Wieder einmal Skalen....

Begonnen von UkeDude, 20. Apr 2018, 12:06:24

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UkeDude

Ich habe folgene Wegseite gefunden und finde die ganz ansprechen und super bebildert:

https://ukebuddy.com/


Da ich mich jetzt dann mal wirklich ernsthaft mit Skalen auseinander setzen möchte hab ich mal ein paar Fragen und vielleicht hilft es ja auch dem einen oder anderen. Ziel soll es sein, z.B. in einem Blues was zu improvisieren...

Da gibt es dann auch die Blues Skala

https://ukebuddy.com/ukulele-scales/C-blues-scale
oder Deutsch
https://ukebuddy.com/ukulele-tonleiter

in dem Fall in C.

Nun die Fragen, wo ich noch nicht wirklich schlau werde, speziel zu der Seite:

1. Da steht: The C Blues scale has the intervals I, iii, IV, IV+, V, vii
Ich hab mal gelernt, das man die römischen Ziffern für Akkorde hernimmt, Groß=Dur, klein=Moll, aber hier geht es ja um Intervalle, also Terz, Quinte... etc Ist also klein=kleines Intervall, z.B. kleine terz =iii? und Großes Interval=IV, was ist dann IV+, Übergroß?

2. Da steht: Matching Chords: Cm Cm7 Csus4 D# D#m D#sus2 Fsus2 Fsus4 F7sus2 A#sus2
Ich hab mal gelernt, in der C-Dur Tonleiter sind folgende Akkorde drin: C, Dm, Em, F, G, Am, Bm7
Passt nicht... finde den Fehler: :D

3. Wenn jetzt ein Blues in C-Dur ist, kann ich die Töne der C Blues Skala verwenden, das ganze stück lang, selbst wenn ein F oder G-Dur gespielt wird?

4. Dann noch eine Generelle Frage zu Skalen: Auf der Seite gibt es Major, Minor, Blues, Maj Pentatonik, Minor Pentatonik, und viele weiteren. Wann weiß ich, welche Skala ich verwenden kann, soll, etc... beim Blues ist es klar, aber der Rest? :D

Wie gesagt, vielleicht bin ich ja nicht der einzige doofe. :D

Bebopalula

Ich benutze The Ukulele Helper. Da sind die Pentatoniken ein bisschen differenzierter ausgeführt. Für Blues nehme ich dann die Blues- oder die Minor-Penta. In deinem Beispiel spiele ich dann durchgängig die C-Penta. Das meiste andere ignoriere ich, da ich nicht wirklich in die Tiefen der Musiktheorie einsteigen will. Da bleibe ich gern ein Doofer :D
___________________________________________
https://www.youtube.com/user/BebopalulaUke/videos

Tuke

#2
In Musiktheorie bleibe ich auch ein Doofer, aber NICHT gerne!!
Ich vergess' den Krempel bloß immer sofort wieder...
eben hab ich's noch gewusst....   ::)

Zum Nachschlagen im Ernstfall nehme ich zur Hand:
"How Music Works on the Ukulele" von Phil Doleman.

Das ist glasklar geschrieben (in verständlichem Englisch allerdings),
absolute Kaufempfehlung!!
"Die Normalität ist eine gepflasterte Straße: Sie ist bequem zu gehen, aber auf ihr wachsen keine Blumen." - Vincent van Gogh

isso

4: Welche Skala kann man zu einem Akkord in einer bestimmten Tonart spielen? Um da einigermaßen mitreden zu können, müsste man sich sorgfältig in Jazzharmonielehre vertiefen. Es geht nicht nur darum, irgendwelche vorgegebenen Skalen rauf- und runternudeln zu können, es gibt auch bestimmte Gewichtungen innerhalb der Skalen je nach Akkorden und Tonarten, mit denen sie kombiniert werden. Ich sehe gerade, UkeDude, dass Du aus Regensburg kommst, vielleicht gibt es da eine gut sortierte Stadtbibliothek, die so etwas im Angebot hat.
2: Der Autor führt ganz simpel Akkorde auf, die aus dem Tonvorrat der angegebenen Bluestonleiter gebildet sind. Inwieweit das irgendeinem Spiel auf die Beine helfen soll, ist mir schleierhaft.  Ach so: Bm7 ist nicht in C-Dur drin, dafür aber Bm7/-5 (also f, die verminderte Quinte).
Ich hatte mal vor, mich so ganz nebenbei in den Problemkreis, die Du aufgeworfen hast (vor allem in Punkt 4), einzuarbeiten, musste aber schnell einsehen, dass es mehr an Zeitaufwand gekostet hätte, als ich bereit war, aufzuwenden. Ich will Dich nicht entmutigen, diesen Fragen nachzugehen, es braucht halt eine gehörige Portion Lernwut dazu.

Uhu

Bevor es überaus kompliziert wird: Dieses schöne Thema bespreche und übe ich auch mit meinen jüngeren Schülern im Grundschulalter. Und zwar so spielerisch und praktisch wie möglich. In Winterswijk hätte ich Zeit für die Diskussion grundlegender Fragen rund um Skalen und Improvisation. Ich vermeide grundsätzlich Fachbegriffe und ignoriere auch die Existenz eines Bm7/-5.  :)





Ole Lele

#5
Zitat von: UkeDude am 20. Apr 2018, 12:06:24
1. Da steht: The C Blues scale has the intervals I, iii, IV, IV+, V, vii
Du hast recht, dass man römische Zahlen für Akkorde nimmt und arabische für Einzeltöne. Die Skalentöne sind 1, b3, 4, #4, 5 und b7  (b: klein oder vermindert, #: übermäßig. Vorsicht: Bei Akkordtönen gelten etwas andere Regeln und man schreibt "7" statt "b7" und "#11" statt "#4"). Bei der #4 handelt es sich um eine übermäßige Quarte, den "Tritonus", die aber auch als b5 verwendet wird (klingt ja gleich); sie ist etwas unselbständig, meist verpartnert mit reiner 4 oder 5 davor oder danach. Die Terz darf auch ins Dur schwanken. Die Paare b3/3, 4/#4 und b5/5 nenn man "blue notes"  (formal würde auch b7/b dazugehören, tatsächlich wird aber die große 7 vermieden, es sei denn, man bleibt bei der C-Skala und spielt aber gerade nicht über C-Dur).

Zitat2. Da steht: Matching Chords: Cm Cm7 Csus4 D# D#m D#sus2 Fsus2 Fsus4 F7sus2 A#sus2
Dies sind Akkorde, die man aus den Skalentönen bilden kann. (Die Bezeichnungen "D#" und "A#" sind hier allerdings idiotisch. In dieser Tonart heißen die Akkorde Eb und Bb, und unter diesen Namen kennt man sie auch besser.) Im Blues benutzt man diese Skalenakkorde in der Regel aber nicht. Der Blues unterscheidet sich von anderen Stilrichtungen gerade dadurch, dass andere Regeln für die Wechselwirkung zwischen Skala und Akkord gelten: Die b3 ist zwar die kleine Terz, formal handelt sich also um eine Mollskala, man kann aber trotzdem Dur-Septakkorde spielen (oder wechselt kurz ins Moll und kehrt ins Dur zurück oder hat auch mal die Durterz in der Melodie) oder auch C7 mit Mollterz oben drauf spielen als (C7(#9) oder Calt). Solche Spannungen sind der Normalzustand: im Blues sind einfach sämtliche Akkorde dissonant.

Zitat3. Wenn jetzt ein Blues in C-Dur ist, kann ich die Töne der C Blues Skala verwenden, das ganze stück lang, selbst wenn ein F oder G-Dur gespielt wird?
Hängt auch innerhalb des Blues von der Stilrichtung ab. Meist wechselt man mit den Akkorden die Skala, aber manchmal bleibt man auch bei der C-Skala (gilt als Ur-Blues); oder man spielt "mixo" (mit 2 und 6 noch dazu). Sind halt alles verschiedene Sounds; manchen Stücken steht das Eine, anderen das Andere besser.

Zitat4. Dann noch eine Generelle Frage zu Skalen: Auf der Seite gibt es Major, Minor, Blues, Maj Pentatonik, Minor Pentatonik, und viele weiteren. Wann weiß ich, welche Skala ich verwenden kann, soll, etc... beim Blues ist es klar, aber der Rest? :D
Jede Skala hat ihren eigenen Sound; was man passend findet, hängt von Stil und Geschmack ab. Außerhalb des Blues gilt aber normalerweise die Regel, dass Akkord und Melodieskala einander nicht widersprechen sollten, man also zu einem Durakkord eben keine der gleichnamigen Mollskalen spielt und zu einem Dominantseptakkord keine große Septime. Und man wählt zu den einzelnen Akkorden die jeweilige Skala häufig so, dass sie mit der zum Grundakkord (Tonika) gewählten weitgehend übereinstimmt.
Bei einem Volkslied in C-Dur spielt man z.B. zu C-Dur die normale C-Dur-Tonleiter ("ionisch"), zu F-Dur die F-Dur-Tonleiter mit #4 statt 4 ("lydisch") und zu G-Dur die G-Dur-Tonleiter mit b7 statt 7 ("mixolydisch"). C ionisch (cdefgahc), F lydisch (fgahcdef) und G mixolydisch (gahcdefg) enthalten genau dieselben Töne und man könnte meinen, man spiele doch die ganze Zeit schlicht C-Dur und es mache keinen Sinn, zu unterscheiden. Tatsächlich hat dasselbe Tonmaterial aber im Zusammenhang mit dem jeweiligen Akkord einen jeweils anderen Sound - die C-Dur-Tonleiter klingt zu C-Dur gespielt anders als zu F-Dur oder G-Dur oder G7. Man hört jeweils einen "ionischen", "lydischen" oder "mixolydischen" Sound, auch wenn das Tonmaterial dasselbe ist.

Zu diesen Wechselwirkungen zwischen Akkord und Skala/Melodie habe ich vor fünf Jahren in Winterswijk einen Workshop gegeben: "Bruder-Jakob-Theorie", vielleicht erinnerst Du Dich, wo diese simple Melodie ganz unterschiedlich wirkte, je nachdem, in welchen Akkordbezug ich sie setzte (mit geeigneter Begleitung schien Bruder Jakob sogar eine Moll-Melodie zu sein, ohne dass ein Ton an ihr geändert worden wäre). Das gilt umgekehrt natürlich genauso, wenn man die Akkorde gleich lässt, aber die Skalen anders wählt. Es hilft daher ungemein, wenn man die Skalen nicht abstrakt lernt, sondern sie mit konkreten Klangvorstellungen verbinden kann.

Die meisten von uns haben gelernt, grob die Sounds von Dur und Moll zu unterscheiden. Die Skalensounds sind letztlich Erweiterungen und Nuancen dieses Spektrums, deren unterschiedlichen Charakter man genauso lernen kann zu hören und sich vorzustellen wie den Unterschied zwischen Dur und Moll. Das kann man unterschiedlich weit treiben; ich würde aber jedem empfehlen, der sich auch nur am Rande dafür interessiert, zumindest den einen Schritt zu gehen und in Gehör und Vorstellung nicht nur Dur von Moll zu unterscheiden, sondern die Kombination von Dur-Terz mit Moll-Septime wie bei den im Blues vorherrschenden Akkorden C7, F7, G7, etc. als eigenes, drittes Tongeschlecht wahrzunehmen ("dominantisch"; dazu gehört z.B. das oben erwähnte "mixolydisch"). Zwischen einfachem Dur und Dominantisch zu unterscheiden ist oft wichtiger als die Unterscheidung zwischen Dur und Moll. Beim Blues merkt man das sofort.

Viele Grüße
Ole

UkeDude

Also erstmal vielen Dank an alle. :D

Langsam kommt Licht ins Dunkel.

@Ole, vielen Dank für die Ausführliche Darstellung. Deinen Workshop hab ich zwiespältig in Erinnerung, einmal Begeisterung und auf der anderen Seite, das es ziemlich schnell kompliziert wurde. :D 
Aber den kannst Du gerne mal wieder machen :D

@Tuke, danke für den Literaturhinweis

@Uhu, danke für das Angebot, ich hoffe wir finden mal ne ruhige Stunde um darüber zu sprechen.

@Bebopalula & KingK: Danke für die Hinweise

@isso, das mit der Bibliothek ist ne gute Idee.