Wie krank ist das denn?!

Begonnen von Dieter, 17. Jan 2011, 20:03:47

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Tuke

#45
Beim Hamburg-Treffen machen wir das so: Wir spielen grundsätzlich nur gemeinfreie Lieder!
Und die werden hin und wieder mal kopiert für Leute, die keinen Computer haben.  :roll:
Die können dann vorher per Mail Bescheid sagen.
"Die Normalität ist eine gepflasterte Straße: Sie ist bequem zu gehen, aber auf ihr wachsen keine Blumen." - Vincent van Gogh

Spottdrossel

Zitat von: Floyd BlueEs ist auch Schwachsinn, dass man als GEMA-Mitglied nichts GEMA-freies mehr machen (zumindest unter dem Namen, unter dem man angemeldt ist).
Wow.  Das wusste ich nicht!   :shock:

Spottdrossel

Ohrenblicker

#47
Zitat von: Floyd BlueNa, dann fang doch mal an fundiert darüber zu schreiben. Hast Du Dich denn fundiert damit auseinandergesetzt, oder wartest Du auf fundierten Input?

Es ging ja hier um das Thema der Notenkopien im Kindergarten. Da hatte ich mir einiges zu durchgelesen (Links siehe oben von Apfelrockt und von mir), über das man hätte diskutieren können. Mit dem Thema GEMA beschäftige ich mich auch seit Jahren immer wieder. Mich ärgert es nur, dass viele, sobald irgendwo der Begriff GEMA fällt, plötzlich Schaum spucken. Natürlich kann man viel an dieser Institution kritisieren, was ich auch regelmäßig mache, aber hier schrieben halt auch einige, die offenbar gar nicht mitbekommen hatten, worum es in diesem konkreten Fall geht.

Zitat von: Floyd BlueGrundsätzlich finde ich es richtig, dass auch Musiker vergütet werden. Grundsätzlich finde ich die Idee, einer Institution, durch die man seine Rechte vertreten lassen kann richtig. Grundsätzlich falsch finde ich, dass einem Verein, was die GEMA ist (der TÜV) übrigens auch) gesetzlich soviel Rechte geben kann, dass sogar Grundsätze des Rechtsstaates verletzt werden (GEMA-Vermutung vs. in dubio pro reo). Die GEMA führt sich ständig ad absurdum (die Musikindustrie übrigens auch). Der Verwaltungsaufwand ist inzwischen so hoch, dass für die eigentlichen Aufgaben kein Spielraum mehr ist. Die Verteilungsschlüssel sind nicht nachvollziehbar. Die Unterscheidung zwischen U- und E-Musik ist völliger Unsinn, Musik ist Unterhaltung, nichts anderes. Es ist auch Schwachsinn, dass man als GEMA-Mitglied nichts GEMA-freies mehr machen (zumindest unter dem Namen, unter dem man angemeldt ist). Das alles führt dazu, dass dieser Filz aufgeräumt werden sollte.

Die Idee anderer Lizenzierungsmodelle, auch nach Rechten gestaffelt, halte ich für eine gute Idee.

So genügend polemisiert und frisches Öl ins Feuer gegossen. Viel Spaß beim weiteren Diskutieren...

Du hast nicht polemisiert, sondern sachlich deine Meinung vertreten. Du hast ja nicht mal Komponisten die Rechte an ihren Werken abgesprochen, wie es andere getan haben. In vielen Punkten kann ich dir sogar zustimmen, das System GEMA muss dringend von grundauf reformiert werden.

Liebe Grüße!

Sir Roy

Als Berufsmusiker kotzt mich die GEMA komplett an und bin deshalb überzeugtes Nichtmitglied!
Meine Musik ist und bleibt Nischenmusik und deshalb werde ich nie auf einen grünen Zweig kommen mit Lizenzen, Tantiemen etc.
Meine Konsequenz: Ich bin und bleibe Nichtmitglied und ünterstütze den jüngst in Bayern proklamierten Spruch:
Gib GEMA keine Chance- spiel ungeschützt!

gerald

Zitat von: Floyd BlueNa, dann fang doch mal an fundiert darüber zu schreiben. Hast Du Dich denn fundiert damit auseinandergesetzt, oder wartest Du auf fundierten Input?

Achtung, jetzt kommt meine eigene Meinung zu dem Thema, die nicht unbedingt fundiert sein muss.
...
So genügend polemisiert und frisches Öl ins Feuer gegossen. Viel Spaß beim weiteren Diskutieren...

Auch wenn es hier ursprünglich nicht um Aufführungsrechte oder Tonträger ging, die von der GEMA verwaltet werden, sondern um Noten, für die die VG Musikedition zuständig ist, scheint sich das Thema auch immer stärker auf die GEMA auszuweiten.
Dann darf ich vielleicht auch noch etwas (vielleicht wenig fundiertes) Öl in das GEMA-Feuer gießen.

Zitat von: Floyd Blue...
durch die man seine Rechte vertreten lassen kann richtig. Grundsätzlich falsch finde ich, dass einem Verein, was die GEMA ist (der TÜV) übrigens auch) gesetzlich soviel Rechte geben kann, dass sogar Grundsätze des Rechtsstaates verletzt werden (GEMA-Vermutung vs. in dubio pro reo). Die GEMA führt sich ständig ad absurdum (die Musikindustrie übrigens auch). Der Verwaltungsaufwand ist inzwischen so hoch, dass für die eigentlichen Aufgaben kein Spielraum
Die Idee anderer Lizenzierungsmodelle, auch nach Rechten gestaffelt, halte ich für eine gute Idee.
...
Wenn ich das richtig verstehe, führt die GEMA auch gerade im Bereich der GEMA-Vermutung sich selbst ad adsurdum, weil sie das gegen ihren Kulturauftrag über den gesetzlich abgesicherten Bereich hinausführt.

Selbst wenn man nur gemeinfreie, beispielsweise traditionelle Musik, spielt und mit diesem Punkt eigentlich meines Wissens die rechtlich gesicherte Grundlage der GEMA-Vermutung endet, geht die GEMA mit ihren Vermutungen noch zwei Schritte weiter.

Zuerst einmal vermutet sie, dass irgendein GEMA-Mitglied von dem traditionellen Stück eine Bearbeitung gemacht hat und dass dieser Bearbeitung so viel eigene Kreativität zugrunde liegt, dass dadurch Urheberrechte begründet werden.

Im zweiten Schritt vermutet sie dann noch, dass sich ein Musiker, der ein solches traditionelles stück spielt, sich nicht auf die allgemein bekannte überlieferte Version des Stückes bezieht, sondern auf eine solche Bearbeitung.

(Eine richtig gute Quelle dafür habe ich nicht mehr, das einzige, was ich gerade noch finde, ist dieser Bericht, die interessierten, sollten bei Seite 1 anfangen...)

Ohrenblicker

Ja, die GEMA-Vermutung ist auch das, was mir am meisten an dieser Institution aufstößt, ich frage mich, ob das BVG die nicht irgendwann mal zum Kippen bringt.

Aber um mal zum Thema zurückzukommen. Es wird sich ja von viellen darüber echauffiert, dass die VG Musikedition das Kopieren von Noten durch eine Abgabe für Kindergärten legalisieren will. Für Schulen bestehen ja bereits entsprechende Verträge.

Was mich jetzt mal interessiert: Was konkret schlagen die Kritiker vor, wie dieses Problem anders zu lösen ist? Fakt ist doch, dass das Erstellen und der Vertrieb von Notenmaterial die Verlage Geld kostet. Das Kopieren von Noten ist wie gesagt illegal. Sagen wir mal, der Gesetzgeber lockert das Urheberrechtsgesetz und erlaubt das Kopieren in bestimmtem Umfang (also z.B. wie die Privatkopie bei Tonträgern). Das würde dazu führen, dass die Verlage weniger Umsatz machen und somit die Preise erhöhen müssten. Letztlich muss doch alles irgendwie bezahlt werden, ob das nun über die GEMA läuft oder nicht.

Das größte Problem, was ich im Moment sehe, sind nicht die 56 Euro pro Jahr (bei einem Kindergarten mit 60 Kindern ist das nicht mal ein Euro pro Kind), sondern der bürokratische Aufwand für die Kindergärten. Aber kritisieren ist immer leicht, was gäbe es denn für Alternativen?

TERMInator

Zitat von: OhrenblickerDas größte Problem, was ich im Moment sehe, sind nicht die 56 Euro pro Jahr (bei einem Kindergarten mit 60 Kindern ist das nicht mal ein Euro pro Kind)

DiePreisangaben sollte man dann schon korrekt machen:
Für die 56 Euro gibts 500 Kopien p.a. - das sind dann nichtmal 10 Seiten pro Nase in Deinem Beispiel.

Jährliche Pauschalbeträge im Tarif F-Ki2
bis 500 Kopien € 56,-
bis 1.000 Kopien € 112,-
bis 1.500 Kopien € 168,-
bis 2.500 Kopien € 277,-
bis 5.000 Kopien € 555,-
bis 7.500 Kopien € 833,-
bis 10.000 Kopien € 1.112,-
bis 20.000 Kopien € 2.224,-
Alle Beträge verstehen sich netto, zzgl. USt., derzeit 7% (Stand 10/09).

wwelti

Na das nenne ich mal eine großzügige Preisstaffelung :roll:

Aber die Frage, wozu ein Kindergarten Notenkopien benötigt (die Kinder können sie ja eh nicht lesen), wurde bislang noch nicht beantwortet...

Ohrenblicker

#53
Zitat von: wweltiNa das nenne ich mal eine großzügige Preisstaffelung :roll:

Aber die Frage, wozu ein Kindergarten Notenkopien benötigt (die Kinder können sie ja eh nicht lesen), wurde bislang noch nicht beantwortet...

Ich denke mal, um sie den Kindern mit nach Hause zu geben, damit sie die mit den Eltern üben können? Bei 50 Kindern macht das 10 Lieder pro Kind (ein Kinderlied passt ja in der Regel auf eine Seite). Wenn das für ein Jahr nicht reicht, kosten 20 Lieder halt zwei Euro, ist jetzt auch nichts, was eine Familie in den Ruin treiben würde. ;) Ein Notenbuch ist jedenfalls teurer.

HEiDi

Zitat von: Ohrenblicker
Zitat von: wweltiAber die Frage, wozu ein Kindergarten Notenkopien benötigt (die Kinder können sie ja eh nicht lesen), wurde bislang noch nicht beantwortet...

Ich denke mal, um sie den Kindern mit nach Hause zu geben, damit sie die mit den Eltern üben können?

Das habe ich mit drei Kindern an zwei verschiedenen Kindergärten nie erlebt.
Höchstens haben sich die Erzieherinnen zwei Kopien pro Gruppe gemacht, um die Lieder zu üben.
Gesungen wurde immer auswendig.
HEiDi mit MAjA, UkuLily & wir_holen_den_cup

apfelrockt

Zitat von: OhrenblickerIch denke mal, um sie den Kindern mit nach Hause zu geben, damit sie die mit den Eltern üben können?

Also mit Verlaub, das ist Quatsch. Das würde ja voraussetzen, dass die Eltern alle Noten lesen können, und dass kann man doch nun wirklich nicht annehmen. Hier geht es doch um seit Ewigkeiten überliefertes Liedgut, dafür braucht kein Mensch Noten. Viel Rauch um nichts. Brief in den Papierkorb schmeissen und gut ist.

In den Schulen mag es etwas anders gelagert sein, aber darum geht\'s ja hier nicht.
es ist bereits alles gesagt, nur noch nicht von jedem

Ohrenblicker

Zitat von: apfelrocktAlso mit Verlaub, das ist Quatsch. Das würde ja voraussetzen, dass die Eltern alle Noten lesen können, und dass kann man doch nun wirklich nicht annehmen. Hier geht es doch um seit Ewigkeiten überliefertes Liedgut, dafür braucht kein Mensch Noten.

Es geht ja nicht nur um die Noten, sondern auch um den Text. Welche Eltern singen noch mit ihren Kindern? Auch wenn es nicht so gehandhabt wird, ich fände es einen guten Ansatz, die Eltern stärker miteinzubeziehen und die Musik nicht nur den Pädagogen zu überlassen. Nach meiner Beobachtung wird heutzutage nur noch in wenigen Familien zusammen gesungen. Und ich glaube wiederum nicht, dass Eltern auch traditionelle Kinderlieder komplett auswendig können. Aber das ist ein anderes Thema, mit dem ich so meine ganz eigenen Erfahrungen habe...

Klar, wenn nichts kopiert wird, muss man auch nichts zahlen. Daher verstehe ich ja auch diese künstliche Aufregung nicht.

Uhu

#57
Ein völlig anderer Blickwinkel, zu Diskussionszwecken:

Als Mitglied einer Verwertungsgesellschaft (es gibt mehrere, z. B. VG Wort, VG Bild-Kunst) habe ich bisher in jedem Jahr einen Scheck \"meiner\" VG erhalten. In \"meinem\" Auftrag sorgt meine VG dafür, dass meine Urheberrechte gewahrt bleiben und pauschale Urheberrechtsabgaben (z. B. auf Kopierer) anteilig den Weg auf mein Konto finden. Mich macht der alljährliche Scheck nicht reich, ich betrachte ihn eher als symbolischen Gegenwert für das, was ich erschaffe. Natürlich ist jedes System einer Umverteilung von Gebühren und Abgaben hin zu denen, die in den Genuss einer Ausschüttung kommen, fehlerhaft, ungerecht und dringend verbesserungsbedürftig. Aber es ist ein vorhandenes System, eingerichtet für Leute wie mich, die mit Kunst ihr Brot verdienen. Und aus meiner Sicht sind Leute, die mein geistiges Eigentum kopieren anstatt es legal zu erwerben, für meinen Beruf geschäftsschädigend.
Soweit meine berufliche Sicht der Dinge.

Gruß vom Uhu

HEiDi

Zitat von: OhrenblickerEs geht ja nicht nur um die Noten, sondern auch um den Text. Welche Eltern singen noch mit ihren Kindern?

Eben.
Und diese Eltern werden auch nicht plötzlich anfangen, mit ihren Kindern zu singen, wenn der Kindergarten
Zettel verteilen würde.
So viel, wie in den meisten Kindergärten täglich (vermutlich) gesungen wird, ist zusätzliches Üben überflüssig.
Was ich erlebt habe: Liedblätter für die Eltern zum Laternenumzug.
Aber vielleicht werden die auch wieder über die Kirchengemeinde abgerechnet, denn der Laternenumzug
beginnt dort immer mit einem Gottesdienst. Wer weiß...  ;)
HEiDi mit MAjA, UkuLily & wir_holen_den_cup

apfelrockt

Zitat von: UhuEin völlig anderer Blickwinkel, zu Diskussionszwecken:


Schön, es sei dir auch gegönnt und keiner will dir was wegnehmen. Nur zur Erinnerung: Wir reden hier von \'Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind, sein Roß das trug ihn fort geschwindt\' und \'ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir\'

Wer möchte hierzu irgendwelche Rechte anmelden? Dann tue er es bitte jetzt ansonsten betrachte ich das Thema als erledigt. Diese Stücke habe ich schon in meiner Kindheit gesungen ohne Noten und ohne Text und so machten es meine Kinder und wenn sie soweit sind werden es meine Enkelkinder auch so machen. Was verdammt nochmal hat die VG Verlagsunion damit zu schaffen??
es ist bereits alles gesagt, nur noch nicht von jedem