Wie sehr darf sich die Decke einer Ukulele wölben?

Begonnen von K.Berger, 10. Jul 2019, 22:19:27

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K.Berger

Hallo liebe Leute!

Dieses Mal eine sehr allgemeine Frage, da es mich technisch interessiert.

Ich habe heute in einem örtlichen Shop die Fender Montecito anspielen können, um welche ich ja schon länger herumschleiche.

Dabei fiel mir auf, dass die Decke der Montecito hinter dem Steg schon eine deutliche Wölbung nach außen aufwies.

Meine anderen Ukulelen haben dies größtenteils auch, egal ob Massivholz oder Laminat. Je größer die Decke (Tenor), desto ausgeprägter scheint diese Wölbung zu sein.

Bei meinen Sopran Uken sieht man nur hier und da eine ganz leichte Wölbung. Bei den Concert Modellen ist es schon ganz gut sichtbar(außer bei einer meiner Brükos) und meine Tenor Modelle haben alle einen gewissen Bauch hinter dem Steg.

Nun kenne ich es von Akustikgitarren, noch ausgeprägter von klassischen Gitarren, dass diese ohne eine gewölbte Decke nicht so gut klingen. Irgendjemand sagte dazu einmal "no belly, no sound".

Ist dies auf Ukulelen übertragbar? Zu feucht kann es nicht sein. Meine Ukulelen lagern gut überwacht bei 48-53% Luftfeuchtigkeit.

Was sagen die Profis dazu, die Ukulelen selbst bauen?

Bin gespannt auf eure Meinungen/Erfahrungen 🙂

Chill

Meine wölben sich in der Regel nicht. Auch nicht die Tenöre. Bei Brüko habe ich noch nie eine gewölbte gesehen, die scheinen sehr robust. Solange die Uken gut spielbar sind und gut klingen, wärs mir egal.

K.Berger

Ne ich mach mir auch keine Sorgen dieses mal. So war das nicht gemeint. Vielleicht bin ich einfach wieder zu genau. Aber wenn ich genau hinschaue wölben sich alle, auch wenn nur in winzigem Ausmaß.

Ist eine rein interessenbasierte Frage.

Knasterbax

Von "no belly, no sound" habe ich noch nie was gehört. Das würde ja bedeuten, dass Instrumentenbauer das Einsinken der Decke vor dem Steg quasi einplanen, wenn das ein Qualitätsmerkmal sein soll. Und das kann ich mir kaum vorstellen...

Meine 14 Ukulelen kommen übrigens gut ohne belly aus, soweit ich weiß. (Habe aber länger nicht mehr geschaut, ob noch alle Decken plan sind.)
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

K.Berger

Sehr interessant! Wenn ich bei meinen Gitarren (Alhambra, Höfner usw) hinter dem Steg über die Decke schaue, sind diese auf jedenfall leicht gewölbt. Und genauso die Ukulelen.

Laut diversen Aussagen von Instrumentenbauern gehört dies dazu, damit die Decke ausreichend schwingt.

Ich kann mir zumindest kaum vorstellen, dass ausgerechnet bei mir eine APC, Ortega, Kala, VGS, Harley Benton und eben die Montecito alle fehlerhaft sein sollen.

Ich könnte es mir erklären, wenn ich die Instrumente bei 70% oder mehr Luftfeuchtigkeit lagern würde, vorausgesetzt sie waren alle plan bei der Herstellung.

Aber drei unterschiedliche Hygrometer zeigen allesamt Werte zwischen 47-55% an.

Vielleicht schaue ich zu genau. Ich komme ja aus der Tischlerei, sowie vorher Messerbau und Metallbau, wo ich ein Denken in 1/10 und 1/100mm gelernt habe. Aber bei einem Blick über die Decken hinter dem Steg ist da definitiv ein Bäuchlein bei allen Instrumenten außer zwei Brükos und einer Yamaha vorhanden.

Ein befreundeter Gitarrenbauer hat mir diesbezüglich mal erzählt, man würde die durch den saiten Zug entstehende Wölbung mit einkalkulieren, um der Rissbildung/dem Einfallen der Decke bei zu trockener lagerung entgegen zu wirken.

Vielleicht fällt es bei vielen Ukulelen nicht auf, da die Fläche der Decke bei annähernd gleicher Stärke wesentlich kleiner ist? Wie gesagt, bei Sopran Modellen fällt so gut wie gar nichts auf, bei Tenor schon eher.

K.Berger

Ich hab gerade zu dem Thema eine interessante Unterhaltung in einem amerikanischen Ukulelen-Forum entdeckt.
Da bat der Fragesteller alle, doch mal ein Lineal über die Decken ihrer Ukulelen hinter dem Steg zu legen und dann die Ergebnisse zu sammeln. Schaut interessant aus, wie viele gewölbt sind, wie wenige wirklich plan sind und erschreckenderweise sind sogar einige mit eingefallener Decke dabei.

Chill

#6
Sowas kann auch gewollt sein. Bei Lauten wurde beispielsweise eine Deckenwölbung nach innen bewusst gebaut, nachzulesen in Ekkehard Sachs "Lautenbau". Lineal ist ungefähr so sinnvoll, wie das Greifen aller Töne mit Stimmgerät. Wenns gut klingt und gut spielbar ist, isses okay.

Hummel

Das Thema kommt immer mal. Was ich weiß- ganz leichte Aufwölbung hinterm Steg solange sie gleichmäßig ist ist ok, ungleiche Aufwölbung bei zweiteiliger Decke kann kritsch werden, hängt   ev auch mit dem unterschiedlichen Saitenzug der Diskant - und Basssaiten zusammen. Bei der Uke könnte das bei Low- G mit umwundener Saiten passieren.
Schwieriger wird es bei einer vorm Steg eingefallenen Decke . Bei Gitarre ist 1mm normal, wenn es zuviel wird kann die Decke komplett einfallen.

ukemouse

#8
Zitat von: Knasterbax am 10. Jul 2019, 23:09:07
Von "no belly, no sound" habe ich noch nie was gehört. Das würde ja bedeuten, dass Instrumentenbauer das Einsinken der Decke vor dem Steg quasi einplanen, wenn das ein Qualitätsmerkmal sein soll. Und das kann ich mir kaum vorstellen...

Meine 14 Ukulelen kommen übrigens gut ohne belly aus, soweit ich weiß. (Habe aber länger nicht mehr geschaut, ob noch alle Decken plan sind.)

Bei der Frage gings nicht um eingefallene Decken vor dem Steg, sondern um die Wölbung nach oben hinter dem Steg.

Die Wölbung nach oben haben einige bei mir. Und auch eine leicht eingefallene Decke stört mich nicht, solange die Uke gut klingt.

Zu dem Thema mit der Wölbung nach oben: Da hatte ich mal Bei Aquila nachgefragt, weil eine neue Uke von dort das hatte und ich auch nicht sicher war.
Als Antwort kam dann, daß das ein Qualitätsmaßstab sei und daß auch teure Ukulelen das haben (ich bekam auch ein Foto geschickt von einer Kanilea, bei der das auch war).

Danach stelle ich mir dann aber die umgekehrte Frage..... Ist eine Uke ohne die Wölbung nun schlechter?

Chill

Und ich frag mal anders... wenn man Spaß an einem Instrument hat, machts Sinn ein Lineal dranzulegen? :)

ukemouse

Zitat von: Chill am 11. Jul 2019, 11:50:49
Und ich frag mal anders... wenn man Spaß an einem Instrument hat, machts Sinn ein Lineal dranzulegen? :)

Ich denke solche Fragen kommen eher auf, wenn man ein Instrument kauft oder verkauft. Wenn es ein Makel wäre, dann würde ich ungern ein neues Instrument mit Makel kaufen. Genauso müßte man es ja angeben bei weiter verkauf, wenn es ein Makel wäre (bin ja schon ziemlich froh über die Antwort von Aquila, so bin ich erstmal beruhigt)

Und um rauszufinden was nun dran ist an der Sache, finde ich es auch Sinnvoll mal Lineal anzulegen und sich auszutauschen.

Hawe49

Von Gitarrenbauern habe ich schon mehrmals gehört, dass ein (leichtes) Wölben der Decke im Stegbereich nicht nur normal, sondern sondern sogar wichtig sei - eine Gitarre mit einer völlig ebenen Decke in dem Bereich klänge ziemlich "tot". Ich nehme an, dass das bei der Ukulele ähnlich ist, steckt ja die gleiche Physik dahinter ...

K.Berger

#12
Das ist auch mein Gedanke hinter der Frage und wäre auch meine Erklärung für die bei so vielen Instrumenten sichtbare Wölbung.

Immerhin übertragt der Zug der Saiten ja den Klang auf den gesamten Korpus. Wäre nun die Decke so stark gewählt, dass sie bei diesem Zug absolut Plan bleibt, würde glaube ich das Instrument weniger schwingen. So habe ich es zum Beispiel bei zwei Instrumenten einer taiwanesischen Firma letztens gemerkt. Die Decke war deutlich dicker, als bei den meisten, die ich bisher spielen konnte. Die beiden waren sehr schön und eigentlich wollte ich eine kaufen. Aber durch die dicke Decke, kam trotz Tenorgröße so gut wie kein Klang zustande. Sehr dünn, leblos und irgendwie fad.

Ich muss mich auch nochmal wiederholen, mir geht's dieses Mal nicht um Abklärung ob irgendetwas kaputt ist. Ich spiele meine Uken gern und bin im Moment mit allen zufrieden! Mir ist es nur aufgefallen und da ich irgendwann mal eine bauen möchte, würde ich mir dazu gern jegliches Wissen aneignen :)

Knasterbax

ZitatBei der Frage gings nicht um eingefallene Decken vor dem Steg, sondern um die Wölbung nach oben hinter dem Steg.
@ukemouse: Ist es sinnvoll, da einen Unterschied zu machen? Sind meines Erachtens zwei Seiten derselben Medaille: Der Steg wird durch den Saitenzug Richtung Schallloch gekippt, davor sinkt die Decke ein, dahinter wölbt sie sich.

Ich bin immer noch neugierig auf die Meinung der Ukulelenbauer hier: Ist Wölbung erwünscht?
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

K.Berger

Da sie bei Gitarren ja durchaus erwünscht/eingeplant ist, vermute ich bezüglich der Ukulele, dass sie dort zumindest nicht "bekämpft" wird.

Ich denke eine Ukulele mit leicht gewölbter Decke klingt lebhafter. Würde man die Verbalkung oder die Stärke der Decke so wählen, dass sich bei 20-30kg Zugkraft nichts verändert, wäre die Ukulele glaube ich ein lebloses Stück Holz.

Ich habe zumindest, wie weiter oben beschrieben, diese Erfahrung gemacht.

Ich glaube der Trick ist, die Waage zu finden, zwischen eine guten/akzeptablen/vorteilhaften Wölbung und einer, die den Klang und die Bespielbarkeit negativ beeinflusst.

Und da sind wir dann bei der Erfahrung. Denn mit genügend Erfahrung lässt sich das spätere Verhalten der Decke glaube ich ganz gut vorhersehen.

Ich hab mir zwischenzeitlich die angesprochene Fender Montecito gekauft, mit ihrer ausgeprägten Wölbung. Da low G überhaupt nicht mein Ding ist und ich ohnehin noch einen Tenor Satz von Savarez hatte und diese noch nie ausprobiert habe auf Ukulele, habe ich ihr direkt neue Saiten verpasst.

Was soll ich sagen, sie spielt sich wunderbar, klingt unglaublich sanft und voluminös und lässt trotz Tenorgröße sofort Insel-Feeling aufkommen. Mit Abstand die beste (wenn nicht die einzige gute) Fender Ukulele, die ich jemals in der Hand hatte.

Für mein Empfinden spricht das absolut für eine Wölbung der Decke. Sie scheint dadurch in der Lage zu sein, einfach besser mit zu schwingen. :)

Aber nichtsdestotrotz, die Meinung der Bauer interessiert mich nach wie vor. Immerhin haben die meisten ja den Instrumentenbau gelernt, teilweise sogar studiert. Also ihr lieben Leute, die uns die tollen Ukulelen bauen, was meint ihr dazu?  :)