Entscheidungsfindung bei Neukäufen

Begonnen von Uketeer, 24. Okt 2021, 11:14:03

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema. (6 Antworten, 2.866 Aufrufe)

Uketeer

Hallo,

ich spiele im Moment mit dem Gedanken, mir eine neue Ukulele zuzulegen, und wie jeder enthusiastische Anfänger stehe ich nun vor dem Problem - wofür soll ich mich bei der Auswahl nur entscheiden?
Ich will euch aber nicht mit einem weiteren "Welche Ukulele soll ich mir kaufen?"-Thread langweilen, am Ende muss ich mich ja doch selbst entscheiden. Trotzdem würde ich meinen Kauf gerne mit irgendjemanden diskutieren, der mehr Ahnung und Erfahrung mit dieser Situation hat, und ich glaube, da bin ich hier genau richtig :)
Darum würde ich gerne versuchen, die Sache ein wenig andersrum aufzuziehen, und nicht fragen, was ich mir kaufen soll, sondern warum ihr euch, als ihr in der gleichen Situation wart, für das Instrument entschieden habt, das ihr dann gekauft habt.

Kurz zur Ausgangssituation: Ich besitze eine Sopran-Ukulele (Flight DUS 460 Amara), die mir sehr viel Freude macht. In der Regel mache ich damit nur Schrummelbegleitung zu mehr oder weniger klangvollem Gesang, versuche mich aber auch gerne ein wenig am Fingerpicking. Dieses Instrument möchte ich jetzt mit einer Konzertgröße ergänzen.
Als Budget habe ich mir 100-200 € gesetzt. Das scheint mir für einen Anfänger und Laien wie mich eine geeignete Preisspanne zu sein. Man kriegt eine angemessene Qualität, ohne ein hochwertiges Instrument an jemanden zu verschwenden, der ja doch nur vier verschiedene Akkorde darauf spielt. Nach oben wäre auch noch ein bisschen Spiel, weil ich festgestellt hab, dass es sich manchmal lohnen kann, für ein Mehr an Qualität auch 50 € oder 100 € mehr in die Hand zu nehmen.
Außerdem würde mir die Möglichkeit gefallen, das Instrument verstärken zu können. Ich spiele zwar nicht in einer Band oder allgemein auf Bühnen, ich hatte meine kleine Flight aber schon ein paar Mal auf Familienfesten in der Hand, und auch mit meinem Bruder und seiner Gitarre zusammen hab ich schon Krach gemacht, und da wäre ein bisschen mehr Umpf manchmal ganz praktisch. Wie ich gelernt hab, gibt es grundsätzlich drei Arten von verstärkten Ukuelen - solid body, elektro-akustisch und akustisch mit Pickup. Da ich hauptsächlich akustisch spielen möchte, kommt für mich eigentlich nur die letzte Art in Frage. Da wäre dann die Frage - direkt eine Ukulele mit verbautem Pickup oder doch lieber ein Klebemikrofon, das nur bei Bedarf angebracht wird?

Mit diesen Vorgaben bin ich inzwischen bei zwei Ukulelen gelandet, die mich reizen würden:
1. Die Kai KCI-700 Concert
https://www.thomann.de/de/kai_kci_700_concert_ukulele.htm
Eine sehr hübsche Ukulele, über die ich viel Positives gelesen hab (auch hier im Forum). Sie liegt voll im Budget, kann sich aber auch mit einer massiven Zederndecke brüsten, was in der Preisklasse nicht unbedingt gängig ist (wenn ich das richtig gesehen hab), aber durchaus einen qualitativen Unterschied macht. Außerdem gibt ihr das zusätzliche Schallloch ein gewisses Etwas. Verstärken würde ich in dem Fall (wenn überhaupt) dann natürlich über ein Klebemikrofon.

2. Die Enya EUC-MAD BL
https://ukesupply.de/collections/enya/products/enya-mad-blue-solid-mahogany-konzert-ukulele
Nicht ganz das, was ich eine klassische Ukulele nennen würde, aber sie mir gefällt optisch sehr gut. Sie liegt ebenfalls voll im Budget und laut Beschreibung ist der Korpus massiv Mahagoni, was für einen Laien wie mich ebenfalls toll klingt. Dazu kommt noch, dass es sie mit der EUC-MAD BL EQ sogar mit verbautem Pickup gibt. Selbst diese Version wäre noch im Budget, und wenn man den Preis als Maß für Qualität ansetzen darf, stehen die Chancen vielleicht nicht schlecht, dass das Enya-Pickup nicht absoluter Mist ist.

So weit bin ich mit meiner Entscheidungsfindung bisher gekommen. Es fehlt aber noch so der letzte Schub, bevor ich beim Christkind meine Bestellung aufgeben kann.
Ich will, wie gesagt, nicht nachfragen, welche ich mir kaufen soll (obwohl das den Entscheidungsprozess natürlich verkürzen würde :P), aber es gibt hier doch bestimmt den einen oder anderen, der schonmal in einer ähnlichen Situation war. Wie habt ihr euch entschieden? Warum habt ihr euch so entschieden? Hab ich vielleicht irgendwas übersehen, was die Entscheidung vollkommen eindeutig macht? Oder kommt es am Ende doch nur auf die persönliche Präferenz an?

Über Antworten würd ich mich freuen. Vielleicht springt ja am Ende noch der eine oder ander Tip für uns Neulinge raus, wie man sich im wachsenden Angebot unter den Ukulelenanbietern zurechtfindet ;)

Gruß

Uketeer

PS: Ich hab absichtlich nicht nach Empfehlungen gefragt, aber wenn es jemanden unter den Fingern brennt, mache ich niemandem einen Vorwurf daraus :P

Lucky Uke

#1
Hallo Uketeer,
das ist immer schwierig, so am Anfang. So richtig gute Ratschläge gibt es eigentlich nicht. Allerdings ist es bei den meisten so das man einiges probiert und sich dann erst mit der Zeit herausstellt das man wirklich weiss was man möchte. Insofern spielt die Optik sicher am Anfang eine Rolle.
Wichtig ist auch die Saitenlage und Halsform und Breite, damit man sich auf dem Instrument wohl fühlt. Das merkt man aber erst wenn man das Insrument in Händen hält.
Zur Tonabnahme möchte ich aber etwas beitragen. Im allgemeinen kann man sagen das Abnahme mit Piezzo immer etwas unnatürlich klingt. Ich bin aber der Meinung dass das beim Zusammenspiel in einer Gruppe oder Band keine so große Rolle spielt. Da gehen die Nuancen im Gesamtsound etwas unter. Anders wenn man Solo spielen will. Da ist der Piezzo nicht ganz so schön, ein passendes Mikrofon ist da deutlich besser. Die gibt es auch in günstig.
Für Bandbetrieb ist aber eine eigebauter Piezzo schon sehr praktisch. Dazu einen passenden Acousticamp oder eine Aktivbox und schon ist man gut dabei. Die kleinen Klebepiezzos sind aber nicht so praktisch. Klang ist meist nicht so dolle, Kabel dünn und empfindlich, Kleberei auf dem Instrument... geht aber ist eher eine Notlösung.Es gibt auch Tonabmehmer die wirklich gut sind. Zum Beispiel die MiSi mit Kombination aus Piezzo und Mikrofon. Da ist der Pickup aber schon alleine über dem Budget. Sollte man aber zumindest wissen. Ich habe so einen in meiner Klosterukulele und kann sagen das sich die Investition absolut gelohnt hat. Aber das ist eher was für später, wenn die Ansprüche mit fortschreitendem Können auch größer werden.
Ich weiß nicht ob diese Weisheiten weiter helfen wünsche aber viel Spaß beim aussuchen und probieren.
Falls Interesse besteht habe ich auch noch eine  Ortega Konzert, mit Pickup, abzugeben. Näheres gerne per Mail.
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse aber nicht genug für jedermanns Gier.

TooOldForRockNRoll

Über diese Kai habe ich auch schon viel positives gelesen was aber nicht generell für alle Uken dieser Marke zu gelten scheint.
Einen Ziegenspeck Tonabnehmer, der viel empfohlen wird, kannst du mit etwas Geschick vielleicht selbst nachrüsten. Er kostet z.Z. 49 €.
Generell würde ich als Anfänger auf eine angenehm tiefe Saitenlage achten. Das macht das Spielen leichter weil du weniger Kraft benötigst.
Ansonsten würde ich empfehlen auch nach gebrauchten Instrumenten zu schauen. Wenn sich dein Geschmack oder deine Ansprüche im Lauf der Zeit möglicherweise ändern machst du beim Wiederverkauf weniger Geld kaputt. Von meinen ersten vier Ukulelen habe ich keine einzige mehr, zwei davon waren auch ziemlicher Schrott.
Music is my best friend

Bebopalula

Da du bis Weihnachten Zeit hast, empfehle ich dir, bis dahin einen Musikladen aufzusuchen und verschiedene Konzertuken in die Hand zu nehmen. Nimm dann die, die dir am besten liegt, die dir am besten gefällt und natürlich, da du ja mit einer Verstärkung liebäugelst, die einen eingebauten Tonabnehmer besitzt. Der stört nicht und du kannst mit und ohne spielen. Vielleicht hat er auch noch einen eingebauten Tuner, so dass du auch auf ein externes Gerät verzichten kannst. Es gibt nichts besseres, als eine Uke direkt auszuprobieren.
Viel Freude bei der Suche! :)
___________________________________________
https://www.youtube.com/user/BebopalulaUke/videos

Knasterbax

Hej Uketeer,

zunächst mal kann ich Lucky Uke und Too Old... nur beipflichten: Der kürzeste Weg zur Lieblingsukulele führt über viele Umwege. Und wie Bebopalula schon schrieb: Man muss die Dinger in die Hand nehmen, um rauszukriegen, mit welcher man sich am wohlsten fühlt. Wobei die Laden-Variante zwei Einschränkungen mit sich bringt: Zum einen bist du drauf angewiesen, was sie gerade da haben, und zum anderen kannst du nicht mal eben die Saiten wechseln. Die meisten Ukulelen entfalten ihren Charme nämlich nicht unbedingt mit den Onboard-Saiten. Also doch eher online bestellen, und in Ruhe mal andere Saiten probieren, wenn sich der Klang nach ein paar Tagen out-of-the-box noch nicht entfaltet hat.

Direkte Empfehlungen wolltest du eher nicht haben. Trotzdem kann ich nicht umhin - wenn du schon die Kai KCI-700 erwähnst - anzumerken, dass ich sie, wie du sicher schon gelesen hast, superklasse finde. Wie du die allerdings am besten verstärkt kriegst, kann ich dir nicht sagen. In meine Cigarbox-Ukulele zum Aufklappen habe ich einen Ziegenspeck-Tonabnehmer eingeklebt, der tut gute Dienste, wenngleich man alle Spielgeräusche deutlich verstärkt hört -  ein klassisches Piezo-Problem. Insofern würde ich dir - wenn du nicht eh eine Uke mit eingebautem TA nimmst - eher zu einer Mikrofon-Lösung raten.

Ein Satz noch zu TooOlds Anmerkung zur flachen Saitenlage: Die ist höchst erstrebenswert, muss aber fast immer bei neuen Instrumenten von Hand erstellt werden. Die meisten neuen Ukulelen werden mit zu hoher Saitenlage ausgeliefert, damit bloß nichts schnarrt und die Instrumente gleich wieder retour gehen. Wie man das anstellt, wurde im Forum vielerorts beschrieben; neben eigenen Beschreibungen  8) sind meine Referenz hier immer noch die beiden Spongebob-Videos von stephanHW. Wenn's soweit ist, mal die Suchfunktion hier nutzen.

Schöne Grüße!

Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

Uketeer

Hallo,

vielen Dank für die tollen Antworten :)
Mir will scheinen, dass die Geschichte mit dem verstärkten Spiel nichts ist, was man übers Knie brechen sollte. Weil mir das nur so mittelwichtig war, hab ich das unter ferner liefen mitgenommen, aber euren Antworten entnehme ich, dass man sich da schon Gedanken drüber machen sollte, wenn man es denn will. Ob ich mich da traue, selber Hand anzulegen, weiß ich nicht, dann vielleicht doch lieber was mit direkt verbautem Tonabnehmer oder akustisch und bei Bedarf ein Mikro.

Ansonsten scheint das Credo zu sein - Ausprobieren und behalten, was gefällt. Der Hinweis auf die Saitenlage ist allerdings auch Gold wert, das ist was, was ich gar nicht bedacht hatte, und worauf ich bestimmt achten werde, wenn ich ein Instrument in die Hand nehme.

Ich glaube, weiterführend werde ich Folgendes tun: Ich werde meinen Suchbereich noch ein bisschen ausweiten. Erstens auf gebrauchte Ukulelen (gibt's ja auch hier im Forum) und zweitens auf ein leicht erhöhtes Budget, einfach um zu sehen, was es sonst noch so gibt. Dann ein paar Dinger in die Hand nehmen und hoffen, dass ich mich in eine spontan verliebe.

Vielen Dank für eure Hilfe :)

Bebopalula

ZitatDer Hinweis auf die Saitenlage ist allerdings auch Gold wert, das ist was, was ich gar nicht bedacht hatte, und worauf ich bestimmt achten werde,

Klasse Uketeer, ich wünsche gutes Gelingen. :)

Einige haben ja auf die Saitenlage verwiesen, was durch einen Kauf in einem Musikladen und bei kompetentem Service gut besprochen werden und eine Ukulele dort gut eingestellt werden kann (wenn es denn nötig ist). Auch gute Versender weisen darauf hin, dass sie für eine optimale Einstellung des Instruments stehen, insbesondere wenn es ein höherpreisiges Gerät sein soll, was du ja anstrebst.

Ich warne lieber handwerklich Ungeschickte vor zu viel Bastelarbeit, weil da möglicherweise auch kein gutes Ergebnis (z.B. zu tief gefeilte Sattelschlitze) herauskommen kann.

Kürzlich habe ich einen Ukie besucht (gehobener Anfänger), der mir zwei neue Ukulelen (Preisklasse 240 und 190 €) zeigte und bemerkte, er dürfe darauf noch nicht spielen, weil er erst einmal Messwerkzeuge für eine korrekte Einstellung der Saitenlage besorgen müsse. Das habe ihm ein Freund erzählt. Und auch die aufgezogenen Saiten seien ja sicher Schrott. Ich habe die Uken ausprobiert und konnte weder ein Schnarren noch Fehler anderswie feststellen. Auch die Saiten waren keinesfalls schlecht. Wir haben dann ein bisschen gejammt und nach der kräftigen Benutzung der Uken konnte ihm ein ein wenig die Scheu vor der Unbespielbarkeit der Uken genommen werden, zumindest war die ,,Saitenlage" zunächst  kein Thema mehr. :)
___________________________________________
https://www.youtube.com/user/BebopalulaUke/videos