Welche Holzstärke

Begonnen von Jos, 25. Jul 2019, 22:12:45

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema. (7 Antworten, 2.446 Aufrufe)

Jos

Nachdem ich mir hier an Board den Selbstbauvirus eingefangen habe, hoffe ich auf Therapie in Form von guten Ratschlägen. Geplant und gezeichnet habe ich schon, aber es gibt einige praktische Fragen. Über Holzarten habe ich einiges gelesen auch bei Gitarrenbau, was ja für Ukulelen genau so gilt, denke ich mal. Die Holzstärken für Zargen, Boden und Decke interessieren mich. Da habe ich für die Decke schon mal 1,8 mm gelesen. Auch der Beitrag hier ,,Wie sehr darf sich die Decke einer Ukulele wölben?" war sehr interessant. Ist es so, dass es ein Spagat ist zwischen Klang und Stabilität? Je dünner die Hölzer, desto schlechter die Stabilität und desto besser der Klang? Aber sicher gibt es Anhaltspunkte, womit man mal beginnen kann, ohne das Rad neu erfinden zu müssen. Also: Boden, Zarge, Decke für eine Tenor, Mensur 430 mm, mit welchen Holzstärken sollte ich da mal anfangen?
Und wie ist das mit der Größe des Schalllochs? Ist bestimmt ausschlaggebend für den Klang! Das habe ich jetzt einfach mal nach optischen Empfinden festgelegt. Und eine Excel-Tabelle für Mensurberechnung habe ich auch schon ,,gefunden".
Für Hilfe bedanke ich mich schon vorweg.

Old Boy

Ein präzises mathematisches Modell für Ukulelen gibt es wohl nicht.
Kein Wunder also, dass sich die massenhaft aus Asien herangeschafften Ukulelen alle weitgehend ähneln.
Die Jungs da wissen's auch nicht und nehmen sich zwangsläufig eine Ukulele eines Herstellers, der schon seit Jahrzehnten erfolgreich im Geschäft ist. Und das ist z.B. Martin.

Ich habe mal all meine Soprane vergleichend vermessen (sind inzwischen so einige) und sehe, dass da nur marginale Abweichungen im mm Bereich vorkommen. Trotzdem klingen die alle anders! Es sind also nicht nur die Abmessungen!

Warum also nicht auch so anfangen und sich dann durch Variieren ein eigenes optimiertes Modell schaffen, welches den eigenen Vorstellungen weitgehend entspricht!

Hat ja auch in der Tierwelt funktioniert ... ist die Evolution nicht auch so vorgegangen:
Mal sehen, was passiert, wenn ich hier was ändere?!
Bei Erfolg: Das bringt was. Das lassen wir so!
Bei Misserfolg: Die Variante lassen wir mal aussterben! Mal sehen was man noch machen kann!

Der Vorteil, wenn man etwas "nachempfindet" ... man hat die Möglichkeit, Fehler und Ungereimtheiten des Vorgängers zu korrigieren und so das Produkt zu verbessern! Man muß nur den Mut haben, zu ändern.

Ergo: Du kommst um eigene Experimente kaum rum!

Frag dich aber immer dabei: Muß das so sein? Warum nicht ganz anders?

OK, jetzt hast du immer noch keine Daten ... denk aber trotzdem mal in diese Richtung ...
Bei mir hängen mehr Ukulelen am Haken, als ich Akkorde fehlerfrei beherrsche ... soeben ist schon wieder eine dazu gekommen!
Ich arbeite aber eifrig daran, das Verhältnis umzukehren ... und das nicht nur durch den Verkauf von Instrumenten ;)

Jos

Sehr schöne Antwort, vielen Dank Old Boy. Ans Experimentieren habe ich auch schon gedacht, das ist ja der Reiz an der Sache. Sonst könnte ich ja auch in den Laden gehen und mir was holen. Aber als Start, um nicht gleich ganz daneben zu liegen. Ich dachte an 2 mm Sägefurnier und mit verschiedenen Holzarten zu experimentieren. Mal sehen, was dabei herauskommt.
PS: Muss ich immer wieder beim Beitrag schreiben das Verifizierungsformular ausfüllen, oder geht das auch einfacher?

Hummel

#3
Das mit dem Verifizierungsformular hört nach einer Weile auf. Als total Ahnungslose kann ich dir keine Tipps geben aber ich frage mich wie du Zargen biegst und gutes Deckenholz erkennst?

Jos

Ich stehe erst am Anfang, deshalb frage ich hier. Zargen biegen muss ich noch ausprobieren. Entweder mit Furnierschichten in Schablone formverleimen, oder mit Dampf erhitzen und in eine Form pressen. Über ein heißes Rohr verbiegen, so wie ich es in Videos gesehen habe, werde ich womöglich nicht hinbekommen. Deckenholz nach feinen Jahresringen schauen. Und ausprobieren, so wie es mir Old Boy geraten hat und genau das reizt mich. Was dabei heraukommt, weiß ich heute noch nicht.

kiwidjango

Ich begrüße Dich in der Truppe der Selbstbauer!

Eine Empfehlung: Lerne mit dem Holz zu "denken". Maße sind nur Anhaltspunkte. Sie ersetzen NIE die Kenntnisse über Holz.

Aber: Das Netz ist voll von Bauplänen, DIY-Anleitungen etc. etc....das Doofe ist nur: Keine dieser Beiträge geben dir Holz in die Hand...lassen dich
fühlen, testen, klopfen, biegen.....

...und: Spar schon mal!!!!! Das Selbstbauen ist teuer!

Ist aber alles lösbar!!
Gruß aus der Werkstatt

Bugle

Hallo Jos,
selbstbauen ist eine geniale Sache, laß dich nicht entmutigen wenn mal was schief geht - das klappt dann meistens im zweiten Versuch.

Mit 2mm für Zargen, Decke und Boden hast du ein relativ unkritisches Maß gewählt. Tendenziell kannst du den Boden ein wenig dicker und die Decke ein wenig dünner machen aber hier reden wir von klitzekleinen Unterschieden.

Meine letzten Instrumente (Tenor) hatten 1,9mm starke Decken und 2,1mm starke Böden. Zargen waren zwischen 1,8 und 1,9mm dick.

Viel Spaß beim Bau!

Old Boy

#7
Volkers Zahlen möchte ich keinesfalls anzweifeln, zumal ich ja 2 BUGLEs am Haken hängen habe, die zu meinen bestklingenden Ukulelen gehören und sich nicht hinter Hawaiianern verstecken müssen.

Dass aber selbst bekannte Hawaiianische Produkte (KoAloha) einen vollkommen andere Ansatz haben und zumindest für die Zargen deutlich mehr ansetzen, kannst du in diesem Video sehen (ab ca. Minute 4:45 ).



Nach meinem vollkommen ungenormten Augenmass sollten das durchaus 3mm oder sogar mehr sein!
Was den Vorteil hat, die Jungs lassen dadurch einfach die Reifchen weg (die Leimfugenfläche ist ja dadurch relativ gross) zumal man ja ohne Purflings etc. arbeitet ... und sparen dadurch einiges an Zeit und Produktionskosten.
Dazu arbeiten die KoAlohas mit einer Zarge in gleichmäßiger Höhe und absolut planen Böden  ???
Auch die verwendeten Formen sind in Folge total simpel ... aus fertigungstechnischer Sicht "einfach genial" = "genial einfach"!

Trotzdem klingen die KoAlohas grandios Hawaiianisch ... zumindest in meinen Ohren!

Für mich heißt das:
Es gibt keine 100 prozentigen Regeln für einen garantiert guten Ukulelen-Klang und man kommt wohl nicht ohne eigene Experimente aus. Es gibt einfach zu viele Variablen ...
Also, nimm die Maße von Bugle/Volker und probier's einfach aus ...
Also ICH zumindest würde es so machen ... momentan aber sind die 40°C in meinem "Workshop" einfach zu viel ;)
Bei mir hängen mehr Ukulelen am Haken, als ich Akkorde fehlerfrei beherrsche ... soeben ist schon wieder eine dazu gekommen!
Ich arbeite aber eifrig daran, das Verhältnis umzukehren ... und das nicht nur durch den Verkauf von Instrumenten ;)