Ouuuujaaaa, Plastik! Beach Buddy Sopran

Begonnen von stephanHW, 13. Aug 2014, 20:59:40

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema. (50 Antworten, 12.272 Aufrufe)

stephanHW




Liebe Ukulelengemeinde,

Sie ist aus Plastik und wurde in einem Nachbarthread heimtückischerweise von hilli2 angesprochen. Das Musikhaus Kirstein bietet sie unter dem Namen `Beach Buddy´ by Classic Cantabile in verschiedenen Dekors für knapp 25 Euros an. Ein entsprechender Sticker ziert die Kopfplatte.
Nach etwas Recherche stellte ich fest, das die Instrumente in sehr variantenreichen Dekors unter dem Namen `Woody´ in den USA vertrieben und dort ursprünglich mit einem Listenpreis von etwa 100 Dollar angeboten wurden. Verschiedene Reviews finden sich unter diesem Namen auf Youtube.

Sehr robust und schon beim ersten Anfassen sympathisch präsentiert sich die Kleine. Die Oberfläche hat eine matte Textur, durch die sie ein echter Handschmeichler wird.
Ausgeliefert wird die Ukulele mit einer einfachen Hülle und weißen Nylonsaiten. Ich ersparte mir die Mühe, die Originalsaiten zu stimmen und ersetzte sie sofort gegen Aquilas.
Ähnlich wie bei einer Flea/Fluke befindet sich auf dem Griffbrett ein Nullbund. Der dahinter liegende Sattel dient lediglich zur Führung der Saiten.
Dort wurde ziemlich schnell ein kleines Problem deutlich, das sich wie so oft mit etwas sägen leicht beheben ließ.
Die Schlitze des Sattels sind nicht tief genug, um einen guten Anpressdruck der Saiten auf den Nullbund zu gewährleisten. Die Saiten schwingen nicht gut und neigen diskret zum Schnarren. Sägt man diese Schlitze tiefer, behebt man des Problem. Die Saiten brechen sich auf dem Nullbund und schwingen ungehindert.
Auf dem Foto erkennt man die korrigierte C-Saite im Vergleich zu den nicht korrigierten Sattelschlitzen der übrigen Saiten


Nach der Korrektur der Sattelschlitze schwingen die Saiten schön aus, und die kleine Ukulele erklingt mit kräftigem Stimmchen.
(Hätte sich meine Outdoor-Ukulele so präsentiert, wäre sie bei mir geblieben, aber irgendwie wollten bei der die Saiten nicht schwingen. Ich vermute, die Saitenlage war einfach zu flach, irgendwie war in der Konstruktion der Wurm drin.)
Frei von Schwächen ist dieses Instrument natürlich auch nicht. Der Nullbund ist so hoch, das Akkorde in den unteren Lagen etwas schwer zu greifen sind, die Intonation stimmt jedoch. Auch die Oktavreinheit scheint ausreichend gut zu sein.
Auffällig sind die extrem kleinen Bünde. Man benötigt einerseits wenig Kraft in der linken Hand, andererseits muss man sehr präzise greifen und das möglichst nicht nah am Bundstäbchen, da man sonst Gefahr läuft, die Töne mit den eigenen Fingern zu dämpfen. Ich persönlich würde etwas höhere Bundstäbchen bevorzugen.

Leider kann ich keine Vergleiche zu den wundervollen klassischen Plastik-Ukulelen ziehen, da ich eine solche Preziose nicht besitze.
Mir gefällt diese jedoch sehr gut, der Klang ist warm und voll, die Spielgeräusche sind natürlich sehr hell und perkussiv. Sie klingt wundervoll nach Plastik.
Ohne großartiges Sustain und in den hohen Lagen zwar sauber aber vom Volumen etwas schwächelnd ist sie perfekt für das, was Plastikukulelen so können sollten:
Schöne Schrammelbegleitungen!

Fazit: Für mich ein Glücksgriff. Eine Plastikukulele die klingt, sauber intoniert und gut spielbar ist zu einem sehr günstigen Preis. Habe ich lange drauf gehofft.
         Und sie wird von Stunde zu Stunde besser, während die Aquilas sich setzen ;) .


Und wenn das Plastik erst mal eingespielt ist...

Fischkopp

Viel Spaß mit deiner Plastic Lady!
https://www.youtube.com/user/BerndDombrowski (Eigene Lieder, Traditional, Ärztelieder usw.  171 Videos)
https://www.youtube.com/user/RollinUke#g/u (Gecoverte Lieder 302 Videos)

Guchot

Das sieht nach einer ganz typischen Ukulele aus mit nur einem einzigen Zweck: Spaß haben! :)

ibongo

Danke, ich habe sie schon lange auf der Beobachtungsliste bei eBucht. Ich würde sie gern haben, aber ob ich sie tätsächlich brauche, ist eine andere Frage. Nun, der Preis ist dem Gegenwert angemessen und der Spaßfaktor ist groß genug.
Ho'omaluhia

allesUkeoderwas

Danke Stephan, für das schöne Review.

ZitatLeider kann ich keine Vergleiche zu den wundervollen klassischen Plastik-Ukulelen ziehen, da ich eine solche Preziose nicht besitze.

Ich ja - Es gibt bessere und es gibt schlechtere Klassiker (vom Spielzeug bis zum richtigen Musikinstrument), ich würd sagen, Buddy befindet sich im guten Mittelfeld.

Die Bundstäbchen sind auch bei den Klassikern recht niedrig. Hat aber auch einen Vorteil: Anfänger können die Saiten auf\'s Griffbrett pressen, ohne eiernde Töne zu erzeugen.

Die Klassiker haben ausnahmslos keine Ohren, meist haben sie violinähnliche Klemmwirbel aus Plastik oder Zinkspritzguß, die zwar gut funktionieren, aber über die Zeit (60 Jahre)  entweder unter Zinkfraß leiden, oder in den wirren der Zeit oder in der Spielzeugkiste abgebrochen oder verschütt gingen. Mit den Ohren kann das nicht passieren. Anfänger haben es auch einfacher, mit Ohren richtig in Stimmung zu kommen.

Vom Klang finde ich die höherwertigen Klassiker durchweg besser. Ich glaub, es ist die Mischung der Thermoplaste - Das Plastik ist einfach härter/spröder - Liegt vermutlich an den Weichmachern, die damals nicht benutzt wurden und die die heutigen Dinger vermutlich unkaputtbarer machen sollen, aber durch die Haut gehen und die jungen Männer unfruchtbar machen - Ich glaub nicht, daß es an der 60jährigen Einspielzeit und bereits verflüchtigten Weichmachern liegt. Den spitzen Plastikklang, der nicht jedem gefällt kann man durch Verwendung normaler Nylonsaiten eindämmen, die übrigens auch auf Holzuken, Resos und Banjos sehr schön klingen können, wenn sie erst mal abgehangen sind und sich die Weichmacher zum großen Teil verflüchtigt haben. Aquilas und Carbon Saiten klingen schon extrem - auch extrem laut. Fraglich ist auch, ob der hohe Zug von Carbonsaiten auf Dauer gut für die Decke ist, schließlich soll so eine Uke ja in 60 Jahren auch mal ein Klassiker werden.

Serienstreuung und Intonationsprobleme kennen Uken aus der Spritzgußmaschine nicht, sie sind daher out of the box spielbar. Das ist gut für Einsteiger.

Für mich die beste Plastiksopran der Neuzeit in dieser Preislage, aber die Corala Explorer ist für mich dennoch ein Burner, da sie die einzige Concert Plasteuke der Welt ist, die ich kenne!

Die 24 € incl. Porto sind einfach unschlagbar! Preiswerter waren damals nur die Klassiker, allerdings war vor 60 Jahren auch etwas weniger Inhalt in der Lohntüte.

Gruß, Jogi
Ukulelen: Nur Schrott

allesUkeoderwas

Icke nochmal...

Stephan hat seine vermutlich in gelb genommen, da er dachte, daß alle schwarze kaufen - Ich dachte jedoch, es wollen alle gelb und hab schwarz genommen.

Stephan, ich bin neidisch auf Dein gelb!  :\'(

Hab hier mal ein Fotto von Plaste und Elaste made in Amiland heute und vor 60 Jahren zwecks Veranschaulichung ...



Die 60 Jahre alte Vintage Uke ist ein Modell vergleichbarer Qualität und Bauart. Es ist eine EMENEE Flamingo. Wenn man beide vergleicht, stellt man fest, daß man sich bei Beach Buddy mit Erfolg sehr viel Mühe gegeben hat, die alten Klassiker zu kopieren.

Mein Zusatz-Senf zu Beach Buddy: Die Original Nylonschnüre sind garnicht sooo übel. Klingen etwas harmloser als Aquilas. Ich mußte jedoch erstmal die Saitenkurbel suchen, um die Saiten zu spannen - Elende Nuddelei !!!... Und die Nylons werden länger und länger... Was mich etwas stört, ist die Saitenlage. Hielt sie für extrem, ist sie jedoch nach Vergleich mit anderen Sopran garnicht, bzw. doch... Grund: 1. Der Nullbund ist recht hoch und gleichzeitig sind die Bundstäbchen sehr niedrig, so hat man rein optisch den Eindruck, die Saiten schweben am letzten Bund viel zu hoch... Messung ergab, sieht optisch schlimmer aus, als es ist. Ist aber dennoch ärgerlich und Barreeunfreundlich! Messung von oben mit Messschieber auf\'s Griffbrett: 6 mm abzüglich ca. 1 mm für Saite und 0,6 mm für\'s Bundstäbchen. Facit: den 0 Bund werd ich etwas runterfeilen, vom Steg werd ich die Finger lassen, da bliebe nach Optimierung sonst vermutlich nix über.

Das was Stephan als Handschmeicheler beschrieb, ist faszinierend - So fühlten sich vor Jahrzehnten die gleichaltrigen Mädels an - Junger Pfirsich...  Wie haben die das nur gemacht ??? Sowas brauch ich für meinen Teng !!!  :mrgreen:

P.S.: Hab noch mehr schöne Fotos von USA Plastik Klassikern, auch mit Originalgigbag, Arthur Godfrey Uke Player (Damit kann jeder Uke spielen) und Automatik Uke Tuner, dem vermutlich ersten Ukulele Kopfplatten Tuner...  Werd ich bei gelegenheit mal posten.
Ukulelen: Nur Schrott

stephanHW

Glückwunsch zur Neuerwerbung!

Habe kleine `Sattelschlitze´ in den Nullbund gefeilt, die Saitenlage ist jetzt OK, spielt sich richtig gut.
Schade, das die Hersteller die Gussform nicht hingekriegt haben, wäre ja eigentlich eine gute Möglichkeit gewesen, das mal richtig zu machen.
Man wundert sich...
Lustigerweise wird in den Youtube-Reviews der Nullbund als Garantie für optimales Setup angeführt.
Ist natürlich Unfug, wenn der zu hoch ist.

allesUkeoderwas

#7
Die hohe Saitenlage ärgert mich schon etwas! Erste Hilfe hat Stephan ja schon schön beschrieben, damit hätte man zumindest das Saiteneiern weg und könnte Barree spielen, aber es bleibt bei mir dennoch eine Unzufriedenheit, denn es ginge noch besser, nur müßte man den Steg um mindestens 1 - 2 mm wegflexen und dann wäre er weg...  :evil:

Ich hab mal versucht, das Problem zu dokumentieren...

Beach Buddy's Saitenlage

Der Sound ist im Original natürlich besser, als im Youtube. Hab ich an Buddy out of the box mit Makro und Fischauge in HD aufgenommen, das Eiern und die hohe Saitenlage kann man gut erkennen.

Gerechterweise muß man sagen, daß Buddy dennoch Out Of The Box mit den weißen Nylon\'s spielbar ist. Offene Akkorde lassen sich bei den relativ weichen Saiten mühelos spielen, zumindest, wenn man Männer-Bass gewohnt ist.

Aber das gelbe vom Ei wird\'s erst, wenn man Hand anlegt, denn wenn man Saiten mit höherem Zug aufzieht, hat man sonst ein Problem. Und das Problem wird mit der Zeit bestimmt nicht besser, ich lager daher meine Plastic Klassiker auch ohne Saiten...

Ich nehm mal an, das ist bei allen Buddy\'s so, mit Serienstreuung kann das bei einer Plastikuke ja eigentlich nix zu tun haben.

Ich werd mal sehen, ob man der Brücke von unten zu Laibe rücken kann - Scheint von oben in die Decke geklipst und ist hoffentlich nicht zu stark oder garnicht verleimt.
Ukulelen: Nur Schrott

stephanHW

Aus der Perspektive sieht die Saitenlage wirklich dramatisch aus, sehr abschreckend!
Am Steg würde ich mir keine Mühe geben, die Saitenlage ist hoch, aber nicht zu hoch. Basteleien dort schreien nach Ärger.
Das Problem mit dem Nullbund und Sattel lässt sich halbwegs gut lösen.

Das Blumen-Dekor hatte ich übrigens gewählt, weil es mir gefällt. Wenn Plastik, dann darf es bunt sein.

VauBe

Ich habe mit den Ukumele-Saiten experimentiert. Aber irgendwie passen die nicht zu der kleinen Platikblütenpracht. Wie in vorigen Beiträgen schon festgestellt wurde, kann man sie gut mit den mitgelieferten Saiten spielen. Bei einem Instrument für 25 € kann man keine Perfektion erwarten. Immerhin gefällt mir der Klang besser als bei der Korala: nicht so knallig.

AlexHeger

Hallo zusammen,
als erstes möchte ich mich gleich als Mitarbeiter des Musikhauses Kirstein outen :)

Ich bin zufällig auf diesen Thread gestoßen und freue mich, dass Euch die BeachBuddy Ukulelen gefallen.
Das Problem mit den Sattelschlitzen werde ich auch gerne an unseren Produktverantwortlichen weitergeben - vielleicht lässt sich da ja zukünftig seitens des Herstellers noch etwas nachjustieren.

Aber warum ich mich hier angemeldet habe, hat den Grund, dass ich Euch das nette Video von unserem sympathischen Dadman nicht vorenthalten will, in dem er die BeachBuddys vorstellt:

http://youtu.be/B9pieVuwozM

Ich hoffe, ihr versteht meinen Post nicht als unnötige Werbung, sondern als Linktipp für ein paar Minuten nette Youtube Unterhaltung. Sollte sich dennoch jemand von diesem Post gestört fühlen, bitte ich dies zu entschuldigen :)

Viele Grüße,
Alex Heger

ibongo

Hi Alex,
willkommen im Club. Meine Blackbird BeachBuddy Uke ist heute gekommen und nach dem Saitentausch gegen Martins, die ich immer auf Sopranos habe, bereitet sie mir viel Freude. Out of box ist alles okay. So ein Setup wünsche ich mir von vielen  anderen Marken-Instrumenten. Ich möchte sofort loslegen und mich nicht in einen Instrumentenbauer oder Handwerker verwandeln. Ich kann es schon, aus Notwendigkeit, aber meine kostbare Zeit ist dafür zu schade. Sehr nettes Video, verbreitet  gute Laune, wofür die Uke auch steht. Außerdem hat sie das Zeug richtig kultig zu werden. Einige aufnahmen von Woodi\'s  auf YT beweisen es.
Gruß Martin
Ho'omaluhia

allesUkeoderwas

#12
Zitat..möchte ich mich gleich als Mitarbeiter des Musikhauses Kirstein outen :)
...vielleicht lässt sich da ja zukünftig seitens des Herstellers noch etwas nachjustieren.


Herzlich willkommen!

Gute Idee, mal zu gucken, was die Kunden so treiben.
Wäre ein Riesengewinn für alle, wenn sich auf diesem Wege das Produkt verbessern ließe!
Ukulelen: Nur Schrott

AlexHeger

Hallo,
da melde ich mich wieder.
Also, wir haben inzwischen vom Hersteller Feedback bekommen, dass es kein Problem ist, die Sattelkerben tiefer zu machen, da diese nicht in der Spritzguss-Form integriert sind, sonder im Nachhinein eingefräst werden.  8)
Gruß, Alex Heger

stephanHW

Vielen Dank für die Bemühungen!