Lack entfernen

Begonnen von seimke, 28. Mär 2013, 14:06:36

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema. (15 Antworten, 4.359 Aufrufe)

seimke

Hallo zusammen,

ich habe eine Baton Rouge U 108 S vor einigen Monaten günstig bei Mango Music gekauft. Sie hat Lackmängel und ich dachte ich könnte damit leben. Je länger ich sie aber habe desto mehr stört es mich doch. Sie ist wirklich ein tolles Instrument und ich würde das Lackproblem gerne lösen. Daher hätte ich einige Fragen.
Ich bin handwerklich mehr als unerfahren und wohl auch nicht die Geschickteste. Lackieren kommt für mich nicht im Frage aber was wäre wenn ich sie abschleifen und ölen würde? Kann man Pallisander problemlos ölen? Außerdem bin ich  mir nicht sicher wie ich das mit dem Schleifen machen soll. Manuell mit Schleifpapier? Welche Körnung soll ich da nehmen und wie mache ich das an den Engstellen z.B. wo der Steg oder der Hals aufgesetzt ist - wie komme ich da in die Ecken?
Bin für jede Hilfestellung dankbar.

Viele Grüße
seimke

howein

An die Frage hänge  ich mich mal mit dran ... ich überlege auch schon länger, an einem Instrument den Hochglanzlack zu entfernen und das Holz nur zu ölen, hab aber zu wenig Ahnung davon wie man den sauber runterkriegt ...

skiffle

#2
Wenn man den Lack mechanisch abträgt, muß man recht vorsichtig arbeiten.
Mit Schleifmaschinen hat man als Laie oft nicht das Feingefühl,
rummms hat man zu viel runtergeschliffen und rammt ins dünne Ukulenholz.
Zumal für die zahlreichen Rundungen oft nicht die entsprechend
geformt Schleifscheibe zur Hand ist.

Chemie würde ich persönlich eher nicht einsetzten, um den Klarglanzlack abzulaugen.
Da bleibt letztlich nur die gefühlvolle Schleiferei mit klassischem Schleifpapier.
Zu erwähnen wär noch, dass der Klarlack leider oft dicker aufgetragen ist, als man so vermutet. ;-)

Ist das allerdings geschafft und die Oberfläche mit feinkörnigstem Schleifpapier \"glatt\" geschliffen,
kommt der angenehmemer Teil der Veranstaltung.
Ich selbst würde diverse Wachse vorziehen. Da gibt es ne Riesenauswahl.
Alternativ empfiehlt sich Leinöl, doch das braucht seine Zeit,
bis das Holz gesättigt und das Öl in den Poren des Holzes \"ausgehärtet\" ist.
Auch hier gilt ggf. lieber öfter und dünn auftragen, überflüssiges Öl sofort wieder aufnehmen,
warten Ölen wiederholen, überflüssiges Öl sofort wieder aufnehmen,
warten Ölen wiederholen, überflüssiges Öl sofort wieder aufnehmen,
warten Ölen wiederholen, überflüssiges Öl sofort wieder aufnehmen,
warten Ölen wiederholen, überflüssiges Öl sofort wieder aufnehmen,
warten Ölen wiederholen und endlich mit dem Lappen matt polieren
und Stolz im eigenen Körper groß werden lassen. ;-)

Bestimmt haben andere Ukulelist_innen da noch konkretere Tipps.
Ach ja hier zum Beispiel. ;-)

profpeter

Ein Email an Dr Dick (am liebsten in Englisch) könnte auch gute Information geben. Er hat viel Erfahrung.

LokeLani

Abschleifen würde ich auch von Hand, zuerst mit gröberer Körnung und dann mit feinerem Schleifpapier, das ist viel staubige Arbeit! :mrgreen:

Mir hat charangohabsburg Tru-Oil empfohlen und für die Anwendung gibt\'s ein Videohttp://www.youtube.com/watch?v=CxRndnPEDic&t=17s

seimke

Mein Problem ist weniger das Ölen denn das kenne ich von den Massivholzmöbeln. Mehr Sorgen bereitet mir das abschleifen. Wie komme ich sauber in alle Ecken und Winkel z.B. am Halsansatz oder um den Steg herum?

Ole Lele

#6
Ich würde den Abtrag hauptsächlich mit der Ziehklinge machen und möglichst wenig mit Schleifpapier. Die Ziehklinge setzt sich nicht zu und man hat auch eine viel bessere Kontrolle, wie tief man schon ist. Man kann Lackziehklingen gebrauchsfertig geschärft kaufen. Wo ich damit nicht hinkomme, greife ich zu mit Schleifpapier beklebten Leisten oder nehme ein mit Schleifpapier umwickeltes Radiergummi.

Palisander enthält selbst relativ viel Öl, das die Trocknung stören kann. Gleichzeitig hast Du in den Poren auch noch Reste vom alten Lack, mit dem Dein Öl nicht unbedingt kompatibel ist. Aus beiden Gründen würde ich die Lele vor dem Ölen mit verdünnter Ballenpolitur (Schellack) waschen.

Viel Erfolg
Ole

charangohabsburg

#7
Da ich von LokeLani erwähnt wurde möchte ich, um Missverständnisse auszuschliessen, mich auch noch zum Thema äussern:

Die lackierte Oberfläche kann nur so gut sein wie sie vor der Lackierung vorbereitet wurde. Das ist einer der Gründe wieso ich LokeLani angeboten hatte die Lackentfernung bei einem reperaturbedürftigen Instrument das sie mir schickt zu übernehmen, ihr jedoch die Neulackierung zu überlassen

Schleifen bevor der erste neue (dünne) Lack-Auftrag gemacht wurde, ist für mich aus verschiedenen Gründen ein absolutes no-go: Gewisse Lacke lassen sich extrem schlecht wegschleifen, man kommt mit Schleifpapier nicht gut genug in die Ecken (gut vorausgesehen seimke!), und zudem hinterlässt man mit grosszügigem Schleifen wie dies bei der Lackentfernung nötig wäre unweigerlich eine unregelmässige Oberfläche. Deshalb, was Ole schon gesagt hat: alle Lacke lassen sich gut, relativ schnell und sehr präzise mit einer Ziehklinge entfernen. Schellack kann am schnellsten entfern werden indem man einen mit Alkohol getränkten Lappen für einige Minuten auf der Holzoberfläche liegen lässt und nachher mit der Ziehklinge fast wie ein \"Leintuch vom Bett\" abziehen kann! Es gibt auch (z.T. sehr giftige!) Chemikalien welche dasselbe mit Polyester- und Polyurethan-Lacken erlauben - da ziehe ich die \"trockene Ziehklingenmethode\" vor!

Dass es Ziehklingen wirklich gebrauchsfertig geschärft zu kaufen gibt wäre mir allerdings ebenso neu wie dass man mit gut geschärften (dünnen) Ziehklingen nicht in Ecken käme wo man mit Schleifpapier hinkommt - das sehe ich gerade umgekehrt! Ich verwende dazu sehr dünne Ziehklingen (0.15 mm). Eine Ziehklinge zu schärfen ist nicht trivial, aber auch keine Hexerei. Ich empfehle ich dazu statt der vielerorts erhältlichen runden Ziehstähle einen Dreieckstahl. Kirschen bietet einen solchen Dreieckstahl an, aber er ist nicht gebrauchfertig, denn dieser ist im nur, was man sich auch in jedem Baumarkt holen kann: eine Dreikantfeile dessen Feilenoberfläche  runtergeschliffen wurde, leider so unvollständig dass man sich lediglich einen Teil der Bearbeitung der Feile an der Doppelschleifmaschine spart, und schon gar nicht die nötige, mühevolle Polierarbeit mit Wasser- oder Ölschleifsteinen. Ein nicht polierter Ziehstahl taugt nichts.

Gleich wie Ole empfehle auch ich eine der eigentlichen Lackierung (oder \"Ölung\") vorausgehende \"Grundierung\" mit Schellack, nach dessen Trocknung ich zum ersten Mal zum Schleifpapier greife (400-er \"wet&dry\") um die Oberfläche absolut glatt zu machen. Ich verwende das Schleifpapier nass, in der Regel mit Walnussöl oder auch Olivenöl. Dieses \"Schleiföl\" wird in der Folge mit einem ganz leicht mit Alkohol (Brennsprit) angefeuchteten Lappen oder Stoffballen unter Anwendung von Druck vollständig entfernt (gegebenenfalls Lappen/Ballen erneuern sobald er offensichtlich nicht mehr fähig ist noch auf der Holzoberfläche verbliebenes Öl aufzunehmen. Dann nochmals 2x Schellack mit dem \"Schellack-feuchten\", nicht -nassen!) Stoffballen, diesmal mit Druck, aufgetragen und gegebenenfalls danach mit 800-er Schleifpapier leicht anschleifen und das dabei verwendete Öl wie vorher entfernen.
Schellack hat den Vorteil mit fast allen anderen Lack- und Öl-Oberflächenbehandlungsmethoden kompatibel zu sein, so dass nachher nichts mehr dagegenspricht mit Leinöl, \"Danish Oil\", \"Tru-Oil\", Wachs, Nitro-Lack, PU oder was auch immer fortzufahren.

Ich hatte LokeLani dieses \"Tru-Oil\" nicht aufrund meiner eigenen Erfahrung empfohlen, sondern weil ich von Kollegen bisher nur Gutes bezüglich der extrem einfachen Anwendung dieses Produkts gehört habe. Ich selber habe Tru-Oil noch nie verwendet.

Gruss,
Markus

Dieter

man müsste als erstes mal zu erkunden versuchen, was für ein lack überhaupt auf dem instrument ist.

wenn da einer der neuen 2-komponentenlacke drauf ist wirds haarig..

fertige geschärfte ziehklingen hab ich auch noch nie gesehen. da hätte ich mir die diamantschleifmaschine sparen können. wo gibts die?
Gruss Dieter

charangohabsburg

#9
Zitat von: Dieterwenn da einer der neuen 2-komponentenlacke drauf ist wirds haarig..
Den bekommt man mit einer Ziehklinge problemlos weg. Allerdings ist es schon deutlich weniger Arbeit wenn man das passende (wie erwähnt, normalerweise sehr aggressive und giftige) Lösungsmittel verwendet.

Und nein: um Ziehklingen zu schärfen taugt ein Schleifgerät (mit oder ohne Diamant) gerade mal gar nichts. Ziehklingenstahl ist relativ weich. Die Kante wird zuerst mit einer Metallfeile gerichtet (normalerweise rechtwinklig zu den Flächen), dann auf einem abgerichteten Wasser-Schleifstein (oder auch Öl-Schleifstein) geschliffen und poliert, und dann an der Kante für jede Fläche je ein Grat angezogen. So wie z.B. hier sehr anschaulich erklärt.

Edit:
Ich frage mich natürlich auch was ich denn mit einer fertig geschärft gekauften Ziehklinge nach einem Arbeitstag machen soll. Wegwerfen und eine Neue kaufen?  :lol:

Dieter

da bist du aber falsch informiert. auf der maschine liegt eine keramikscheibe und wird mit einer flüssigkeit mit diamantpulver besprüht. einen besseren glanz und eine höhere schärfe kriegst du auch nicht mit arkansassteinen oder mit rubinpulver hin.
meine stichel schleife ich damit und zum metallstechen müssen die scharf und poliert sein. schärfer geht nicht. auch stecheisen sind nicht schärfer.
Gruss Dieter

H a n s

Am einfachsten geht ne Shellaq Politur weg, die kann man einfach mit
Spiritus abwaschen.
andere Lacke, außer ein paar seltene auf Wasserbasis aufgebaute mach
ich persönlich gar nicht ab, da ich dafür zwar das Werkzeug hätte, aber nicht
die nötigen Schutzeinrichtungen um mich beim \"entlacken\" nicht zu vergiften.
Lebe Deine Träume, als ein Leben lang nur zu träumen !!

charangohabsburg

#12
Dieter, dann hast Du ein scharfes Blech, einen Schaber, keine Ziehklinge. Mit einer Ziehklinge macht man Hobelspäne, aber keinen Holzstaub. Soviel von wegen \"sich informieren\".

charangohabsburg

Zitat von: H a n sAm einfachsten geht ne Shellaq Politur weg, die kann man einfach mit
Spiritus abwaschen.
Das funktioniert, wenn der Schellack vernünftig dünn aufgetragen ist (es ist ja der grosse Vorteil von Schellack, dass er extrem dünn aufgetragen werden kann). Wenn man jedoch ein auf Hochglanz poliertes Instrument vor sich hat kann es vorkommen, dass man einen halben Millimeter Schellack wegwaschen müsste. Viel Spass! Deshalb der mit Spiritus getränkte Lappen den ich vorher erwähnt hatte. Spart viel Ärger und noch mehr Zeit.

Ich denke zudem sowieso, dass bei Seimkes Ukulele (Baton Rouge) Schellack nicht einmal als Spurenelement nachweisbar sein dürfte. ;)

seimke

Danke für all euere Ratschläge und Ausführungen!
Vorher habe ich noch überlegt ob ich es versuchen soll oder nicht. Jetzt ist es ganz klar. Das ist nix für mich. Ich werde sie zum Gitarrenbauer bringen und nachfragen was es kostet das machen zu lassen. Dann sehe ich ja ob sie mir das Wert ist oder nicht. Zum Lack, er ist matt und ich glaube schon dass er eher dünn ist.  Genau weiß ich es aber nicht.