Wann tiefe G-Saite?

Begonnen von howein, 18. Jan 2013, 15:59:34

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howein

Jetzt geb ich mal die Sucherei auf und frag direkt ...

Als Uke-Neuling bin ich natürlich erst mal über die ungewohnte Stimmung mit der hohen G-Saite gestolpert. Ok, ich habs begriffen ... typischer Ukulelenklang und so ... auch spieltechnisch interessant ... ich werd zum Lernen erst mal dabei bleiben, schon weil nahezu alle Noten darauf aufbauen.

Nun würde es mich aber doch mal interessieren ... nach welchen Kriterien entscheidet sich eigentlich ob man Low G braucht?
Gibt es bestimmte Musikstile, oder gibt es bestimmte Spieltechniken, die Low G erforderlich machen?
(Bei mir selber solls in Richtung Fingerstyle Blues und Ragtime gehen, wenn ich mich durch die Anfängersachen gewurstelt habe).

Oder ist das einfach nur \"Geschmackssache\", wie ich beim Suchen immer wieder gelesen habe, dass der/die eine eben auf High G schwört, der andere eben Low G lieber mag, und der nächste seine Uken sowohl als auch bespannt ...?

Knasterbax

Geschmackssache? klar. lowG klingt mehr nach Gitarre.

Musikstile, Spieltechnik? Wer fürs Solospiel viel Tonumfang braucht, wird lowG wählen.
Wer Somewhere Over the Rainbow wie Bruder Iz spielen will, auch.

Ragtime: Wenn der Daumen beim Wechselbass erst den tiefen, dann den hohen Ton zupfen soll, muss man sich bei der re-entrant-Stimmung ziemlich umgewöhnen. Oder eben eine tiefe G-Saite aufziehen. (Andersrum gehts aber meistens auch  ;) )

Blues: geht auch gut mit highG: http://www.youtube.com/watch?v=1XDyPMBvDhI&playnext=1&list=PL5516E2C19B0575AC&feature=results_video
Ich bin ja eher fürs Spielen als fürs Üben. (skiffle)

Seitenkiller

Prima, eine frage beantwortet, bevor ich sie hier gestellt habe. :D

Danke Howein für die Frage und danke Knasterbax für die Antwort.

LokeLani

#3
Glen Rose empfiehlt für jazzige Stücke LowG. Begründung hier: http://www.jazzyukulele.com/

Ich brauche LowG, um den Tonraum zu erweitern, vor allem für Stücke, die für andere Instrumente, wie z. B. Mandoline arrangiert sind.

Frolicks

#4
Glen Rose (nicht zu verwechseln mit Glenn Close) rät in seinem \"Jazzy Ukulele Workbook\" auch dazu, mit low G zu spielen, weils jazziger klingt. Und der Godfather of Jazz Ukulele, Lyle Ritz, spielt in der Tat meist auch low G (und sogar noch ne tiefere TEnor-Stimmung, ich glaube DGBE, also wie Bariton-Uke).
Kurz, für Jazz darfs auch gern (muss aber nicht) ein tiefes G sein. Und die Frage, wanns so weit, musst du für dich selbst bewantworten, howein, genau wie Seitenkiller. Am besten ist, man hat immer mindestens eine Uke bereit mit tiefem G, was bedeutet, dass man immer mindestens zwei Uken besitzen sollte.
Allerdings sollte man acuh beachten, dass die manche low G-Saiten auf Sopran- oder Konzert-Uken ziemlich schlabbern, weil sie zu wenig Spannung haben. Klingt dann halt auch nicht so gut. Allerdings beschränkt sich meine Low-G-Erfahrung auf Fluorarbon-Saiten, speziell braune Worth (bzw Risa). Andere habe ich auf Sopran- und Konzert-Mensur noch nicht getestet.

EDIT: Da war Lokelani schneller als ich, weil ich beim Schreiben unterbrochen wurde...
I plink, therefore I am.

Ole Lele

#5
Ich habe neun CDs von Lyle Ritz und soweit ich mich entsinne, spielt er auf allen in rückläufiger Stimmung. Meist spielt er in A- oder G-Stimmung (d\'ghe\'). Zwar ist dann tatsächlich g der tiefste Ton, aber er liegt auf der dritten Saite, nicht der vierten.

Glen Rose hingegen spielt in Gitarrenstimmung auf einer Bariton. Für ihn ist lowG \"musikalisch sinnvoller\", weil er mit highG nicht klarkommt. Er sagt: \"I guess if someone starts out [with a high g], it's about what you're used to .If you started with that, you can make it work.\" Die Aussage, lowG klinge \"jazziger\" kann sich nur auf stereotype Klangvorstellungen beziehen, denn highG erlaubt wegen der Clusterbildung ausdrucksstärkere Voicings als lowG.

Viele Grüße
Ole

howein

#6
Danke schon mal für eure Antworten ... das ist alles sehr interessant für mich!
Gerade wenn man von der Gitarre her kommt ist das eine ganz neue Welt. Ich habe auch nicht vor, nun unbedingt alles so weiter zu machen wie gewohnt - ich will die Uke ja nicht als eine Art Mini-Gitarre missbrauchen, sondern sie bewusst als etwas Eigenständiges mit eigenem Charakter zusätzlich mit dazu nehmen, zumal sie zu meinem Lieblingsthema Blues und Ragtime ja auch historisch irgendwie mit dazu gehört.

Frolicks

#7
Zitat von: Ole LeleIch habe neun CDs von Lyle Ritz und soweit ich mich entsinne, spielt er auf allen in rückläufiger Stimmung. Meist spielt er in A- oder G-Stimmung (d\'ghe\'). Zwar ist dann tatsächlich g der tiefste Ton, aber er liegt auf der dritten Saite, nicht der vierten.

Glen Rose hingegen spielt in Gitarrenstimmung auf einer Bariton. Für ihn ist lowG \"musikalisch sinnvoller\", weil er mit highG nicht klarkommt. Er sagt: \"I guess if someone starts out [with a high g], it's about what you're used to .If you started with that, you can make it work.\" Die Aussage, lowG klinge \"jazziger\" kann sich nur auf stereotype Klangvorstellungen beziehen, denn highG erlaubt wegen der Clusterbildung ausdrucksstärkere Voicings als lowG.

Viele Grüße
Ole

Meine Aussage über Lyle Ritz bezieht sich auf Jim Beloffs Vorwort zu \"Lyle Lite\": \"Observant listeners will notice that Lyle is playing C tuning but with the lowered G...\"
Ich war mir allerdings auch sicher, dass er in dem Video \"Joy of Uke 2\" low G spielt, aber da hat mich meine geschätze Erinnerung getäuscht, er spielt eine normale gcea-Stimmung und dann seine, für ihn wohl typische dGBe-Stimmung, mit hoher D-Saite.

Interessieren würde mich, wo du das Glen Rose-Zitat gefunden hast, Ole, denn auf seiner Homepage steht unter "Playing with a low G string on your ukulele": \"I like to use a low G string* on my ukulele when I'm playing jazz standards or blues. Playing with the typical high G is cool but I prefer a low G string myself because it brings out a more true sound for the jazz chords." http://www.jazzyukulele.com/

Dann gibts in Frankfurt noch Iso Herquist, der in seinem \"Hello ISo Orchestra\" durchweg Sopran Ukulelen mit lowG spielt.


Mich würde noch interessieren, was in dem Zusammenhang \"stereotype Klangvorstellungen" sind, und warum highG ausdrucksstärkere Voicings erlauben soll?

Meiner Meinung nach, macht das lowG den Sound eines Akkords voller und wärmer, dadurch, dass der tiefste Ton jetzt auch tatsächlich als erster klingt (\"unten liegt\"). Leider ist mir für das englische \"mellow\" noch kein passender Begriff auf Deutsch untergekommen, ich finde, der passt hier am allerbesten.

Wie auch immer, das alles heißt ja natürlich nicht, dass man jazzige Ukulele nur und ausschließlich mit lowG spielen kann. Ist halt nur eine klangliche Alternative, vermutlich tatsächlich ursprünglich von/für Leute erfunden, die von der Gitarre kommen.

Auf jeden Fall ist das ein guter Grund, mehr als eine Ukulele sein eigen zu nennen, um wenigstens eine mit lowG auszustatten...  :)
I plink, therefore I am.