Erfahrungsbericht Geyerleier (Baustelle)

Begonnen von Guchot, 17. Jan 2014, 08:22:00

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Guchot

Vor dem Review mein Standardsatz:
Obwohl ich schon einige Instrumente hatte, sehe ich mich nicht unbedingt als Spezialist und meine \"Reviews\" sind alle höchst subjektiv und nicht von ultimativem Fachwissen begleitet. Ich schreibe einfach nur auf was mir persönlich an den Instrumenten auffällt, gefällt oder eben nicht gefällt

Da ich zur Zeit noch etwas rum experimentiere, ist dieser Bericht eine Baustelle ;) D.h. ich werde von Zeit zu Zeit neuen Text, Fotos und auch Soundbeispiele einstellen.

(10.01.2014)
Es gibt Instrumente die laufen einem immer mal wieder über den Weg. Eigentlich wäre es unsinnig so ein Teil zu kaufen, aber irgendwann schlägt man (also ICH :mrgreen:) dann doch zu ;) So geschehen bei mir mit der Geyerleier, die ich heute vorstellen möchte.

Dieses relativ junge Instrumente wurde um 1999 von Stuart Malcolm Bilcock entwickelt. Der Name rührt zum einen von dem schnabelförmigen Kopf her, den das Ursprungsinstrument hatte (der aber mittlerweile verschwunden ist) und der Tatsache das Mr. Bilcock auf dem Hof \"Geyerslay\" in Rheinland-Pfalz wohnt. Mehr Infos dazu bei Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Geyerleier) oder direkt auf der Homepage (http://www.cassandraelk.de/). Man findet unterschiedliche Schreibweisen für dieses Instrument: Geierleier, Geyerleier oder auch Geyerleyer und soviel ich weiß hat Stuart alle 3 schon mal benutzt :mrgreen: Ich habe mich persönlich für die Schreibweise Geyerleier entschieden, in Anlehnung an den Hof ;)

Mir ist dieses Instrument zuerst durch die ungewöhnliche Optik aufgefallen. Ich bin ja bekennender Augenmensch, daher mußte mir diese ungewöhnliche Form sofort ins Auge fallen. Dann habe ich mir einige Youtube Videos angesehen (leider gibts da nicht so viele von) und entschieden das mir die Optik und der Klang eigentlich gefällt,  die Klangcharakteristik aber doch sehr stark in Richtung Mittelalter tendiert und daher für mich und meine Musik eher nicht geeignet ist. Also nicht kaufen...

Irgendwann kam dann der Punkt wo mich weder im Bereich Ukulele, noch im Bereich Gitarre oder Bass irgend etwas noch gereizt hätte. Ich will nicht behaupten dass das immer so bleibt, aber momentan bin ich mit meinem Instrumentenbestand so was von zufrieden das mir keine Verbesserung in den bestehen Kategorien mehr notwendig erscheint. Zeitgleich tauchte in Youtube ein Video auf das eine Geyerleier in GDAE-Stimmung (also Mandoline) zeigt. DAS fand ich cool! Die Geyerleier hat ihre Charakteristik nicht verloren, wird aber durch die Mandolinenstimmung kompatibler zu modernerer Musik. Mit der Mandoline hatte ich mich schon mal ein Zeitlang beschäftig, es aber hauptsächlich wegen des für mich zu schmalen Hals wieder aufgegeben. Jetzt hatte ich endlich einen Grund so ein Instrument doch zu bestellen :mrgreen:

Das ging dann auch relativ flott... Dienstag über eBay gekauft, Freitag war es da. Die Verpackung war etwas abenteuerlich, aber das Instrument ist unbeschadet angekommen. Aber hier gehts ja auch um ein Review über die Geyerleier, nicht über ne Verpackung... :mrgreen:



Nach dem Auspacken fällt erstmal auf: Wow, was ein Trumm! Das Teil ist schon ne Ecke größer als man anhand der Videos meinen könnte. Die Verarbeitung macht einen guten und stabilen Eindruck. Die Decke ist massive Fichte, Boden und Zargen sowie der obere Teil der Decke sind aus massivem Palisander. Das Schalloch wird durch eine Rosette verziert. Gut, die hätte es für mich nicht unbedingt gebraucht, aber so wahnsinnig störend find ich die jetzt auch nicht ;) Als Mechaniken tun solche aus einer Mandoline ihren Dienst. Stuart Bilcock betont des öfteren das diese Instrumente alle Handarbeit sind und man deswegen auch ggf. mal sieht das ein Werkzeug angesetzt wurde. Bei meiner habe ich davon bisher aber noch keine Spur gefunden. Ich gehe auch davon aus die Geyerleier nicht mehr von ihm persönlich hergestellt wird, denn in der Auktion stand \"Es sind wieder einige Leiern hangefertigt bei mir eingetroffen, die ich hier jetzt anbiete.\". Rein subjektiv und ohne irgendwelche Beweise scheint mich das Instrument geradezu mit \"HORA\" anzuschreien. Was an sich ja nichts schlechtes ist. Ich hatte schon einige Instrument dieser rumänischen Firma in der Hand und wenn die Geyerleier ebenfalls ein solches wäre, hätte ich damit auch kein Problem :)

So, jetzt aber mal Stimmen und dann gucken was raus kommt. Wie erwähnt will ich die Geyerleier eigentlich in Mandolinenstimmung spielen, aber die bestellten Saiten sind noch nicht da, also muß erstmal die Original-Besaitung herhalten. Vorm Stimmen muß allerdings erst einmal der Steg aufgestellt werden, der ordentlich verpackt unter die Saiten geklemmt war. Es gibt keine Markirung oder einen sonstigen Hinweis wo das Ding aufzustellen ist, also hab ich es erstmal frei Schnauze positioniert (jetzt wo ich das schreibe fällt mir auf das ich die Position ja über den 12. Bund hätte herausfinden können, ging aber auch so). Gestimmt wird das gute Stück in dDaAdDAA, was dank der sauber laufenden Mechaniken recht einfach geht. Einmal gestimmt läßt sich dann auch die Stegposition recht einfach festlegen und es hat sich gezeigt das ich nur ca. nen halben Zentimeter falsch lag. Das nenn ich mal Augenmaß! (oder Glück :mrgreen:).

Alles soweit fertig, also mal spielen... Es braucht so seine Zeit bis man sich an die ungewohnte Stimmung gewöhnt hat, aber dann kann man recht schnell und einfach ein paar Sachen improvisieren. Leider haben die aber alle diesen Mittelalter-Touch, den ich zwar manchmal ganz schön finde und an dem ich auch momentan Spaß habe, der aber langfristig eher nicht zu \"meiner\" Musik werden wird. Die Handhabung des Instruments ist gewöhnungsbedürftig. Mit der Form muß man sich erst einmal anfreundend, obwohl es dann recht einfach ist eine komfortable Spielposition zu finden. Die Mensur beträgt ungewohnte 60cm, für reine Ukulelenspieler vielleicht was viel, aber wer ab und an mal ne Gitarre in den Händen hat, wird damit relativ schnell klar kommen. Das ungewohnteste ist sicher die linke Hand. Der Hals der Geyerleier ist auf der Rückseite gerade, wie eine Squareneck-Dobro, und durch den weit nach oben gezogenen Korpus hat man auch keine Möglichkeit mit dem Daumen um den Hals herum zu greifen. Man muß also hier auf die klassische Gitarrenposition zurückgreifen: \"Daumen mittig auf der Rückseite des Halses\". Geht soweit ganz gut, aber beim Barree und bei schnellen Lagenwechseln wirds schon mal was kritisch. Mit der rechten Hand sind alle Ukulelentechniken möglich. Picking, Strumming... you name it. Wobei mir allerdings aufgefallen ist das speziell die Bass-Saiten bei zu heftigem Strumming anfangen leicht zu scheppern. Diese Saiten sind wohl eine Neuentwicklung der Fa. Pyramid, vielleicht sollte man da noch etwas nachbessern. Die Saitenlage ist nämlich eigentlich prima. Am Kopf durch einen Nullbund eh ziemlich unproblematisch stimmt der Steg von der Höhe her auch. Aktuell spiele ich meist Fingerpicking mit 2 Stahlpiks und einem Daumenplek aus Kunststoff. Von der Original-Stimmung werde ich hier kein Soundbeispiel einstellen, sorry, aber dafür reichen meine Fähigkeitennicht aus. Auf der Seite von folkfriends gibt es aber ganz nette Videos dazu und wer mal die Youtube-Suche bemüht, wird auch einiges finden.

Wie gesagt, die DADA-Stimmung ist dauerhaft nicht so das Wahre für mich. Da aber dieses noch junge Instrument wenig Konventionen unterliegt, kann man ja ruhigen Gewissens mal etwas experimentieren :) Stuart Bilcock erwähnt auf seiner Seite beispielsweise die Mandolinen- bzw. Bouzouki-Stimmung GDEA. Da warte ich noch auf die Saiten. Aber bei der Mensur von 60cm sollte es auch möglich sein mit Saiten einer 12saiten Gitarre die Geyerleier auf DGBE zu stimmen und selbst ein Saitensatz für das von der Uke bekannte GCEA sollte irgendwie möglich sein.

Bezugsquellen: Folkfriends oder direkt beim Hersteller.

(17.01.2014)
Eigentlich wollte ich zuerst einmal die Mandolinenstimmung auf der Geyerleier ausprobieren, aber da die gewünschten Saiten doch etwas länger brauchen, habe ich mir kurz entschlossen erstmal ein paar Saiten in DGBE-Stimmung besorgt (12er), wovon D und G oktaviert sind, die anderen beiden unisono. Da die Geyerleier Saiten mit Schlaufe benötigt, die Saiten für Westerngitarre aber ein Ballend haben, mußte ich erst mal die Ballends mit ner Zange knacken, danach lassen sie sich problemlos aufziehen. Der erste Eindruck ist zwiespältig... Die Saiten lassen sich deutlich leichter greifen als die Originalen, mir ist jetzt erst aufgefallen was das für Taue sind, so dass auch Barree-Griffe relativ leicht möglich sind. In Sachen Klang hat die Geyerleier einiges von ihrem Charakter verloren. Sie klingt halt jetzt sehr nach 12saitige Gitarre, was eigentlich auch zu erwarten war. Sie hat allerdings nachwievor eine extrem schnelle Ansprache und der Ton hallt sehr lange nach. Man hat das Gefühl er tanzt noch ein wenig im Instrument hin und her bevor er verklingt :mrgreen: Auch hier gefällt mir das Picking mit Daumen- und Fingerpleks am besten. So kann man am einfachsten die Doppelsaiten erwischen und der Ton klingt dann irgendwie schwebend. Mit den Fingern erreicht man diesen Effekt nicht. Die Lautstärke ist auch deutlich geringer als in der Originalstimmung.

Alles in allem muß ich sagen das mir die DGBE-Stimmung auf diesem Instrument nicht ganz so gut gefällt. Aber die Saiten für GDAE sind jetzt unterwegs. Mal sehen wie die sich schlagen :)

More to come...

ibongo

Herzlichen Glückwunsch und viel Geduld bei experimentieren!
Ho'omaluhia

H a n s

Kannst dich ja mal mit dem Rawuke in Verbindung setzten.

der beherrscht das Ding.

http://www.youtube.com/watch?v=9A-b4Jx13Fs
Lebe Deine Träume, als ein Leben lang nur zu träumen !!

Leahcim

Das Video erinnert mich sehr an Dosentelefon, mir gefällt das gar nicht. Hört sich Deine auch so an Guchot? :)

robertschult

Zitat von: LeahcimDas Video erinnert mich sehr an Dosentelefon, mir gefällt das gar nicht. Hört sich Deine auch so an Guchot? :)

Klingt auch für mich ziemlich blechern . . . kommt vielleicht auf die Saiten an ??!

Rawuke

Zitat von: H a n sKannst dich ja mal mit dem Rawuke in Verbindung setzten.

der beherrscht das Ding.

http://www.youtube.com/watch?v=9A-b4Jx13Fs
Hat er schon.  ;)

Der blecherne Klang liegt nicht an den Saiten, sondern da ist ein Snareteppich ,oder sowas eingebaut.
Wenn man in das Schallloch Richtung Kopf schaut ist am Boden was metallenes zu erkennen.

Nochmals: Viel Spaß mit dem Gerät, Guido!

TERMInator

Zitat von: robertschultKlingt auch für mich ziemlich blechern . . . kommt vielleicht auf die Saiten an ??!
Und die Stimmung - in den Kommentaren schreibt er irgendwo, daß er bei der Aufnahme die originalen Saiten auf GCEA gestimmt hat. Selbst mit geeigneten Saiten halte ich nichts davon, eine Geyerleier in GCEA oder DGBE zu stimmen, da geht der Sinn und Charakter des Instruments verloren. Wie ja Guchots Versuch auch bestätigt.

Ich habe ja auch eine Geyerleier, und wenn man die Originalsaiten wie vorgesehen DAda stimmt klingt das Instrument phantastisch. Die Vibrationen sind dann so eine Art Harley-Feeling.

robertschult


allesUkeoderwas

Ist halt wie alles im Leben Geschmackssache und natürlich auch \'ne Frage, wo man es anwendet...

http://www.youtube.com/watch?v=tLu7T7uL8rA

Ne Westerngitarre die so klingt würd ich persönlich jedenfalls nicht kaufen.
Gilt auch für Gitarren Cister und Spinet...

Ich persönlich hab dann doch lieber Düsenjet Feeling bei einer 12 Saitigen.  ;)
Ukulelen: Nur Schrott

H a n s

Lebe Deine Träume, als ein Leben lang nur zu träumen !!

Guchot

Kleines Update... Die Saitenfrage ist für mich persönlich nicht so leicht... Die Originalstimmung ist gar nichts für mich. Klingt zwar sehr interessant ist aber zu der Musik die ich mache übrhaupt nicht kompatibel. Mit der Mandolinenstimmung habe ich so meine Probleme, da die Bouzouki-Saiten nicht so richtig passen. Entweder habe ich die G-Saite so lose das sie andauernd rumscheppert, oder ich stimme ne Oktave höher, aber dann reißen dann die A-Saiten. Ich bin also wieder dazu übergegangen die Geyerleier in DGBE-Stimmung zu spielen. Um das ganze etwas interessanter zu machen, habe ich eine tiefe A-Saite aus dem Satz genommen und sie als oktavierte B-Saite verwendet. Beim Strumming klappt das auch prima, gibt dem Instrument etwas meehr Bass und damit etwas mehr Fülle. Beim Picking klingt es allerdings sehr ungewohnt. Ich weiß noch nicht so richtig ob mir das gefällt... Für ein abschließendes Fazit iat es aber noch zu früh, so weit bin ich noch nicht ;)

TERMInator

Zitat von: GuchotMit der Mandolinenstimmung habe ich so meine Probleme, da die Bouzouki-Saiten nicht so richtig passen. Entweder habe ich die G-Saite so lose das sie andauernd rumscheppert, oder ich stimme ne Oktave höher, aber dann reißen dann die A-Saiten.
Hast Du da \"irgendwelche\" Bouzouki-Saiten genommen oder die von Folkfriends/Pyramid speziell für die Geierleier abgestimmten ?

Guchot

Normale Bouzouki-Saiten, weiß gar nicht mehr welcher Hersteller das war...