Low-G klingt dumpf auf neuer Flight Victoria Tenor

Begonnen von Eschebeschl, 21. Mär 2021, 18:49:44

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Eschebeschl

Hallo zusammen

Ich bin ganz neu hier und auch Neuling auf der Ukulele nach ein paar Jahren Gitarre, wobei ich nie über Liedbegleitung (will sagen Schrumm-schrumm) hinausgekommen bin. Die Ukuele ist eine echte Offenbarung für mich, weil sich die Finger der rechten Hand nur auf vier statt sechs Saiten zurecht finden müssen. So könnte das doch noch was werden mit dem Zupfen.
Vor zwei Wochen habe ich mir eine Flight Victoria Tenor mit passivem Pick-up gekauft und sie gefällt mir sehr gut. Nun habe ich eine tiefe G-Saite (Fluorocarbon, wie die werksseitig aufgezogenen) von D´Addario aufgezogen. Sie klingt seltsam dumpf. Damit meine ich nicht tiefer, das war zu erwarten, aber eben leer, tot, schwach.
Nun habe ich die ganze Ukulele genauer unter die Lupe genommen: Die Saitenlage am 12. Bund beträgt circa 2,5 mm. Der Schlitz am Sattel ist für die tiefe G-Saite zu eng, da passt sie nicht rein. Okay, das könnte man weiter schleifen, aber so weit wollte ich jetzt nicht sofort gehen bei meinem eben neu erworbenen Instrument. Was mich wundert: Von tiefen G-Saiten ist gerade bei Tenor-Modellen viel die Rede, dass ist ja kein Kuriosum. Aber dass man dafür automatisch und zwingend den Schlitz am Sattel verbreitern müsse, habe ich bisher nicht so wahrgenommen. Ist der also bei anderen Modellen von vorneherein breit genug, sodass die dickere Saite reinpasst? Oder feilen den alle stillschweigend weiter und verlieren einfach kein Wort darüber?
Dann hat mein Instrument eine kompensierte Stegeinlage. Nach allem, was ich darüber gelesen bzw. verstanden habe, ist das eine Maßnahme, um das Schwingungsverhalten der unterschiedlich dicken Saiten anzupassen. Nun ist aber die tiefe G-Saite naturgemäss wesentlich dicker als die ursprüngliche hohe G-Saite. Ist die Kompensation dann in diesem Falle nicht sogar kontraproduktiv, weil quasi falsch herum? Müsste man also zumindest bei kompensierten Stegeinlagen diese unbedingt mit wechseln beim Umstieg auf Low-G?
Was mir zudem aufgefallen ist: Die Steigeinlage ragt etwas schräg aus dem Steg. Und zwar steht sie bei der A-Saite circa einen Millimeter weiter heraus als bei der G-Saite. Die Saitenlage an der A-Saite gemessen ist etwas höher als bei der G-Saite, nämlich circa 2,75 mm. Das könnte aber auch daran liegen, dass die tiefe G-Saite alleine schon aufgrund ihres Durchmessers den Abstand zum Bund verringert, oder?
Wenn ich die Bundreinheit prüfe am 12. Bund, dann klingen die gedrückte A-Saite und die tiefe G-Saite etwas höher als per Flageolette. Damit kann ich leben, das höre ich beim Spielen ohnehin nicht.
Was mich vor allem interessiert: Warum klingt die tiefe G-Saite so dumpf? Ist der schmale Schlitz am Sattel das einzige Problem? Muss die kompensierte Stegeinlage ausgetauscht werden?
Wenn dem so wäre, würde ich lieber wieder die hohe G-Saite aufziehen und mir auf einer noch zu erwerbenden zweiten Tenor, die dafür problemloser geeignet ist, eine tiefe G-Saite zulegen.
Ich bin gespannt auf eure fachliche Einschätzung!
Liebe Grüsse aus der Schweiz

Lagerfeuerklampfer

Hallo Eschebeschl,

unumwundene LowG Saiten müssen ziemlich dick sein - das macht es schwierig, sie in "normalen" Sattelschlitzen unterzubringen. Außerdem klingen sie oft dumpf. Probiere es doch mit einer umwundenen LowG Saite. Die ist dünner und klingt nach meiner Erfahrung meist besser. Wenn Dich die gitarrentypischen Quietschgeräusche stören, nimm die berühmte Fremont Soloist oder eine LowG Einzelsaite von Pepe Romero. Die sind recht quietscharm...

topinambur

Ich bin kein Fachmann  :)

Ich habe eine Prodipe Tenor Ukulele, ohne Pick-up, nichts kompensiert... Hatte ursprünglich hohe G.

Die erste tiefe G wurde mir in einem Gitarrenladen aufgezogen. Das war keine extra Ukulelensaite, sondern eine umwundene Gitarrensaite, die zurecht geschnitten wurde. An der Ukulele wurde nichts geändert: alte Saite ab, neue drauf, fertig. Die Saite klang gut, nur nach einem halben Jahr war sie abgenutzt (ausgefranst).

Dann habe ich mir einen Satz Saiten mit extra Low G angeschafft und selber gewechselt. Schon wieder nichts geändert (die Saite ist dicker, passt nicht wirklich in den Schlitz, aber rutscht nicht weg), also nichts gefeilt. Es klingt nicht dumpf... Nur es klingt etwas anders, als andere Saiten  ;D    Die neue Lou G ist aus anderem Material als andere Seiten. Und Klang alter Saiten gefällt mir mehr, als klang neuer Saiten. Die neuen sind Fluorcarbon und woraus die alten sind habe ich keine Ahnung.

Liebe Grüsse aus Hannover

Knasterbax

Salü Eschebeschl,

willkommen im Forum!

Du könntest auch eine LowG aus der Aquila Red Series probieren, die sollte dünner sein. Die Idee bei den Reds ist: Die Kupferbeimischung bringt mehr Masse, kann die Saite deshalb dünner halten.

Schreibt Aquila hier: "Until now, it was necessary to increase the gauge of a string for it to produce a lower-pitched note. But increasing the string's diameter also increases internal dampening. That makes the string less bright, less responsive and more muffled; the thicker the string, the duller the sound. Our revolutionary new approach — unique to us — changes the specific weight of the material, increasing it progressively to leave the gauge almost unchanged."
https://aquilacorde.com/en/shop/modern-instrument-string-sets/ukulele-banjouke-en/red-series/
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

Eschebeschl

Vielen Dank für eure wertvollen Beiträge.
Ich war davon ausgegangen, dass die vorhandenen Saiten und die neue tiefe G-Saite aus dem selben Material sein müssten. Darum habe ich mir die einzige transpararente tiefe G aus Fluorocarbon schicken lassen, die ich bei meinen Recherchen in der Schweiz finden konnte.
Die roten Aquila wären um einiges leichter zu bekommen. Da werde ich mal recherchieren.

TooOldForRockNRoll

Zitat von: Eschebeschl am 22. Mär 2021, 20:18:51
Vielen Dank für eure wertvollen Beiträge.
Ich war davon ausgegangen, dass die vorhandenen Saiten und die neue tiefe G-Saite aus dem selben Material sein müssten. Darum habe ich mir die einzige transpararente tiefe G aus Fluorocarbon schicken lassen, die ich bei meinen Recherchen in der Schweiz finden konnte.
Die roten Aquila wären um einiges leichter zu bekommen. Da werde ich mal recherchieren.

Ich würde es nicht davon abhängig machen ob die Saiten im Inland zu bekommen sind oder nicht. Saiten werden normal als Brief verschickt, auch international. Ich habe problemlos schon Saiten in den US oder in Großbritannien bestellt die dann ziemlich schnell bei mir in Deutschland ankamen. Klar, man kann nicht erwarten dass sie dann bereits am nächsten Tag da sind. Die geschliffenen Fremont Soloist finde ich recht gut, aber vielleicht ist ja die rote Aquila eine Lösung für dich.
Music is my best friend

Eschebeschl

Nachdem ich selbst noch ein bisschen recherchiert habe, habe ich mir nun die Fremont Soloist in UK bestellt. Dass das ein paar Tage dauern kann, damit habe ich kein Problem. Was mich aber immer wieder verwundert, sind die Preise für den Versand. Die wären von Deutschland in die Schweiz oder nur schon innerhalb der Schweiz deutlich teurer. Seltsam.

Es ging mir ja vordringlich um das Problem des dumpfen Tons der tiefen G-Saite. Falls aber jemand aus der Ferne beurteilen kann, ob das mit rechten Dingen zu gehen kann, dass die Stegeinlage zu den hohen Saiten hin etwas weiter aus dem Steg herausragt als bei den unteren, dann wäre ich auch da für eine Einschätzung dankbar. Ich kann wie gesagt damit leben, bin einfach neugierig.

UkeD

mit low-G hatte ich auch meine liebe Mühe. Vor ein paar Monaten habe ich mir Ko'olau Aho Saiten bestellt. Vier Wochen später waren die Saiten endlich da.
Nun ist meine Suche vorbei. Die low-G ist eine umwundene Fluorocarbon-Saite, sie ist extrem dünn und passte in den High-G-Schlitz. Klanglich bin ich völlig begeistert, die Saiten passen perfekt zu meiner Decke aus Zedernholz, eine absolute Empfehlung.

Viele Grüße
Dirk

ukemouse

Die Oasis Low-G warm ist der Fremont sehr ähnlich (auch geschliffen und weniger Griffgeräusche), ebenso die Pepe Romero.
Die gibt es beide auch in der Schweiz.
http://trebaco1.myhostpoint.ch/epages/177637.sf/de_CH/?ObjectPath=/Shops/177637/Categories/Zubeh%C3%B6r/Saiten

Eschebeschl

Heute ist die geschliffene Fremont Soloist-Saiten aus UK angekommen. Es hat also fast zwei Wochen gedauert, aber das Warten hat sich gelohnt. Zwar war die Low-G-Saite immer noch zu dick für den Schlitz der G-Saite am Sattel, aber nachdem ich diesen ganz schlicht mit einer Nagelfeile verbreitert habe, passt sie nun.
Und sie klingt richtig gut und passt klanglich zu den ab Werk aufgezogenen Fluorocarbons.
Ob es also nur am zu schmalen Sattelschlitz lag und die tiefe G-Saite von D´Addario mit breiterem Schlitz ebenso gut geklungen hätte, werden wir jetzt leider nicht merh erfahren.
Vielen Dank jedenfalls für eure wertvollen Ratschläge!
Markus