Handel mit Palisander wird komplett unter Schutz gestellt

Begonnen von Pazukulele, 06. Okt 2016, 09:45:22

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Patrick aus Berlin

Ich nehme meine Aussage von vorhin zurück...Wenn ich es so recht bedenke haben sie es doch nicht so ganz richtig gemacht.
Es könnte so einfach sein...der Handel mit Palisander komplett verbieten...fertig und keiner hätte Fragen.
Korruption macht das ganze kompliziert...und plötzlich darf man noch mit Altbeständen handeln...jetzt gibt es legalen Handel mit Palisander und illegalen Handel mit Palisander, welcher nur sehr schwer bis unmöglich voneinander zu unterscheiden ist.


Hummel

Altbestände mussten gemeldet werden vor dem Termin. Was hätte man sonst deiner Meinung nach mit ihnen machen sollen? KAnnst du dir auch nur ansatzweise vorstellen was passiert wäre wenn diese Möglichkeit nicht bestanden hätte? Zoll und Umweltamt stürmen mit Rammböcken Musikhandlungen, Werkstätten etc?
Das eigentliche Ziel des Gesetzes war ja niemals vorhandenes Holz zu vernichten oder zu totem Kapital zu machen.
Es geht um den Welthandel.
Das vermutlich irgendwo da draussen ein paar Herrschaften versuchen via Schmiergeldzahlung noch ein paar Ladungen diesjährigen Holzes zu Altbständen erklären zu lassen gehört zu den Ärgernissen die man nicht völlig abstellen kann.
Ausserdem- der neuen Palisander heißt Akazie zumindest bei Gitarren und Uken. So schön die klingt, sobald ein Hype draus wird wird es gefährlich.
Mein Fazit- brauche ich alles nicht. Es wächst genug Holz in Reichweite. Und warum nicht einen Obstbaum am Ende seins Lebens für Instrumente oder Möbel verwenden. Hat man in früheren Zeiten immer gemacht.
Instrumente wurden immer aus dem gebaut, was zur Verfügung stand. Und das was von weiter weg kam war das Kostbare. Ich denk mal an die alten Flamencogitarren. Korpus aus Zypresse? Null Problem wächst direkt um die Ecke.
Aber eine Fichtendecke? Auch noch von möglichst weit aus dem Norden? Welch ein Luxus!Und wir Nordmanntannen denken heute halt genau umgekehrt.


ukemouse

#152
Zitat von: Patrick aus Berlin am 24. Jun 2017, 17:59:47
Ich nehme meine Aussage von vorhin zurück...Wenn ich es so recht bedenke haben sie es doch nicht so ganz richtig gemacht.
Es könnte so einfach sein...der Handel mit Palisander komplett verbieten...fertig und keiner hätte Fragen.
Korruption macht das ganze kompliziert...und plötzlich darf man noch mit Altbeständen handeln...jetzt gibt es legalen Handel mit Palisander und illegalen Handel mit Palisander, welcher nur sehr schwer bis unmöglich voneinander zu unterscheiden ist.

Komplett verbieten wäre ja wohl für manche Hersteller ein riesiger finanzieller Verlust. Die haben das Holz legal erworben, daher dürfen sie es, solange sie es als Vorerwerbsware registriert haben, auch noch verbauen. Irgendwann ist das vorhandene Holz aufgebraucht, dann müssen sie sich was anderes einfallen lassen.
Wenn man den Handel komplett verboten hätte, dann hätte jeder Instrumenten-Besitzer seine vorhandenen Instrumente nie wieder verkaufen dürfen, auch Geschäfte nicht.....Ääääh also dieser Satz "komplett verbieten" war glaub ich nicht wirklich ganz durchdacht

Woher hast du das Wissen, daß es illegalen Handel gibt? Und wie soll das Funktionieren, wenn die Käufer auf Bescheinigungen bestehen?

Patrick aus Berlin

#153
Zitat von: ukemouse am 25. Jun 2017, 06:47:10
Die haben das Holz legal erworben, daher dürfen sie es, solange sie es als Vorerwerbsware registriert haben, auch noch verbauen.

also ein Holzkohlehersteller (Instrumentenbauer)meldet das er noch 100 Tonnen(5Bretter) Palisander Altbestand hat...daraus darf er ja noch Holzkohle (eine Ukulele)herstellen...wie soll man denn im nachhinein nachvollziehen das die Holzkohle(Ukulele) tatsächlich aus den Altbeständen ist...

Die Holzkohlehersteller sowie die Instrumentenbauer und auch du und ich, haben sich am Raubbau schuldig gemacht...wenn du jetzt sagst "na ich wusste ja nicht"... Unwissenheit schützt nicht vor Strafe...und so ist es auch mit den Läden. Die verdienen damit ihr Geld, man sollte schon wissen was man da verkauft. Entweder haben Sie ihren Job nicht gut gemacht oder Sie haben es einfach ignoriert.

Zitat von: ukemouse am 25. Jun 2017, 06:47:10
Woher hast du das Wissen, daß es illegalen Handel gibt?
Die Frage ist nicht wirklich ernst gemeint...oder?

Zitat von: Hummel am 24. Jun 2017, 22:30:22
Zoll und Umweltamt stürmen mit Rammböcken Musikhandlungen, Werkstätten etc?
Das eigentliche Ziel des Gesetzes war ja niemals vorhandenes Holz zu vernichten

Ich sage nicht das der Besitz komplett verboten werden sollte.

Edit: Was ich damit sagen will ist: es beschweren sich so viele Leute über eine Regelung die eigentlich hätte viel härter seinen müssen

Hummel

1. Der kleine bis mittlere Handwerksbetrieb lässt sich problemlos kontrollieren. Ebenso jeder Privatbesitzer und öffentliche Einrichtungen. Um die ging es auch nie.Da geht es nur darum sinnvoll mit dem schon Vorhandenen umzugehen. Gibt es keinen Nachschub mehr stellen sie auf andere Materialien um. Das versucht man übrigens seit Jahren schon. Da reden gerade die Instrumentenbauer und kleinen Manufakturen  sich den Mund fusselig bzw schreiben immer wieder auf ihren Internetseiten.
2 Das eigentliche Problem ist es wirkliche Kontrolle über den Welthandel zu bekommen und da sollten die Kräfte gebündelt werden statt sie beim Kleingekröse privater Altbestände zu binden.

apfelrockt

es ist bereits alles gesagt, nur noch nicht von jedem

Hummel

Jo, das hat was.
Neues von der Grenadillfront:
Endlich Kontakt mit Küng Lt Seriennummer plus der Gravur am Instrument ist es höchstwahrscheinlich im Juli 1965 oder 66 gebaut worden, weit vor aller Zertifizierung und es ist nicht sicher ob noch Unterlagen vorhanden sind. Da nur Wartung kann ich es an die deutsche Adresse von Küng schicken und falls da noch Unterlagen vorhanden könnte ich ein formloses Schreiben erhalten zum Baujahr. Grunz.

Pazukulele

Auf meine Nachfrage hat mir das saarländische Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz seinen Rechtsstandpunkt noch einmal erläutert. Vor allem aber hat es mir "Vollzugsempfehlungen" zugestellt, die das Bundesamt für Naturschutz erstellt und an die Länderbehörden verteilt hat. Da wird so einiges klar. Denn da steht glasklar:

ZitatGrund für die Listung dieser Holzarten auf der 17. CITES-Konferenz war die Gefährdung der Arten aufgrund der sehr hohen Nachfrage in China nach diesen Hölzern für den Möbel- und Innenausbau ... Grund für die Unterschutzstellung war nicht die Verwendung dieser Holzarten in Musikinstrumenten, die nur einen vergleichsweise sehr geringen Anteil ausmacht ...

Das war ja genau das, was ich ganz am Anfang vermutet hatte: China ist schuld.
Die Ausführungen zu Besitz und Nachweispflichten kennen wir bereits im wesentlichen. Neu ist für mich aber folgender Hinweis zu den Vermarktungsverboten:

ZitatBei der Vermarktung von Musikinstrumenten muss der Nachweis geführt werden, dass sie rechtmäßig in Besitz sind. Hierfür ist es ausreichend, wenn nachgewiesen wird, dass das Instrument vor dem 02.01.2017 hergestellt wurde. Dies kann z. B. durch Rechnungen, Versicherungspolicen oder Seriennummern erfolgen. Eine vorherige Registrierung bei einer Naturschutzbehörde ist nicht notwendig, falls vorgenannte Nachweise vorliegen.

Und nun kommt das für uns Entscheidende:

Zitat

  • Der Vollzug sollte sich nicht auf Vermarktungshandlungen, an denen Privatpersonen beteiligt sind, konzentrieren.
  • Dies gilt insbesondere auch für Fälle, in denen Musikinstrumente "verliehen" werden.

Und:

ZitatDer Einzelhandel, aber vor allem Endverbraucher und Privatleute, die später eventuell ihr Instrument verkaufen möchten, sollten nicht im Fokus der Kontrolle stehen. Dies sollte den Betroffenen über die Verbände kommuniziert werden.

Damit ist die Sache für uns eigentlich klar: Ebay-Kleinanzeigen, aber auch unser Forum usw. stehen nicht "im Fokus der Kontrolle". Heißt so viel wie: Was wir mit unseren Instrumenten machen, ist den Naturschutzämtern piepegal.  :)

Es sei denn, irgendwer hat außerordentlich viel Pech ...
The LORD was ready to save me: therefore we will sing my songs to the stringed instruments all the days of our life in the house of the LORD. (Isaiah 38:20)

Bebopalula

Sehr vernünftige Empfehlungen des Bundesamtes.  :)

Wahrscheinlich hat auch die Personalabteilung innerbehördlich die Befürchtung geäußert, dass für den Musikinstrumenten-Kontroll-Schwachsinn bundesweit Hunderte von Beamtenstellen geschaffen werden müssten. ;D
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https://www.youtube.com/user/BebopalulaUke/videos

Hummel

#159
Ich habe der netten Dame im Kreishaus versprechen dürfen erst im Herbst wieder anzurufen wenn alle Infos vom Moeck und Küng schriftlich da sind. Nachdem die Gitarren  schon im Frühling das Amt gestürmt haben wird es aktuell wohl von Rohrblattinstrumenten belagert. Erste Frage nach dem Abheben des Hörers : "Handelt es sich um eine Klarinette?"  ;D
Das Einzige was sie interessiert ist die Herkunft der Ringe. Ich habe beschlossen die Moeck anlässlich ihrer Reparatur und Wiederbelebung Manni zu taufen.
Noch mal die Zahlen. Die Schätzungen zu weltweiten Anteil des Instrumentenbaus liegen zwischen 1% bis maximal 3%. Da sind schon sämtliche China - Uken mit drin.

Bebopalula

Aus der "Musikosmos"-Musikgeschäfteseite habe ich kürzlich folgendes entnommen:

"Das Edelholz Palisander ist durch seine Dichte, Härte und Klangeigenschaften seit langer Zeit im Musikinstrumentenbau sehr beliebt. Allerdings zählen einige Palisanderarten zu den gefährdeten Arten, so daß z.B. Rio-Palisander bereits 1992 in das Artenschutzabkommen CITES aufgenommen und der Handel verboten wurde (CITES Anhang I).
Mit CITES Anhang II wurde ab dem 2.Januar 2017 der Handel mit allen Palisanderarten sowie weitere Hölzer zwar nicht verboten, aber strenger reguliert (lückenlose Dokumentationspflicht). Dies erschwerte insbesondere den Import von Musikinstrumenten aus Nicht-EU-Ländern, betroffene Instrumente wurden teurer oder erst gar nicht mehr lieferbar. Privatpersonen, die ihr Instrument an andere Privatpersonen verkaufen wollten, waren verwirrt. Reisen mit Musikinstrument wurde komplizierter.

Da im Vergleich zur Möbelindustrie die verwendete und weltweit gehandelte Holzmenge bei Musikinstrumenten sehr klein ist, wurde die Branchenverbände aktiv und haben eine Änderung der Regelung erwirkt. Auf der letzten CITES Vertragsstaatenkonferenz (CITES CoP18), die vom 17. bis 28. August in Genf stattfand, wurde unter anderem folgendes beschlossen:
Fertige Musikinstrumente,-teile sowie fertige Musikinstrumenten-Zubehöre werden in die Ausnahmeregelung #15 mit aufgenommen. Somit sind sie nicht mehr der Dokumentationspflicht unterworfen und ohne CITES-Nachweis handelbar. Dies gilt allerdings nicht für den in CITES I gelisteten Rio-Palisander.
Die beschlossenen Änderungen treten 90 Tage nach Ende der CITES-Konferenz in Kraft."
___________________________________________
https://www.youtube.com/user/BebopalulaUke/videos

Frolicks

Das ist sehr interessant, vielen Dank fürs Posten!

Bei Lichte betrachtet sorgt es zwar auch nur dafür, dass die rechtliche Lage der bereits überall üblichen Praxis angepasst wird. Denn wer hat schon in den letzten zwei Jahren darauf geachtet, dass Ukulelen mit Palisandergriffbrett auch wirklich mit Vorerwerbsbescheinigung weiter verkauft wurden?

Trotzdem natürlich sehr beruhigend, dass die Gesetzgeber da ja doch relativ schnell ein Einsehen hatten.
I plink, therefore I am.

Pazukulele

Ja, tatsächlich: Seit dem 26.11.2019 gelten laut den neuen CITES-Anhängen Ausnahmen für Palisander = Dalbergia spp. (mit Ausnahme von Riopalissander) und Bubinga (Guibourtia demeusei, Guibourtia pellegriniana, Guibourtia tessmannii) für
ZitatFinished musical instruments, finished musical instrument parts and finished musical instrument accessories.
Darunter zu verstehen ist
Zitata musical instrument ... that is ready to play or needs only the installation of parts to make it playable
,
Zitata part ... of a musical instrument that is ready to install and is specifically designed and shaped to be used explicitly in association with the instrument to make it playable
und
Zitata musical instrument accessory ... that is separate from the musical instrument, and is specifically designed or shaped to be used explicitly in association with an instrument, and that requires no further modification to be used.
(cites.org/eng/app/appendices.php)
Also Instrumente, Teile von Instrumenten (z. B. Griffbretter) und Zubehör für Instrumente aus Palisander und Bubinga dürfen ab sofort wieder gehandelt werden!
The LORD was ready to save me: therefore we will sing my songs to the stringed instruments all the days of our life in the house of the LORD. (Isaiah 38:20)

kiwidjango

Die Chinesen wird es freuen, da sie containerweise diese angesprochenen Hölzer in Riesenmengen!!!!! aufgekauft haben
und URSACHE für den Cites - Beschluss von 2016 waren. Die Container sind gut bewacht und es werden bestimmt nicht die kleinen Gitarrenbauer
gewesensein, die dazu beigetragen haben, die Bestimmungen für die Verwendung von Palisander gelockert haben.

Jetzt kann man herrlich mit ihnen Luxusmöbel und Yachtausstattungen bauen.

Aber schauen wir auf den inländischen Markt: Ab heute kann man "Wintergrills" und Feuerschalen bei Aldi-Süd kaufen...und jede Menge Grillholzkohle
kommt aus Afrika , Südamerika und Asien .....Umdenken in Sachen Klimaschutz geht anders, besonders , wenn man "regionale Produkte" in diesen Märkten
propagiert.
Gruß aus der Werkstatt

Pazukulele

#164
Zitat von: kiwidjango am 12. Dez 2019, 06:29:41
es werden bestimmt nicht die kleinen Gitarrenbauer gewesensein, die dazu beigetragen haben, die Bestimmungen für die Verwendung von Palisander gelockert haben.
Über die Hintergründe gibt es einen interessanten Bericht des National Public Radio vom 27. August. Ich zitiere daraus einmal die wesentlichen Fakten:

ZitatIm Gefolge der Restriktionen von 2017 verlor die Musikinstrumenten-Industrie mehrere Zehnmillionen Dollar an Umsatz, und reisende Orchester befürchteten, ihre Instrumente würde an internationalen Grenzen beschlagnahmt werden. Beide Bereiche hatten mit einem bürokratischen Zulassungsprozeß zu kämpfen.
Instrumentenbauer und Musiker setzten sich für die Ausnahme ein und schrieben eine Stellungnahme für die [CITES-] Konferenz, daß "die Welt der Musik und Kultur bestimmte Instrumente verlieren wird, die Töne höchster Qualität erzeugen, ohne entsprechenden Gewinn für den Schutz [der Hölzer] ...
Scott Paul, Leiter der [Abteilung für] Nachhaltigkeit natürlicher Ressourcen bei Taylor, sagte, die Palisander-Regulierung sei hastig erarbeitet worden, was die Verwaltungen auf der ganzen Welt dazu zwang, "eine obszöne Menge an Genehmigungen" auszustellen.

(https://www.npr.org/2019/08/27/754509680/musical-instruments-to-be-exempt-from-restrictions-on-heavily-trafficked-rosewoo?t=1576135643965)

Damit ist klar, daß es drei Hauptleidtragende gab, die sich alle vehement für die Lockerung der Regelung eingesetzt haben dürften:

  • Instrumentenbauer,
  • Orchester,
  • Verwaltungen.

Das entspricht ja ziemlich der in unserem Forum diskutierten Interessen- und Erfahrungslage.

Und es ist auch klar, daß Umweltschützer damit nicht glücklich sind. Von denen wird die neue Lösung im selben Artikel "ein mit Widerwillen getroffener Kompromiß" und ein "schlechter Präzedenzfall" genannt.
The LORD was ready to save me: therefore we will sing my songs to the stringed instruments all the days of our life in the house of the LORD. (Isaiah 38:20)