Ich muß da mal ne Lanze brechen...

Begonnen von Guchot, 02. Jan 2012, 12:23:57

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Guchot

Man liest ja immer wieder das man die Finger von Billiginstrumenten lassen soll. Prinzipiell stimme ich dem auch zu, allerdings habe ich gerade jetzt die Erfahrung gemacht das es auch Ausnahmen geben kann.

Vor Weihnachten war ich auf der Suche nach einer 12saitigen Gitarre. Da ich zuerst einmal ausprobieren wollte, kam für mich nur eine billige günstige Gitarre in Frage. Das ist eigentlich meine übliche Vorgehensweise, erstmal wenig Geld ausgeben zum ausprobieren und wenns dann paßt was vernünftiges kaufen und die billigere dann für Lagerfeuerabende nehmen. Beim rumstöbern in eBay bin ich dabei auf folgende Gitarre gestoßen, die Red Hill DG2-12. Verkaufspreis 59,- €uronen. Gut, den angebenen UVP von 179,- kann man getrost ignorieren, da meines Wissen kein Mensch sonst Red Hill Gitarren verkauft. Da kann der MusicStore also angeben was er will. Erste Reaktion: Das KANN ja nix sein. Da der MusicStore aber bei mir ums Eck ist, habe ich mich entschlossen die 5 Minuten Fahrt zu investieren. Naja, was soll ich lang rumdrucksen, mein Sohn und ich sind mit je einer Red Hill wieder raus marschiert.

Warum?

Die Gitarre ist prima verarbeitet, keine Leimreste irgendwo, alles fest, keine überstehenden Bundstäbchen, nix. Sie ist sehr stimmstabil, obwohl die Saiten noch so gut wie neu sind. Die Klampfe ist in der tieferen Oktave absolut bundrein, keine Abweichungen. Die höhere Oktave ist leicht daneben, was aber Bauartbedingt ist. Die Saiten sind ja unterschiedlich dick und würden daher eine andere Kompensation bnenötigen. Das gibt es aber selbst bei wesentlich teureren Gitarren so gut wie nie. Die Saitenlage ist für eine 12saitige extrem niedrig, dadurch läßt sie sich wirklich angenehm greifen und spielen.

Wohlbemerkt, das gilt für alle 3 Instrumente die ich von dem Typ in der Hand hatte. Die, die ich im Laden angespielt habe, die von meinem Sohn und meine.

Nachteil: Bei dem Preis klar, das Instrument ist komplett Laminat. Wobei man sich darüber streiten kann ob das unbedingt ein Nachteil sein muß. Das Laminat macht einen sehr soliden Eindruck und läßt hoffen das sich die Decke nicht so schnell heben wird. Was nützt mir die schönste Massivholzdecke wenn die schon nach nem halben jahr ne Delle kriegt?
Zweiter Nachteil: Sie ist für ne 12saitige relativ leise. Was aber beim Zusammenspielen mit anderen auch nicht unbedingt ein Nachteil ist, da 12saitige auch gern mal so laut sind das sie im Zusammenspiel die anderen Gitarren gern übertönen.
Dritter und letzter kleiner Nachteil: Es gibt nur einen Gurtknopf, am Hals ist keiner angebracht. Auch das ist aber eine Sache die bei wesentlich teureren Gitarren vorkommt und nichts das nicht mit einem Einsatz von 1,50€ und nem Akkuschrauber behoben werden kann ;)

Sylvester war ein Freund von mir zu Besuch der seit über 40 Jahren Gitarre spielt und hat sich die Klampfe mal angeguckt. Er ist der gleichen Meinung wie ich, das Ding ist ohne Einschränkung brauchbar.

Ich will den Eingangs erwähnten Satz mit dem \"Finger weg von Billiginstumenten\" jetzt nicht umkehren in \"Ran an die Billigdinger\", aber ich kann nur empfehlen bei so günstigen Angeboten die Zeit zu investieren und sich so ein Teil mal genau anzusehen. Wie gesagt, das Teil hat 59,-€ gekostet und ich hab sogar noch ne Tasche dazu gekriegt (OK, die gehört eigentlich zu ner Sechssaitigen und die 12er geht da nur mit viel gutem Willen rein, aber es geht). Als Neuware habe ich 2 Jahre Garantie darauf. Sollte also in der Zeit die Decke Knack machen (unwahrscheinlich) oder ne Mechanik den Geist aufgeben, fahr ich zum MusicStore und laß das in Ordnung bringen. Sollte die nach den 2 Jahren die Grätsche machen, hat sich die Investition von 59,-€ für 2 Jahre aber schon gelohnt.

Momantan bin ich aber absolut glücklich und zufrieden mit \"Helga\"

-Jens-

Freut mich, daß du soviel Freude an diesem Glückgriff hast! Damit kannst du ne Menge Ukulelen begleiten. Die Haltung auf dem Sofa wirkt im ersten Moment etwas unbequem, aber das breite Grinsen sagt mir, so schlimm ist es nicht :) Viel Spaß mit dem 12-Saiter!

Guchot

@Jens: Ich mußte mich wat in Positur rücken, da die Kamera aufm Stativ war und über Selbstauslöser geschoßen wurde :mrgreen: Ansonsten kann man auf dem Sofa auch bequem sitzen :mrgreen:

ukeman1

#3
Hallo Guido !

Freut mich für Euch das ihr zwei günstige aber gute 12 Saiter erwischt habt. Viel Spass damit !!!

Gruss Sascha

PS: Ich habe genau den selben Hut einmal in blau und ein mal in grau  :mrgreen:
Musik muss nicht perfekt aber echt sein.....

Guchot

Zitat von: ukeman...PS: Ich habe genau den selben Hut einmal in blau und ein mal in grau  :mrgreen:

Ich hab ihn noch einmal mit Gold-Pailetten :mrgreen:

Wollfroeschin

Zitat von: MusikusColoniusIch hab ihn noch einmal mit Gold-Pailetten :mrgreen:

 :shock: Gott, nen Uschihut, hach wie tuckig  :lol:

Guchot

Zitat von: Wollfroeschin
Zitat von: MusikusColoniusIch hab ihn noch einmal mit Gold-Pailetten :mrgreen:

 :shock: Gott, nen Uschihut, hach wie tuckig  :lol:

Hey hey hey ich bin der goldene Reiter.... :mrgreen:

Johnny Diebels

In der Tat bin ich bei dieser Music Store Eigenmarke RED HILL auch einmal gut gefahren, eine Ovation- Verschnitt Kiste für 89,-- €, reichlich robust, hässlich, klanglich gut und für den Preis völlig okay :D

Jetzt kommt trotzdem ein ABER ;)

Die Wahrheit kommt meistens erst dann raus, wenn 90% aller Musiker gar nicht mehr am Thema dran, nämlich bei der Strassen- und Bühnentauglichkeit. Mein Lieblingsbeispiel: ich hatte 2004 eine Europatour mit einer amerikanischen Rockband gemacht, und meine Bandkollegen dachten (nicht dumm): wer weiss, wie die Sicherheit auf ausländischen Bühnen inkl Osteuropa aussieht, da stelle ich keine Gibson/Fender/Martin/PRS hin... grundsätzlich völlig okay.

Bis die Jungs nach zwei Wochen und 11 Konzerten die dritte Epiphone zerschossen hatten.. im Proberaum und zuhause waren die Teile für den Preis spitze und optisch klasse, aber im Dauereinsatz be temperaturschwankungen, heissen cheinwerfern, wechselnder Luftfeuchtigkeit, verschwitzen Flüssigkeiten überall, gehen Potis, Kodensatoren, Wirbel, Halsstäbe, Bundstäbchen oder verchromte Metallteile/Schrauben doch gerne in die Knie... wer also mehr als 10- 20 Gigs im Jahr spielt, sollte nochmal überdenken, was sinnvoller ist. Es gibt in diesem Punkt übrigens kein richtig oder falsch, nur Ansichten... im Hausgebrauch habe ich z.B. eine 10 € Musik Produktiv Ukulele, eine Spongebob Flying V Ukulele...  und diverse Gitarren und Bässe unter 100 €, habe da viel Spass mit!

Meine kleine Mahalo Les Paul hat den \"Tourstress\" übrigens auch nicht lange ausgehalten, sie schnarrt inzwischen ganz heftig... ich meine dieses Modell hier http://www.youtube.com/watch?v=AKIpPrKIAKM&feature=related (das bin übrigens NICHT ich...), ich wollte mir mal demnächst ansehen, wie die Ovation Ukulele von Floyd Blue inzwischen aussieht, er ist ja auch ordentlich unterwegs mit dem Teil...

Floyd Blue

Zitat von: Johnny Diebels...ich wollte mir mal demnächst ansehen, wie die Ovation Ukulele von Floyd Blue inzwischen aussieht, er ist ja auch ordentlich unterwegs mit dem Teil...

Werde heute abend, nach der Arbeit, mal ein wenig berichten. Bitte um Erinnerung...

Sintram

Ich kann mich da bedingt auch anschließen: Ich spiele seit fast 5 Jahre eine Harley Benton Ovation-Kopie für damals 120Euronen. Die erste ist damals am ersten Wochenende in meinem Besitz während eines Open Air Gigs direkt in die Knie gegangen. (Beleistung abgelöst=Welle in der Decke)
Telefonat bei Thomann ergab sofortigen Austausch wegen Montagsproduktion. Die Ersatzklampfe (gleiches Modell, nur andere Farbe der Decke) hat seitdem alles klaglos mitgemacht (Bis vor 1 Jahr ca. 40-50 Gigs/Jahr).
Vielleicht gehört manchmal auch einfach n bischen Glück noch mit dazu. Immerhin können auch die teuren Modelle mal nach kurzer Zeit die Biege machen.

Bin aber auch gespannt auf Floyds Bericht... 8-)

apfelrockt

Zitat von: Johnny DiebelsBis die Jungs nach zwei Wochen und 11 Konzerten die dritte Epiphone zerschossen hatten..

Also ich finde Epiphone baut durchaus hochwertige Instrumente auch wenn diese in den unteren Preisklassen sicher nicht profesionellen Ansprüchen gerecht werden. Aber welche Band aus USA kommt denn auf so ein dünnes Brett und geht mit irgendwelchen Billig Instrumenten auf Europa Tour? Da würde ich eher den Musikern die Professionalität absprechen und nicht den Instrumenten?
es ist bereits alles gesagt, nur noch nicht von jedem

Floyd Blue

Nun, über Dauer-live-Erfahrungen kann ich gar nicht berichten, weil ich gar nicht so viel live spiele und meistens unterschiedliche Ukulelen benutze. Daher habe ich auch keine Probleme damit.

Vor einiger Zeit habe ich mich mal nach einem UOGB-Konzert mit Hester Goodman über diese Uke unterhalten, sie spielte lange Zeit die gleiche. Sie probierte meine aus und sagte, dass meine deutlich besser sei und sie ihre nicht mehr mag, sie hätte im Laufe der Zeit, über die vielen Konzerte hinweg, an Klang verloren. Ob das nun vom vielen Spielen kommt oder an Veränderung des persönlichen Klangempfindens liegt, konnten wir beide nicht herausfinden.

Ich werde wohl auch kaum herausfinden können, ob die Applause road-tauglich ist, da ich, zumindest in der nächsten Zeit, meine flache Brüko custom verwenden werde, die nach Vergelichstests am besten ins Klanggefüge des Resopal-Seminars passt. Für meine Solo-Geschichten entscheide ich nach Lust, Laune und Tagesform, welches Instrument ich auswähle.

@apfelrockt: Schau bzw. hör Dir mal die Sachen von David Lindley und El Rayo Ex aus den 1980er Jahren an. Der hat viel auf billigsten Kaufhausinstrumenten Europa-Touren gespielt, hat sie allerdings auch nicht zerschmettert oder zerlegt. Ansonsten würde ich vermuten, dass es eher der mangelnde professionelle Umgang der Musiker mit den niedrigpreisigen Instrumenten ist, der die Teile geschrottet hat. Auf ein billiges/preiswertes Instrument gibt man wahrscheinlich weniger acht, als auf begehrtes Sammlerstück.


Um aber wieder auf das Thema zurückzukommen... Ich habe sehr unterschiedliche Erfahrungen mit Billiginstrumenten gemacht. Meine fast 30 Jahre alte Sperrholz Yamaha-Westerngitarre war nicht besonders teuer (damals ca. 350 Mark) und klang Spitze von Anfang an. Deutlich teurere Instrumente habe ich nicht behalten, weil mir zu viel nachzuarbeiten war und auch nicht besser klangen.

Jan

Zitat von: Johnny DiebelsBis die Jungs nach zwei Wochen und 11 Konzerten die dritte Epiphone zerschossen hatten..

Wie man das schafft, ist mir schleierhaft.
Vielleicht ist es so, wie Floyd Blue vermutet: mit preiswerten \"Ersatz\"-instrumenten geht man nicht gut um, macht ja nix, wenn so ein Ding umfällt oder einer drauflatscht. Klar, dass das 4000-€-Teil aus dem Customshop dann länger hält. Aber Epiphone hier miese Qualität zuzuschreiben....weiß nicht...

apfelrockt

@floyd

David Lindley ist mir alleine von Jackson Browne in bester Erinnerung und ja, wie sangen schon die Stones: it\'s the singer not the song. Aber David hat sich seine Instrumente ja auch ausgesucht und egal ob teuer oder billig, mit auf Tour genommen. Was soll ich von ner Band halten die meinen ihre guten Gitarren wären nunmal zu Schade für ihr Publikum? Keiner (ausser Neil Young) nimmt vielleicht seine 59 Strat oder Les Paul mit auf Tour, ne Neuauflage sollte aber schon drin sein. Aber wem sage ich das, wir denken da gleich, denke ich .... :-)
es ist bereits alles gesagt, nur noch nicht von jedem

UliS

Zitat von: apfelrocktKeiner (ausser Neil Young) nimmt vielleicht seine 59 Strat oder Les Paul mit auf Tour,
Vladimir Horowitz hat über 40 Jahre seinen eigenen Steinway-Flügel durch alle Konzertsääle der Welt mitgenommen,
da machen wir uns doch vor einer Strat oder LP nicht bange?