Brauche Unterstützung für Solo-Jazz im allgemeinen.

Begonnen von frenk, 25. Feb 2012, 14:42:35

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frenk

Liebe Ukulelengemeinde,

zunächst einmal, falls ich in dem Brett ,,Spieltechnik" falsch bin bitte ich die Moderatoren um großzügiges Verschieben. Danke.

So - ich versuche mich nun schon seit einiger Zeit auf unserem Lieblingsinstrument und bin dabei, meine Richtung zu finden und zu erweitern.

Was ich dabei im Auge habe, ist z.B. diese feine Interpretation von ,,I left my heart in San Francisco" von Steven Strauss:

http://youtu.be/-BHXTYJMCm0

Insgesamt finde ich die Darbietungen der Friends of Old Puppy großartig wie etwa auch:
http://youtu.be/zSudAOq93ig  wobei das nur ein Beispiel von vielen ist – die haben einen unglaublichen Output und wenn es von Hamburg bis Berkeley nicht so weit wäre, wäre ich gern mal am Wochenende dabei, wenn die Friends of Old Puppy aufspielen. Eine äußerst lässige Truppe, wie ich finde.

Lange Rede, kurzer Sinn:

SOWAS WILL ICH LERNEN!!!!!
 
Nun frage ich Euch, ob es jenseits der drei magischen Üs (üben, üben, üben) irgendwelche Handreichungen gibt, die mir den Weg weisen oder erleichtern können. Mich treiben solche Fragen um wie:
- brauche ich 20 Jahre Jazz-/Improvisationserfahrung um überhaupt dahin zu kommen?
- gibt es vielleicht empfehlenswerte Bücher / Sheets, die mir helfen könnten? (Den Fundus von Glen Rose habe ich schon zu Hause, würde aber lieber Solo-Arrangements spielen können)
- hat vielleicht der eine oder die andere ein Arrangement, was sich prima als Grundlage machen würde?
- viele einschlägigen Seiten wie jazzukes oder von craig brandau kenne ich schon, habe aber das Gefühl, dass ich noch einen jahrelangen Weg vor mir habe, um dahin zu kommen
- gibt es irgendwelche tollen Übungen, die mir die ganze Sache erleichtern können?

Ich für alle Tipps dankbar!

1000 Dank schon mal von
frenk

Jan

Steven Strauss ist großartig! Wahrscheinlich ist dieser Stil keine Hexerei, wenn man richtig fit in Harmonielehre ist und ein verdammt gutes Gehör hat. Ich denke schon, dass man sich einige Jahre intensiv mit der Theorie und deren praktischen Umsetzung befassen muss. Aber das hilft dir natürlich auch nicht weiter...

Als Übung würde ich wahrscheinlich versuchen, Arrangements einfacherer Stücke zu schreiben: Blues, Popzeuchs usw., Songs denen eine eingängige Melodie und eine einfache Harmonie zugrunde liegt. Irgendwann schafft man es dann vielleicht, ein Solostück in ein paar Minuten zusammenzustellen....dann kann man sich auch komplexere Stücke vornehmen.
Ich würde das auch gern können, scheitere aber schon an \"Alle meine Entchen\" u.ä.

Tuke

Hallo frenk,
habe keine Tipps für Dich, wollte aber für den Hinweis danken!
Der Mann ist ja großartig.

Du hast für Dich die Latte aber wirklich sehr hoch gelegt.
Ein Kommentator schreibt:
He has a light swinging touch few can approach.

Viel Freude auf dem Weg dorthin!

Glen Rose fand ich als Einstieg übrigens hilfreich.
"Die Normalität ist eine gepflasterte Straße: Sie ist bequem zu gehen, aber auf ihr wachsen keine Blumen." - Vincent van Gogh

Bassepartout

Natürlich isr der \"Königsweg \" dahin ein ausgiebiges, intensives Studium der Harmonielehre und begleitendes Üben von Changes ubd Skalen.
Ich muss allerdings bekennen, das ich zu faul dazu bin und den Aufwand und die Mühe in Relation zu meinem Ziel - Spass haben - gescheut habe und die theoretischen Grundlagen vernachlässige.
Mein Rezept ist: Die \"Ehrfurcht\" vor dem Instrument, der Musik und den Meistern abzulegen und einfach - streckenweise ziellos - rumzuprobieren, also das spielerische Moment in den Vordergrund zu stellen. Es braucht natürlich eine Weile und einen gewissen Grundstock an Fingerfertigkeit und lässig abrufbarer Akkordgriffe (wobei ich zugegebenermaßen bei einigen nicht mal die Bezeichnung kenne ;) ) bis da vorzeigbare Ergebnisse rauskommen, aber mir gehts halt eben auch um den Spass am Spiel und Sound an sich.
Auf jeden Fall hilft auch, möglichst viele Arrangements nachzuspielen. Da kann ich auch die Solo- Bücher von Lyle Ritz sehr empfehlen; eins davon (weiß die Titel gerade nicht und hab sie im Moment verliehen) ist auch etwas leichter und für den Eistieg ganz gut; bei dem andern gehts schon etwas mehr zur Sache.

Bassepartout

Was mir noch eingefallen ist: neben den drei Üs empfehle ich auch die drei Hs- Hören,  hören,  hören!
Hör Dir viel Jazz an! Und damit neine ich nicht die kommerziellen Glattbügler wie z.B. Buble, sondern die wirklichen Meister! Im Bereich Swing etc. geht für mich nichts über die Aufnahmen aus den 30er bis 50er, z.b. Count Basie. Oder neuzeitlich aus heimischen Gefilde Echoes of Swing oder Paule Kuhn, die coole Sau ;)
Und natürlich viele andere Größen wie Scofield, Davis, Pastorius und und und
Das schult ungemein das Gespür und die Sensibilität und gibt dem Kopf Futter für Ideen.

Rainbow

Zitat von: BassepartoutNatürlich isr der \"Königsweg \" dahin ein ausgiebiges, intensives Studium der Harmonielehre und begleitendes Üben von Changes ubd Skalen.
Ich muss allerdings bekennen, das ich zu faul dazu bin und den Aufwand und die Mühe in Relation zu meinem Ziel - Spass haben - gescheut habe und die theoretischen Grundlagen vernachlässige.
Mein Rezept ist: Die \"Ehrfurcht\" vor dem Instrument, der Musik und den Meistern abzulegen und einfach - streckenweise ziellos - rumzuprobieren, also das spielerische Moment in den Vordergrund zu stellen. Es braucht natürlich eine Weile und einen gewissen Grundstock an Fingerfertigkeit und lässig abrufbarer Akkordgriffe (wobei ich zugegebenermaßen bei einigen nicht mal die Bezeichnung kenne ;) ) bis da vorzeigbare Ergebnisse rauskommen, aber mir gehts halt eben auch um den Spass am Spiel und Sound an sich.
Auf jeden Fall hilft auch, möglichst viele Arrangements nachzuspielen. Da kann ich auch die Solo- Bücher von Lyle Ritz sehr empfehlen; eins davon (weiß die Titel gerade nicht und hab sie im Moment verliehen) ist auch etwas leichter und für den Eistieg ganz gut; bei dem andern gehts schon etwas mehr zur Sache.

Hi Bassepartout,

meinst du dieses:

http://www.amazon.de/Lyle-Lite-Jumpin-Ukulele-Masters/dp/1423437810/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1330206601&sr=8-2

LG

Marion

hinnerk

Eine gute Vorbereitung ist meiner Erfahrung nach das Spielen von Akkorden in verschiedenen Lagen und dabei die Melodie integrieren. Es können ja am Anfang nur die Grundakkorde sein. Die akkordfremden Töne bzw. die Erweiterungen schleichen sich dann fast von selber ein. Hoffentlich ist das verständlich. Ich weiß was ich meine.

Bassepartout

Hi Rainbow, ja, genau, das meinte ich. Nur um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die Lyle Ritz Sachen sind keine Lehrbücher, sondern eine Sammlung von Chord-Solo-Stücken. Aber das Nachspielen alleine gibt schon Einblick, Erfahrung und Spass.
Und wenn ich sage, das erste ist \"etwas leichter\", dann ist \"leicht\" natürlich relativ - je nach Vorkenntnissen und Erfahrung; ich denke, das erste ist aber auch für fortgeschrittene Anfänger mit etwas Ausdauer geeignet.

losguidos

Hi Frenk,

es gibt eine Menge Literatur zum Thema Improvisation, aber wenig was speziell für die Ukulele geschrieben ist. Außerdem richtet es sich viel davon an Musikstudenten bzw. professionelle Musiker, zumindest aber an Amateure mit musikalischen Vorkenntnissen und einem gewissen Ehrgeiz. So \'locker flockig\', wie das bei den guten Musikern meistens aussieht, ist das leider nicht. Zumindest nicht zu lernen.

Ich glaube das wichtigste dabei ist, daß Du eine Lernmethode findest, die für Dich gut funktioniert und mit der Du klarkommst. Das ist ja bei jedem etwas anders. Ich glaube aber, egal wie man\'s macht, braucht man von allem etwas. Also Praxis (Spielen/Hören) und Theorie. Jedenfalls würde ich Dir davon abraten einseitig an die Sache ranzugehen. Zuviel Theorie verdirbt einem den Spaß an der Sache, genauso wie wenn man nur spielt, gar nix kapiert und irgendwie auch nicht weiterkommt.

Mir persönlich scheint die \'Politik der kleinen Schritte\' vielversprechend. Ein einfaches Solo kann eigentlich schon jeder Anfänger spielen. Das klingt dann zwar auch noch recht bescheiden, ist aber wenigstens schon mal ein Anfang. Die eigene Musik hört sich ja sowieso, für einen selbst, immer viel besser an, als wie sie andere wahrnehmen :) Man kann die Töne der Harmonien/Akkorde/Skalen spielen. In etwas fortgeschrittenen Stadium auch Skalenfremde, um es interesanter klingen zu lassen. Eine Improvisation zu spielen macht jedenfalls mehr Spaß, als etwas darüber zu lesen.

Was mir persönlich hilft, ist es z.B. Soli bekannter Stücke nachzuspielen. Die sind im Jazz zwar so gut wie nie auf der Ukulele gespielt worden und sind auch nicht so einfach zu finden (zumindest nicht für lau), aber mit etwas Gehirnschmalz, kann man die Noten auf die Ukulele übertragen. Auch wenn man sie mangels technischer Fertigkeiten meist nicht 1:1 auf der Ukulele nachspielen kann, kann man sie aber in der Regel vereinfachen. Also z.B. keine 16tel, Noten spielen, sondern nur Achtel und dabei einfach einige Töne weglassen. Das klingt dann meistens trotzdem ziemlich gut und man merkt, daß es nicht egal ist welche Töne man wegläßt, damit es noch gut klingt. Wenn man das öfter macht, stellt man auch fest, daß es einige Passagen ähnlich sind, also nur Variationen einer vorhergegangenen. Ich bilde mir zumindst ein, dadurch ein ganz gutes Gefühl für ein Stück zu bekommen. Aber das ist, wie gesagt, recht individuell und ich denke mal, Du mußt selber herausfinden, was für Dich funktioniert.

VG

frenk

Nun, lieber Bassepartout, wenn ich durch
Zitat von: Bassepartouteinfach - streckenweise ziellos - rum(zu)probieren

so weit komme, dass ich Deine Interpretation von \"strollin\' with no dough\" nachspielen kann (kleiner Werbeblock: http://youtu.be/qaGpbzaKiOk), dann bin ich schon einen großen Schritt weiter. Und a propos hören, hören, hören... ich arbeite gerade das Repertoire von Coco Schumann (große Empfehlung!!!) ab. So, aber jetzt genug mit halb off-topic.

Vielen Dank schon mal für die Tipps und den Zuspruch. Ich werde darauf achten, den Spaß nicht zu verlieren - und mich trotzdem der Harmonielehre nähern.... vielleicht hilfts ja was  ;)  Das Lyle Ritz Buch kommt jedenfalls schonmal auf die Bestell-Liste!

Weiterhin werde ich mit Freude den Steven Strauss\' dieser Welt lauschen und mich inspirieren lassen.

In diesem Sinne: 1000 Dank einstweilen. Für weitere und ergänzende Tipps stets sehr dankbar verbleibt:
frenk

frenk

ah - losguidos.
Das hat sich gerade überschnitten. Vielen Dank für die Tipps. Das klingt sehr ermutigend.

An den Sechzehnteln bin ich auch schon mehrfach abgebrochen (schöne Grüße von \"take the a-train \") ).  Ich probier es auf jeden Fall mal mit Auslassungen an der einen oder anderen Stelle.

Grüße
frenk

FRS635

#11
Ich find die Akkord-Arrangements von Glen Rose ganz gut geeignet, um daraus Chord-Solos zu machen. Die lassen sich dann u.U. auch weiterentwickeln, ohne weitere Theoriekenntnisse.

Mit Lyle Ritz war ich nicht so erfolgreich. Hab drei Solos gelernt und zwei inzwischen wieder vergessen, weil ich die schon nach dem Auswendiglernen und den damit verbundenen Wiederholungen einfach nicht mehr spielen mochte. :shock: Ich glaub, der Weg über eigene Arrangements ist da nachhaltiger.

Zum Thema Harmonielehre scheint wohl das Buch von Frank Sikora der Standard zu sein. Bin gerade am Ende vom ersten Kapitel, da kommen dann die Übungen, die mir gezeigt haben, dass ich dieses Kapitel nochmal aufmerksamer lesen muss.  :D

Ich hab mal \"I Left My Heart...\" bei GoChords geshared. Eigentlich die Glen Rose Version aber etwas transponiert und mit Intro.

Bei Ukuleledav (--> Google) ist vielleicht noch die eine oder andere Tabulatur dabei.