Gretsch Boxcar und Yamaha SLG - Doppel Review

Begonnen von Guchot, 08. Mär 2013, 18:34:22

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Guchot

Wie immer, das Vorwort: Ich sehe mich nicht als Gitarren-Spezialist und meine \"Reviews\" sind alle höchst subjektiv und nicht unbedingt von Fachwissen begleitet. Ich schreibe einfach nur auf was mir persönlich an den Instrumenten auffällt, gefällt oder eben nicht gefällt.


Wie schon mal geschrieben, möchte ich den Ukeclub nicht mit zu vielen Gitarren verunstalten, deswegen habe ich auch hier wieder 2 Reviews zusammengefaßt. Und wie immer sind die extremst subjektiv :mrgreen:

Teil 1: Die Gretsch G9200 Boxcar Roundneck

Obwohl ich diese Gitarre erst seit Samstag habe, maße ich mir doch schon ein Urteil an

Wie immer beim großen T. war die Lieferung extrem schnell. Freitag Morgen bestellt, Samstag da Beim Auspacken stand schon die erste Überraschung ins Haus. Wie üblich war in dem Versandkarton von Thomann noch ein weiterer Karton des Herstellers und darin... die Gitarre, perfekt eingebettet in Styropor.  :o Sehr ungewöhnlich in der heutigen Zeit. Keine Gitarre die ich in den letzten Jahren gekauft habe, war so gut verpackt. Aber OK, das ist ja kein Bericht über ne Verpackung, sondern über ne Gitarre
Die Optik hatte mir schon auf den Fotos im Netz ganz gut gefallen, aber im Original sieht das gute Stück noch besser aus. Das Mahagonie glänzt fast schon Honigfarben und der Headstock hat etwas klassisches.

Also mal ran und das Baby stimmen. Den Mechaniken traue ich nicht so ganz. Das sind einfache offene Mechaniken, ob die auf Dauer dem Saitenzug gewachsen sind, weiß ich nicht. Aber für den Anfang gehts erstmal. Die Gitarre läßt sich gut stimmen, bis auf die G-Saite, die klemmt ein wenig im Sattelschlitz, muß ich demnächst mal mit der Feile ran. Ansonsten: Top! Die Saitenlage ist angenehm flach, die Bespielbarkeit ist klasse. Die Bünde sind recht hoch, das ist Gewöhnungsbedürftig, aber hat mir bis jetzt keine Probleme gemacht. Aufgrund einer vorherigen Bewertung habe ich direkt in einem mal die Oktavreinheit überprüft und bei meiner ist sie Perfekt. Hier scheint es also eine gewisse Serienstreuung zu geben.
Beim Anspielen bemerkte ich sofort ein leichtes rascheln im Korpus... was konnte das sein?  :shock: Ich habe die Gitarre einfach mal umgedreht und kräftig geschüttelt. Nach einer Weile kamen dann zwei Holzstückchen aus dem Korpus geriselt. Seitdem ist das rascheln weg, aber einen guten Eindruck bezüglich der Endkontrolle macht das nicht gerade, liebe Gretsch-Familie!
Nach der Entfernung der Störenfriede konnte ich dann weiter spielen. Das Baby klingt einfach klasse! Ein heller und warmer Ton, nicht sehr Baßlastig aber dafür mit Sustain von hier bis Kanada. Wirklich sehr schön. Ich hatte im Laufe der Zeit schon 2 Holz-Reso Gitarren, aber die kleine Gretsch klingt mit Abstand am besten.
Die weitere Vearbeitung empfinde ich als sehr gut. Hals und Korpus sind einwandfrei verarbeitet. Der Saitenhalter sieht einfach aus, erfüllt aber seinen Zweck. Ein Gurtpin am Ende ist auch vorhanden. Normalerweise würde ich jetzt meckern das am Halsfuß kein zweiter Pin ist, aber mittlerweile weiß ich das ich Resos eh nicht im Stehen spiele und das würde ich mit der kleinen Gretsch (obwohl die für eine Reso wirklich sehr leicht ist) auch nicht tun. Also stört mich der fehlende Pin auch nicht.
Ein negativer Punkt ist mir allerdings noch aufgefallen: Das Ding stinkt wie Hulle! Aus dem Korpus entweicht ein sehr unangenehmer Geruch nach Lack und/oder Lösungsmitteln. Ich hoffe das gibt sich mit der Zeit.

Fazit: Nicht nur Licht, auch etwas Schatten aber alles in allem eine wirklich empfehlenswerte Reso zu einem sehr anständigen Preis. Ich habe jetzt schon mehrere Instrumente der neuen Gretsch-Generation in den Händen gehabt und war mit allen sehr zufrieden. Gretsch scheint auf einem guten Weg zu sein  :)
Soundbeispiel reiche ich nach.

Teil 2: Meine Yamaha SLG100-S - Review

So, gestern war es soweit, meine Silent-Yamaha ist angekommen. Nach dem doch etwas ruppig gehaltenen Text bei eBay hatte ich die Ankunft erst in der kommenden Woche erwartet. Nicht das es mich stören würde das die schon da ist...

Der erste Eindruck als ich das Paket in Empfang nahm: Boooaaaah! Was hat der Typ da mit rein gepackt? Das Ding ist ja bleischwer... Also erstmal auspacken... Zu meinem Erstaunen mußte ich aber feststellen das außer etwas Polstermaterial nur der originale Yamahakarton und eben die Gitarre darin war. Ein Leichtgewicht ist das Ding auf jeden Fall nicht. Nicht so schwer wie ne E-Gitarre, aber schon mindestens so schwer wie eine gute Akustikgitarre. Die Gitarre befindet sich in einem gut gepolsterten Gigbag das etwas kürzer ist als eines für \"normale\" Gitarren und auch nur in etwa halb so breit. Nach dem öffnen desselben findet man den Korpus der Gitarre mit installiertem unteren Bügel und, jeweils in einem Extrafach, den oberen Bügel und das Netzteil.

Der oberer Bügel ist schnell montiert, die Befestigungsschrauben dienen gleichzeitig als Gurtpins. Da hat mal jemand mitgedacht Die Konstruktion sieht vielleicht etwas labil aus, ist aber sehr stabil. Kein Vergleich zu diesen Billig-Silent-Klappgitarren  Soweit also alles Gut. Nähern wir uns mal dem Spielen.

Einmal in Spielhaltung, liegt die Yamaha nahezu perfekt im Arm/am Körper. Die häufiger bemängelte fehlende Auflagefläche für den rechten Arm stört mich persönlich nicht. Der obere Bügel ist schon etwas verbreitert, so daß ich für meine Küche genug Auflagefläche und Abstützung haben. Ich bin aber auch nicht an riesige und breite Dreadnoughts gewöhnt. Jemand der daran gewöhnt ist, mag hier ein Problem kriegen. Als nächstes flugs das Stimmgerät an den Headstock geklemmt und gestimmt. Die Mechaniken haben solide wirkende, bernsteinfarbene Knöpfe... richtig Edel. Mir ist allerdings von Anfang an aufgefallen das der Kopf rein optisch eine Spur zu klein für den Korpus ist und deshalb liegen die Mechaniken auch relativ eng zusammen. Beim Saitenwechsel wirds mit ner Saitenkurbel echt eng... Aber so oft wechselt man ja nun auch keine Saiten und beim normalen Stimmen gehts zwar etwas eng zu, aber funktioniert.

Nach dem Stimmen erstmal ne Trockenübung... Jaaaaa, die ist wirklich leise! Wie ein Brett mit Drähten drüber halt klingen soll  :mrgreen:  Nach dem Test für die Umwelt also mal sehen wie das Baby verstärkt klingt. Der Typ hatte doch geschrieben die Original Kopfhörer wären dabei.... Ahja, das Gigbag hat auch eine Außentasche und da befinden sich die Kopfhörer nebst Bedienungsanleitung und Original Rechnung. Die Bedienungsanleitung habe ich mir schon im Netz gezogen und studiert, kann also wieder zurück. Die Kopfhörer sind noch Original verpackt. Kein Wunder, sind einfachste In-Ear Kopfhörer, also nix besonderes. In Ermangelung eines besseren Kopfhörers müssen die aber erstmal herhalten. Also Stöpsel rein, Schalter auf \"Phones\", grünes Läpchen geht an... kann losgehen. Es bringt jetzt relativ wenig auf die Klangcharakteristik näher einzugehen. Durch die Treble und Bass Regler kann man die schon sehr deutlich ändern. Im Vergleich zu meiner alten Sojing hat die Yamaha die Nase auf jeden Fall Kilometerweit vorne. Bei der Sojing konnte man eigentlich nur zwischen \"zu schrill\" und \"zu dumpf\" umschalten. Hier bietet die Yamaha schon deutlich mehr Möglichkeiten Viel mehr als Treble, Bass und Lautstärkeregler befindet sich aber auch hier nicht mehr an Bord. Lediglich ein Schalter für Raumklang (Reverb) ist noch anwesend. Dieser ist zweistufig angelegt aber ich konnte ehrlich gesagt keinen großen Unterschied zwischen Off, Stufe 1 und Stufe 2 feststellen. Das mag an den doch recht bescheidenen Kopfhörern liegen. Ich werde das demnächst mal mit was vernünftigem Probieren. Allzuoft werde ich diesen Effekt  eh nicht anwenden, da er wohl sehr viel Strom verbraucht und die Lebensdauer der Batterie im Extremfall auf eine halbe Stunde verkürzt. Ja, richtig gelesen, nicht UM eine halbe Stunde, sondern AUF eine halbe Stunde  :shock:  Was ich aber schon sagen kann, ist das die Yamaha trotz nicht abzustreitenden Piezo-Einschlag deutlich \"Akustischer\" klingt als eine E-Gitarre über Kopfhörerverstärker.

Von der Bespielbarkeit her ist die SLG aber auf jeden Fall klasse. Das Griffbrett gehört mit 43mm nicht gerade zu den breitesten, aber es geht. Mein \"Problemgriff\" D7 (XX0212) geht mit etwas Konzentration ohne scheppern. Die Saitenlage ist angenehm flach, auch der F-Dur läßt sich ohne größeren Kraftaufwand greifen. Am Korpus ist ein kleines Schlagbrett angebracht, dessen Sinnhaftigkeit ich beim reinen Betrachten der Gitarre öfters in Zweifel gezogen hatte, aber beim Picking habe ich unbewußt die Finger da abgestützt, was ich erst nach einiger Zeit gemerkt hatte. Also auch da hat jemand mitgedacht. Sehr schön  :) Die Mensur ist mit 634mm für eine Westerngitarre recht kurz, kommt aber mir persönlich sehr entgegen.

Als nächstes ein Wort zur Verarbeitung: Die ganze Gitarre macht einen sehr wertigen und soliden Eindruck. Alles ist sehr sauber und stabil verarbeitet. Ob es nun das Griffbrett ist, das nicht stumpf am Korpus endet, sonder in einem leichten Radius oder die Rahmenbefestigungen. Alles sehr sehr sauber und hochwertig. Einzig die Lackierung hinterläßt bei mir einen zwiespältigen Eindruck. Nicht aufgrund ihrer Qualität, sondern aufgrund ihrer Farbe. Mein Modell ist in schwarz metallic gehalten, hat also so einen schwachen Glitzereffekt. Das habe ich jetzt schon mehrfach für feinen Staub gehalten und mich immer wieder dabei erwischt das ich mit dem Ärmel über das Instrument wische, nur um zu merken das es gar kein Staub ist, sondern es von der Lackierung kommt. Ich glaube auf dem Bild des Headstocks kann man glaub ich so in etwa sehen was ich meine.

Als letztes noch ein Wort zu den Möglichkeiten des Instrumentes die ich noch nicht ausprobiert habe. Die Yamaha verfügt über ein Netzteil, das bei längeren Übungsstunden mit Reverb wohl auch angebracht ist, sonst kauft man sich Arm an Batterien. Auch hier wieder der Blick aufs Detail: Für das Stromkabel gibt es eine extra Führung, die verhindern soll das der Stecker aus dem Gerät gerissen wird wenn mal einer drüber stolpert. Natürlich kann die Yamaha auch über einen normalen Amp gespielt werden, Ausgangsbuchse dafür ist vorhanden. Ebenso gibt es eine Line-In Buchse, an die ein MP3-Player oder ähnliches angeschlossen werden kann, damit man schön mitjammen kann

Fazit (wie immer höchst subjektiv): Die Yamaha SLG-Reihe scheint mir wirklich der Rolls Royce unter den Silent Gitarren zu sein. Super Verarbeitung, toller Klang, abgefahrene Optik... alles was das Gitarristenherz so braucht Der einzige kleine Minuspunkt ist der hohe Batterieverbrauch. Yamaha gibt selbst bei hochwertigen Alkali-Batterien eine Lebensdauer von 24 Stunden an. Das ist nicht so viel, nach einer oder maximal zwei Wochen dürfte die Batterie durch sein. Als Alternative gibt es natürlich das Netzteil, aber ich empfinde so ein Kabel als lästig. Trotz ihres Preises von rund 600,-€ (Neu) muß ich sagen das ich die Gitarre als Preiswert bezeichnen würde. Im Sinne von \"ihren Preis wert\". Auf einer Skala von 1-10 würde ich eine 9,5 vergeben. Der Minuspunkt ist der Batterieverbrauch.

Und diesmal noch ein Schlußwort: Ich weiß, es glaubt mir keiner, aber ich bin jetzt echt DURCH. Ich trenne mich von allen Instrumenten die ich nicht mehr spiele und meine Vorstellung von dem was ich haben wollte, habe ich jetzt zu 100% umgesetzt. Das bedeutet aber auch das dies mein letztes Review war. Wer noch eins lesen will, muß mir was zuschicken zum Testen  :mrgreen:  :mrgreen:

howein

#1
Aha ... du hast inzwischen bei der Gretsch zugeschlagen ... schönes Teil, gelle?  :D
Ich wär fast auch nochmal schwach geworden als ich letzte Woche dort war ... aber ausnahmsweise hat die Vernunft gesiegt ...  ;)

Zu deinen Anmerkungen zu Mechaniken, Saitenhalter, fehlendem zweiten Gurtpin ... ich finde das hat Gretsch richtig gemacht. Es ist ein Instrument der Roots-Serie, den alten Instrumenten nachempfunden, und ist so stilecht. Die offenen Mechaniken waren praktisch Standard, soweit es nicht eh eine durchstochene Kopfplatte war. Ein zweiter Gurtpin dürfte völlig unbekannt gewesen sein, der Gurt - wenns nicht überhaupt nur ein Strick war wie man auf alten Fotos öfter sieht - wurde am Kopf hinter dem Sattel festgebunden.
Ich spiele meine Gitarren übrigens alle ausschließlich so, selbst wenn ein zweiter Gurtpin vorhanden ist - das ist eine einwandfreie Sache so, ist auch nicht so eng um den Körper, ich mag das freiere Gefühl. Ich hab auch noch nie bemerkt dass sich da der Hals verzieht oder dergleichen, wie man gelegentlich hört, nicht mal bei der sauschweren Tricone.

Viel Spaß damit!  :D

Guchot

Grundsätzlich hab ich nichts gegen offene Mechaniken, auf meiner Recording King und auch auf der Republic sind offene Mechaniken, nur machen die nen qualitativ hochwertigeren Eindruck als die an der Gretsch verbauten. Der zweite Gurtpin ist für mich persönlich auf allen anderen Instrumenten Pflicht, aber den kann man ja ggf. sehr einfach nachrüsten. Nur Resos spiele ich definitiv nicht im Stehen, von daher ist mir das in dem Fall ja auch egal. Das mit dem Gurt am Gitarrenkopf mag ich überhaupt nicht, mich persönlich stört das beim Spielen, mal ganz abgesehen davon das es mir auch optisch nicht gefällt. Aber jeder so wie es ihm gefällt :)

Guchot


ukelmann

Zitat von: GuchotSoundbeispiel zur Gretsch
http://www.youtube.com/watch?v=y1LU74eI8kU&feature=youtu.be
Gesang und Picking machen echt Fortschritte! Sehr schön!
Und die Gretsch natürlich auch, die hat so richtig was Westernmäßiges.
Plinke-ti plinke-ti plinke-ti PLING