Scharfe Bund-Enden

Begonnen von torstenohneh, 13. Mär 2021, 11:54:12

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torstenohneh

Aloha ihr lieben Menschen,

Man kennt das ja ... jedes Jahr im Winter ... trockene Luft ... schrumpfendes Holz.
Manchmal schrumpft das Griffbrett gar so viel, dass die Bünde unangenehm überstehen.

Ich würde das gerne selber angehen und das Ganze reparieren.
Wer von euch hat da Erfahrung?
Wie geht man am besten vor?
Welche Werkzeuge benötigt man? Und wo bekommt man die (im Internet)?

Danke schon mal für eure Antworten.
LG
Torsten
Verfechter der tiefen G-Saite und bekennender Ukulelenpolygamist

Tuke

#1
Moin Torsten,
dieses Raspeln hasse ich!!
Das Problem mit kleinen Feilen (Nagelfeile z.B.) ist, dass man praktisch immer
etwas verkantet und im Holz Riefen hinterlässt.
Seit dem klösterlichen Ukulelenbau, wo man sein Griffbrett ja selbst mit Bunddraht
"fretted", mache ich das mit zwei Werkzeugen:
Eine flache, feine & lange Feile, mit dem man parallel zum Griffbrett vorgeht
und die seitlich überstehenden Enden wegfeilt.
Man liegt dann immer auf mindestens drei Bünden auf, so dass das Holz geschont wird.
Dafür kann man jede feine, flache Metallfeile nehmen, gerne ohne Griff.
Eine spezielle Bundendenfeile von Hosco für schmale Bünde (!) habe ich mir gegönnt.
(Günstiger, als ca. 50 Piepen gibt's die allerdings vermutlich nicht)
Mit der feilt man auf dem Bunddraht, im rechten Winkel zum Hals die seitlichen Enden geschmeidig-
rund.
Viel Erfolg und
LG TT
"Die Normalität ist eine gepflasterte Straße: Sie ist bequem zu gehen, aber auf ihr wachsen keine Blumen." - Vincent van Gogh

Kat

Ich habe das zunächst mit Glas-Nagelfeilen gemacht. Die sind hinreichend fein und meist ist eine der Schmalseiten glatt, also ohne "Feilmaterial", so dass man das Holz nicht beschädigt. Aber ich habe mir dann doch irgendwann mal zwei Bund- bzw. Bundendefeilen gegönnt. Sh. Thomas. Teuer aber gut und die Ausgabe rechtfertige ich vor mir selbst, indem ich gern die Bünde befreundeter Ukulelisten richte  ;)

Knasterbax

Tach Torsten,

ZitatWie geht man am besten vor?
Gaaanz gaaanz vorsichtig...
Beim Feilen schütze ich das Holz mit dem Daumennagel der nichtfeilenden Hand.
Nachgearbeitet wird dann mit den drei Flächen eines Nail buffers (Nagelpolierfeile, diese relativ weichen Dinger aus dem Drogeriemarkt).

ZitatWelche Werkzeuge benötigt man?
Ich habe mir zu diesem Zweck mal eine kleine Metallnagelfeile zurechtgebastelt, indem ich die dreieckige Spitze ohne "Hieb" weggesägt habe.
Damit komme ich jetzt auch am Hals-Korpus-Übergang an heikle Stellen ran, ohne Kratzer zu verursachen.
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

kiwidjango

Super dargestellt, Thomas!

beim Beiarbeiten von überstehenden Bunddrahtenden mittels langer Feile wird IMMER Holz abgetragen!
Aber bei den verwendeten Harthölzern für Griffbretter fällt der Abtrag und feiner Nachschliff(400) nicht auf.
Die Kante wird geölt oder mit ein wenig Lack nachgearbeitet.  Fertig

Selbst beim normalen Spielen würde das Hautfett die Feilkante wieder dunkel machen.

Viel wichtiger ist der Aspekt, für eine angenehme Luftfeuchte in der Wohnung zu sorgen...und noch wichtiger,
keine schlecht gebauten Instrumente zu kaufen, wo schon im Herstellungsbetrieb kein Mensch auf die Holzfeuchte des Griffbrettes achtet...

oder es gibt zwischen Griffbrettholzlieferant und Bundendfeilenproduzent "Absprachen"---smile
Gruß aus der Werkstatt

Alohalele

#5
Aloha Torsten,

Finger weg von den Feilen!!!

Was machst du, wenn die Luftfeuchtigkeit wieder längerfristig  im Lot ist und das Griffbrett ein wenig aufgeht??!

Es sollte gar nicht erst dazu kommen, dass die Hölzer anfangen zu arbeiten... Deshalb sollte immer bei massiven Holzinstrumenten auf eine Kontrolle der Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 % geachtet werden. Wenn es mal ein paar Tage darüber oder drunter sind, ist es kein Problem. Bei längerer Zeit entstehen Probleme, wie an deinem Instrument. Geräte zur Messung der Luftfeuchtigkeit kosten relativ wenig Geld. Ein Luftbefeuchter, welcher einen Raum konstant auf ca. 50% hält kostet je nach Raumgröße ab ca. 150€. Ein kleiner Wasserverdampfer von Amazon für 10€ kann da nichts ausrichten!
Eine teure Ukulele ist nur so gut, wie die Finger des Spielers es zulassen...

LG Grüße
Niels

Tuke

Frau Griet riet der Frau Grete,
was sie, wenn sie sie wäre, täte.
Frau Ruth riet ihr, sie,
wär sie sie, tät es nie.
Nichts ist so schlimm wie zwei Räte.
::)
"Die Normalität ist eine gepflasterte Straße: Sie ist bequem zu gehen, aber auf ihr wachsen keine Blumen." - Vincent van Gogh

kiwidjango

Thomas,...sinnlos!

da kannst du dir den Mund fusselig reden....
Gruß aus der Werkstatt

Alohalele

#8
Hallo liebes Ukulelenforum,

@ Tuke und kiwidjango

Verstehe eure Reaktion nicht so ganz... Was war denn falsch, an dem was ich schrieb? Habe ich vielleicht etwas überlesen?!  :-[

Meine Erfahrungen sind, dass man niemals an irgendwelchen metallischen Teilen, welche an irgendwelchen Hälsen aus Holz eingelassen sind herumfeilen soll, bis die umgebende Luftfeuchtigkeit nicht  über einen längeren Zeitraum gleichbleibend war und das umgebene Material gesättigt hat. (Was für ein Satz...  :D)

Nur ein Beispiel: Ich besitze eine Flamenca aus Chinafertigung. Habe sie irgendwann vor ganz vielen Jahren  im Sommer gekauft. Perfekte Bespielbarkeit. Bünde perfekt abgerichtet und entgratet. Klang war dem Kaufpreis entsprechend. Im Winter bei extremer und trockener Heizungsluft (so über 2-3 Monate bei ca. 25-40% Luftfeuchtigkeit). Die Decke war eingefallen und einige der Bundstäbchen ragten so ca. bis zu 1mm über die Halskante heraus... Autsch... Die Gitarre war unspielbar! Ich stellte sie in die Ecke. Im Sommer nahm ich sie wieder zur Hand und siehe da... Die Decke war wieder dort, wo sie sein sollte und der Hals war top bespielbar...
Was wäre, wenn ich die Bünde heruntergefeilt hätte...?!!

@ kiwidjango
Zitat Anfang: "(...viel wichtiger ist der Aspekt, für eine angenehme Luftfeuchte in der Wohnung zu sorgen...und noch wichtiger,
keine schlecht gebauten Instrumente zu kaufen, wo schon im Herstellungsbetrieb kein Mensch auf die Holzfeuchte des Griffbrettes achtet...)" Zitat Ende.

Muss dir da voll und ganz zustimmen! Das mit der Luftfeuchtigkeit ist ja jetzt durchgekaut... aber woher soll der werte Käufer denn wissen, ob das gekaufte Instrument unter optimalen Verhältnissen, was die Luftfeuchtigkeit angeht, gefertigt wurde?

"Ich will mir da aber auch nicht den Mund fusselig reden... "  ::)


Einen lieben Gruß an alle

Niels








Eine teure Ukulele ist nur so gut, wie die Finger des Spielers es zulassen...

LG Grüße
Niels

Knasterbax

Hallo Niels,

ich kann Dir nur beipflichten: Holz arbeitet, und ein bisschen auf den Frühling zu warten, scheint mir sinnvoller, anstatt wegzufeilen, was hinterher dann vielleicht fehlt. Es kommt halt sehr - siehe Dirks Hinweis - auf das jeweilige Instrument an und darauf, was das Holz erlebt hat, bevor es verbaut wurde. Meine olle Bürokulele (Cantabile, Linde Laminat) braucht ein kleines Feilen-Setup nach dem Winter, bei meiner Kai warte ich erst mal ein bisschen ab...
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

torstenohneh

Guten morgen an alle,

Danke für eure Ratschläge.
Ich bin mit den Werkzeugen ein wenig tätig geworden und bin mit dem Ergebnis zufrieden.
Wenn ich es nicht vergesse halte ich euch aber auch gerne auf dem Laufenden wie die Situation ist, wenn im Sommer die Luftfeuchtigkeit wieder steigt.

LG
Torsten
Verfechter der tiefen G-Saite und bekennender Ukulelenpolygamist

Ukulehrling

#11
Dieser Thread hat mich dazu gebracht, mir ein paar meiner Ukulelen noch einmal genauer anzusehen – und einige Bundenden zu bearbeiten.
Da ich die alte Nagelfeile (so eine "klassische" aus Metall) vom letzten Mal nicht wieder gefunden habe, habe, habe ich diesmal zu einer Nagelfeile gegriffen, bei der sie Körner auf einem Schaumstoffträger aufgebracht sind. Das funktioniert noch besser, als mit der alten Feile. Sie Seite des Griffbretts habe ich jeweils mit einem Fingernagel geschützt und mit sehr kurzen Bewegungen mit dem abgerundeten Ende der Schaumstofffeile die überstehenden Bundenden gekürzt und die (Schnitt-)Kanten angerissen. Geht erstaunlich schnell. Oft reichen zwei bis drei kurze Bewegungen, damit das Bundende spielbar wird. Die Schleifspuren an der Griffbrettkante halten sich in Grenzen.

Die Körnung der Feile schätze ich auf irgend was zwischen 180 und 240.

2021-04-02: Edith sagt, da fehlt ein 'f'.
𝄞 😎 Ewiger 🔰Anfänger mit UAS und viel zu wenigen 🍍Pineapple-Ukulelen ...