Projekt 1-Euro-Ukulele (Anfänger-Bastelerfahrungen)

Begonnen von howein, 18. Jul 2014, 15:03:37

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howein

Nachdem ich nun schon eine ganze Weile immer wieder mal mit meiner Fragerei zu \"Bastelthemen\" genervt und auch sonst im Forum viele interessante Informationen gefunden habe, ist es an der Zeit dass ich auch mal versuche was zurückzugeben ...  ;)

Es reizt mich schon lange, auch mal Instrumente selbst zu bauen. Da ich außer dem üblichen Kleinkram wie er in einem Familienhaushalt nun mal anfällt handwerklich kaum Erfahrung habe, hatte ich die Idee, als Einstieg einfach mal zu versuchen aus einer 1 Euro \"Schrottukulele\" vom Flohmarkt doch noch was zu machen. Einfach nur um alle möglichen Sachen daran auszuprobieren und etwas mehr Erfahrung zu bekommen, bevor ich mich an besseres Material wage um etwas \"Richtiges\" zu machen.

Ich hatte mir die Vorgabe gemacht nichts zuzukaufen, sondern  ausschließlich Rest- und Abfallmaterial oder Gebrauchtteile zu verwenden. Als Ergebnis sollte zumindest ein interessantes Teil \"für die Wand\" entstehen, vielleicht im Vintagelook (ich mag sowas), im Idealfall auch halbwegs spielbar ... und wenns nicht klappt, habe ich auf jeden Fall Spaß gehabt und was gelernt ...  

Darüber möchte ich die nächste Zeit in Form eines kleinen Bauberichts ein bisschen erzählen. Die alten Hasen werden sicher lächeln  (ist ok, ich lächle mit    ;)  ) , aber vielleicht auch den einen oder anderen Tipp beisteuern ... aber vielleicht bekommt ja der eine oder andere Bastel-Anfänger Lust auch mal sowas zu probieren ... macht Spaß und ist eigentlich nicht schwer ...  :D

(Fortsetzung folgt)

hoaloha

Tolle Sache,
freu mich schon auf kommende Bauberichte, hoffentlich mit Bildern  ;)

LG Tom

Anke

Ich find´s toll und bin dabei (soll heißen, ich werde Deinen Faden verfolgen). Ich hab mich selbst ja auch schon an kleineren Basteleien versucht, von daher kann ich Dich gut verstehen.

Liebe Grüße von Anke (die mit Spannung die \"Fortsetzung\" erwartet).

howein

#3
Ja, Bilder sind natürlich auch dabei ...   :D
Daher kam ursprünglich auch die Idee für so einen kleinen Baubericht, weil ich ohnehin viele Fotos gemacht habe, ist mein zweites Hobby ...  ;)

howein

#4
Ein erster genauerer Check des \"Instruments\" ... Ernüchterung pur ... eigentlich war der eine investierte Euro schon zu viel ...  :|

Korpus dick und unsauber lackiert und verkratzt, Griffbrett und schwarze Bindings nur aufgemalt, Saitenlage traumhaft (Alptraum). Auch die Decke ziemlich dick und unsauber lackiert, in einem undefinierbaren gelblichen Farbton, und mit teils deftigen Gebrauchsspuren - das Teil wurde wohl tatsächlich mal gespielt. Das Griffbrett selbst einigermaßen in Ordnung, ebenso der Steg.

Ein Versuch die Ukulele zu stimmen (immerhin waren Aquilas drauf) scheitert. Zwei Saiten lassen sich zunächst stimmen, verstimmten sich aber fast sofort wieder. Zwei Saiten lassen sich gar nicht erst stimmen - die eine Mechanik blockiert, die andere springt an einer bestimmten Stelle immer wieder zurück.  

Der Steg ist offenbar dabei sich selbstständig zu machen (an einer Seite jetzt ein deutlicher Spalt), bei der blockierten Mechanik ist ein Zahn des Zahnrads gebrochen und hat sich verkeilt, und bei der anderen ist ebenfalls ein Zahn ausgebrochen. Überhaupt sind die Zahnräder in miserablem Zustand, stark abgenutzt, weitere Zähne zeigen bereits Risse - sie wurden nicht wie üblich aus Vollmaterial - z. B. Messing - hergestellt, sondern aus irgend einem billigen porös wirkenden Material gegossen ...

Also erst mal zerlegen das Teil. Saiten runter und aufheben, den Steg ganz ablösen und aufheben ... die Schrauben drehen beide leer, er springt mir fast von selbst entgegen. Neue Mechaniken? Paar bessere gebrauchte hätte ich da, ich sammle ja schon seit einiger Zeit alles an \"Bastelmaterial\" was ich kriegen kann ... die sind mir aber dafür eigentlich zu schade. Aber da liegen noch paar alte Gitarrenmechniken irgendwo rum ... vielleicht passen die Zahnräder? Also die Mechaniken zerlegen und ausprobieren ... die Zahnräder passen! Manchmal ist es gut wenn man nix wegwerfen kann ...  ;) Die Schnecken machen noch einen relativ guten Eindruck, anscheinend ein etwas besseres Material, und mit den neuen Zahnrädern müsste das erst mal so funktionieren.






(Fortsetzung folgt)

hoaloha


ukeman1

#6
Nun ja wer eine 1 Euro Uke ersteigert muss damit rechnen das da viieell Lack drauf sein kann. Gerade bei den billig Dingern kennnen wir das ja....

Aber alles runter und wenn da Holz schön ist dann ein Ölfinish drauf, das sieht in der Regel edel aus und lässt das Holz atmen und schwingen... werde auch weiterverfolgen!

Gruss Sascha

Tante Edith sagt gerade das man viele von den ausgenudelten Schraubenlöcher retten kann wenn man etwas Sekunenkleber reinlaufen lässt und nach dem Trocknen die Schraube neu ihren Weg suchen lässt (bei meinen Gitarrenbauprojekten härte ich die Löcher immer nach dem ersten einschrauben der Schrauben so nach....)
Musik muss nicht perfekt aber echt sein.....

howein

Ich beschwer mich ja nicht ... hab das Teil ja zu dem Zweck gekauft ...  ;)
Ist nur eine Bestandsaufnahme, als erster Schritt, vielleicht auch interessant für andere was einem bei so einem Billigstteil erwartet ... :D

ukeman1

Zitat von: howeinIch beschwer mich ja nicht ... hab das Teil ja zu dem Zweck gekauft ...  ;)
Ist nur eine Bestandsaufnahme, als erster Schritt, vielleicht auch interessant für andere was einem bei so einem Billigstteil erwartet ... :D

Sorry, aber das wollte ich auch nicht unterstellen......  :P

gruss Sascha
Musik muss nicht perfekt aber echt sein.....

howein

#9
Als nächstes solls dem Lack an den Kragen gehen.

Der rote Lack und das aufgemalte Binding auf dem Korpus dürfen bleiben, mit allen Macken und Schrammen ... passt ja gut an zu dem Gebraucht- oder Vintagelook den ich mir vorstelle, und das dunkle Rot gefällt mir inzwischen doch ganz gut. Aber von der Decke soll alles runter.

Irgend ein Holz muss ja druntersein, auch wenns sicher irgend ein billiges Laminat ist. Das will ich wenns nett aussieht ist im Naturton lassen, oder wenn nicht irgendwie passend zum Korpus beizen, und für das Finish steht noch ein Rest Lumberjack Holzöl im Keller (keine Ahnung ob das wirklich geeignet ist für ein Instrument, aber ich will ja Resteverwertung betreiben).

Um den Lack runterzukriegen will ich mal an verschiedenen Stellen der Decke alle Tipps ausprobieren die ich so gelesen habe in letzter Zeit. Einfach um Übung zu bekommen, und um zu sehen was sich wie in der Praxis bewährt. Bin gespannt ...  ;)

(Fortsetzung folgt)

howein

So, der Lack ist ab ...

Die Art der Späne und des Schleifstaubs hat schon nichts Gutes ahnen lassen, sehr weiß und sehr fein und irgendwie kunststoffartig ... wann kommt endlich die Maserung raus ...?

Aber da kommt nix, die Decke wirkt einfach nur hell, eine Art sehr breiter/flacher Maserung ist schließlich ganz schwach zu erkennen - zumindest die Deckschicht scheint massiv mit Kunststoff getränkt worden zu sein. Versuchsweise schleife ich noch tiefer, besonders an den Stellen die eh schon stark abgenutzt waren bis in die darunterliegende Schicht ... erst diese wirkt wie Holz.

Nachdem die Decke also optisch nichts hergibt, und sich vermutlich auch schlecht beizen oder ölen lässt, wie also weiter machen? Ein Weiterbau/Umbau zu einer  \"Dosendeckelreso\" bietet sich an, und für den sichtbaren Teil der Decke dann wie geplant ein Vintage- bzw. Gebrauchtlook.

Der Durchmesser der Öffnung für den \"Resonator\" ergibt sich aus dem Durchmesser einer Standardblechdose plus paar mm Zugabe. Mittelpunkt und Lage sind nur ungefähr zu ermitteln, da sich herausstellt dass der Korpus auch nicht ganz symmetrisch ist ... eine mittig zum Griffbrett gespannte Schnur erweist sich schließlich als hilfreich. Das Aussägen geht dann - mit etwas Geduld und Gefühl - relativ glatt, als \"Stichsäge\" dient ein dünnes Sägeblatt einer Kleinsäge mit einem provisorischen Griff aus Restholz, realtiv kurz eingespannt damit es sich nicht so leicht durchbiegt.
Interessant auch das Innenleben das nun deutlich zu sehen ist ... wie zu erwarten war billigstes Material, irgendwie zusammengepappt ... diese Billigteile sind eigentlich wirklich zu nichts zu gebrauchen ...





(Fortsetzung folgt)

howein

#11
Weil paar Leute gefragt haben, hier noch paar Details (hier haben alle was davon).

Folgende Methoden habe ich an verschiedenen Stellen der Decke ausprobiert:

Abbeizer:
Elendes Geschmiere, stinkt, und es wird nicht wirklich sauber.
(Mag ich eh nicht, habs nur ausprobiert weil noch ein Rest da war).

Ziehklingen (alte, vom Flohmarkt):
Geht ganz gut, wenn man mal den besten Anstellwinkel rausgekriegt hat.

Glasscherben als Ziehklinge (Tipp aus Forum):
Geht auch gut, fast besser als Ziehklinge, aber bisschen gefährlich zu halten.
(Hab mir einen provisorischen Halter aus Holz dazu gebaut).

Schleifpapier:
Funktioniert, ist aber mühselig und eine ziemlich staubige Angelegenheit ...
Nachschleifen muss man aber auch bei den anderen Methoden auf jeden Fall, je nach anschließendem Oberflächenfinish mindestens 120er Körnung, besser 180er oder feiner. Und immer schön in Richtung der Maserung.

Für die improvisierte Stichsäge zum Aussägen der Resonatoröffnung hatte ich zuerst ein Sägeblatt für Holz genommen, das hat aber zu sehr gehakt. Mit einem feineren Sägeblatt für Metall gings dann ganz gut.
(Ist aber Geduldsarbeit, man muss ruhig und mit wenig Druck arbeiten und sich Zeit lassen).

(Fortsetzung folgt)

howein

Als nächstes wird mit einer Laubsäge aus einem Sperrholzrest der Haltering für den \"Resonator\" angefertigt.
 
Da der Ring ja größer sein muss als der Ausschnitt, dachte ich zuerst ihn aus 2 oder 3 Segmenten zu machen. Aber einfacher geht es in einem Stück, und den Ring dann eben an einer Stelle zu schlitzen so das er in den Ausschnitt eingefädelt werden kann.

Der Resonator selbst ist ein sauber abgeschnittener Deckel einer Konservendose. Auch der Boden muss dran glauben, als Reserve ... ich hab keine Ahnung wie sich das dünne Blech später unter Belastung verhalten wird ...

Beim probeweisen Einbau ohne Leim zeigt sich dass ich am unteren Ende des Rings noch eine kleine Aussparung für den Klotz unten im Korpus feilen muss. Ich überlege ob die Lage des Schlitzes wichtig sein könnte ... aber wohl eher nicht. Ich lege ihn trotzdem in Richtung Hals, dort dürfte später die geringste Belastung auftreten da der Steg zwischen Mittelpunkt und unterem Rand liegen wird.
Geleimt wird mit Weißleim, das Einleimen macht weiter keine Probleme. Wichtig scheint mir nur, dass überall genügend Druck drauf ist damit die Verleimung wirklich hält. Kleine Bastelschraubzwingen hatte ich schon immer wieder mal auf dem Flohmarkt mitgenommen, meist als 3-Größen-Set für 1 Euro - sehr praktisch die Dinger.
 




(Fortsetzung folgt)

howein

#13
Nun wirds langsam Zeit, mir mal über einen Saitenhalter Gedanken zu machen ...

Der Steg kommt dafür nicht in Frage, er soll frei verschiebbar/einstellbar auf dem Resonaotor aufliegen.
Einfach den Korpusrand anbohren? Der Gedanke ist mir irgendwie unsympathisch.
Vielleicht einen Klotz unten am Korpusrand anbringen ... das müsste dann etwa so wirken wie das herausstehende Ende beim durchgehenden Hals von Cigarboxinstrumenten ... aber irgendwie gefällt mir die Idee auch nicht.
Und einen Blechsaitenhalter anfertigen, so etwa wie bei einer Mandoline, das übersteigt derzeit noch meine handwerklichen Fertigkeiten ...

Ich entscheide mich schließlich dafür, einen hölzernen Saitenhalter anzufertigen und zwischen Resonator und Korpusrand auf die Decke zu leimen. Eigentlich wie ein normaler aufgeleimter Steg, nur eben ohne den eigentlichen Steg. Die Saiten sollen einfach durchgeführt und hinten von einem Knoten gehalten werden.

Zunächst wird der Rohling aus einem Rest Hartholzleiste gesägt. Die Bohrungen für die Saiten werden knapp über dem unteren Rand gebohrt, sie sollen möglichst nah an der Decke liegen um genügend Saitendruck auf dem Steg zu erhalten. Auf der Rückseite werden die Saitendurchführungen auf einen größeren Durchmesser aufgebohrt, darin sollen dann die Saitenknoten verschwinden.
Aber stop ... da die Bohrungen knapp am Rand liegen, würden dann die Ränder der größeren Bohrungen teilweise \"im Freien\" liegen und ausreißen ...
Abhilfe schafft ein zweites Stück Holzprofil, das zum Bohren  bündig an dem Saitenhalterrohling festgespannt wird, so dass die Bohrungen sauber ohne auszureißen in volles Holz gehen.

Am Schluss werden noch die Kanten stark verrundet - scharfe Kanten so nah am Korpusrand würden vermutlich beim Spielen stören, und außerdem gefällt es mir hier so auch optisch besser.

Um die richtige Position zum Verleimen zu ermitteln, spanne ich einfach zwei aufgeschnittene Gummiringe als Saitenersatz. Verleimt wird dann wieder mit Weißleim, an dieser Stelle besonders sorgfältig, damit mir die Sache später nicht um die Ohren fliegt ...







(Fortsetzung folgt)

allesUkeoderwas

Respekt, Du bist ja ein ziemlich penibeler Bastler!
Was gut aussieht, muß einfach gut klingen !!!

Da kommen Floyd\'s Reso...

https://www.youtube.com/watch?v=60J0xTJf5mk

und meine Wasabidosenuke wohl nicht mit...



Klangprobe....

https://app.box.com/shared/midd46hq7xylfltt6678

ZitatDer Steg kommt dafür nicht in Frage, er soll frei verschiebbar/einstellbar auf dem Resonaotor aufliegen.

Hoffentlich wirkt sich das nicht negativ auf den Klang aus. Bei \'ner Reso sitzt der Bisquit/Steg ja eigentlich zentrisch fest auf dem Resonator (ist ja kein Banjo). Ich hab damals extra \'ne kleine Dose genommen, damit das mit der Saitengeometrie auch hinhaut.

Glückwunsch zu diesem unbezahlbaren 1 € Instrument!
Hoffentlich gibt\'snach Fertigstellung auch was auf die Ohren.  ;)
Ukulelen: Nur Schrott