Banjoukulele - Erster Versuch - Update - Großer Baubericht mit vielen bunten Bildern

Begonnen von Dodo, 01. Jul 2012, 23:36:13

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Dodo

Der Bunddraht wurde einfach nur in die gesägten Schlitze rein gehämmert und mit dem Dremel abgeschliffen. Dabei hab ich das Griffbrett links und rechts neben dem Bunddraht jeweils mit Malerkrepp abgelebt, um nicht ins Griffbrett zu schleifen. Hat sich sehr bezahlt gemacht! :D

Nun wurden Griffbrett und Hals verleimt und nach Herzenslust geölt und geschliffen. Geölt habe ich mit Teak-Öl, eigentlich nur aus finanziellen Gründen, weil ich da noch ne Flasche im Keller hatte, die mein Vormieter mal dagelassen hatte. Erst war ich skeptisch, aber nach 15 Schichten Öl und diversen Malen Nassschleifen bin ich mit dem Ergebnis eigentlich sehr zufrieden. Sicherlich kann man da beim nächsten mal noch mehr rausholen, aber für den Anfang reicht's eigentlich :)

Soweit so gut, jetzt ging's an die Verbindung von Hals, Trommel und Innenverstrebung. Die Innenverstrebung wurde von außen geschraubt, so dass sie mehr oder weniger verborgen wurde. Ganz hat das nicht geklappt, aber weitestgehend. Dann kam ich auf die großartige Idee, dass es doch ausreichen würde, wenn man den Hals einfach mit 2 Holzdübeln und ausreichend Holzleim klebt, die Saitenspannung ist doch bestimmt nicht so hoch. Großer Fehler :D Die Saitenspannung ist hoch genug, dass es alles verzieht. Da ich den Hals aber nicht mehr wirklich abbekommen habe (so gut hielt der Kleber dann doch) musste ich leider bohren und Schrauben, vom Hals in die Trommel und die Innenverstrebung. Um die Bohrlöcher einigermaßen zu kaschieren wurde das ganze dann mit Mahagoniholzkitt verschmiert, man sieht's aber trotzdem. Vielleicht wird's besser, wenn ich die Sache noch mal öle, aber so ist's auch okay.

Bohrlöcher:


Aus diesem unprofessionellen Verbinden von Hals und Trommel hat sich allerdings eine relativ hohe Saitenlage ergeben (wegen dem Kleber bekomm ich den Hals nicht mehr ganz runtergebogen), die doch eher unschön ist. Ich konnte das stimmlich kompensieren indem ich die Brücke etwas weiter nach hinten verlagert habe, aber das ist auf jeden Fall verdammt ärgerlich. Das wird nächstes Mal besser.

Saitenlage:


Bevor es allerdings zum aufziehen der Saiten kam, mussten erst noch die Mechaniken und das Tailpiece angebracht werden. Bei den Mechaniken sind drei dumme Sachen passiert.
 
1. Ich hatte über den China-Shop sehr günstige Gitarrenmechaniken gekauft. Allerdings war die Kopfplatte zu dünn, weil ich vorher nicht auf die Idee kam, die benötigte Dicke für die vorhandenen Mechaniken auszumessen. Also mussten neue Mechaniken gekauft werden. Zum Glück gab's Ukulelenmechaniken, die gerade so gepasst haben.

2. Die Kuhle, die beim Fräsen entstanden war, sorgt dafür, dass die Mechaniken nicht passgenau am Holz anliegen, zumindest nicht die oberen beiden. Das geht besser :)

3. Die Kopfplatte ist viel zu breit. Die Mechaniken brauchen weniger Platz, hatte ich vorher auch nicht bedacht. Sieht zum einen nicht ganz so schön aus, zum anderen führt das dazu, dass die Saiten am Sattel sehr stark abgeknickt werden. Macht beim spielen nicht unglaublich viel aus, aber beim nächsten mal darf das ruhig besser werden.

Das Tailpiece konnte ich eigentlich ganz gut unterbringen. Ich habe zwei kleine Löcher in die Metallabdeckung gebohrt und die Haken des Tailpieces da reingebogen. Befestigt wurde das ganze an den schon vorhandenen Spannteilen der Trommel. Dafür brauchte es zwar eine neue Schraube, die etwas länger war als die bestehenden Haken, aber alle anderen Teile der Vorrichtung konnte man nehmen. So fügt sich das Tailpiece eigentlich sehr schön in die Trommel ein.

Tailpiece:




Jetzt war eigentlich alles soweit fertig zusammengesetzt und geklebt, bzw. geschraubt. Also hab ich die Saiten aufgezogen, mich über die schon oben erwähnte hohe Saitenlage geärgert (ich hab die Brücke schon ein wenig abgeschliffen, aber allzu viel kann ich da nicht mehr wegnehmen. Vielleicht muss ich doch mal selber eine Brücke bauen und dann das niedrigste nehmen, was gerade noch geht) und versucht das Monster in Stimmung zu bringen. Klingt jetzt vielleicht übertrieben, aber ich hab 2 Tage gebraucht. Problem war vor allem die Stimmung des Fells. Ich habe am Anfang gar nicht daran gedacht, dass man ja auch das Fell stimmen muss. Als ich die Ukulele endlich einigermaßen in Stimmung hatte klangen die gezupften Töne eigentlich ganz gut, aber die Akkorde waren grässlich. Erst nachdem ich das Fell angezogen hatte (immer schön über Kreuz arbeiten) klangen auch die Akkorde gut. Hat mich aber wie gesagt zwei Tage und viele viele Nerven gekostet, dachte zwischenzeitlich schon, dass die ganze Arbeit umsonst war....oder zumindest vergebens. :mrgreen: Außerdem musste ich die Brücke etwas verschieben um die hohe Saitenlage zu kompensieren und ein wenig schräg stellen, da der Hals auch nicht ganz gerade durch die gedachte Mittellinie vom Tailpiece läuft. Gestimmt habe ich übrigend in DGBE, hatte irgendwie das Gefühl, dass die Saitenspannung sonst zu hoch wird. Beim Stimmen ist mit die hohe Saite (also theoretisch die hohe A-Saite, bei mir aber in dem Fall E-Saite) mehrfach gerissen, weiß nicht, ob das an der Saitenspannung lag, oder dass das Tailpiece teilweise eher scharfkantig ist...habs abgeschliffen und nicht mehr so hoch gestimmt, bisher hälts :)

Vielleicht noch eine kurze Liste, was bei der nächsten Ukulele besser werden soll, auch als Gedächtnisstütze für mich. Tipps und Tricks von euch werden dann gerne ergänzt!

1. Vielleicht eine 8" Trommel statt einer 10" Trommel. Dann könnte das auch mit 18 Bünden klappen.
2. Besseres Template für den Hals anfertigen und diesmal nicht eine Kuhle in die Kopfplatte reinfräsen.
3. Den Hals am Übergang zum Griffbrett besser abrunden, beim längeren Spielen merkt man's dann schon.
4. Planes Holz kaufen und das Griffbrett vor dem Bundieren aufleimen und dann einen schönen Übergang zum Hals schleifen.
5. Das Griffbrett auf eine kleinere Dicke hobeln lassen, so dass der Sattel keine Unterlage braucht.
6. Die Bünde noch genauer Sägen und vor allem nicht abrutschen.
7. Den Hals besser an der Trommel anbringen, bzw. einen durchgängigen Hals machen. Frag mich dann allerdings, wie ich den befestigen soll?
8. Darauf achten, dass die Saitenlage niedriger ist.
9. Kopfplatte kleiner machen und nicht frei von Hand zeichnen.
10. Vorher die Dicke von den Mechaniken abnehmen und die Dicke der Kopfplatte dementsprechend abmessen.
11. Vielleicht mal ein anderes Öl ausprobieren und noch öfter Nassschleifen.
12. Hals und Tailpiece mittig ausrichten, dass der Hals nicht schief wegläuft.


Auch wenn es vielleicht nicht so klingt bei der ganzen Selbstkritik, alles in allem war es eine sehr schöne Erfahrung, sehr viel gelernt und Lust bekommen die nächste Ukulele zu bauen. Ich bin hier vielleicht auch ein wenig zu kritisch, aber nur aus dem Grund, dass andere ja nicht dieselben Fehler machen müssen wie ich und außerdem hoff ich auf den einen oder anderen Tipp von euch :D Hoffe, dass diesmal einige Sachen besser klappen werden, aber dafür wird wieder was anderes schief gehen. Die nächste wird noch einmal eine Banjo-Ukulele, danach will ich mich mal an einer ,,richtigen" versuchen.

Freue mich auf Tipps, Tricks und vielleicht den einen oder anderen herzlichen Lacher von euch.  :mrgreen:

Beste Grüße,

Dodo

Hier jetzt noch die versprochenen Tipps und vermeidbare Fehler (Ergänzungen sind gerne gesehen):

-   Holz kaufen, das bereits plan gehobelt ist! Versuche nicht zu sparen, hinterher ärgerst du dich doch. Eigentlich weiß man das, aber man vergisst's doch immer wieder.
-   Erst die Flügel an die Kopfplatte anleimen, dann schleifen!
-   Den Hals von innen verschrauben oder (noch besser) einen durchgehenden Hals machen!
-   Die Dicke der Kopfplatte von den Mechaniken abhängig machen, also vorher messen!
-       Griffbrett ein wenig größer als den Hals lassen, wenn man es verleimt und dann den Überstand wegschleifen, gibt eine schönere Kante!
-       Rundungen immer erst zum Schluss reinschleifen!
-   Versuchen Tailpiece und Hals in eine gerade Linie zu bekommen!
-   Beim Feilen der Bundstäbe das Griffbrett mit Malerkrepp abkleben, so feilt man sich nicht in Griffbrett!
-   Darauf achten, dass das Fell der Trommel gleichmäßig gespannt ist und zudem ziemlich straff gespannt ist!
-       Man kann gar nicht zuviel nachdenken  8) Und wenn man glaubt man hat genug nachgedacht, dann noch mal von vorne beginnen!

Bugle

Nabend Dodo,

ein sehr kurzweiliger und schön geschriebener Bericht - besten Dank dafür. Du bist für ein Erstlingswerk aber sehr strukturiert ans Werk gegangen und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Es ist das Beste überhaupt auf einem selbstgebauten Unikat zu ukeln; viel Spaß dabei. Und glaub mir eins - dass war bestimmt nicht Deine letzte Selbstbauukulele :mrgreen:.

PaSta

Von mir auch ein recht herzliches Dankeschön :-)
Kann nur zustimmen, dass es Spaß macht mit \"eigenen\" Instrumenten zu spielen.

Wünsche dir schon jetzt viel Spaß bei deinen nächsten Projekten  :D


MFG
Patrick

Rav

Alles richtig gemacht (wenn man die Tipps mit einbezieht). Schönes Instrument hast Du gebaut, das nächste wird noch besser. Dazu noch die spannende Doku...

Dodo

Vielen herzlichen Dank an alle netten Ukulisten :)

Habt ihr noch Vorschläge, weitere Tips, was man nciht machen sollte? Oder meint ihr ich hab irgendwas bei der Auflistung der Sachen, die ich beim nächsten Mal anders machen will, vergessen, bin für alle Hinweise und Ratschläge dankbar  :mrgreen:

Beste Grüße,

Dodo

skiffle

Wenn ich je so weit käme....,
würde ich wahrscheinlich ein 8\" Tambourin als Kessel wählen, das dickwandiger gern auch aus verleimten Holz ist. So hätte ich die Möglichkeit später gelegentlich einen Resonatordeckel hinten dran zu schrauben. Der bringt den Klang sicher nach vorn raus, wenn man ihn mal drauf geschraubt hat. Geht natürlich auch ohne diesen Reflektor ( ,wenn man keinen schallabsorbierenden Bauch zwischen Instrument und Wirbelsäule trägt  ;)  ).
Den Resonator könnte man dann mit speziellen Schauben im dickeren Holz des Kessels mit kleinen Distanzstücken, die den Schall durchlassen befestigen.
Ist nur so ´ne Idee, falls es mich mal erwischt. Nett finde ich übrigens, dass Du Deine persönliche Fehlerliste preis gibst, so wird die der Nachfolgebastler vielleicht etwas kürzer sein können.

Dodo

Dank dir skiffle,
das mit dem Resonator ist ne nette Idee, muss mal gucken, ob ich das bei der nächsten vielleicht sogar umsetzen kann. Glaube nur, es wird problematisch eine Trommel zu finden, die die Ansprüche erfüllt,w enn man nicht gerade eine selber baut...Wäre natürlich auch eine Idee :D Hab zwar keine Ahnung wie das geht, aber unmöglich wirds ja wohl nciht sein 8) Hat da Wim, der auch Banjoukulelen baut, nicht was dazu auf seiner Seite :? Muss ich dringend noch mal gucken.... Was die Fehlerliste angeht, ich hab beim Lesen hier im Forum unglaublich viel von den Bauberichten anderer gelernt, also sollte man versuchen was zurückzugeben. Und ich lern selber was dabei, wenn ich mir die Fehler noch mal veranschauliche :mrgreen: Und vielleicht hilfts ja wirklich dem einen oder anderen weiter :)

Beste Grüße aus dem Süden,

Dodo