Wegwerfmenschen

Begonnen von Seitenkiller, 12. Jan 2017, 17:11:32

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Seitenkiller


Ok, der Begriff ist bösartig zynisch, aber genau das ist das Gute daran.

Treffender kann man die Betroffenen nicht bezeichnen.

https://www.youtube.com/watch?v=oLlMhPONVY4


Ich z.B. werde ab sofort nichts mehr aus Spanien kaufen.

Bekleidungsmäßig bin ich schon lange auf dem Trip, meine Kleidung aufzutragen.

Leider bin auch ich auf das eine oder andere "Blut-Produkt" angewiesen. :(

Man kann es nicht ganz vermeiden aber durch sein Kaufverhalten beeinflussen.

hilli2

Danke für das Video!

Ich esse - hauptsächlich - regionale Produkte und kaufe Ukulelen meist gebraucht, 2 habe ich tatsächlich neu gekauft  - und die sind "made in Germany" (Brüko und Bugle). Wie das Holz aufbereitet wurde, weiß ich natürlich nicht....

Leider kann man auch bei der Kennzeichnung "made in Germany" nicht mehr sicher sein, ob dieses Produkt wirklich in Deutschland gefertigt wurde (außerdem: wer sagt denn, dass es bei uns diese Art der Sklaverei nicht gibt?!?), diese Bezeichnung kann auf ein Produkt aufgebracht werden, dass in Deutschland "veredelt" wurde!

Ich glaube, diese Art der Sklaverei steckt mittlerweile in ALLEN unseren Produkten; wie kann man dem entkommen? Gar nichts mehr kaufen? Das geht nicht, unsere Art zu leben funktioniert leider nur so, dass man das meiste, das man braucht, irgendwo kauft (wer baut noch seine Lebensmittel selbst an, stellt Stoffe her, näht Kleidung damit selbst etc.?).

Am besten kann man dagegen angehen, indem jeder sich vor JEDEM Kauf eines Produktes genau überlegt, ob er es WIRKLICH benötigt! Denn die meisten Dinge, die wir kaufen, weil wir meinen, wir brauchen sie, brauchen wir eigentlich überhaupt nicht!!!!
***Music was my first love...***

wwelti

#2
Das eigentliche Problem ist, daß man in der westlichen Welt "demokratiemüde" geworden ist. Den meisten Leuten ist ja nicht mal mehr die eigene Freiheit viel wert, sonst wäre nicht so viel Zustimmung für Massenüberwachung vorhanden. Wie soll jemand, dem die eigene Freiheit nichts wert ist, effektiv für die Freiheit anderer kämpfen können? (Und ratet mal, wem Massenüberwachung am ehesten nützt: Dem Individuum, oder denen, die die "Massen" unter Kontrolle halten wollen?)

Die meisten Leute werden wieder bei den großen Parteien ihr Kreuzchen machen, wie sie es gewohnt sind. Was jedoch nötig wäre:

- Alle großen Parteien konsequent abstrafen. Man MUSS wählen, aber bitte kleine, unbedeutende Parteien, möglichst solche die keinen Schaden anrichten, aber noch besser solche, die mindestens schon mal ein gutes Programm haben)

- Die Politik ist Mist? Ja klar ist sie das. Aber hallo: Wir leben in einer Demokratie. Man kann sich jederzeit politisch engagieren, neue Parteien gründen, usw.

- Wer resigniert, hat schon verloren!

Was immer zu allererst bereinigt werden muß, ist der Dreck vor der eigenen Haustür. Also das, was bei uns schief läuft. Wenn z.B. Konzerne aus unserem Umkreis schaffen, die wenigen verbleibenden investigativen Journalisten, die sich mit solchen Themen auseinandersetzen, so zu drangsalieren, dann läuft bei uns gewaltig etwas schief. Und wenn bei uns massenhaft Ware umgesetzt wird, die unter erbärmlichsten Bedingungen hergestellt wurde, sowieso. Aber die eigentlichen Probleme sitzen ja viel tiefer -- auch bei uns in Deutschland ist die Gesellschaft dabei, auseinanderzubrechen. Wir lösen das Problem bestimmt nicht, indem wir breitbeinig irgendwelchen Hartz4-Empfängern Moralpredigten halten, daß sie im Supermarkt gefälligst keine Sklaven-Produkte kaufen sollen. Wenn wir Gesellschaften in fremden Ländern verbessern wollen, müssen wir damit auch bei uns anfangen -- das soziale Gefälle hat in Deutschland in den letzten Jahren rapide zugenommen, und genau das ist eine Wurzel vieler Übel. Was wir brauchen ist eine starke, mittelständische Gesellschaft, die ihre demokratischen Pflichten wieder ernst nimmt und nicht resigniert, sondern durchgreift gegen Korruption, Unterdrückung, soziale Ungerechtigkeit, und nicht zuletzt natürlich auch gegen unfairen Handel.

Das Problem auf winzigste Teilaspekte zu reduzieren (Z.B. nur noch fair Trade Schokolade kaufen) wird meiner Meinung nach der Sache nicht gerecht. Unsere Aufgabe ist es, daß wir unsere demokratischen Pflichten wieder ernster nehmen. Die Regierungen "mal machen lassen" -- wir sehen, wohin das führt! Nein, wir müssen unsere Pflicht wahrnehmen, die das Volk in einer Demokratie hat (und die leider offenbar vergessen wurde, weil sie sehr anstrengend ist): Wir (als Volk) müssen herrschen, und dürfen dies nicht "der Regierung" überlassen. Und es gibt durchaus demokratische Wege, dies auf sinnvolle Art zu tun. Das ist alles mit Arbeit verbunden, aber es hilft nichts -- "laissez faire" kann's nicht mehr sein, sonst zerbricht die Gesellschaft.

Viele Grüße
  Wilfried

cascadian

Danke für diesen interessanten und gedankenanregenden Beitrag, freut mich solche Diskussionen hier zu lesen.


Ich empfehle auch das Food Empowerment Project, ist zwar eher auf den Nordamerikanischen Markt ausgelegt, haben aber z.b. eine umfassende List an Schokoladenherstellern welche ohne Sklaverei auskommen, oder eben nicht: http://www.foodispower.org/chocolate-list/




Ukelmine

Ich habe mir die Reportage angesehen. Den Satz über die nepalesischen Kinder bekomme ich nicht mehr aus dem Kopf.
Das Problem ist, dass man als Konsument zwar einiges richtig machen kann, indem man sich möglichst umfassend informiert und danach handelt, aber letztendlich kann man nicht verhindern, auch Teil dieses Kreislaufs zu sein.
Das ist sehr bedrückend.
Meine Schokolade kaufe ich übrigens nur noch beim schokoladen-outlet.
Dort wird gleich auf der Startseite erklärt, woher die Rohstoffe kommen.

Bluesopa

#5
Wenn man es wirklich genau nimmt, sind auch solche Informtionen der einzelnen Firmen zu hinterfragen ... auch da wird immer wieder gelogen, und wenn jemand draufkommt dass doch alles nicht so ganz stimmt, will man von nichts gewusst haben und die Leute vor Ort sind schuld ...

Wir haben im Grunde KEINE Möglichkeit, irgend etwas an den Verhältnissen in einzelnen Ländern zu ändern - wir können nur versuchen selbst vernünftig zu leben,  den überbordenden Konsum auf das zu beschränken was wirklich notwendig oder einem wirklich wichtig ist, und allgemein, auch in DE und EU, Leistung anderer auch angemessen zu bezahlen.

Das Problem mit den Verhältnissen in manchen Ländern ist nicht so einfach, wie es - auch hier wieder - oft dargestellt wird. Sicher, es liest sich gut, macht vielleicht ein gutes Gefühl ... aber geht an der Wirklichkeit vorbei. Da geht es um etwas ganz anderes - um Verhältnisse und Entwicklungen vor Ort. Langfristige wirtschaftliche und soziale Entwicklungen vor Ort, die versäumt wurden oder wo man einfach noch nicht so weit ist. Die zu dem Zustand heute führten, dass die ausgebeuteten Menschen dort heute oft dankbar sein müssen und auch sind, dass sie ÜBERHAUPT eine kleine Chance haben wenigstens ein bisschen zu verdienen (was bei der Kaufkraft vor Ort allerdings teilweise deutlich mehr ist als es rein rechnerisch bei uns erscheint) ... sie haben nämlich sonst so gut wie KEINE Chance, weil da ansonsten einfach keine oder viel zu wenig Möglichkeiten vorhanden sind, die viel zu vielen Menschen zu ernähren ...

Ja, diese Verhältnisse werden von profitgierigen Firmen (und auch Menschen vor Ort!) nun schamlos ausgenutzt. Aber eine Änderung kann es nur geben, wenn in diesen Ländern die Entwicklung stattfindet (die die "entwickelten" Länder ja ebenfalls durchgemacht haben), die ein vernünftiges Verhältnis von Resourcen, Möglichkeiten und Bevölkerungsdichte entstehen lässt ... wenn Ausbeutung, meist in Verbindung mit Korruption, vor Ort von innen heraus bekämpft werden ... und dabei sollt man ihnen helfen, so weit möglich. Aber nichts einfach "überstülpen" wie in der Vergangenheit oft der Fall, sondern Hilfe zur Selbsthilfe, unter Berücksichtigung der jeweiligen kulturellen Hintergründe. Durch wohlklingende Boykottaufrufe diesen Ärmsten womöglich auch noch die letzte Möglichkeit zu nehmen ist keine Lösung ...

Ukelmine

#6
Zitat von: Bluesopa am 14. Jan 2017, 12:54:07
Wenn man es wirklich genau nimmt, sind auch solche Informtionen der einzelnen Firmen zu hinterfragen ... auch da wird immer wieder gelogen, und wenn jemand draufkommt dass doch alles nicht so ganz stimmt, will man von nichts gewusst haben und die Leute vor Ort sind schuld ...

...

Natürlich ist das möglich, doch den klassischen Biounternehmen, die in ihrer Firmenphilosophie schon immer Wert auf Nachhaltigkeit und meist auch faire Produktionsbedingungen legten, vertraue ich da immerhin etwas mehr als Großkonzernen, die plötzlich ihre soziale Ader entdecken. :-)
Der Lieferant den ich genannt habe, verkauft Schoki eines bekannten Biounternehmens. ;-)