Griffnamen klären

Begonnen von QuintusNSachs, 27. Jun 2012, 20:24:29

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QuintusNSachs

Liebe Leute, bitte denkt mal mit mir mit

Geht um folgendes; ich habe eine Klasse die Ukulele lernt. Mittlerweile verstehen einige sofort wenn ich \'C\' meine, was ich hören möchte. Einige brauchen immer wieder Hilfe. Das klappt so weit so gut, dass ich nur noch sagen muß; \'0-0-0-3\', und jeder Schüler kriegt das hin.

Aber... wenn ich \'5-4-3-3\' rufe, ist das verwirrend. Mehrere Griffe für ein Akkord?! Das ist für einige schwache Schüler zu viel des Guten. Bei den Älteren bin ich so weit, dass ich auch mehrere Griffe verkaufen kann. Nur hätte ich gerne von euch gewußt, ob es dazu eine besondere Art gibt, die Unterschiede anzudeuten. Mein Vorschlag wäre:

0-0-0-3; C (0) (Null ist gleich Buchstabe O; steht für \'offen\')
5-4-3-3; C (1)
5-7-8-7; C (2)
9-7-8-7; C (3)
9-12-12-10; C (4)
12-12-12-15; C (5)

Der erste Griff ist natürlich deutlich; C-offen. Die anderen... spreche ich jetzt von C-1, oder 1-C, C-Position 1, C-erster? Ich möchte ja bestimmt nicht, dass es in unserer Schule eine Geheimsprache gibt, die sonst kein Mensch versteht. Es soll für jeden eine Hilfe sein schnell eine Griffreihe anzusagen.

Gerne hätte ich eine Methodik die schlüssig ist und stimmt. Gibt es so etwas? Oder können wir etwas entwickeln?

Wenn man ein Basisakkord hat, oder einen Dreiklang, kann man den nach oben umkehren. C-E-G bekommt als erste Umkehrung E-G-C, als zweite Umkehrung G-C-E, aber eine dritte Umkehrung kommt nicht, weil jetzt wieder das Ausgangsakkord kommt. Es ist sehr hilfreich in Klavier- oder Chormusik zu kommunizieren mit \'erste Umkehrung\' usw. Jeder Musiker versteht die Sprache. Das hätte ich auch gerne für die Ukulele.

Ich hoffe ihr könnt mich weiterhelfen.

frGr.  Q

-Jens-

#1
Das wird sehr schwierig, da eine Systematik unterzubringen, da auch deine 5 Varianten nur einen Auszug an Möglichkeiten darstellt. Das Ohr nagelt die Umkehrung meist am Melodieton fest, insofern wäre eine Nomenklatur ähnlich der Slash-Akkorde bei Gitarre (welche den Basston bestimmt) eventuell hilfreich, welche den Melodieton angibt:

Hier einige weitere Varianten:
0-0-0-3
0-0-0-7
0-0-0-10

für das C in der Melodie kämen weitere Varianten in Betracht, die jeweils einen anderen Akkordton doppeln:
5433
0433
0403

für das E in der Melodie z.B.:
5437
9787
0787
0087
0407

desgleichen zahllose Varianten für das G als Melodieton für den C-Dur Akkord (CEG), die ich hier nicht mehr aufliste ...
Da wird es schwierig, die Klangvariationen in Nomenklatur zu packen (Ukulele ist so variantenreich allein im Klang des C-Dur Akkords, einfach fantastisch!)

P.S. Für 40 (!!!) Griff-Varianten (bis zum 15. Bund) des C-Dur Akkords (und endlos vieler anderer Akkorde) siehe http://ukulelehelper.com/

P.S.S. Am Ende wird es wieder die Nomenklatur der Umkehrungen sein, die den Melodieton bestimmt, egal mit welcher Variante der Schüler dies erreicht  :?

QuintusNSachs

Das es nur ein Auszug ist, das bin ich mir bewußt. Die Vielfalt der Möglichkeiten ist faszinierend, da bin ich mit dir einer Meinung. Die Unmöglichkeit jedes Exemplar der Gattung \"Akkorde\" einen klaren Namen zu geben, ist eine Grenze die ich nicht so leicht akzeptieren kann. (Aspergianer lieben Raster, Regale usw.) Trotzdem ist es gut, darüber nachzudenken, denn gerade das Verstehen einer Grenze, so wie sie ist, macht diese Grenze reell und akzeptabel.

Kurz und gut; man lerne Basisgriffe, verstehe das 4-Zahlen-System, und indem man viel spielend kommuniziert kann man immer wieder etwas dazu lernen.

Danke, Jens!

Jutta

Das wirkt auf dem ersten Blick für mich sehr verwirrend für die Kinder. Wie alt sind die denn im Schnitt? Wie wäre es denn, wenn du statt der Zahlen laminierte \"flashcards\" mit den Abbildungen der Akkorden hochhälst? Die sind zusätzlich noch mit dem passenden Akkordbuchstaben beschriftet. Schön groß, dann kann jeder sie - auch von hinten - gut erkennen. Wie groß ist denn deine Gruppe? Wenn du magst, schick ich dir solche \"flashcards\" und auch also Blancokarten zum Selber beschriften per Mail.

LG Jutta

Uhu

Eine bewährte Hilfe aus dem (Gitarren-Mandolinen-Geigen-)Unterricht ist die Einführung der \"Lage\", also die Angabe, in welchem Bund der Zeigefinger zu finden ist, und danach richten sich alle anderen Finger. 5 4 3 3 ist also 3. Lage.

Gruß vom Uhu

Juttalele

Im Umgang mit Ukulelengriffen bin ich noch ungeübt, aber in meinen Gitarrenkursen für Anfänger, Kinder sowie Erwachsene frage ich z. B., wie der Akkord A-Dur (Ukulele: D-Dur) aussieht, d. h. ob sie ein Gleichnis finden aus dem Alltag. Unabhängig voneinander heißt es da oft: die Treppe.

Für D-Dur (Ukulele G-Dur) finde ich ein Drei-Eck passend.

D. h. ich würde es nicht zu abstrakt machen wie in der Mathematik, sondern das Griffbild mit einem aus der Realität vertrauten BILD verknüpfen.

Das muss man nicht mit jedem Akkord machen, aber wenn einige so greifbar in der Vorstellung präsent sind, können sie als Anker dienen. Man könnte die Klänge der Akkorde in unterschiedlichen Lagen entsprechend verknüpfen mit Empfindungen, die beim Hören entstehen. Im 8. Bund klingt es ja anders als im 2. Bund -- z. B. Micky Mouse (piepst da oben rum), der Kater weiter unten (lauert auf die Mäuse). So würde ich es zumindest probieren. Aber diese spielerische Herangehensweise muss dem Lehrer natürlich liegen, sonst wirkt es aufgesetzt. :)

-Jens-

#6
Eventuell würde es sich ähnlich wie bei den Slash-Chords für Gitarre (C/G - C-Dur mit G im Bass) anbieten, für die Ukulele den entsprechenden Melodieton des Akkords anzugeben (C/E = 0787 z.B.)? Genauso gut könnte man für den Melodieton die entsprechende Akkordumkehrung angeben. Melodieton C = Grundstellung, Melodieton E = erste Umkehrung, Melodieton G = 2. Umkehrung, z.B., bzw. sich streng an die praktische Nomenklatur halten - CEG, EGC, GCE (Grundakkord, 1. bzw. 2. Umkehrung, da braucht man meiner Meinung nach aber Notenkenntnisse, um die Logik zu verstehen)

Juttalele

Zitat von: -Jens-(Grundakkord, 1. bzw. 2. Umkehrung, da braucht man meiner Meinung nach aber Notenkenntnisse, um die Logik zu verstehen)

Ja, und nicht nur Notenkenntnisse. Ich wäre ja ohne meine Klaviererfahrung in solchen Dingen aufgeschmissen. Entsprechend stelle ich es mir sehr schwer vor für Anfänger auf Ukulele (Gitarre oder anderen Zupfinstrumenten), sich solche Bezeichnungen zu merken. Es gibt Menschen, die das prima können, aber die sind, glaube ich, eher in der Minderheit. Die Ausgangsfrage dieses Threads lässt sich deshalb auch nicht wirklich beantworten, da wir ja nicht wissen, um welche Zielgruppe es sich handelt.

Meine Zielgruppe sind immer Kinder und Erwachsene, die von nichts etwas wissen, die sich gar für unmusikalisch halten (und das sind -- glaube ich -- eben auch sehr viele). Über Notennamen und Akkordaufbau erzähle ich dann immer nur ein wenig nebenbei, zwischendurch mit der Bemerkung, dass sie das alles nicht wissen müssen (weil das sogleich den Druck nimmt) und gleich wieder vergessen dürfen. Wer es dann doch weiterverfolgen will, kann dies ja auf eigene Faust tun. (Das ein und andere bleibt dann aber hauchweise doch hängen.)

Und bei der Gitarre ist das mit den Umkehrungen zunächst nur wichtig, wenn es ans Zupfen geht, wegen der Bässe. Bei der Ukulele natürlich auch, aber da probiere ich noch rum ... und gehe mehr Kompromisse ein ;) (bis jetzt) ... Das Hören, Probieren, Experimentieren halte ich bei alledem für das Beste. Dann kann man hier und da ein wenig Theorie einfließen lassen. Aber eben immer gemeinsam mit dem Hören und Empfinden.  :)

Octopussy

Ich spiele schon seit 1,5 Jahren, habe geschätzte 300 Stunden geübt und spiele immer noch nur die einfachen Akkorde. Entweder bin ich unterentwickelt oder du forderst deinen Schülern zu viel ab.

ukelmann

Zitat von: Octopussy... bin ich unterentwickelt ...

Nein. Du unterschätzt Dich!  :P
Das ganze Zeug mit der Konstruktion von Akkorden, Transponieren,  Tonarten usw. ist reine Abzählerei zwischen den Tönen, z. B:
- ob man 2-,3-,4- oder x-Klänge zusammenbaut,
- welche Abstände die Töne im Mehrklang/Akkord untereinander haben,
- wie die Töne in der Tonhöhe zueinander liegen (z. B. Tonart, Inversionen)
Nur: das Ganze kriegt Namen, damit man sich schneller verständigen kann.

Letztendlich entscheidend ist nur, ob es klingt. Welche Noten liest eigentlich Stevie Wonder?
Plinke-ti plinke-ti plinke-ti PLING

Juttalele

Der Fragesteller machte die Bemerkung \"(Aspergianer lieben Raster, Regale usw.)\", d. h. ich nehme mal an, dass er sich selbst als einen solchen bezeichnet. Entsprechend hat er eben eine Vorliebe für diese Art des Denkens. Dagegen ist ja gar nichts zu meckern. Jede/r soll es den eigenen Möglichkeiten, Bedürfnissen und Ansprüchen gemäß handhaben und sich daran erfreuen.

Problematisch wird es \"nur\" dann, wenn jemand als Lehrer vor einer Gruppe steht, die eben auch wieder ihre verschiedenen Vorlieben usw. hat ... wie das immer so ist, haben dann jene einen Vorteil, die ähnliche Ansprüche und Bedürfnisse und Talente haben wie der Lehrer.

In der Freiheit würden sich so immer die Lehrer und Schüler finden, die zueinander passen. In der Pflichtschule fallen jene durch das Raster (da haben wir es wieder), die mit dem Lehrer nicht harmonieren.

Frust kommt immer dann auf, wenn man etwas lernen soll, wozu man überhaupt keine Lust hat ... das hat mit Blödheit und Unterentwicklung und all dem NIX zu tun!

Gemäß meiner Devise \"weniger ist mehr\" erfreue ich mich schon seit Jahrzehnten an den Akkorden in den unteren Lagen (auf der Gitarre) -- mit wenigen Ausnahmen. Aber wenn mich jemand fragen würde, wie genau die Akkorde der oberen Lagen sich zusammensetzen und wo der Grundton liegt usw. ... müsste ich rechnen (was nicht schwer ist -- aber Spaß hat es mir nie gemacht). Und wenn man es nicht braucht: na und?  8)

TERMInator

Zitat von: ukelmannLetztendlich entscheidend ist nur, ob es klingt. Welche Noten liest eigentlich Stevie Wonder?

Es gibt massenhaft gute Musiker die keine Noten können, sondern nur nach Ihrem Gehör spielen/singen.
Auch auf vielen Spielkursen wird bewusst ohne Noten gespielt.

Juttalele

Zitat von: TERMInatorEs gibt massenhaft gute Musiker die keine Noten können, sondern nur nach Ihrem Gehör spielen/singen.
Auch auf vielen Spielkursen wird bewusst ohne Noten gespielt.

Das \"nur\" würde ich noch in Anführungsstriche setzen. Denn wer \"nur\" nach Gehör spielt, verlangt seinem Gehirn sicher nicht weniger Rechenleistung ab als jemand, der \"nach Noten\" spielt, sondern eher mehr  ;)

Das Hören wird außerdem oft extrem vernachlässigt. D. h. es gibt vielleicht Musiker, die super toll und virtuos unzählige Töne erzeugen, aber sie hören sich selbst dabei nicht zu -- und so klingt es dann auch.