Taktfrage

Begonnen von -Jens-, 14. Dez 2011, 19:19:15

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Floyd Blue

#15
Letzendlich sind alle Methoden der musikalischen Dokumentation nur Abstraktionen des realen musikalischen Ausdrucks, egal wie detailliert. Das beste ist wohl, Stück anhören, Dokumentation als Anhaltspunkt nehmen und dann \"richtig\" spielen...

allesUkeoderwas

Zitat von: Floyd BlueDas beste ist wohl, Stück anhören, Dokumentation als Anhaltspunkt nehmen und dann \"richtig\" spielen...

Genau: Im Zweifel entscheide Dich stets für das Richtige, das ist nie verkehrt ...  ;)

Wenn ich Ole richtig verstanden habe, ist selbst das erlaubt....

http://en.wikipedia.org/wiki/File:3-2_son_clave_8-8.png

Und ich hab das immer für einen üblen Scherz gehalten  :roll:
Ukulelen: Nur Schrott

Ole Lele

#17
Nein, so sollte man es nicht machen. Clave beruht auf einem  vierschlägigen Puls, keinem achtschlägigen, also zählt man besser Viertel, nicht Achtel:

http://en.wikipedia.org/wiki/File:3-2_son_clave_4-4_one_measure.png
Wobei die Betonungsangaben leider auch in dieser Abbildung nicht sinnvoll sind. Und das ist auch wirklich kein Scherz, man zählt und schreibt in Cuba einen Takt pro Clave.

Warum ist es wichtig, ob man Viertel oder Achtel zählt? Bei unseren Kinder- und Volksliedern macht es tatsächlich keinen großen Unterschied, ob man \"1, 2, 3, 4\" oder \"1 und 2 und 3 und 4 und\" zählt. Hier aber geht es um Polyrhythmik. Clave ist stark synkopiert, und es fühlt sich ganz anders an, ob man dagegen Achtel oder Viertel klopft.

Wer verstehen will, was ich meine, kann ja mal die Übungen a) bis c) probieren: Die linke Hand klopft immer Metrum, die rechte Hand dagegen Triolenviertel. Triolen sind uns etwas vertrauter als Clave, und die Rhythmen a) bis c) kennen wir alle; trotzdem wird es für viele spätestens bei c) schwierig - dabei wird lediglich das Metrum feiner unterteilt.

a) Triolenviertel im 2/2
LH -X-----x-----X-----x-----X-----x-----X-----x-----X-
RH -x-x-x-x-x-x-x-x-x-x-x-x-x-x-x-x-x-x-x-x-x-x-x-x-x-

b) Triolenviertel im 4/4
LH -X-----x-----x-----x-----X-----x-----x-----x-----X-
RH -x---x---x---x---x---x---x---x---x---x---x---x---x-

c) Triolenviertel im 8/8
LH -X-----x-----x-----x-----x-----x-----x-----x-----X-
RH -x-------x-------x-------x-------x-------x-------x-

d) 3-2-Son-Clave im 4/4
LH -x-----x-----x-------x---x-------x-----x-----x-------x---x--------
RH -X-------x-------x-------x-------X-------x-------x-------x--------

e) 3-2-Son-Clave im 8/8
LH -x-----x-----x-------x---x-------x-----x-----x-------x---x--------
RH -X---x---x---x---x---x---x---x---X---x---x---x---x---x---x---x----


Bei d) und e) klopft die linke Hand Clave und die rechte Metrum. Interessant sind die Entsprechungen einerseits zwischen d) und c) und andererseits zwischen e) und b). Das liegt daran, dass im 3-Teil alle 3 Sechszehntel ein Schlag kommt, wodurch das Metrum hier triolisch wirkt.

Kurz, es fühlt sich nicht nur 12/8 anders an als 4/4 mit Triolen, sondern auch zwischen 8/8, 4/4 und 2/2 bestehen deutliche Unterschiede, sobald nonbinäre Rhythmen ins Spiel kommen.

Viele Grüße
Ole