Musik als Waffe

Begonnen von jazzjaponique, 11. Jul 2011, 21:02:09

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skiffle

Auch ich habe nur die halbe Sendung eher zufällig mitbekommen. Der Gesang im Nebenraum zog mich auf unerklärliche Weise an.
Ich denke schon, dass man ihn \"ernst\" nehmen darf, vielleicht anders als er sich selbst und vor allem weniger in üblichen Konventionen.
Ihn in seiner Bedeutung zu überschätzen, wäre ähnlich blödsinnig wie ihn als personifizierten Witz zu verurteilen.
Er ist ersatzweise unperfekt für unser oft übermäßiges Verlangen nach Superlativen die, wie wir gelegentlich erfahren, oft auch einsam machen.
Er ist ein kleines Beispiel für Menschen, die mit Hingabe und Herzblut eine Sache verfolgen, ohne sich zwingend an allgemein verabredeten Normative zu halten.
Irgendwie verrückt aus dem Koordinatensytem unserer im bürgerlichen Leben aufgezeichneten Wohlfühlgleichung.
Es bleibt ihm nur zu wünschen, dass ihn niemand als Zirkustier vorführt.

losguidos

Genau das ist es eben. Ich denke mal, dass die wenigsten seiner Zuschauer ihn ernst nehmen, oder seine Musik wirklich schätzen. Sie wollen sich amüsieren und finden ihn vielleicht schräg. Ob das ganze nun wirklich authentisch ist, oder die Ernsthaftigkeit von Beyer nur gespielt ist, spielt dabei eigentlich keine Rolle. Es geht um die Art der Unterhaltung. Das finde ich persönlich das erschreckendere Phänomen daran.

VG

Kugel

Sorry OT:

@ Skiffle: Wer seid Ihr bzw. für wen schreibst Du hier?


Gruß Kugel

skiffle

Du darfst mich gern dutzen Kugel. Ich schreibe für mich und u.U. für alle, die diese Zeilen in diesem thread lesen.
Worte haben oft mehrere assoziative Bedeutungsebenen in unserem Sprachgebrauch. Musik ist da nicht anders.
Das animiert manche Leser zu Gedanken und schriftlichen Bemerkungen. Ich mag Gedanken und ich mag Worte.

Kugel

O.T.:

Oh - an keiner Stelle sietzte ich Dich - es tut mir Leid sollte ich diesen Eindruck erweckt haben....

fallst Du es wolltest, hast Du mir aber nicht geantwortet....


Gruß Kugel

FriendlyFred

Ich habe Klaus Beyer mal live in einem kleinen Laden gesehen.
Er sang zu selbstgemachten Tapes. Zwischendurch wurde auch vor- und zurückgespult.
Es war im Rückblick jedoch so wie losguidos ( wieviele seid ihr eigentlich ? ) oben schrieb:
Das Publikum haut sich weg über einen freak.
Die Stimmung war ausgezeichnet,sowohl bei den Zuhörern als auch beim Akteur.
Ich wurde gut unterhalten.
Ich halte seine Musik waffentechnisch für ungeeignet.

skiffle

Nochmal in Kurzform. Ich bin ich und gern im Forum relativ anonym.  8)
Ich schreibe was und wie es mir gefällt, wie es in Foren nach meinen Beobachtungen üblich ist.  ;)
Ist das eine akzeptable Antwort @ Kugel?

Formuliertes Thread-Thema war s.o. Musik als Waffe. :evil:  
Meine Gedanken galten in diesem Kontext Herrn Musicus Beyer exemplarisch für \"Musik als Waffe\".
Und wie zu sehen ist, scheint ja hier und da eine gewisse Gemütsbewegung ausgelöst worden zu sein.
Im Wörtchen \"uns\" habe ich in meinem Eintrag versucht, eine von mir, höchst subjektiv freilich,
ausgemachte \"bürgerliche\" Mehrheit zu erfassen.

losguidos

Zitat von: FriendlyFred... wie losguidos ( wieviele seid ihr eigentlich ? )

Ich bin immer nur einer. Der Plural soll nur verdeutlichen, daß ich für drei rede...

VG

gerald

Diesen Klaus Beyer kenne ich nicht.
Aber eigentlich finde ich die Idee, Titel von den Beatles auf deutsch
zu interpretieren, weder neu noch originell aber trotzdem gibt es
sehr viele wirklich gelungene Beispiele, die für mich keineswegs in die
Rubrik \"Musik als Waffe\" fallen.

Neben den von Floyd Blue bereits erwähnten Aufnahmen von den Beatles
selbst, fallen mir als erstes die Versionen aus der Sesamstraße ein...
im Garten eines Kraken... und im grün-blauen Uboot.
Für mich herrliche Kindheitserinnerungen.

Bear Family Records hat auch mindestens ein bis zwei CDs mit deutschen
Versionen von Beatles-Titeln herausgebracht (Es war ein harter Tag).

Bei Musik als Waffe fallen mir aber die Beatles gar nicht ein, eher Militärorchester,
Märsche oder Dudelsäcke.

Knasterbax

Zitat von: apfelrocktAch du sch......e. Den guten Willen mag ich ihm nicht absprechen, aber das was hinten rauskommt ist grausam.

Sangesbruder von Daniel Johnston?
http://www.youtube.com/watch?v=OVnnwoMeKOQ&feature=related
Nur das Genialische, das fehlt...
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

skiffle

Freilich man darf, muß aber nicht mit ironischer Distanz Entwicklungen beobachten.
Und es gibt nachweislich dumme Musik. Und es gibt seltsame absichtsvolle und
aber auch unfreiwillig komische Entwicklungen in der Herstellung, individueller aber  
auch kommerziell vertwertbarer Musik.
Man darf sich darüber lustig machen und man kann individuell Leistungen wertschätzen, zumindestens respektieren.
Bei all diesen Entscheidungen schwingt eine bestimmte Verantwortung mit, die wir Hörer aufbringen könnten, müßten oder sollten.
In diesem Konjuktiv steckt das Potential sozialer Mitverantwortung.
Moral; wurde einmal als Wort dafür benutzt.
Diese Verantwortung kann aber auch \"Waffe\" sein. Eine Herausforderung für Aktivisten mit aggresivem Potential. Mit einfachen beats kann man Menschen leicht manipulieren. Unser Herzschlag macht uns schnell gemein. Wie poetisch sind die Texte der Beatles wirklich? Wie groß ist der Unterschied zum deutchsprachigen Schlager?
Ein Wort der Beurteilung kann eine Selbstwertgefühl vernichten.
Musik als Produkt ist nicht per se unschuldig.
Das wird zum  Aberglaube der Einfältigen in dem Moment, wo sie  öffentlich wird. Musik in seiner Qualität und Offenbarung ist ganz bestimmt Waffe für und gegen den \"guten Geschmack\" einzelner Vieler. Musik hat grundsätzlich Machtpotential. Musik darf, müßte und sollte kulturelle Bildung voraussetzen. Menschenbildung.