber die von Herbstwolf aufgelisteten Nachteile beim Sichselberbeibringen ernst nehmen und den Austausch suchen.
Das könnte z. B. heißen, sich hier http://www.ukulelenboard.de/index.php?topic=5307.0 mal eine/n Forumskollegen/in zu suchen, der/die Dir ein bisschen was zeigt.
Oder Du suchst Dir ein Rudel Gleichgesinnter: http://www.ukulelenboard.de/index.php?board=34.0, die dich an der Vielfalt der ukulelistischen Möglichkeiten verzweifeln lassen werden  8).
Gutes Grundlagenwissen findet sich auch auf den Kanälen von Phil Doleman (seine 2 minute tips), Matt Dahlberg, James Hill.

Zu deinen Detailfragen:
ZitatMacht es Sinn, bei einem klassischen Gittarristen zu lernen, der Uke nur so nebenbei macht?
Wenn Dir sein Ukulelespiel gefällt und er Dir menschlich und didaktisch zusagt: ja.  :)
ZitatIch fände es super, sowohl Fingerpicking klassisch zu können, als auch Solo mit Akkorden im Jazzbereich zu spielen.
Das sprengt natürlich den üblichen Stammtisch-Schrammel-Rahmen. Fingerpicking klassisch zeigt Dir wahrscheinlich Dein o.g. Gitttarrrist, sicher aber der geschätzte wwelti in seinen diversen Tutorials: https://www.youtube.com/user/wwelti/videos, http://www.ukulele-arts.com/

Zu den Suchbegriffen Jazz/Chord melody/Chord Progression/Ukulele spuckt Youtube jede Menge Ergebnisse aus...  ;)

Viel Erfolg und schöne Grüße aus Berlin vom
Knasterbax



Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

Frosch

Danke für eure Einschätzung /Tipps ...und @Knasterbax für die links. Werde mich mal in Ruhe damit beschäftigen.

hilli2

Hallo Frosch,

ich antworte Dir auch gern! Wird aber länger  ;)

Ich bin überzeugte Autodidaktin. Ich spiele mehrere Instrumente und hab fast alle autodidaktisch erlernt. Ich hatte 1 Jahr Klavierunterricht und was ich da gelernt habe hat nichts mit dem zu tun, was ich heute spiele ;-). Ich behaupte sogar, dass nicht mal die Grundlagen für gutes Klavierspiel dort gelegt wurden  ;)
Ich spiele Gitarre, Ukulele, Klavier, Klarinette und beginne mit Saxophon, alles autodidaktisch! Ich bin auf keinem Instrument ein Virtuose, aber auf keinem der Instrumente so schlecht  8)

Meiner Meinung nach ist auch ein Lehrer nicht immer ein Garant für gutes Vorankommen auf einem Instrument.

Das Allerwichtigste ist Deine eigene Motivation! Ohne die nützt auch ein guter Lehrer nichts! Du musst wirklich Lust haben und viel Zeit mit dem Instrument verbringen. Zeit verbringen heißt für mich, das Instrument kennenlernen wollen! Was kann man damit machen, wie klingt es wann und welche Klänge kann ich damit noch erzeugen etc. Das Instrument muss Dich neugierig machen! Man muss "hinter" die Saiten blicken, wenn Du verstehst, was ich meine!

Das Zweitwichtigste ist das richtige Material: Damit meine ich nicht nur das richtige Niveau / Level (das auch) sondern v.a. dass Du Musik machst, die Dir auch gefällt! Wenn du also Jazz spielen möchtest ist klassische Musik (auch als Vorbereitung) nicht unbedingt das Richtige. Ich mag klassische Musik (Barock, Wiener Klassik) GAR NICHT! Auch relativ leichte Stücke fallen mir da sehr schwer! Stücke aus dem Mittelalter oder der Renaissance hingegen finde ich total schön (z.B. Dowland). Wenn Du gern singen möchtest, musst Du auch hier das richtige Material haben. Wer gern Oldies singen möchte, sollte kein Buch haben, das mit Kinderliedern arbeitet!!!

Ich mache es so und gebe das als Empfehlung weiter:
- so lange autodidaktisch arbeiten, wie man selbst gut vorankommt, kommt man nicht weiter, fehlt ggf. nur das richtige Material
- hin und wieder eine Stunde Unterricht nehmen, wenn man wirklich nicht weiterkommt (hab ich auf dem Klavier und auf der Klarinette gemacht)

"Fehler", die sich einschleichen in Haltung und Handhabung müssen nicht unbedingt "Fehler" sein! Z.B. ist die Haltung der Gitarre beim klassischen Spiel eine ganz andere als die der Bluesgitarre, "falsch" ist keine der Haltungen! Außerdem hat jeder Mensch anatomisch individuelle Unterschiede, so dass man sowieso gucken muss, welche Haltung für einen persönlich die optimale ist. Das Gleiche gilt für die Anschlag- / Zupfhand. Sicherlich gibt es bestimmte "Grundregeln", die sinnvoll sind, die kann man aber überall nachlesen!

Geh doch mal zu verschiedenen Treffen, guck zu, wie die anderen das machen und lass Dir was zeigen!

Ich wiederhole noch mal, was ich am Anfang geschrieben habe: Wichtig ist, dass du neugierig auf Dein Instrument bist, du musst es kennenlernen wollen!

Viel Spaß!
***Music was my first love...***

Frosch

@hilli, Danke für deine ausfühliche Antwort. Echt beeindruckend was du autodidaktisch auf die Reihe bekommen hast. Ich gebe dir völlig recht: die Lust am Üben muss da sein ;man muss eine Leidenschaft für sein Instrument haben.... und die habe ich; dieses kleine Instrument kann einen dermaßen verzaubern...unfassbar...es gibt so viele Spielarten und Stilarten, wie man auf YouTube aufs Schönste anschauen kann. Die Mitglieder hier im board zeigen auch immer wieder tolle Einspielungen. Hut ab!
Beim anschauen soll es halt nicht bleiben.......die Akkorde zum schrammeln kann man sich ja sehr gut selbst beibringen und bei entsprechender Hartnäckigkeit hat man die Akkorde einfach irgendwann drauf.
Die spannende Frage ist aber, wie geht es danach weiter wenn man eben so richtig gut Ukulele spielen lernen will. Und daher bin ich so neugierig auf eure Antworten.

hilli2

Für Solostücke fang am Besten an mit dem "Soloukulele für Einsteiger" von wwelti.

Wenn du die alle durchspielen kannst, dann hast du eine solide Grundlage für weitere Stücke. Das Buch bekommst du als PDF kostenlos!

Außerdem bietet Wilfried noch viele E-Books an, einige kostenlos, die anderen günstig, viele Stücke aus der Renaissance und dem Mittelalter ( :))

Wenn Du die durch hast, geht es weiter!
***Music was my first love...***

Tuke

Moin Frosch,
die Wege zum Glück, und auf der Ukulele voranzukommen macht durchaus ein bisschen glücklich,
sind so verschieden, wie es die Menschen sind.
Deshalb kriegst du hier so unterschiedliche Tipps.
Ich habe ziemlich alt werden müssen um wieder neu den Wert eines guten Lehrers schätzen zu lernen.

Beispielhaft nenne ich K. Michael Köhn in Berlin und Iso Herquist in Frankfurt.
Beide haben didaktisches Geschick & Humor und sind tolle Musiker, die einen weiter bringen.

Neben der Tatsache, dass sie etwas weit weg von Hamburg aktiv sind, bedaure ich nur die Tatsache,
dass ich nicht früher auf den Trichter gekommen bin.
"Die Normalität ist eine gepflasterte Straße: Sie ist bequem zu gehen, aber auf ihr wachsen keine Blumen." - Vincent van Gogh

Bebopalula

Hallo Frosch,
wenn ich deinen Beitrag richtig verstehe, kannst du bereits passabel strummen und würdest gerne Picking können und Jazz-Akkorde für Solospiel lernen. Und du fragst, wie es dann weitergehen kann.

Meine Überzeugung ist, dass man insgesamt nur weiter kommt, wenn man sich ein realistisches Ziel setzt und sich Schritt für Schritt dorthin entwickelt. Das heißt zum Beispiel: bis zu einen bestimmten Zeitpunkt möchtest du dies oder das auf der Ukulele können (in deinem Beispiel Picking und Jazz-Akkorde). Wie andere schon geschrieben haben, kommt man mit ein paar Lehrerstunden und/oder Tutorials aus dem Netz oder aus einschlägigen Büchern weiter. Ich selbst schwöre auf das gemeinsame Spielen mit anderen, weil man sonst in der Wohnzimmer-Ecke versinkt und nie genau weiß, wo man steht.
Wie es dann weitergeht hängt wiederum ausschließlich von deiner eigenen Zielsetzung und Motivation ab. Die einen in der Uke-Szene wollen mal auf einer Offenen Bühne spielen können, anderen reicht es, zu Hause für sich zu daddeln. Andere wollen ihre Gesangsstimme verbessern, andere sich musiktheoretisch weiterbilden. Die einen wollen Rock, die andern Klassik spielen. Da ist die Bandbreite im Musik(er)leben immens groß und man muss für sich selbst entdecken, was man will und was realistisch und leistbar ist. Ich wünsche dir jedenfalls viel Glück und viel Spaß auf der Ukulele. :)
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https://www.youtube.com/user/BebopalulaUke/videos

Braunschweiger

ich würde mich auch eher noch im Anfängerbereich ansiedeln, und ich lerne immer einfach darauf los, wenn ich dazu in der Stimmung bin, und je nach dem worauf ich gerade Lust habe.

Habe einen Bekannten, der recht gut Ukulele spielt, da haben wir uns ein paar mal zusammengesetzt, zum gegenseitigen lernen, ich Ukulele von ihm, er Synthesizer von mir, und es hat irgendwie nicht funktioniert. Konnte die Stimmung, gerade jetzt in dem Zeitpunkt zu lernen, irgendwie nicht abrufen.
Also für mich ist das nichts. Aber warum probierst du es nicht einfach mal aus?

Bluesopa

Anfangs habe ich nur herumprobiert, herumgespielt, quer durch alle Stilrichtungen, um herauszufinden was mir eigentlich am meisten Freude macht. Das hat mich zwar einige Zeit gekostet, hat aber auch Spaß gemacht und ich habe einiges dabei gelernt.
Dann habe ich mich auf meine Lieblings-Stilrichtung festgelegt - ich "mag" zwar weiterhin auch viele andere Stilrichtungen, aber ich konzentriere mich seither was das selber Spielen betrifft ausschließlich darauf. Normalerweise übe ich jeden Tag, meist mehrere kurze Einheiten über den Tag verteilt wie es eben in den Alltagsablauf passt ... seither komme ich gut voran, und es macht immer noch und eigentlich immer mehr Spaß, wenn ich mal wirklich ein paar Tage nicht üben kann fehlt mir richtig was ... ;)

hilli2

Ich sag auch noch mal was:

Wichtig ist, dass Du Deine Ukulele immer griffbereit hast! Wenn du die erst vom Schrank holen und aus dem Koffer holen musst, ist das zu umständlich!

Also mindestens eine auf die Couch im Wohnzimmer (sobald man sich hinsetzt, muss man sie dann in die Hand nehmen!), eine auf den Esszimmertisch und eine auf den Wohnzimmertisch.

Und immer Notenmaterial bereit haben! Und zwar unterschiedliche Sachen!

Am besten auf einem aufgebauten Notenständer in der Nähe!

***Music was my first love...***